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Kiezu: Illustriertes LonntcrHsMbrlt UN- währen- -er Knison Arntliche Iremöenl'iste.
Nr. 97
Scimslaq, den 14. Auqust 1915
>51. Inhraanq.
Italien im dritten Kriegsmonat
(Flitterwochen, Ehestand und Wehestand.)
Präsident Poincare ist „Vetter ves Königs" geworden, er hat den Annunziataorden erhalten. Der König ist dafür Mitglied des Institut de France geworden und der Pariser Gemeinderat hat eine Solferinofeier veranstaltet, bei dem der italienische Botschafter reden mußte. Leoneavallo dirigierte am 27. Juli in der Seinestadt die erste Aufführung seiner „Hymne an Frankreich", ital. Theater und Kinos geben zumeist nur noch franz Stücke und Bilder, die gegen Deutschland Stimmung machen. Das französ. Institut in Florenz schickt nach Umbrien Wanderredner, um Italien und Frankreich einander näher zu bringen.
Italien hat sich mit Frankreich niemals lange vertragen, trägt aber die Freude seiner Flitterwochen geflissentlich zur Schau, weil der dritte Teil des dreieckigen Verhältnisses, in dem es sich befindet, ihm eklig wird. Rußland zählt nicht, umso stärker aber rechnet England, und die Bella Jtalia müßte in ihrer Weiblichkeit nicht so scharfsinnig sein, wie sie tatsächlich ist, wenn sie nicht einen wesentlichen Unterschied machte zwischen dem Geliebten einer Schäferstunde, der sich wieder abschütteln läßt, und Lern finanzierenden Freunde, den sie nicht wieder loswerden kann. Mit dem elfteren wird gekost, geküßt, geknutscht, während für den letzteren kein Wörtchen der Liebe abfiel — bis plötzlich am 4. August der Secolo sieben Spalten lang erklärte: England sei doch ein wahrer Freund und verdiene nicht die üble Nachrede, die ihm in Italien zuteil werde; das italienische Publikum lue Unrecht, wenn es seinen Ärger über den Verlaus des Kriegs an diesem Freunde auslasse, den keine Schuld treffe, der für die gemeinsame Sache Gut und Blut opfere, insbesondere den Verbündeten, die es nötig haben, Milliarden gebe usw.
England war es sich selbst schuldig, daß es »nt Italien ein ernstes Wörtchen redete, etwa so: »Schönes Kind, ich bin zwar nicht eifersüchtig, und habe nichts dagegen, wenn du mit dem anderen schäkerst, aber bedenke, daß wir in einer
Einh ernste Pflicht deutsche^ Mütter
ist es, dafür zu sorgen, daß der Nachwuchs unseres Volkes in richtiger, zielbewußler Weise gehegt und gepflegt werde. Welch viele Dinge die Pflege und auch die Ernährung betrifft, ist mcht mit wenigen Worten zu sagen. Was besonders die Ernährung betrifft, so fehlt es einesteils an der richtigen Aufklärung, andernteils sind es bedauerliche soziale Verhältnisse, welche überall und somst auch bei ber Ernährung der Kleinsten zur Sparsamkeit zwingen. Wenn man aber bedenkt, daß zufolge sorgfältiger wissenschaftlicher Beobachtungen schon iu der frühesten Jugend des Mensche», also im Säuglingsalter, der Grund gelegt wird, zu seiner späteren körperlichen und geistigen Entwicklung, so sollte man meinen, daß für die richtige Ernährung Mer Umständen sogar Opfer gebracht werden sollten.
Es kann nicht nachdrücklich genug betont «erden, daß das idealste Nährmittel für den Säugling die Muttermilch ist, und daß wenn dieselbe aus irgend einem Grunde nicht gereicht «erden kann — ein gutes Kindermehl zu verenden ist. Nun gibt es aber eine größere An- zuhl von Kindernährmittelu und es ist begreiflich, ^nß für jedes derselben von ihren Fabrikanten besondere Vorzüge chervorgehoben werden. Beson- bere Beweiskraft haben Begutachtungen, die sich °us genaue chemische Untersuchungen und verwichende Beobachtungen in der Praxis stutze».
