einem Steinbruch im Kranichsberg durch einen herabfallenden Stein die Beine abgeschlagen. M. ist auf dem Transport, jedenfalls infolge großen Blutverlustes, verschieden. Er hinterläßt eine Witwe mit 5 unmündigen Kindern.
Bacharach, 6. Juni. Montag mittag er. trank hier ein 24jähriger Rhein-Arbeiter. Der Ertrunkene kam mit einem Nachen von Caub und wollte denselben an einem bergwärts fahren- den Schiffe befestigen, wobei der Nachen um- schlug und der Arbeiter ertrank. Ein zweiter Insasse des Nachens konnte sich retten.
Breslau, 7. Juni. Die Abendblätter melden aus Kattowitz, daß in Zawodzie bei Kattowitz heute vormittag die Vorderfront eines dreistöckigen Hauses eingestürzt sei. Bis heute abend sind 1 Frau tot, 3 Frauen und 1 Mann schwer verletzt geborgen worden.
Berlin, 7. Juni. Der Reichstag hielt heute seine erst» Sitzung nach den Pfingstferien ab. Präsident Graf Ballestrem begrüßte die Abgeordneten herzlich und machte, während sie sich von den Plätzen erhoben, Mitteilung von dem Tode des Großherzogs von Mecklenburg. Strelitz. DaS Haus traf sodann nach debatt- loser Erledigung einer Rechnungssache in die zweite Beratung des Gesetzentwurfs betr. die Bekämpfung der Reblaus ein.
Berlin, 7. Juni. Vor der heutigen Ber- liner Börse liegt folgender Stimmungsbericht vor: Die andauernde Zurückhaltung der Spekulation wird offenbar verschärft durch die Situation in Ostasien. Einlaufende Telegramme lassen erkennen, daß eine wichtige Entscheidung, in deren Mittelpunkt Port Arthur stehen dürfte, unmittelbar zu erwarten ist. Die Augen der Börse sind daher mit größter Spannung nach dem Kriegsschauplatz gerichtet.
Berlin, 7. Juni. Die „Voss. Ztg. meldet aus Graz: Ein hiesiger Student Garner ist bei einer gefährlichen Gletscherpartie auf der Pfaffen- kanzel bei Stubing abgestürzt und war sofort tot. — Das „B. T." meldet aus Görlitz: Das Kriegsgericht verurteilte den Unteroffizier Liebig wegen Mißhandlung Untergebener zu 20 Tagen Mittelarrest. — Das „B. T." meldet aus Bremen: Auf der Weser ertranken 3 Personen, worunter Vater und Sohn vor den Augen von Frau und Mutter.
Königsberg i. Pr., 7. Juni. Als gestern
abend italienische Maurer von auswärts heran- gezogen waren, mit Wagen von der Baustelle auf dem Sackheim zum Tor heraustransportiert wurden, eutstand ein Krawall, wobei die Italiener und die Schutzmannschaft mit Faustschlägen angegriffen und mit Ziegelsteinen beworfen wurden. Die Schutzmannschaft machte von der blanken Waffe gebrauch und nahm eine Anzahl von Verhaftungen vor. Auf dem Sackheim und den Nebenstraßen rotteten sich Tausende von lärmenden Menschen zusammen. Erst gegen 10 Uhr war die Ruhe wieder hergestellt.
Dresden, 8. Juni. Der König, welcher schon einige Tage krank darniederliegt, verbrachte auch die gestrige Nacht schmerzlos. Der Katarrh der Luftorgane, an dem der König schon seit Monaten leidet, ist noch immer vorhanden. Die dadurch verursachte Kurzatmigkeit ist zuweilen recht störend. Fieber ist nicht vorhanden. Der Puls ist regelmäßig.
Wien, 7. Juni. Die Wiener „Zeit" meldet: Leutnant Bilse, der Verfasser des bekannten sensationellen Militäuromans, hätte am letzten Donnerstag in London eintreffen sollen, wohin ihn der Verleger der englischen Ausgabe seines Buches zu einem Besuche geladen hatte. Anstatt seiner traf ein Brief des Ex-Leutnants ein, worin er mitteilte, er sei außer Stande, sich auf Reisen zu begeben, weil er „verwundet" sei. Die Londoner Blätter schließen daraus. Leutnant Bilse habe mit der Ausfechtung der Serie von Duellen begonnen, zu denen er infolge seiner Enthüllungen heraussordert wurde, und sei bei einem derselben verwundet worden.
Rußland und Japan.
Tokio, 7. Juni. Admiral Togo meldet: Trotz unruhiger See nimmt die Säuberung der Talienwanbucht von Minen in befriedigender Weise ihren F> rtgang. In den Tagen vom 3. bis 6. Juni wurden 41 Minen entdeckt und zur Explosion gebracht. Ein Chinese, der früher Lotse wa, leistet uns jetzt nützliche Dienste. Für Flachschiffe ist eine sichere Fahrstraße aufgefunden worden.
