auf den Rauchet nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, dem Nikotin zuzuschreiben sind, sondern einem ganz anderen chemischen Körper. Die physiologische Wirkung des Tabaks stimmt nicht mit seinem Gehalt an Nikotin überein. Verschiedene Arten von Havanna-Tabaken, die arm an Nikotin sind, üben auf den menschlichen Organismus eine stärkere Wirkung aus als andere Arten, die viel Nikotin enthalten. Diese Tatsachen veranlaßten Dr. Frenkel zur genauen Nachforschung nach einem anderen Stoff, der als eigentliche Ursache der störenden Einflüsse des Tabaks zu vermuten war. Er zog aus verschiedenen Tabakssorten Destillate, die eine ähnliche Schillersarbe wie Petroleum zeigten, und ein feines Tabaksaroma besaßen. Durch ihre Behandlung mit Pikrinsäure schied er aus ihnen ein gelbliches Salz aus, durch dessen weitere Prüfung der Nachweis geführt werden konnte, daß das Aroma und die Wirkung des Tabaks zum großen Teile durch ein Alkaloid von hoher Flüchtigkeit verursacht würden. Darnach wäre der Tabak von dem eigentlich schädlichen Bestandteile leicht zu befreien, aber man befürchtet, daß er dadurch auch zugleich seines Aromas beraubt wird.
Einer, der sich zu helfen weist. In
Friesland ist es in gewissen Dörfern noch Sitte, daß der Gemeindediener von Haus zu Haus geht, um die Geburt oder den Tod eines Menschen anzuzeigen. Wenn er ein neugeborenes Kind anzumelden hat, zieht er weiße Handschuhe an; ist jedoch ein Todesfall zu verzeichnen, so trägt er schwarze Handschuhe. Unlängst geschah es nun, daß in einem Dorfe eine arme Frau ein Kind zur Welt brachte, das bald nach der Geburt starb. Der Gemeindediener war in großer Verlegenheit: wußte er doch nicht, was
für Handschuhe für diesen besonderen Fall paßten. Schließlich half er sich, indem er einen schwarzen und einen weißen Handschuh anzog; in dieser seltsamen Toilette trat er dann seinen Meldegang an. (Werkst.)
Warnung an Mädchen! Nach Zeitungsnachrichten sind aus Amerika zahlreiche Mädchenhändler abgereist, um für die Weltausstellung in St. Louis geeignete lebende „Ware" zu besorgen. Sie werden wohl auch in Deutschland ihr Glück versuchen. Die deutschen Mädchen seien also vor diesen Seelenverkäufern gewarnt. Man lasse sich nicht durch glänzende Angebote verlocken, sondern ziehe eventuell die Polizei zu Rate.
Gemeinnütziges.
Katarrhpulver für Pferde. Antimonpulver 3 Gramm, Schwefelblüte 30 Gramm, Kalmuspulver 30 Gramm, Sadebaumpulver 60 Gramm, Anispulver 60 Gramm, Fenchelpulver 60 Gramm, Wachholderbeerpulver 60 Gramm, Glaubersalzpulver 170 Gramm. Man mische und teile in zwölf Portionen. Je nach dem Grade des Katarrhs täglich eine Portion oder zwei, oder alle zwei Tage eine Portion im lauen Saufwasser zu verabreichen.
Leinöl als Eierkonservierungsmittel ist zu empfehlen. Es bildet, wenn es auf der Schale eingetrocknet ist, eine feine Schicht, die den Austritt der verdunstbaren Eiflüssigkeit und den Lufteintritt hindert. Mohnöl ist für den erwähnten Zweck nicht so gut, wie Versuche ergeben haben.
Schmierseife wird bereitet aus Talg, Aetznatron und Wasser. Verhältnis: Talg
1 Kilogramm, Aetznatron 200 Gramm, Wasser
2 Liter. Das Aetznatron wird im Wasser auf
gelöst, die Lösungsflüssigkeit dem inzwischen über schwachem Feuer zum Schmelzen gebrachten Tal» unter fortwährendem Umrühren allmählich zu geschüttet. Das Umrühren dauert eine Viertel- bis eine halbe Stunde. Die sich bildende leimartige Masse ist die Schmierseife.
Humoristisches.
Heiteres aus dem Gerichtssaal. „...
Es ist allerdings wahr, daß mein Klient den Herrn Pögler „Ochs" tituliert hat, doch glaube ich, daß dies in Anbetracht der jetzigen hohen Rindfleischpreise keine so große Beleidigung ist!"
(Wien. Exträbl.)
