KZ

EM

MWi

2-mLs- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw.

L4. Jahrgang.

Nr. 268

»rschernunff-n»eN-: « mal n»Schmtt. «nzeigeoreiS : Die kkernfrmltitze Z--1le Ps^ »eria«es SU Vig. Schkuh der Nnzeige-nannadme V Uhr vormittags. Aernfprrchec 9.

ezu gSyrei<: In der Stadt mir Tragrriohn Mr. S.S) »ierteljavrl^ Postde^ngSprer« im OttS- v. NachbnrsrtSvrrkkhr MkL 5tt. i. ^ern^rrkehr Wk. 5FW VeftrNg. v. AnschkagSOPsg.

Monias, den 17. November 1919

MmtW Sa«, m M

- Am Freitag und Samstag haben die Verhandlungen Und Vernehmungen im Parlament. Untersuchungsaus­schuß zu recht starken Auseinandersetzungen zwischen den lürtersuchungsöcaustragten und Beisitzern einerseits und d:n Zeugen andererseits geführt. Es handelt sich immer nach um die Beantwortung der Frage, ob der verschärfte B-Vc-otkrieg infolge des dadurch veranlaßt«?! Eingreifens Amerikas indirekt zu unserm Zusammenbruch geführt hat. Om Freitag wurde der frühere Vizekanzler Dr. Helsfe-> rich weiter vernommen. Er wies darauf hin, daß die gemeinsame Antwort der Entente vom 10. Januar 1917 vn Mlssn die Friedenstür schallend ins Schloß geworfen lädt. denn bekanntlich war diese Antwort in einer so brüsk ablehnenden und verletzenden Weife erfolgt, daß an eine»? Berftändigungswillen nicht zu denken war. Nach der öffentlichen Ablehnung des deutschen Friedensange­bot durch Lloyd George am 2V. Dezember Hab« Luden- ds?ff an Betbmann telegraphiert, daß «ach den

«drücke». die e- mr der Westfront erhalten habe, er zu- 1?r Überzeugung gekommen fei, daß nunmehr der «»- ,'chränlte Ü-Bsotlrkog mit aller Energie einsetze« müsse. Aar 8. Januar habe dann Hindenburg telegraphiert, d H er die Eröffnung des unbeschränkten U-Bootskriegs ?>>m 1. Februar für notwendig halte. Und am 9. Januar sti dieser Beschluß inPletz erfolgt. Helfferich begründete st ine Meinungsänderung über den verschärften bt-Dovtlrreg. gehen den er sich vorher mit aller Macht wegen der amerikanischen Gefahr ausgesprochen hatte, da­mit, best die Dcrsvrgunsisverhältniste Englands infolge der ungünstigen Ernte schlechter geworden seien, die Zu­fuhren seien immer mehr zurückgegangen. Die Erfolge des U-Bootkreuzerkrieges hätten mit großer Wahrschein­lichkeit in Aussicht gestellt, daß die Erfolgsbsrechnungen des Admiralstabs noch ubertroffen werden würden. Ja den englischen Häfen seien die Wirkungen immer fühl­barer gewo-d-- '-it--re Einschränkung sei durch

