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Saison Amtliche Irernöenlrste.
Nr. 99 I
Donner slaq, den 19. Anqust !9l5
I 5l. Inbrnnttn.
Der Kais« im Weil des Auslnudes.
Da Kaiser Wilhelm II. durch seine zielbewußte ' Teilnahme an der inneren und der äußeren Politik unter allen Monarchen der Neuzeit am i meisten hervorgetreten und in die Fäden dieser Politik persönlich eingegriffen hat, ist es ganz natürlich, daß er jetzt während des Weltkrieges auch im Ausland der verschiedensten Beurteilung ausgesetzt ist. In den Ländern unserer Feinde, gegen dre der Kaiser stets von vollendeter Ritterlichkeit sich gezeigt, lassen blinder Haß und ohnmächtige Wut ihren Spott und Hohn in Wort und Bild gegen das Oberhaupt des Deutschen Reiches aus, indem sie ihn als modernen Attila, als blut- und beutegierigen Eroberer hinstellen. In ihrer leidenschaftlichen Verblendung werden sie jetzt noch weniger als in der Vergangenheit - lernen, das Wesen und den wahre» Charakter des Kaisers zu verstehen und ihn gerecht zu würdigen.
Umsomehr verdienen bei uns die Äußerungen aus dem Auslande verzeichnet zu werden, in denen die Bedeutung Wilhelms II. im Frieden und im Krieg objektiv beurteilt und vor allem auch seine konsequenten Bemühungen um die Erhaltung des Friedens anerkannt werden. Eine solche Würdigung, wenn auch kurz gehalten und f nur die Tatsachen hervorhebend, gibt Dr. Elemer I Halmay in der ungarischen Zeitschrift für die internationale Politik und für die Wirlschafts- interessen der Zentralmächte: „Das junge Europa" (l> Jahrgang, Machest). Er bespricht die Beziehungen Wilhelms II. zu fast allen europäischen Staaten und betont seine von echter Friedensliebe getragenen Absichten und Bemühungen. Er erkennt ^ über auch die* Richtigkeit der von Wilhelm II. vertretenen Weltpolitik an. „Wir fühlen heute", sagt der Verfasser, „alle Vorzeichen des endgültigen Sieges, der den neuen Kurs rechtfertigen wird. Auch nach Bismarck wird die auswärtige Polikik Deutschlands mit genialer Voraussicht und fast untrüglicher Intuition geleitet."
! Auch die vom Kaiser stets mit Nachdruck vertretene Flottenpolitik erfährt in dem Aufsatze des ungarischen Politikers volle Anerkennung:
„Das seinerzeit in Deutschland vielfach bekrittelte uferlose Flottenprogramm hat durch seine Verwirklichung dem Kampfe Deutschlands gegenüber Englands Seeherrschaft einen festen Halt verliehen und ermöglicht, den englische» Uebermut durch einen mit ungeheuren Kräften geführten Seekrieg einzudämmen. Der Versuch Großbritanniens, Deutschland auszuhungern, hat es jedem Deutschen in eindringlicher Weise zu Gemüte geführt, welch tiefer Sinn in dem Kaiserwort: „Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser" ist.
Der geistigen Regsamkeit u'. des unermüdlichen Fleißes des Kaisers wird in folgender Weise Anerkennung gezollt:
Die Gedankenwelt des Kaisers wird mit militärischen, politischen und sozialen Fragen nicht erschöpft, er nimmt Stellung zu wissenschaftlichen, literarischen, künstlerischen u. wirtschaftlichen Fragen, all dies tut er mit einer gewissen Jmpeluosität, die zwar nicht unbedingten Gehorsam, aber doch gewissermaßen eine Anpassung an seine Ansichten verlangt. Am Schlüsse des Artikels wird des „großen Erzherzogs" Franz Ferdinand gedacht, in dem seine Mörder den Napoleon der Habsburger vermuteten. Was er in Konopischt mit Kaiser Wilhelm II. verabredete, um in Europa die Gesetze der moralischen Weltanschauung zur Geltung zu bringen, das durchläuft jetzt den Erdball mit ehernen Schritten. Doch Erzherzog Franz Ferdi». ist nicht mehr. „Einsam steht der Kaiser über den anstürmenden Wogen; den Widersachern tönt sein quos ego entgegen. Nebst eigener Kraft ist seine Größe unsere Hoffnung, sein Glaube zum Sieg unsere feste Burg."
