eines Schneiders, soll einer Besserungsanstalt überwiesen werden.

Vom Bodensee, 13. März. In Rorschach ist das den Besuchern des Bodensees allbekannte Gast- und Wohnhaus zumSchäfte" vollständig, der angebaute, vor einigen Jahren erstellte Saal­bau zur Hälfte abgebrannt sein. Beide Gebäude waren mit 64500 Fr. versichert. Das Dienst­personal konnte nur das nackte Leben retten.

Neustadt, a. H., 10. März. Mehr als 50 000 Liter Wein sind bei einer stattgehabten, unverhofften Kellerkontrolle gestern vom Unter­suchungsrichter des Landgerichts Frankenthal in einer hiesigen größeren Weinhandlung mit Be­schlag belegt worden, > nachdem der Wein von einem dem Untersuchungsrichter begleitenden Be­amten der Kreisversuchsstation Speier beanstandet worden war. Gegen den Inhaber der Wein­handlung, dessen Bücher ebenfalls beschlagnahmt wurden, wurde Haftbefehl erlassen, doch mußte von einer Ueberführung in das Untersuchungs­gefängnis vorerst abgesehen werden, weil sich der Betroffene krank meldete. Er wurde deshalb nach dem Krankenhause gebracht, wo er in einem Zimmer interniert wurde. Der beschlagnahmte Wein soll durch Surogate gefälscht sein. Ob diese Annahme des an der Kellerkontrolle be teiligten Sachverständigen zu trifft, wird die als bald vorzunehmende chemische Untersuchung des Weines ergeben. Jedenfalls darf man dem Ausgang der Angelegenheit mit Spannung ent gegensehen, da es sich, wenn die Ergebnisse der Untersuchung die Beschlagnahme rechtfertigen, um Weinfälschungen handeln würde, wie sie in gleichem Umfange ein pfälzisches Gericht noch nicht beschäftigt haben.

Ludwigshafen, 12. März. Gute Nach­richt erhielt Herr Hofbuchdrucker August Lauter­born hier von seinem Sohne August aus Deutsch- Südwestafrika. Die am 15. Februar in Oka- handja abgestempelte Feldpostkarte, die vom gleichen Tage datiert und verhältnismäßig rasch eingetroffen ist, lautet:Soeben wieder von einer Patrouille nach Großbärmen zurück, fühle ich mich gesund und munter. Von weitem be­kamen wir Feuer. Die Zerstörungen, welche die Hereros angerichtet haben, sind furchtbar. Jetzt ist das Seebataillon hier und bekommen wir hoffentlich die Brut bald unter. Trotzdem alles zerstört ist, schaue ich vertrauensvoll in die Zukunft." Herr August Lauterborn jun. hat als kriegsfreiwilliger Landsturm teilgenommen und befindet sich zurzeit wieder in Windhuk.

Mainz, 11. März. Gestern Abend kam in schwer betrunkenem Zustand der Schornsteinfeger Gregor aus Niedermende in dieStadt Worms" auf der Rentengasse. Man riet ihm, sich sofort ins Bett zu legen, was Gregor entschieden ver­weigerte. Auch als man ihn in ein Bett legen wollte, sträubte er sich dagegen und legte sich auf den Boden, wo man ihn heute morgen tot auffand.

Mainz, 12. März. Verschwunden ist seit dem 21. Februar der 15jährige Buchdruckerlehr­ling Karl Simon von hier; er begab sich an jenem Tage früh aus der elterlichen Wohnung nach dem Geschäft, . ist aber dort nicht ange­kommen. Alle Nachforschungen bei Verwandten Und Bekannten ^ sind bis heute resultatlos ver­laufen. Für die Eltern ist das Verschwinden des Sohnes ein um so härierer Schlag, als der Vater schon seit einiger Zeit an den Folgen eines Schlaganfalles darniederliegt und der Ver­mißte zur Ernährung der Eltern beitrug.

Zmn Frankfurter Raubmord.

Frankfurt, 13. März. Der Kutscher Friedrich Stafforst, welcher als mutmaßlicher Mörder des Klaviershändlers Lichtenstein in Hamburg verhaftet wurde, traf heute, Sonntag, Vormittag mit dem Hamburger Schnellzug hier «in. Eine große Schar Neugieriger hatte ihn schon am Samstag Abend auf dem Bahnhof erwartet; er kam aber nicht. Die Ankunft ver­zögerte sich, da er in Hamburg noch verschiedene Verhöre zu bestehen hatte. Stafforst passierte hier nicht den Perron, sondern wurde durch den Unterirdischen Gang, der zur Bahnpost an der Vahnstraße führt, geleitet. Im Hof des Post- HEudes wartete seiner der Gefängniswagen.