Mistverstanden. Droschkenkutscher: „I möcht a Paar waschlederne Handschuh!" — Verkäuferin: „Welche Nummer, bitte?" — Droschkenkutscher: „Nummer 193."
Nobel. „Isidor, zeig' den Jungens, daß De auch gehen kannst auf de Händ' . . . aber steck' Dir erst e paar Mark ein, damit Dir was Ordentliches fallt au'm Sack!"
Gefährlich. Patientin: „Ach Gott, bei dieser Aerztin werde ich nie gesund! Sie hat mir doch strengstens jede Aufregung verboten und jedesmal, wenn sie mich besucht, hat sie eine andere Toilette!"
Rätselecke.
Auflösung des Rätsels aus Nr. 36. Monument — Nu — Moment.
Logogryph.
Mit n durchfließe ich ein großes Nachbarland, Mit d bin eigen ich gar oft der Frau'n Gewand. Mit f nimmst täglich Du gewiß mich in die Hand. Auflösung folgt in Nummer 42.
Etwas vom Osterei.
Ostern, das frohe und bedeutungsvolle Doppelfest der Auferstehung Christi aus Grabesnacht und zugleich des Wiedereinzuges des Frühlings ist, wie alle anderen christlichen Feste, von mancherlei sinnigen und poetischen Sitten und Bräuchen anmutig umrankt, die teilweise noch auf die graue Heidenzeit zurückgehen und dem Kultus der Frühlingsgöttin der alten Germanen, der Ostara, entstammen. Vielleicht die ver- breiteste Ostersitte ist die der Ostereier, die man in den verschiedensten Ländern und bei den verschiedensten Völkern antrifft, welche am allgemeinsten aber wohl in Deutschland ist. Schier allenthalben legen die Kinder am Ostersonnabend Schüsseln und andere Behälter, Zuweilen auch Mützen und Schuhe, ans Fenster, damit der Osterhase seine Gaben hineinlege und besonders die gefärbten Ostereier nicht vergesse, oder die Eltern.bereiten draußen im Garten, an versteckten Plätzen, für die Kinder Nester, in welche dann der sehnlichst erwartete Osterhase nächtlicherweile Eier großmütig hineinlegt. Uralt ist diese Sitte der Ostereier, die eben schon beim Ostarafeste unserer heidisch-german- ischen Vorvordern ihre bedeutsame Rolle spielte, in Hinblick darauf, daß ihnen das Ei ein Sinnbild der Fruchtbarkeit war, ebenso wie der Hase. Nach altgermanischem Mythus war aber der Frühlingsgöttin Ostara heilig, und diese seine Eigenschaft übertrug er dann auch auf das Ei, worauf dann eine liebenswürdige und zugleich sinnige Schalkerei die Mär vom eierlegenden Osterhasen in die Welt setzte.
Heute ergötzt sich nun unsere Jugend im Verein mit den Alten froh an den Ostereiern, wobei indessen man sich in weiteren Kreisen gewiß nicht dessen bewußt ist, daß sie in ihrem herkömmlichen bemalten Zustande keineswegs germanischen Ursprunges sind. Viellmehr stammt die Sitte bemalter Eier aus China, wo sie schon viele Jahrhunderte vor dem Beginne unserer christlichen Zeitrechnung auftauchte. sAuch die Chinesen haben schon seit urdenklichen Zeiten ein Frühlingsfest, und bei diesem ist es Brauch, sich mit buntbemalten oder gefärbten Eiern zu beschenken. Vom „himmlischen Reiche der Mitte" mag dann dieser Frühlingsbrauch zuerst nach Persien verpflanzt worden sein» welches vorder» asiatische Land ebenfalls seine Frühlingsfeier be»
sitzt, und auch hierbei spielt das gegenseitige j einzelnen Orten werden die Verzierungen
Schenken bunter oder gar selbst vergoldeter Eier -^
hervorragende Rolle. Vielleicht ist dann
eine
der Brauch der gefärbten Frühlingseier weiter nach Rußland gekommen, denn in diesem Reiche, wie überhaupt in den Ländern, in denen die griechisch - katholische Kirche herrscht, ist das Schenken gefärbter Eier zum Osterfeste gleicherweise stark im Schwange. Der besonders gefeierte Ostermorgen, verlangt dort überall neben dem üblichen Zuruf: „Christus ist auferstanden!" und dem unerläßlichen Gegenruf: „Er ist wahrhaftig auferstanden!" ein Geschenk von namentlich rot bemalten oder mit Vergoldungen geschmückten, hartgekochten oder künstlichen Eiern aus Glas, Porzellan u. s. w. Im alten Rußland beschenkte der Zar jeden der von ihm nach der Osterfrühmette empfangenen geistlichen und weltlichen Würdenträger mit zwei oder drei Eiern, die teils wirkliche, teils hölzerne Eier waren und bei roter Färbung eine starke Vergoldung aufwiesen.