Das zweite Urteil eines Ausländers über den Kaiser stammt von dem ehemaligen Gesandten von Nikaragua in Chile, dem an der Münchener Universität zum Doktor der Medizin promovierten Arzt Maximo Asenjo. Seine Aufsätze sind ursprünglich in spanischer Sprache erschienen und nun unter dem Titel „Deutsche Kämpfer und deutscher, Geist" deutsch herausgegeben worden. (Hainburg H. Seippel 1915.) Auch dieser Südamerikaner zeigt seinen Landsleuten, daß der Kaiser stets von aufrichtigen Friedensabsichten
durchdrungen war. Nun aber, wo es gilt, die Nation zu retten und ihre nationalen Ideale zu verteidigen, mußte Deutschlands Kaiser gegen seinen Willen das Schwert ergreifen; doch hat er, als er das Ideal seines Lebens opfern mußte, die Befriedigung gehabt, sein ganzes Volk, einmütig und zu jedem Opfer bereit, um sich geschart zu sehen.
Selten hat man eine größere Einigkeit, eine größere Uebereinstimmung der Ideale zwischen einem Herrscher und seinem Volke gesehen. Sowohl er, als auch seine sechs Söhne befinden sich in der Front, gleich dem einfachen Soldaten sich der Gefahr und den Entbehrungen des Krieges aussetzend, und gleich dem Herzog von Schwaben in der Uhlandschen Ballade kann auch er voll Vertrauen sein Haupt in den Schoß eines seiner Untertanen betten.
Berichterstatter der amerikanischen und der italienischen Presse, die ihn inmitten seiner Soldaten beobachten konnten, haben den Geist der Kameradschaft bewundert, der zwischen jenen und ihrem Kaiser herrscht. Bei Gelegenheit einer religiösen Veranstaltung, der diese Berichterstatter beiwohnten, hörten sie ihn seine Truppen mit den Worten begrüßen: „Guten Abend Kameraden", worauf diese antworten: „Guten Abend, Majestät". Majestät und Kameraden, zwei Worte, die zwei große und schöne Ideen ausdrückten: die brüderliche Kameradschaft und des Fürsten souveräne Hoheit, zwei Ideen, die im deutschen Kaiserreiche und seinem Heer herrschen, wo die Brüderlichkeit und Kameradschaft neben der strengsten und eisernsten Disziplin beieinander wohnen. Als ein charakteristisches Merkmal im Wesen des Kaisers berichtet ein Augenzeuge noch, daß nachdem ihm morgens die marmorne Unbeweglichkeit des kaiserl. Angesichts ausgefallen sei, er nachmittags von dem Ausdruck unendlicher Güte überrascht war, die sich beim Plaudern mit einigen französischen Dorfkindern auf demselben Antlitz spiegelte, das durch ein gutmütiges Lächeln vollständig verwandelt war.
Und dieser Herrscher, der unzweifelhaft unter allen regierenden Staatshäuptern der beste ist und außerdem der am gewissenhaftesten für die
Vir Kaiser Iran; Josrxh vor 61 Jahren Hochzeit hielt.
Mit Stolz und aufrichtiger Freude blicken wir Deutschen seit über einem Jahr nach Wien auf den treuen Bundesgenossen Franz Joseph. Wir wünschen ihm alles Gute zu seinem 85. Geburts» Mit Schmerz denken wir daran, daß er in dieser schweren Zeit einsam all die schweren Kriegs- Monate durchmachen mußte und unwillkürlich denken wir auch an seine edle, so jäh verstorbene Minahlin, die Kaiserin Elisabeth. Deshalb Möchten wir auch trotz der schweren Zeit einiges ^der den Hochzeitstag, den Ehrentag des Monarchen dringen, der jedenfalls jetzt oft und viel an seine Äe Gemahlin denkt. Es war am 20. April des Wahres 1854, als die bayerische Prinzessin Wabeth München verließ, um zu ihrem kaiser- nchen Bräutigam zu fahren. Das war wirklich eine Brautfahrt voller Romantik, voll süßen heimlichen Zaubers, wie ihn unsere Zeit, der Mchts heilig ist als die Geschwindigkeit, gar nicht ^ehr heraufzubeschwören vermag.