den unbeschränkt ''-B-cotkrieg ncch zu erwarten gewesen, wodurch Eiroland fühlbarer an der Wurzel seiner Wirtschaft gefaßt worden wäre. Trotz dieser Sach­lage habe er jedoch von der Erklärung des U-Bootkriegs cöreraten, ehe die Friedensfrage nicht klar erledigt ge­wesen sei, «m den letzten, vielleicht doch noch vorhandenen Lieft einer Frie^eusaussicht nicht zu zerstören. Als Vsth- >r ann Hsllweg ihm am 12. Januar die Entscheidung über- rücht hebe, sei er auf das tiefste erschüttert gewesen, weil e- die Entscheid?,«, in diesem Asqenb' » in dem ihm die i rredensfrage »och nicht olls abgeschlossen erschien, für o neir Fehler betrachtet habe, der die ganze oute Mir- k ng unseres Friedensangebots bedrohte. Auf dj? En' scheidung hin habe er an Rücktritt von seinem Amte ge­dacht, er habe jedoch diesen Gedanken fallen lassen, als ibm weitere Einzelheiten über die Verhandlungen mit- .s teilt worden seien, aus denen er entnommen habe, daß es keinen Frieden rck-ne weiteren Kamnf geben könne. Er übernehme deshalb die politische und moralische Mit- r "antw^rtrmg für -en verschärften Il-BaMriea. Die E eignifse in Amerika hätten die Richtigkeit seiner Auf- f ",mg bestätigt. Die Vottchast Wilsons habe gezeigt, d ß auf Amerikas Hilfe nicht zu rechnen sei. Trotzdem l' be man auch den letzten V-rsttck, v^>m 28. Januar nicht ^stausgenützt gelassen. Es handott sich unseres Wissens k n ?,m Telearomm des deutsck-en Botschafters, des E?rasrnBernstorff, d^ß der verschärfte U-Bootkrieg rnterblciben solle, weil Willen nochmals eine Vermitt­lung versuchen wolle. Die Regierung telegraphierte wie bekannt damals an Bernllorfs. die Zurü^npr^e hgy B-- iehls sei technisch unditrchführbsir: man sei aber bereit, d'N U-B^rkrie-r einzust"i?en, sobald eins auestchtsv-n^

! ^mittlung erfolge. Jeder unvoreinpenommens Be- > heiler der Haltung Am er'las wird Helfserrch Recht l?oen. wenn er sagte: dost Willen, falle es ihm um den Frieden ernst gewesen wäre, sich hätte durch das T"le» fromm nicht von sei?""' p"-lttlun" abbrinoen loll-n

ittlungsabsicht Wi'sons als r, öoliche Falle bezeichnet, m wird man ihm auch darin zustimmen können, denn für us ist es klar, daß Wilson nur Verschleppungsabsichten

hatte, um England die Verproviantierung zu ermög­lichen. Amerika hatte sich 2)4 Jahre jede Einschränkung und Beaufsichtigung seines Handels von seiten Englands gefallen lassen, es empfand keine moralische Entrüstung, daß England (durch Amerikas Mithilfe) ein 66-Millionen- Volk aushunoerte, aber Wilson entschloß sich sofort für den Krieg, als Deutschland sich zu derselben Gegenmaß­nahme aus wirklicher Notwehr heraus entschied.

Helfserrch wandte sich nun gegen die Bemerkung des derzeitigen Nsichsministers Dr. David, nach dem bis­herigen Ergebnis der Verhandlungen des Untersuchungs­ausschußes sei es erwiesen, daß man den Reichstag in der U-Bootfrage hinters Sicht oeführt habe, und daß man an Willen einen plumpen Betrrra versucht habe. Helfferich erklärte dagegen, er habe dem Reichstag klaren Wein über alle diesbezüglichen Fragen eingeschenk!; er

e nur die Hoffnung ausgesprochen, daß es gelingen würde. Enokand friedensbereit zu machen, ehe Amerika in der Lage wäre, einzugrsifen, er habe aber hinzugefetzt, dcll» man eine Garantie nickt übernehmen könne.

Reick,«minister Dr. David stellte gegenüber den Be­merkungen Helfserichs fest, daß feine Ausführungen ent­stellt wkederoegeben worden feien. Er habe in der Ver­sammlung erklärt, daß das Unheil für das deutsche Volk nickt durck? die Revolution, sondern durch die Niederlage herbeigeführt worden fei und daß es aus militärischen Gründen gekommen sei, bevor die Revolution irgendwie in Sicht gewesen sei. Der Reichstag habe Nickis von Deveschen des Grasen Bernstorff über Wilsons Ansichten einer neuen Vermittlung er'^hren. und ebensowenig von Vsrn.storsfs Mitteilung, daß es ausgescklollen sek. eine Friedensaktion zu erwarten, wenn der verschärfte U-Boot- krieg erklärt werde. So sei der Reichstag bllnd ins Ver­hängnis geführt worden. So machte der Eindruck er­weckt werden, daß der Krieg mit Amerika von unserer Diplomatie geradezu heraus" esordert worden sei. In star­ker Erregung wandten sich Vethmann Hollweg und der frühere Staatssekretär Zimmermann gegen di '' "^rwürse.