wird derFkf. Ztg." telegraphisch

Aöüteldet!Stafforst wurde von Personen, die M von seinem früheren Aufenthalt kennen, am äag vor der Verhaftung in anderen Kleidern

gesehen, als er bei seiner Festnahme trug. Da durch erscheint seine Angabe, er habe kein Logis gehabt, widerlegt und der Verdacht bestärkt, daß er in der Wohnung die geraubten Sachen verbirgt." Die Polizei war aufmerksam ge­worden, daß der Komplize des Groß in irgend einer Verbindung mit Offenbach stehe. Die Wirtschaften Offenbachs wurden sämtlich durch­sucht, ebenso die Kaffeehäuser. Endlich ermittelte man, daß Stafforst in einer kleinen Kaffeeschänke verkehrte und das letztem«! etwa vor 4 Wochen dort war.

Frankfurt a. M., 14. März. Nach hier umlaufenden, bisher noch nicht bestätigten Ge­rüchten, soll der in Hamburg verhaftete Kutscher Stafforst in einem erneuten Verhör das Ge­ständnis abgelegt haben, zusammen mit Groß den Mord an dem Klavierhändler Lichtenstein ausgeführt zu haben. (Fkf. Ztg.)

Köln a. Rh., 11. Mürz. In der ver­flossenen Nacht hat sich in einem Abteil des Zuges von hier nach Mülheim ein Liebespaar erschossen. Das 22 Jahre alte Mädchen war sofort tot, während der Mann erst kurze Zeit nachher starb. Nach einer Vorgefundenen Visiten­karte ist der Mann aus der Umgegend von Frankfurt a. M.

Gent, 12. März. Das Tagesgespräch bildet hier selbst seit vorgestern die Flucht und die bald darauf erfolgte Fallit-Erklärung des Direk­tors Boedri vom hiesigen Grand Thöatre. Be­reits im Anfänge der Woche hatten sich die Künstler von diesem Theater geweigert, weiter zu spielen, weil sie seit dem Januar keine Gage mehr erhalten hatten, aber Boeöri hatte sie zu beruhigen gewußt, indem er ihnen erst von Brügge und dann von Mainz aus eine Depesche des Inhaltes zusandte, daß er in kürzester Zeit mit dem nötigen Gelde nach Gent zurückkehren würde. Seitdem hat man nichts mehr von ihm gehört, und inzwischen ist dann auf Antrag seiner Gläubiger, deren Forderungen sich auf über 750000 Franks belaufen sollen, über sein Vermögen der Konkurs eröffnet worden. Boedri ist der Sohn eines armen Küsters in einem kleinen flämischen Dorfe. Bald nach seiner Er­nennung zum Direktor des Grand Thöatre (im Jahre 1900) heiratete er eine seiner Tänzerinnen, eine Italienerin von großer Schön­heit, aber mit einem sehr mageren Einkommen Namens Gaeppi, die nach ihrer Verheiratung die Welt durch ihre superben Toiletten und ihre herrlichen Jup.elen in Erstaunen setzte. Auf diese kostspielige Liebhaberei der Frau Direktor wird denn auch wohl die über ihren Mann und dessen Künstlerschar hereingebrochene Katastrophe zurückzuführen sein..

Mons, 12. März. Einen interessanten Fund machten vorgestern Arbeiter, die im Garten des Senators Hardonpont mit dem Ausgraben eines Baumes beschäftigt waren. In einer Tiefe von ca. I'J Meter stießen sie nämlich auf einen

großen Haufen von Silbermünzen und ferner auf einen eibenen Geldbeutel, der mit Gold­stücken angefüllt war. Die Münzen, ca. 1500 an der Zahl und insgesamt etwa 44 Kilo wiegend, waren sämtlich mit den Bildnissen Ludwig XV., Ludwig XVI. und der Kaiserin Marie Theresia geziert. Ihr Gesamtwert be- läuft sich^auf etwa 10000 Franks. Man nimmt an, daß die Münzen zur Zeit der französischen Revolution von französischen Flüchtlingen an jener Stelle verborgen worden seien.

Der rumänische Zolltarif. Die N. A. Z. meldet, demnächst erscheint als Sonder­beilage der Nachrichten für Handel und Industrie eine Uebersetzung des neuen rumänischen Zoll-: tarifs. Letzterer enthält bei nicht wenigen Waren, an denen unsere Industrie intressiert ist, erhöhte Zollsätze. Er weist 854 Positionen gegen bis- her 576 auf.

Unruhen in Teutsch--westafrika.

Ehlingen, 11. März. Für die Vexwun- deten und Kranken in Deutsch-Südwestafrira hat die Firma G. C, Keßler und Cie., Inhaber G. Stitz und Rud. Weiß, 10 Kisten Champagner gespendet,, die am 29'. Februar in Hamburg mit dem DampferHans Wörmattn" nach Swäkop- münd abgesandt wurden.

