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Rundschau.
Stuttgart, 6. Mai. Der Wiederzusammentritt des Landtags ist am Dienstag den 17. oder Mittwoch den 18. d. M. zu erwarten. Die Kommission für die Gemeinde- und Bezirksordnung gedenkt ihre Arbeiten so rasch fördern zu können, daß bis zum Himmelfahrtstag den 12. Mai auch die zweite Lesung beendet ist. Die Dauer der diesmaligen Tagung ist auf 4—6 Wochen berechnet.
Stuttgart. Seit etwa 10 Jahren besitzt die württ. Eisenbahnverwaltung einen Mm Krankentransport besonders eingerichteten Wagen, der, ähnlich wie der Salonwagen gebaut, eine größere Abteilung in der Mitte enthält, die mit Ruhebett, ausziehbarem Schlafstuhl und Doppeltüren versehen ist, so daß der Kranke auf Bett oder Tragbahre von jeder Seite in den Wagen gebracht werden kann. Die rechts und links davon befindlichen Abteilungen sind mit Sitzplätzen für etwaige Begleitung bequem eingerichtet. Um die Benützung auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen, ist die Taxe für die Beförderung im inneren Verkehr der württembergischen Staatsbahnen ab 1. Mai ds. Js. von 12 auf 6 Fahrkarten l. Kl. herabgesetzt worden. Dabei «sind zwei Begleiter frei, weitere Begleiter haben Fahrkarten II. Klasse zu lösen. Die Bestellung kann bei jeder Bahnstation erfolgen.
Hirsau, 4. Mai. In vergangener Nacht suchte ein Dieb in die außerhalb am Wald gelegene Villa Gemmingen einzudringeu. Durch den Lärm und die schrecklichen Drohungen ließ sich die Bewohnerin beengen, dem frechen Dieb etwas Geld aus dem Fenster zuzuwerfen, mit welchem sich der Räuber flüchtete.
Offingen OA. Riedlingen, 5. Mai. Durch die offene Stalltüre sprang ein Hund einer Katze nach, das Vieh wurde dadurch aufgeschreckt und sprang zur Seite, wobei eine Frau, die eben mit dem Melken beschäftigt war, so unglücklich getreten wurde, daß sie schwer verletzt darniederliegt.
Rottenburg, 6. Mai. Aus dem hiesigen Landesgefängnis ist ein Sträfling ausgebrochen und entwichen, der noch 3 Jahre zu verbüßen gehabt hätte. Er hatte mit einem Brottmesier das Gitter durchsägt und sich an seinem Leintuch heruntergelassen.
Rottweil, 6. Mai. Die Gemahlin des verstorbenen Geheimrats von Duttenhofer hat M Erinnerung an diesen für die in der Pulverfabrik Rottweil oder den ihr unterstellten Betrieben beschäftigten Arbeiter eine Stiftung von 20 000 Mk. gemacht, deren Zinsen würdigen und bedürftigen Arbeitern oder deren Hinterbliebenen zu Gute kommen sollen.
Göppingen, 5. Mai. Die Vertreter der an der Bahn Göppingen-Boll interessierten Gemeinden traten gestern nachmittag wiederholt zu einer Besprechung zusammen, die in Boll stattfand. Es wurde über die Verteilung des von der württembergischen Eisenbahngesellschaft geforderten Beitrags in Höhe von 70 000 Mk., in dem die Stadtgemeinde Göppingen allein 30 000 Mk. beisteuert, volle Einigung erzielt; ebenso fand die Frage der Grunderwerbung eine befriedigende Lösung. Nachdem somit alle wesentlichen Vorbedingungen erfüllt sind, soll letzt das Projekt der Regierung unterbreitet werden.
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Tages» Nachrichten.
,. Mörzheim, 5. Mai. In Dillweißenstein Mite der 4jährige Knabe des Franz Kerler sStreichhölzchen, wodurch die Kleider des- silven in Brand gerieten, was schwere Brand
wunden und den Tod des Knaben zur Folge hatte.