Tschifu, 7. Juni. In der vergangenen Nacht machten die Japaner augenscheinlich einen entschlossenen Versuch, gegen Port Arthur von der Landseite her vorzugehen. Eine Dschunke, die einen Punkt drei Meilen südlich von Dalny gestern morgen verließ, hörte eine Kanonade
nordwärts von Port Arthur von 7 Uhr bis 2 Uhr nachmittags, nach welcher Zeit das Schiff außer Gehörweite kam. Es scheint, daß die Japaner gestern einen Angriff zu Lande und zu Wasser auf Port Arthur geplant haben. Als die Russen dies bemerkt hatten, schickten sie ein Geschwader aus, um eine Schlacht zu liefern und zu verhindern, daß die japanischen Schiffe mit den Landstreitkräften zusammen- wirken.
Verschiedenes.
Einheimische Industrie. Die erste der alljährlich vom „Technischen Verein Frankenthal" veranstaltete Exkursion galt dem Besuch der Sunlight Seifenbabrik Mannheim. Auf dem 85 000 tzm großen Gelände erheben sich die stattlichen Fabrikanlagen mit ihrer langgestreckten charakterischen sich vorteilhaft präsentierenden Front. Die Besichtigung des großartigen Etablissements bot viel Interessantes. Die Hellen, ausgedehnten und sauberen Räume mit den neuesten Maschienen wurden allgemein bewundert; nicht minder gefielen die schönen und sehr praktischen Bureaus, sowie die Wohlfahrtseinrichtungen. Alle Anfragen wurden in liebens- würdiger Weise beantwortet und die Erklärungen, welche die Teilnehmer der Exkursion über das Wesen und über das Entstehen der Sunlight- Seife erhielten, werden sicherlich in bester Erinnerung bleiben. Der Rundgang in der Fabrik begann im Schmelzhaus. Dort sorgen für Dampferzeugung zwei große Steinmüller- Kessel mit über 300 Hm. Heizfläche, zu welchen in Kürze noch eine weitere im Bau begriffene größere Dampfkesselonlage tritt. Die Fabrik besitzt eine große 180 i^. Wiedesche Dampf- Maschine; zwei große Dynamos neuester Konstruktion S. G. 500 sorgen für den Licht- und Kraftbedars; ferner sah man eine weitere Zusatzmaschine N. G. 50 für Akkumulatoren-Ladung. Imposant sind die hohen Räume des dreistöckigen Eiedehauses. In sechs großen Kesseln, von denen der umfangreichste etwa 1200 Zentner Seife faßt, und die sich im stetem Betrieb be- finden, sah man die brodelnde Seifenmasse. Die beim Verseifen abfallende Unterlauge mit dem wertvollen Glycerinbestandteil wird nach dem zweiten Stockwerk in große Reservoire geleitet. Aus dieser Unterlänge wird nach sorgfältiges
Der Majoratsherr.
Roman von L. Jdler-Derelli.
27) Nachdruck verboten.
„Deshalb machen Sie sich keine Sorge» Herr Feldmann!" entgegnete das junge Mädchen sehr freundlich. „Für Sie ist es besser, Sie Sie sind bei uns, und da ich Sie doch nun einmal in Ihrem Unglück gefunden habe, bin ich viel ruhiger, wenn ich mich selber davon überzeugen kann, daß Ihre Pflege nicht versäumt wird."
„Gott lohne eS Ihnen!" sagte der Kranke schwach und schloß die Augen.
,Es war ein langwieriges Leiden, das den alleinstehenden Mann betroffen hatte. Tag für Tag kam der Arzt die erste Zeit nach Dornow, um das heftige Fieber, das sich der Verunglückte durch das stundenlange Sitzen in der Kälte zugezogen hatte, zu vertreiben. Aber allmählich wurde es besser; die sorgsame Pflege, die dem Bauer zu teil wurde, und der starke Körper des Mannes überwanden die Krankheit.
Herr von Blomen saß mitunter am Bett °es Patienten und ließ sich von ihm über amerikanische Zustände erzählen; er erkannte, baß er einen klugen Mann vor sich habe, der scharf beobachtete und richtige Schlüffe zog. 4b und zu kam auch Eberhard und sprach freundlich mit dem einfachen Bauern, so daß bem Genesenden die Tage vergingen, er wußte selbst nicht, wie.
Ende März war es und die Frühlingssonne Men hell aus das erwachende Land, da tratt btt Bauer Feldmann, noch auf einen Stück geatzt, aber sonst mit festen Schritten in Herrn d°n Blomens Zimmer.