Loge sitzen, wo uns alle Welt beobachtet, wo es weder deinem Kredit, noch meinem Ansehen taugt, daß du inir den Rücken kehrst, während du doch auf mich angewiesen bist. Wahre wenigstens den Anstand und bringe uns nicht ins Gerede. Siehst Du nicht, wie der verdammte Deutsche schon mit seinem Operngucker herüber lugt und feix! ?" Auf eine solche Anrede, deren sachlicher Grund sich nicht leugnen ließ, mußte eine Antwort erfolgen, wie „Secolo" und „Corrriere della Sera" sie gegeben haben, mit einer Verbeugung, die dem Verstände, eines bei allem Temperament doch nickt ganz auf den Kopf gefallenen Weibes entsprach, natürlich aber nichts von Herzenswärme spüre» ließ.
Beiderseits ist das so natürlich, so menschlich klar, daß man es nachempfinden muß. Zum Haustyrannen, der die Schlüssel zur Kasse und zur Vorratskammer in der Tasche trägt, in jeden Topf guckt, neigt kein weibliches Herz. So ein Kerl ist unausstehlich. Wenn 0er „Secolo" schreibt, daß Italien aus diesen „gesegneten Eng- länoer" — bsnockotto und malockotto bedeuten ja dasselbe — schimpfe, so hat das zweifellos seinen Grund. Andererseits läßt sich dem Briten nicht verargen, wenn er für das, was er gibt, auch was verlangt. Steckt er Milliarden in sein Verhältnis, so tut ers doch nicht aus reiner Liebe. In jedem Zweige des Hausstandes, der ihn interessiert, hat er seine Leute: in jedem Hafen, jedem Zollamt, jedem Knotenpunkt des Verkehrs führt der englische Agent das bestimmende Wort, überwacht und leitet das Geschäft. Er hat den Telegraphen in der Hand, regelt die Fernverbindungen, läßt an Getreide, Kohlen und anderen: Lebensbedarf nur soviel herein, als er zu seinen Zwecken dienlich findet. Man sagt, die englische Regierung habe sich für das Geld, das sie gegeben, die ltalienischen Zölle verpfänden lassen. In Italien- selbst wird das geglaubt und bitter empfunden, amtlich allerdings in Abrede gestellt. Die Frage hat keinen Belang, denn England hält Italien so fest in der Kontrolle, daß es einer formellen Verpfändung nicht einmal bedarf, um seine Rechte geltend zu machen.
Wenn wir z. B. über Kaisers Kindermehl in einer Druckschrift der Firma Fr. Kaiser, Waiblingen-Stuttgart, lesen, daß zufolge chem. Annalyse dieses Kindermehl in 1000 Gramm nicht weniger als 748 lösliche Nährstoffe, also solche, die vom kindlichen Organismus ausgenommen und verwertet werden können, enthält, wogegen der Gehalt an solchen Nährstoffen bei 5 anderen zum Vergleiche mit herangezogenen Kindernährpräparaten zwischen 396 und 743 schwankt, so ist das eine Tatsache, die man festzuhalten hat. Diese Tatsache erlangt an Bedeutung noch mehr, wenn man aus dieser Zusammenstellung ersieht, daß das Kaiser'sche Kindermehl pro 1000 Gramm — also 2 Pfund — nur 2.90 Mk. kostet, während der Preis der übrigen sich zwischen 3.50 Mk. und 3.80 Mk. bewegt. Kaisers Kindermehl ist in sämtlichen Drogerien und Apotheken erhältlich.
Deutsch-Bulgarische Gesellschaft.