Verzierungen der gefärbten Ostereier sind besonders in Ungarn und Siebenbirgen beliebt; wobei meist religiöse Zeichen und Symbole anzutreffen sind. So begegnet man^auf dem Osterei dem Lamm oder dem Hahn, zuweilen in einen zierlichen Kranz gefaßt, oder dem Lamm mit der Siegesfahne, oder einem Hermelinmantel mit (vorn) einem Kreuze und darüber eine Dornenkrone. Sehr häufig sind auf sdem Oster- Ei auch Verzierungen angebracht, wie zwei in e nander verschlungene brennende Kerzen, oft von Blumen umkränzt, zwei schnäbelnde Tauben und darüber ein Rosenzweig, ein brennendes Herz mit Kreuz und Ankern, eine Rose und ein Myrtenzweig. Die Rose ist von den ältesten Zeiten her ebenso das Sinnbild der Liebe, wie der Verschwiegenheit, in welch letzterer Eigenschaft man sie zuweilen auch an Beichtstühlen verwendet. Aehnliche Verzierungen sind außerdem noch ein Hahn, dem eine Maus folgt, der Hahn, ein Blumenkorb und darüber eine Biene, eine Trauerweide, eine Taube, die einen Brief zuträgt. Mit dem Färben und Ausschmücken der Ostereier befassen sich meist Frauen und Mädchen. Die Siebenbürgener Sachsen verzieren sie nicht mit Zeichm und Bildern » wohl aber mit Bibelsprüchen, mit Glückwünschen, Versen oder Namen. Die Magyaren kennen Nur rote- Ostereier. Die Rumänen dagegen lieben die verschiedensten Farbenmischungen. An
auf
der ungefärbten, weißen Schale angebracht, an anderen wird das rote Ei durch andere Farben schattiert, oder in der Weise geschmückt, daß das weiße Ei mit einigen gezackten Pflanzenblättern unigeben, in einem Farbstoffe gekocht wird, wodurch auf der Oberfläche des Eies zarte Abdrücke der Blattadern Zurückbleiben. Besonders schön und farbenreich erscheint das verzierte Osterei des Rumänen, der die Farben meisterhaft behandelt und bei der Zeichnung und Bemalung eine ungewöhnliche Sorgfalt mit überraschend em Farben- und Formensinn betätigt. Der Blumenschmuck wiegt hier vor, ist aber auch mit reicher Blätterzierde versehen. Oft werden ganze Blumensträuße auf das Ei gemalt. Besonders phantastisch pflegen die Serben das Osterei zu verzieren. — Jedenfalls ist es eine bemerkenswerte Tatsache, daß gerade die Eier zur Osterzeit seit langem mit charakteristischen Verzierungen versehen werden. Man darf sie wohl durch den Umstand, daß dem Ei von je her eine hohe Bedeutung in mythologischer und symbolischer Beziehung beigelegt wurde, und ferner aus der jährlichen Wiederkehr des Osterfestes erklären das ja bei den christlichen Völkern überall an die Stelle der vorchristlichen Frühlingsfeier getreten ist.
Von der alten Welt aus hat das Osterei seinen Weg auch nach Amerika gefunden, wo es ebenfalls in verschiedenartig gefärbtem Zustand auftritt; es ist immer ein heißer Wettbewerb unter der amerikanischen Jugend, wer wohl die schönsten und verschiedensten seltsam gefärbten E er aufzuweisen vermöge. Wie bei uns in Deutschland der Hase, so ist im Lande der Dollars sein Verwandter, das Kaninchen, das Ostertier. Diese Kaninchen sind gewöhnlich aus Cremczucker, mit Schokolade überzogen. Am Ostermontag wird auf dem Rasen des „Weißen Hauses" in Washington ein lustiger ..Eierroll - Karneval" abgehalten. Die großen Tore werden geöffnet, und den ganzen Tag kommen Kinder unter Aufsicht und springen über den Rasen, rollen leuchtend gefärbte Eier darüber und erfreuen sich an allerlei Scherzen. Schließlich begegnen wir dem Osterei auch in den Staaten Zentral- und Mittelamerikas, und auch hier macht sich Überall das Bestreben geltend, die Ostereier möglichst prächtig zu färben oder gar mit Verzierungen zu versehen.
Vruck und Verlag der Beruh. Hofmann'schen Buchdruckerei in Wildbad. Für dir Redaktion verantwortlich, i. V. E- Reinhardt daselbst.