Berlin, 12. März. In politischen Kreisen verlautet» daß zur Niederwerfung des Aufstandes in Südwestafrika auch die Entsendung von Kavallerie beabsichtigt ist. (Frkf. Ztg.)

Nußland und Japau.

Port Arthur, 12. März. Russische Tele- graphen-Agentur vom 11. März. Durch das Bombardement vom 10. März hat am meisten die Neustadt gelitten. Durch eine krepierende Granate wurden ein Anwalt, die Tochter eines Obersten und eine andere Dame getötet, ferner ein Chinese. Auch einige Chinesen und ein Kutscher wurden verwundet. Der Kommandant General Stöffel und sein Stab entgingen auf einer Batterie mit genauer Not der Gefahr durch Granatsplitter verwundet zu werden. Auf dem goldenen Berge wurde ein Leutnant und ein Soldat verwundet; an der elektrischen Schein­werferstation zwei andere Soldaten. Man sah deutlich, daß ein japanisches Panzerschiff von einem russischen Geschoß getroffen wurde und sich darnach langsam entfernte. Die Kanonade war äußerst heftig. Um 12.45 Uhr verstummte der Geschützdonner. Heute ist alles ruhig.

Petersburg, 13. März. Nach einer amt­lichen Mitteilung meldete General Zilinsky unter dem 12. März: Laut Berichten koreanischer Blätter sollen in Sinampo 18000 Japaner ge­landet sein und sich auf dem Marsche nach Penjan befinden. In Kengscha in Nordkorea sollen 500 Japaner gelandet sein und die 2000 früher dort eingetroffenen Japaner sollen längs der Küste nach Schengja marschieren. Koreaner, welche von den genannten Punkten kommen, widersprechen allerdings den Nachrichten über diese 2500 Japaner. In Port Arthur und Wladiwostok herrscht Ruhe. In der ganzen Mandschurei befinden sich nirgends japanische Truppen. In Nordkorea sind einstweilen nur kleine feindliche Patrouillen zu bemerken.

Petersburg, 14. März. Heute liegt eine erste Bestätigung vor, daß das russiche Ge­schwader beim erstenMuslaufen vor der japa­nischen Stadt Hakotata erschien und dieselbe beschossen hat. Hierauf ist das Geschwader nach Wladiwostok zurückgekehrt. Dadurch entstand in Japan der Glaube, daß die Wladiwvstokflotte um Japan herumfahre, um mit dem Port Arthur-Geschwader Fühlung zu nehmen.

Jugendwahn.

Ich liebte einst ein Mägdelein.

Ihr Bild in meines Herzens Schrein Ward mir zum Talisman.

Aus ihrer Augen Feuerblick Erstrahlte mir das reinste Glück

Ein süßer Jugendwahn!

Hab' ich mit ihr gescherzt, gelacht,

Gott Amor hielt getreue Wacht,

Ich fühlte Lenzesnah'n;,

Lag meine Brust an ihrer Brust, Umfing's den Sinn wie Götterlust Welch schöner Jugendwahn!

Nichts Hab' auf Erden ich vermißt; Wenn ihre Lippen ich geküßt,

Schien golden meine Bahn.

Nun ruht die lichtverklärte Zeit Im Schoße der Vergangenheit

Ade, mein Jugendwahn! S- Nieser.

Verschiedenes.

Die Depesche» der Japaner gebrauchen, bis. sie zu uns kommen gar keine Zeit- Eine Depesche, die letzthin 2 Uhr 5 Minuten nach­mittags in Japan aufgegeben wurde, erreichte Berlin um 1 Uhr nachmittags desselben Tages, also eine Stunde 5 Minuten bevor sie abgesandt. war!. - Natürlich kommt das daher, daß die japanische Zeit neun Stunden der Berliner voraus ist. Die Telegramme gebrauchen also eigentlich 7 Stunden 45 Minuten.

Neue Fünfrig-Pfennig-Stücke. Wie im Finanzausschüsse der bayerischen Kammer der Reichsräte mitgeteilt wurde, findet in diesem und im nächsten Jahre eine Neuprägung von 50-Pfg.-Stücken in den deutschen Münzstätten- statt. Die neuen 50-Pfa.-Stücke werden anstatt 90 v. H. fein, wie bisher, nur 75 v. H. fein ausgeprägt, das heißt bet gleichem Silbergehalte eine stärkere Legierung bekommen. Der Durch-' meffer der Stücke wird verkleinert, wodurch diese wesentlich dicker werden, um der' Der« wechslung mit den lO-Pfg.-Stücken vorzubeugen,