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Kiezu: Illustriertes SonntugsbtaLL und währ-enö öer Saison Amtliche Iremöenliste.
Nr. 69
Donnerstag, den 10. Juni 1915
>51. Jahrgang.
WlirschM Hindenburg vor Nm-ork
Folgende unterhaltende Phantasie, die wie wir ausdrücklich betonen möchten, einer amerikanischen Feder entstammt, steht in der Mai-Nummer von „Mac Clures Magazine". Dieses Magazin gilt als eine der besten Monatsschriften, deren Bezieherzahl auf 4—500 000 berechnet wird. In ihm erzählt ein erfundener Berichterstatter namens James E. Langston von dem großen Krieg zwischen Deutschland und Amerika im Jahre 1921. Der Weltkrieg, der jetzt tobt, ist beendet worden durch einen Friedenskongreß in Genf. Deutschland hat Frankreich die ihm entrissenen Provinzen wieder geben müssen, die Russen haben Konstantinopel bekommen, aber England ist durch den Verlust seiner See-Oberherrschaft infolge des deutschen Unterseebootskrieges tief gedemütigt und isoliert. Da verfällt Deutschland darauf, um sich für seine Verluste zu rächen und um die Amerikaner vom südamerikanischen Markt zu vertreiben, über die gänzlich ungerüsteten Vereinigten Staaten herzufallen. Zunächst versperrt es durch eine kunstvoll herbeigeführte Explosion die Durchfahrt durch den Panama-Kanal, so daß die amerikanische Flotte, in zwei Hälften geteilt, -sich nicht gegenseitig zu Hilfe kommen kann. Dann kommt die deutsche Flotte mit der großen Jnvasionsarmee über den Atlantischen Ozean. New-Iork zittert. Tag um Tag und Nacht um Nacht ziehen angstvolle Menschenmassen durch die Straßen und spähen nach dem Hrmmel, ob die ersten Zeppeline sichtbar sind. Alles ist verdunkelt, die Lichter der Hotels, der Nachtrestaurants sind überall ausgelöscht. Eine Verleidigungsarmee unter dem Kommando des Generals Leonard Wood ist gebildet und erwartet die Deutschen. Dann beginnt ein großer Kampf zwischen deutschen und amerikanischen Unterseebooten, Ftugzeugen und Luftschiffen, in dem die Deutschen siegen; es gelingt ihnen, ISO 000 Mann an der Küste von Long Island zu landen. Sie marschieren nun auf Newyork. General Wood versucht vergebens zunächst Brooklyn zu halten, dies wird im Sturm erobert und nun fordert Marschall v. Hindenburg, der kommandiert, Newyork zur Uebergabe auf. Die Art, wie
er den befehlenden amerikanischen Offizier dazu ausfordert, ist so uramerikanisch gedacht, daß wir diese Stelle im Wortlaut bringen wollen. Der Zeitungsberichterstatter erzählt: „Um Mitternacht gab General Wood die letzten Befehle für den äußersten Widerstand bis zum letzten Mann und zur letzten Kanone und als der deutsche Feldherr wieder Offiziere sandte, die unter der Parlamentärflagge die Uebergabe von Manhattan Island (die Insel, auf der Newyork liegt) verlangten, war seine Antwort ein entschlossenes Nein. Indessen versuchte er doch, mit Unterhandlungen Zeit zu gewinnen und ein paar Stunden begleitete ich eine Abordnung von amerikanischen Generalstabsoffizieren mit Gegenvorschlägen; sie fuhren auf einem Boot dem East River hinauf. Ich sehe v. Hindenburg noch vor mir, wie er in seinen hohen Stiefeln und seiner Uniform am Fuß des zertrümmerten Piers der Brooklyn-Brücke die Abordnung empfing: „Also Sie wollen keine Uebergabe? Sie glauben, noch Widerstand leisten zu können?" fragte er. Der amerikanische Offizier, gereizt von dem Hochmut dieser Frage, bemerkte, gewiß wollen sie das, und sie dächten es zu beweisen. „So?" sagte v. Hindenburg und er blickte auf die Bedienungsmannschaft, welche gerade ein Geschoß von einer halben Tonne Gewicht in ein 11-Zoll-Belagerungsgeschütz lud, das auf der Plattform stand. „Welches ist da drüben Woolworlh Building?" fragte er, über den