. »Was bin ich Ihnen schuldig, gnädigerHerr?" stagte er.
„Nichts!" entgegnete der Angeredete lachend» mw Sophie schob dem Rekonvaleszenten einen vluhl hin.
„Setzen Sie sich," sagte Sie freundlich, „Sie dürfen noch nicht lange stehen."
Der Bauer ließ sich bedächtig nieder.
„Nichts?" wiederholte er. „Gnädiger Herr, das geht nicht. Dem Doktor habe ich bezahlt und nun möchte ich Ihnen doch wenigstens die Unkosten ersetzen, die Sie durch meine Krankheit gehabt haben. Sie wissen es ja, ich bin vermögend genug. Ihre Guttat an mir kann ich niemals vergelten, das weiß ich wohl, aber vergessen werde ich sie Ihnen nimmermehr!"
„Die Unkosten sind nicht der Rede wert," sagte Sophie. „Es wird doch täglich für eine Menge Leute gekocht, auf einen Teller Suppe mehr kommt es da nicht an. Wir freuen uns nur, daß Sie wieder hergestellt sind, und ich stimme meinem Vater bei: Sie sind uns gar nichts schuldig!"
Der Bauer sah das liebevolle Mädchen ernsthaft an; seine Brust hob sich.
„Ja, dann will ich es sagen," antwortete er langsam. „Ich habe mir wohl gedacht, daß es so kommen würde. Wer so gut ist, wie Sie, läßt sich für seine Barmherzigkeit, die er an anderen übt, nichts bezahlen. Aber während ich so allein auf meinem Schmerzenslager lag, freute ich mich doch, daß ich noch einen anderen Dank für Sie habe, als nur die Worte: Vergelts Gott!' Ich kann Ihnen etwas erzählen, was Sie sehr interessieren wird!"
Feldmann sah mit festem, ruhigem Blick auf die gespannten Züge seiner Zuhörer, ehe er fortfuhr:
„Sie können Ihren Bräutigam, Herrn Eberhard von Thurin, immer noch nichtcheiraten, weil er die Güter nicht hat. Aber diese Güter kommen ihm rechtmäßig zu» denn Frau Antonie von Thurin ist nicht das Kind des Oberförsters Wendt, sondern einen Tagelöhnerkiad aus Moosbrück, ihr Vater hieß Braun."
Ein Ausruf des alten Herrn von Blauten unterbrach den Sprechenden, aber der Bauer winkte abwehrend mit der Hand.
„Ich weiß, was ich sage, gnädiger Herr, und jedes Wort ist die lautere Wahrheit, so war ich einmal selig zu werden hoffe. Ich will von Anfang an erzählen und werde Ihnen heute noch, wenn ich wieder in mein Haus ge- kommen bin, den Beweis bringen, daß ich wahr gesprochen habe. Ich war ejn junger Mensch von 20 Jahren und hatte bis zum Herbst 186* bei dem Oberförster Wendt als Kutscher gedient. Von Geburt bin ich ein Moosbrücker Kind und ich hatte es gut bei dem Herrn Oberförster, aber mir steckte das Auswandern im Kopf; darum gab ich den Dienst auf. Nun redeten mir alle ab, ich solle nicht im Winter nach Amerika gehen. Ich mietete mir also eine kleine Stube und ging auf Arbeit, wo ich gerade verlangt wurde. Das Häuschen, in dem ich wohnte, gehörte einer Frau Müller, einer Witwe ohne Kinder; sie waren ihr klein gestorben. Sie war Bezirkshebamme und fand überall ihren Vorteil, aber es war ein unnützes Weib, verschlagen und hinterlistig; die Leute mochten sie nicht und keiner traute ihr etwas Gutes zu. Mir kam sie aber nicht zu nahe und ich wohnte ganz gut bei ihr. Die jüngere Schwester dieser Frau, ein hübsches, leichtsinniges Dorfmädchen, hatte sich mit einem Taglöhner Braun verheiratet. Es war eine recht leichtfertige Heirat, denn sie hatten beide keinen Pfennig, und was in dem jungen Haushalt gebraucht wurde, mußte der Mann erst durch seiner Hände Arbeit verdienen. Aber Braun war ein kräftiger junger Mann, der das Leben noch vor sich hatte. Ein halbes Jahr waren sie ungefähr verheiratet, als der Dorfbrunnen neu gemacht werden mußte. Braun und noch einige andere Männer arbeiteten daran unter Aufsicht des BrunnenmacherS. Als nun das Pumpenrohr eingesetzt werden sollte, fiel es, weiß Gott durch welchen Zufall, um und schlug Braun nieder. Ich arbeitete in der Nähe und wurde auch zu Hilfe gerufen. Wir hoben mit Anstrengung das Rohr von dem regungslosen Körper und zogen Braun hervor.