In der Samstaxfitznng, über die wir morgen ein­gehend berichten werden, wurde Helfferkch dann in eine Geldstrafe von ?99 -Ft genommen, weil er sick» wei­gerte. auf direkt an ihn gestellte Fragen des Abg. E oh n, der b"kannklich mit zu den Führern der Revolution ge­hör^ zu antworten. Helfferich begründete seine Haltung damit, daß der Untersuchungsausschuß einaesellt sei, um die Gründe zn prillen. die zum Zrllammenbrnck» des Reichs geführt haben. Nach seiner Aussasiuno aber sei C-chn an diesem Zusammenbruch ganz unmittelbar beteiliet. meil er sich vam russischen Botschafter habe Geld geben lassen, um Deutschland zn revolutionieren.

ZU MUtttt LßZe.

Die EntenLenote Uber dis

oberfchlesischs« Srmeürdrwahlen.

* Berlin, 15. Nov. Der deutschen Delegation in Paris hat der Oberste Rat sollende Note vom 13. November übersandt:Auf die von den a. und a. Hauptmächten vom 30. Oktober 1919 gestellten Fragen hat die deutsche Delegation am 7. November geantwortet, daß am 9. No­vember 1919 die Gcmeinderatswahlen in Oberschlcsien abachcllt n werden würden. Sie hat gleichzeitig die Gründe Largelcgt, aus denen die preußische Negierung über die Bemerkungen der genannten Mächte hinwegsehen '?» sollen pllubte. Wenn man sich an den Wortlaut des Versailler Vertrags hält, so ist cs unbestreitbar, daß der preußische Staat bis zum Inkrafttreten des Friedensver- trapes dis Verwaltung in den oberschlesistben Abstim- munksacl-ieten ausiiben kann. Aber es erregt Verwunde­rung, daß die preußische Negierung mit der Abstattung der an bis zu dem Augenblick gervar'et hat, wo das Jn- krasttrrtcn des Vertrages, wie die Regierung bot willen müssen, nahe bevor stillt. In der Tat wird sich nicht be­zweifeln lasten, d ' Via unter solchen Umständen vor- ''.ensmmenen Wll - n. wrlche die erste Tc'raoung nach der Unterzeichnung des Fricdensvertragcs darstellen, durch die bestehenden nationalen Parteien dahin aus^elegt wer­den, daß sie über die Stärke dieser Parteien

Anhaltspunkte liefern, die man als maßgeblich für den voraussichtlichen Ausfall der Volksabstimmung verwerten wird. Es ist wahrscheinlich, daß diese Wahlen zum Vor­wände von allerlei Treibereien dienen werden, um die Abstimmung über das künftige Schicksal des Landes zu beeinflussen. Der Einfluß oder die Bedingungen, unter denen diese Wahlen stattgefunden haben, find weit ent­fernt. den Bedingungen zu gleichen, denen die Freiheit der Volksabstimmung unterliegen muß. Unter diesen Um­ständen sehen sich die a. und a. Mächte gezwungen, die deutsche Negierung wissen zu lasten, daß sie es als ihr Recht betrachten, die vor dem Inkrafttreten des Friedens und gegen ihre begründete Auffassung in Oberschlesten veranstalteten Gemeinderatswahlen als nichtig und nicht bestehend z« erkläre«. Die Internationale Kommission wird veranlaßt werden, bei der Übernahme ihres Dienstes entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Sin derrlschsr Kommentar znr Gntentenote.