Fluß hinüberlugend. „Der größte von allen Wolkenkratzern, Exzellenz," antwortete man ihm, „der mit den gotischen Linien und den vergoldeten Karmesin." „Ach ja! Jetzt erkenne ich ihn auch nach den Abbildungen. Ein schöner Bau! Meine Herren —" er wandte fick an die Amerikaner. „Ich spende den Leuten hier 20 Dollars in Gold, wenn sie den Turm mit einem einzigen Schuß niederlegen. Nun passen sie auf: „Fertig!" Wir verstopften uns die Ohren, als der Schuß krachte und einen Augenblick später schien der kostspieligste und zierlichste Turm in der Welt in seinen Grundmauern zu schwanken. Dann, als die tausend Pfund schwere Granate in der 27- Etage einschlagend, im Innern des Baus explodierte, strömten Wolken von gelbem Rauch aus den zusammenstürzenden Wänden und der
ungeheuere Aufbau von 24 Etagen über der zackigen Wunde des Turms neigte sich nach Osten und kain als ein Stück herunter, seine tausend Tons Gewicht von Stahl und Stein geradeswegs über die Breite des Broodway schleudernd. „Sehr gut," nickt v. Hindenburg. „Es sieht nett aus, wie sie fallen. Ich denke, wir versuchen es noch mit einem andern? Was ist denn das für einer zur Linken?" „Das ist Singer Building, Exzellenz," antwortete der Offizier. „Gut. Alles fertig?" Die Tragödie wiederholte sich und 800 Menschen mußten ihr Leben lassen, als der große Turm zur Erde fiel. Leute, die einen Augenblick vorher noch ruhig ihrer Beschäftigung nachgingen, wurden vom Pflaster weg in die Ewigkeit befördert." So wird uns erzählt, wie Hindenburg mit den Wolkenkratzern von Newyork umspringt. Als man die Wirkung der Beschießung sieht, wird doch über die Uebergabe beraten. Während dieser Beratung, bei der Roosevelt eine pathetische Rolle spielt, wird gemeldet, daß die Deutschen mit ihren Maschinengewehren bereits in den Straßen sind. An diesem Punkte bricht das Kapitel ab und wir warten in atemloser Spannung, was uns der Verfasser im nächsten Monat zu erzählen hat. Er verspricht uns da zu berichten, wie General v. Kluck Neu-England eroberte und Boston einnahm. Jedenfalls hat dieser Zukunftsdichter viel Phantasie und er kennt sein Publikum. Bei uns käme niemand so leicht auf die Idee, auch nur in der Dichtung einen Krieg mit Amerika anzunebmen, aber wir sehen mit Genugtuung, daß Kluck und „v. Hindenburg" auch schon jenseits des großen Teichs pu- pulär geworden sind.
Die Tagesberichte.
Großes Hauxkyuarkier. (W.T.B. amtlich).
Dienstag, den 8. Juni.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Am Osthange der Lorettohöhe scheiterte ein feindlicher Angriff gänzlich. Von weiteren Angriffsversuchen sahen die Franzosen ab.
Auch südlich von Neuville wurde durch unser Artilleriefeuer ein feindlicher Angriff niedergehalten.
Deif Getreidebau nach dem Kriegs.
In einer interessanten Serie von Artikeln über »Brot und seine Eigenschaften", die der bekannte Berliner Physiologe Professor Rubner in der »Deutschen Medizinischen Wochenschrift" veröffent- "cht, kommt der Gelehrte auf die Zukunft der Brotfruchtproduktion nach dem Kriege zu sprechen. Es ist bekannt, daß wir mehr Roggen, etwa 36 Prozent, und weniger Weizen, etwa 16 Prozent, y^duzieren, als wir brauchen. Um uns von der Abhängigkeit des Auslandes freizumachen, könnten W« den Weizengenuß zugunsten des Roggens ein- ichränken, wie dies auch jetzt während des Krieges Metzen ist. Dies wird aber nicht nach dem Wunsche der Bevölkerung sein, die den Weizen mir Roggen vorzieht. Nun ist ein solcher Um- Wwung aber gar nicht nötig, denn auch bei mäßigen Ernten ließe sich die Produkton des Weizens so When, daß kein Weizen importiert zu werden «raucht. Die Mehrproduktion läßt sich durch Wugerung der Intensität der Kultur erzielen.