Die von der „Deutschen Wacht" in München ins Leben gerufene „Deutsch-Bulgarische Gesellschaft", welche die Herstellung engerer Beziehungen zwischen dem deutschen und bulgarischen Volke anstrebt, zeigte dem König Ferdinand von Bulgarien und dem Ministerpräsidenten Radislawow ihre Gründung an. König Ferdinand hat hierauf iu sehr liebenswürdiger Weffe geantwortet.
Für Italien ist das natürlich ein Wehestand. Ein Volk, das die Kraft und den Beruf zu einem selbständigen Aufschwung in sich fühlte, ein Land, dessen Wirtschaft sich günstig entwickelte, dessen Finanzen über alle Schwierigkeiten hinweg zur Blüte gelangten, dessen Heer sich, trotz seiner Mißerfolge so tapfer schlägt, daß es die Leistungen seiner früheren Feldzüge weit übertrifft — ein solches Volk, ein solches Land kann nur mit tiefem Schmerz in den Zustand einer Abhängigkeit sinken, zu der es keineswegs bestimmt schien. Salandra und Sonnino haben Italien an England verkuppelt und tragen die Schuld an dem Verhältnis, das ihr Land unglücklich macht.
Daß über all dies kaum eine Klage in die Öffentlichkeit dringt, spricht für das nationale Empfinden der Italiener. Das beruht keineswegs auf Unkenntnis, denn jedermann erlebt es doch am eigenen Leibe, daß der Brite Herr im Hause ist, wie es der „Secolo" ja selbst zu verstehen gibt; das liegt auch nicht allein an der Zensur, die bei all ihrer Strenge doch das, was zum Ausdruck drängt, nicht ganz unterdrücken kann. Vielmehr wirkt gerade bei denen, welche die Schmach am tiefsten empfinden, weil sie ihr Vaterland am stärksten lieben, der bewußte Wille, mcht auf die Blöße, deren sie sich schämen, hinzuweilen, bevor der Krieg vorüber ist und sich irgendwelche Aussicht zeigt, dem Uebel sachlich enlgegenzuwirken.
Der Brite macht sich seinerseits keine Skrupel; er findet sein Verhältnis angemessen, hält es zum Gehorsam an, und kümmert sich nicht um Empfindlichkeiten. Wäre er musikalisch, so würde er mit Zarastro singen:
„Zur Liebe kann ich dich nicht zwingen. Doch schenk ich dir die Freiheit nicht."
Die Tagesberichte.
Großes Hauptquartier. (W. T.V. amtlich).
Donnerstag, 12. August.
Westlicher Kriegsschauplatz.
In den Argonnen eroberten wir nördlich von Vienne le Chateau eine französische Befestigungsgruppe der Martinswerke, machten 74 unverwundete Gefangene, darunter 2 Offiziere und erbeuteten 2 Maschinengewehre und 7 Minenwerfer. Der Feind erlitt große blutige Verluste.
Bei der Wegnahme eines feindlichen Grabens nordöstlich von La Harazee fielen einige Gefangene in unsere Hand. Unter Zurücklassung von 40 Toten floh der Rest der Besatzung.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe des Generalfeldm. v. Hindenburg.
In Kurland und Samogitien ist die Lage unverändert.
Südlich des Njemen schlugen Truppen der Armee deS Generals von Eichhorn einen mit erheblichen Kräften am Dawinaabschnitt unternommenen Angriff blutig ab. Der Gegner ließ 700 Gefangene in unserer Hand.
Die Armee des Generals v. Scholz nahm den Brückenkopf von Wirna und warf südlich des Narew den Feind über den Gacfluß.
Seit dem 8. August machte die Armee 4850 Mann, darunter 11 Offiziere zu Gefangenen und erbeutete 12 Maschinengewehre.
Die Armee des Generals von Gallwitz stürmte Zambrowo und drang weit südl. unter ständigem Kämpfen über Andrzejow in östl. Richtung vor. Vor Nowo-Georgiewsk nichls Neues.
Eines unserer Luftschiffe belegte den Bahnhof Bielostok mit Bomben. Größere Explosionen wurden beobachtet.