Straßburg i. E., 6. Mai. Nach dem Genuß von Spinat erkrankte die ganze Familie eines Werkführers in Barr. Die Frau ist unter schrecklichen Schmerzen gestorben. Vermutlich war Schierling oder Nachtschatten dem Gemüse beigemengt.
Straßburg, 5. Mai. Der Direktor der Vereinigten Irrenanstalten Stephansfeld-Hoerdt, Sanitätsrat Dr. Vorster, der am 26. April von einem Irrsinnigen mit einem skelettartigen Messer schwer verwundet worden ist, ist seinen Verletzungen erlegen.
München, 6. Mai. Der Maler Professor v. Lenbach starb heute früh 4 Uhr. — Im Dorf Trunz brannten 20 Häuser ab.
Magdeburg, 5. Mai. In einem hiesigen Hotel kam diese Nacht ein Liebespärchen an und wurde von der Polizei verhaftet. Darnach trank die Dame Gift und war alsbald tot. Ihre Persönlichkeit ist unbekannt.
Christian«, 5. Mai. Aus dem Metall der Glocken der abgebrannten Kirche in Aalesund werden in Bergen Gegenstände im altnordischen Stil hergestellt, die dem deutschen Kaiser überreicht werden sollen. Auch für den Fregattekapitän von Krumm und dessen Gemahlin, die im Aufträge des Kaisers in Aalesund anwesend waren, werden solche Gegenstände angefertigt.
Serbien. König Peter soll gekrönt, nicht nur, wie sein Vorgänger, gesalbt 'werden; zwar weiß man noch nichts von Kroninsignien, doch soll die Regierung bereits beschlossen haben, daß der feierliche Akt im Kloster Schitcha in der Nähe von Kraljenm, dem alten serbischen Krönungsorte, am 15. Juni als dem ersten Jahrestage der Erwählung Peters zum Könige vollzogen wird.
Rußland und Japan.
Tschifu, 5. Mai. Chinesische Dschunken berichten, daß eine Flotte von 40 javanischen Kriegsschiffen und Transportschiffen sich Dienstag auf der Höhe von Weihaiwai befand und in nordwestlicher Richtung fuhr.
Petersburg, 5. Mai. Die japanischen Brander gingen in 3 Gruppen vor. Der Kampf war mörderisch. Sämtliche Ufer-Batterien feuerten. Die Mannschaft ging heldin'mft unter. Als der erste Brander sank , verschwand auch die ganze Besatzung unter lauten Hurras in den Fluten. Auf dem zweiten Brander kletterten die Japaner in die Masten und gaben den ihrigen Signale, verweigerten aber die ihnen angebotene Rettung von russischer Seite. Diejenigen, die das Ufer erreichten, weigerten sich, zu ergeben und schossen noch aus ihren Revolvern. Die verwundeten Japaner sind auf der Mongolia untergebracht.
Tokio, 5. Mai. Die zweite japanische Armee hat ihre Mobilmachung noch nicht ganz beendet. Die Artillerie und der Train erhalten täglich 10 bis 12 Züge zu je 60 Achsen mit Pferden aus dem Norden Japans. Inzwischen werden Schiffe für den bevorstehenden möglichst gleichzeitigen Transport der 5 Divisionen der 2. Armee zurecht gemacht. Ob ihr Bestimmungsort Korea oder Liaotung ist, war bisher nicht zu erfahren. Das Oberkommando des großen Generalstabes befindet sich noch vollständig in Tokio. Von den 42 fremden Offizieren ist das erste Drittel nunmehr von Schimonoseki nach abgegangen. Die andern folgen in 8 bis 14 Tagen.
Vom ostastatischett Kriegsschauplatz kommt die Nachricht» daß die Japaner am 4. ds. auf der Halbinsel Liautung zü landen begonnen haben. Der Ort der Landung und die Truppenstärke werden geheim gehalten.
St. Petersburg, 6. Mai. Aus Mukden wird gemeldet: In der Nacht vom 5. Mai begannen die Japaner unter dem Schutz der Kriegsschiffe bei Pitsewo Truppen zu landen. Heute morgen zeigte sich eine japanische Patrouille südlich von der Station Puladjan und schoß auf einen Sanitätszug des roten Kreuzes, der mit Verwundeten von Port Arthur kam.