trifft zweifellos für sehr erhebliche Teile Wutschlands zu, namentlich für die kleinbäuerlichen ^stiebe, wo zweckmäßigere Bodenbearbeitung und Düngung zu besseren Ernteresultaten führen werden .-.„ bisher. Auch die Gewinnung neuer Boden- D u" ^ Ackerbau dürfte dazu beitragen.
Krauchte gar nicht einmal eine Erweiterung " Weizenanbaufläche um die 16 Prozent statt
finden, die wir, wie oben erwähnt, einführen, sondern es genügt eine geringe Vergrößerung, da das Erträgnis an Weizen mit Rücksicht auf die Ernährung des Menschen günstiger liegt als für den Roggen. 1 Hektar Land bringt 1700 Kilogramm Roggen, aber 2030 Kilogramm Weizen. Nach Abzug des Saatgutes von 170 Kilogramm pro Hektar ist der Weizenertrag um 330 Kilogramm größer als der des Roggens. Zieht man weiter den Mehlverlust von 5 Prozent noch ab, so erhält man 1453 Kilogramm Roggen und 1767 Kilogramm Weizen. Der Boden wird also durch den Weizenbau besser ausgenutzt. Es kommt aber noch ein anderer Umstand dazu, der den Weizenacker viel günstiger erscheinen läßt. Der Roggen läßt sich nämlich viel schlechter ausmahlen, als der Weizen. Sein Mehlkern ist nicht so leicht abzuschneiden. Seine Ausmahlung kann im allgemeinen nur auf 65 Prozent getrieben werden, während der Weizen bis auf 75 Prozent ohne Schwierigkeit gebracht werden kann. Damit würden sich die Erträgnisse zugunsten des Weizens noch mehr verschieben. Auch vom Standpunkt der Backware aus ist der Weizenbau besser zu verwerten als der Roggen. Es besteht überhaupt keine Notwendigkeit, Roggen zu genießen. Das Bedürfnis »ach Weizen wird sich steigern, wenn die Wahl frei ist. Denn der Konsum des reinen Roggenbrotes hat sich nur da erhalten, wo der Boden Roggen trägt und seine Verarbeitung in den kleinen
Mühlen der Erzeugungsgebiete stattfindet. Das Kleinbrot aus Weizen wird auf dem Lande nicht gegessen, weil noch im Hause gebacken wird und das Bäckereigewerbe sich auf dem flachen Lande nicht einbürgern kann. Fällt auch dies Hindernis, so wird auch der Anspruch auf Weizenbrot steigen, da die konservative Richtung dem Ansturm des Luxus nirgends standhält.
Einfache und billige Verfahren zur Aufbewahrung von gepökelten oder geräucherten Fleifchdauerwaren.
Die Aufbewahrung von gepökelten oder geräucherten Fleischdauerwaren für längere Zeit bietet dort, wo die geeigneten luftigen und trocknen Räume hierfür zur Verfügung stehen, keinerlei Schwierigkeiten. Anders, wenn solche Räume fehlen, oder wenn diese Fleischdauerwaren, wie im einzelnen Haushalt, in Räumen mit anderen Lebensmitteln zugleich ausbewahrt werden müssen und dadurch öen verschiedensten äußeren Einflüssen ausgesetzt sind, wie dem Verstauben, der Ablagerung von Fliegeneiern, der Einwirkung von Luft und Feuchtigkeit, sowie von Keimen aus der Luft, wodurch die Waren ranzig oder weich werden oder in Fäulnis übergehen können usw. Um die Fleischwaren vor diesen äußeren Einflüssen zu schützen,sind bereits verschiedeneVerfahren empfohlen worden, so z. B. das Eintauchen in schmelzbare