Berlin, 16 No». Die ,De??tsch« Mg Zig " schreibt z» -er Ententenille über die Wahl in Oberschlesten n. a : Die Rote be­streitet nicht, daß bis z»m Inkrafttreten drS FriebenSverkrageS die Souveränität und die VerwaltungsbefugniS im oberschlestschen Ab­stimmungsgebiete dem preußischen Staate -«steht. Auf Grund dieser Vsrwaltungsbesugnis sind die »herschlesischen Gemeindewahlen aus­geschrieben worden. Erkennt ober der Oberste Rat b's -um In­krafttreten des Friedensdertragcs den gescftllch"« Zustand an, so muß er dies folgerichtig auch für die Zeit nach dem Inkrafllreten tun. In der Anlage zu Artikel 88 des FriedmLvertrageS heißt es: .Die mit der Verwaltung des Landes zu betrauende internationale Kommission isi an dir Beobachtung der bestehenden Gesetze gebunden, rllne ein selbständiges Gef:'gebunasrecht zu besitzen" Hieraus folgt, daß die Internat'onale Kommission zu einer Beanstandung der Wabken nur schreiten kann, insoweit in den preußischen Gesehen ein Ncckllsgnind für die.Beanstandung gegeben ist. MaS di« Behaup­tungen der Note über di« Hinausschiebung des Wahltermins an- bstrisft so hätte die Wahl frühestens im August staltfinden können. In dieser Zstt brach aber in iOberkchlefien der Ausstand aus, und cS mußte erst für di« Beruhigung des Landes gesorgt weichen.

Die Behinderung unserer OstssLschissahtll

durch d»e Entente.

Berlin, 17. No» Dir Ostseeschiffahrt, die von der Freigabe der Fahrten gegen sofortige Geleitscheine eine Erleichterung erhofft hatte, ist, wie dw .Vostischen Zeitung" aus Stettin berichtet wirb, empfindlich getäuscht worden. M« Bewilligung der Gekeitscheine dauert acht Tage b.S drei Wochrn. Für Stückgut und Lebensmittel seien Scheine leichter zu haben, für Ersatzfrachten dag gcn «behaupt nicht. Dabei würden bei den Bewilligungen noch allerhand Schi­kanen ausgeübt, die das ganze Geleitschcinsyflem zu einer Komödie machten Den Reedern werde von einer Ablehnung überhaupt keine Mitteilung gemacht, sodaß fi« nicht disponieren könnten.

Die Verteilung der deutschen Kstouie«.

(WTB.) 15. Nov.Tele^aas" meldet

aus London: Der Ni-ische Kolonialminiper teilte im Unterhaus mit, daß zwischen der englischen, französischen und italienischen Regierung Verhandlungen über die Durchführung des Vertrags von London geiührt wer­den, wobei festgesetzt wurde, daß, wenn England und Frankreich ihre» afrikanischen Besitz auf Deutsch-

lai^s vergrößern sollten, Italien auf eine lsrsrHverbeffe» rung seiner Kolonien in Afrika Anrecht Hab«.

Lloyd Essrge über die Ratifikation.

Amsterdam, 16 Nov. Dem .Allgemein Hand:lsblad" zufolge teilte Lloyd George in den Agrliamentary Papers mit, man hoffe, daß der Austausch der Nu.ifikationen des FricbcnSvrriragc'i mit Deutschland vor dem Ende Lkcfcs Monats vor sich gehen werde.

Die Trsazr d:r Gi-ahsdunz der Ratifikation des Vriederrsoertrags seitens Amerika.

Washington, 16. Nov. Der Senat hat folgmden Vorbe­halten zngest.mult: 1. Die Vereinigten Staaten sind in der Anwen­dung und Auslegung der Monroe Doklrin souverän. Die ' roe- D'Krin unterliegt in k.inrr Welle der Geri-htSL«r!rit des .run­

des. 2. Tie Vollmachten der Separationskommission betreffend die Regelung dcS omerikinischei, Exports nach Deutschland können »E nach der Sanktion des Kongrisfts der Vereinigten Staaken zur An­wendung gebracht werden 3. Dem K ngreß wird die Vollmacht versieben, die Vertreter der V-re'nigirn Staaten im Völk-rb-nd «ich in den internationalen Kongrig-n crnmnen zu "wn 4 lli- V-r» ° ciuigk n Staaten weigern sich, das Abkommen üb.r T hin ZN unterzeichnen. 5 Tie Vercin'g'cn Staaten erkennen in der Br» waltung der Güter der jedes Rechtsanspruches verlustig erklärt«» feindlichen Staatsangehörigen nur die Ansprüche der amerikanisch«