Washington, 6. sMai. Der amerikanische Gesandte in Tokio, Griscom, übermittelte dem Staatsdepartement ein Telegramm, in welchem er die Landung der Japaner auf der Halbinsel Liautung ungefähr 40 Meilen oberhalb von Port Arthur meldet. Man sagt, der Ort sei Kintschou, der an dem schmälsten Punkt der Halbinsel liegt. Infolgedessen, meldet der Gesandte, sei der Betrieb auf der Ost - Eisenbahn eingestellt und die Belagerung von Port Arthur nehme ihren Anfang. — Eingegangenen Meldungen zufolge zeigten sich gegen Abend des 4. Mai bei Pitswo zuerst 7 und darauf gegen 40 feindliche Transportschiffe. Am Morgen des 5. Mai landeten die Japaner bei Pitsewo und an der Küste beim Kap Terminal Truppen. Sie unterstützten die Landung durch Artilleriefeuer. Gleichzeitig wurden auf der ganzen Linie gegen 60 Trausportschiffe gesichtet.
Tokio, 6. Mai. General Kuroki meldet einen blutigen Zusammenstoß während des russischen Rückzuges am Sonntag. Ein große Abteilung Russen hielt eine kleinere Abteilung Russen für Japaner und tötete 11 derselben und verwundete 70.
Unruhen in Deutsch-Südwestafrika.
Berlin, 5. Mai. Aus Windhuk wird dem Lok.-Anz. gemeldet: Die Abteilung des Majors v. Estorff sollte heute aufbrechen, um den wahrscheinlich in nördlicher Richtung zurückgehenden Feind zu verfolgen, der laut Meldungen von Ueberläufern beabsichtigt, ins Owambo-Land zu ziehen. Die Herden der Hereros leiden stark durch Pferdesterben und Rinderkrankheiten. Diese Meldungen werden durch aus Karibik entsandte Spione bestätigt.
Zur Rückkehr des Obersten Dürr
schreibt die „Straßb. Post" u. a.: Vor einigen Tagen ist aus Deutsch-Südwestafrika der Führer des dorthin entsendeten Marine-Oxpeditonskorps Oberst Dürr zurückgekehrt. Gerüchte über Konflikte zwischen ihm und Oberst Leutwein gingen dieser Rückkehr voraus und ließen sich auch durch die von anderer Seite verbreiteten Angaben, daß eine Herzkrankheit Oberst Dürr gezwungen hätte, sich dem ungünstigen Klima Südwestafrikas so schnell als möglich zu entziehen, nicht zum Schweigen bringen. Nach seiner Ankunft in Hamburg erklärte Oberst Dürr einem dortigen Journalisten aber selbst Herzkrankheit, deren Vorhandensein ihm unter dem Einflüsse des afrikanischen Klimas erst bekannt geworden sei, als die alleinige Ursache seiner Rückkehr. Damit hätte der Fall für die Oeffentlichkeit erledigt sein können, wenn diese Erklärung nicht abermals Widerspruch gefunden hätte und behauptet würde, daß gewisse mit der Entsendung Dürrs verknüpfte Umstände eine andere Deutung der Heimkehr des Obersten möglich machten. Daß ein Spannung zwischen Oberst Dürr und Oberst Leulwein wirklich bestand, gehe am besten daraus hervor, daß Oberst Dürr sein Urlaubsgesuch nicht an das ihm nun Vorgesetzte Oberkommando der Schutztruppen oder an dasKolonal- amt richtete, sondern an das Reichsmarineamt, welches er also auch nach Auflösung des Marine- Expeditionskorps als seine Vorgesetzte Behörde betrachtete. Daß dieses das Gesuch annahm» ohne Kolonialabteilung oder Oberkommando zu benachrichtigen, sei eine weitere sonderbare Erscheinung. Man sieht aus diesen einander entgegensetzten Auffassungen, daß eine rückhaltlose amtliche Klarstellung des Falles nur von Vorteil sein könnte.