Die Frühlingsfahrt längs der in duftigem
Aun prangenden Donauufer, die mit jubelnden Mensche» besäumt waren, blieb stets wie ein zarter
Tra
chum in der Erinnerung der Kaiserin Elisabeth Me" ^ "" -
lni- In Linz stieg Kaiser Franz Joseph an ^um seine zukünftige Gemahlin zu^begrüßen.
23. April traf das hohe Paar in Wien ein.
Die ganze Kniserstadt samt Tausenden von Fremden war auf den Bemen, um dem Einzug, einem Prachtstück höfischen Schaugepränges, bewundernd beiwohnen zu können. Es war ein Bild von malerischer Schönheit, in dem die Reize Alt-Wiens mit ungeahnter Eindringlichkeit zu jedem Herzen sprachen, als der feierliche Zug an den fröhlichen, von fast südlicher Lebhaftigkeit bewegten Wienern vorbeisuhr. Die junge Kaiserin im rotweißen Kleide bestrickte die leichtentzündenden Wiener im Nu, und die Begeisterung kannte keine Grenzen mehr, als sie für jede» neuen Gruß lächelnd dankte, winkte und mit dem rosen- und diamantengeschmückten Haupt grüßte. Am nächsten Tage die feierliche Trauung in der Augustinerkirche durch den Fürsterzbischof Ritter v. Rauscher.
Kirchliche und höfische Pracht haben hier ein Bild geschaffen, das die Sinne gefangen nimmt und niemals mehr losläßt. Dazu die Stadt in einem wahren Freudentaumel. Von allen Kircyen läuten jubelnd die Glocken, die Geschütze öffnen ihren ehernen Mund, um in den allgemeinen Jubelchor mit einzustimmen. Kaiser Franz Josephs Hochzeitstag war wahrlich die beste Gelegenheit für den Wiener, seinen alten Ruf zu bestätige», daß er die schönsten und fröhlichsten Feste zu feiern versteht. Prachtvolle Feuerwerke, tagelange Lustbarkeiten im Prater, Volksfeste, Umzüge, Festvorstellungen in den Theatern usw. lösten sich unaufhörlich ab, die leichtbeschwingte, ein wenig leicht
sinnige Wiener Freude triumphierte aller Orten. — Mögen die Wiener bald ebenso fröhliche Friedensfeste feiern dürfen!
Eine Jahrhundertfeier für den Sänger der „Wacht am Nhyin".
Am 5. September vollendet sich ei» Jahrhundert, seitdem der Sänger der „Wacht am Rhein", Karl Wilhelm, in der thüringischen Reformationsstadt Schmalkalden geboren wurde. Wie der „Lokalanz." meldet, plant die Stadt zu Ehren ihres Sohnes an seinem Grabe, wie an seinem Denkmal Gedenkfeiern. Es ist beabsichtigt, an dem geschmückten Grabe eine schlichte Feier zu veranstalten und dort ein eisernes Kreuz zum Benageln anfznstellen. An seinem Denkmal wird der Schmalkaldener Männergesangverein und die Stadtkapelle Wilhelmsche Kompositionen, insbes. die „Wacht am Rhein", zum Vortrag bringen. In einer Ansprache wird der Verdienste des 'Längers gedacht werden. Sein Sterbehaus wird mit einer Gedenktafel geschmückt werden.
KeutfcHe Worte.
Der ist kein Bürger, der nicht die eigene Sorge vergißt in der Not des Allgemeinen.
Grillparzer.