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Kiezu: Illustriertes Sonntagsbt'crLL und während der Saison Arntliche Iremöentiste.

Nr. 6l

Mngstgrwittry.

Blüh'n und Werden aller Orten,

Drosselsang und Lerchenlieder -

Festlich über Deutschlands Gauen Geht ein Pfingstgewitter nieder!

Und sein königliches Brausen Mahnt vergangner Maientage!

Und sein feierliches Rufen Grüßt mein Volk mit hehrer Frage:

Ob die Zeit, die wundergroße.

Ihm den Weg zum Himmel zeigte?

Ob es sich, wie seine Väter,

Glaubensvoll dem Höchsten neigte?

Ob die Frucht des großen Sterbens Eine deutsche Lebensernte?

Ob mein Volk zum Kreuz gefunden?

Ob es wieder beten lernte?

Gottes Sturm zieht durch die Lande,

Gottes Geist weht durch die Zeiten:

Gottes Uhr schlägt allen Völkern!

Gottes Hand wägt Freud und Leiden

Ist der Wächterruf der heil'ge.

Wie ein Hall und Schall verklungen?

Hat der Satan uns im Feuer Wirrer Geisterschlacht bezwungen?

Königstreue kommt vom Himmel,

Heimatliebe wurzelt droben,

Heil'ges Gut, mit unsrem Leben,

Unsrer Ewigkeit erworben!

Halt's mein Volk! der Geist der Gnade Weiht dein Kleinod immer wieder! Festlich über Deutschlands Gauen

Geht ein Pfingstgewitter nieder.-

E. v on Maltzah n.

DieitalienischeKanmlersihung.

Agencia Stefani meldet, bei Eröffnung der Kammer ist der Saal ganz gefüllt. 480 Deputierte sind anwesend; die Tribünen gedrückt voll, ein­schließlich derer für das diplomatische Korps, die Senatoren und die ehemaligen Deputierten. Auf der Tribüne der Diplomaten bemerkt man die Botschafter der Vereinigten Staaten, Englands, Frankreichs, Rußlands und Japans. Auf einer Tribüne erscheint Gabriele d'Annunzio, von leb- haften Zurufen im Saal und auf den Tribünen Müßt. Nur die offiziellen Sozialisten beteiligten sich nicht an dieser Kundgebung. Alle hervor­ragenden Persönlichkeiten des Parlaments sind an- wriend, außer Giolitti.

^ Um 2 Uhr tritt Präsident Mareora in den Taal, begrüßt von stürmischem Beifall im Saal und auf den Tribünen. Alle Deputierten mit äusnahme von 45 offiziellen Sozialisten erheben I>ch von ihren Plätzen, ebenso, wie das Publikum aus den Tribünen und rufen: Es lebe der Präsident!

Als die Kundgebung zu Ehren des Kammer­präsidenten endigte, trat Ministerpräsident Salandra m den Saal, hinter ihm der Minister des Aeußern, «onnmo und die anderen Kabinettsmitglieder. ganze Versammlung steht. Man ruft von Een Seiten: Es lebe der Krieg! Im Zentrum ^Ell Rufe: Es lebe der König! Die Ovation leverholt sich, begleitet von immer mehr an- achsendem Beifall. Unter Rufen: Es lebe omien! erneuert sich die Kundgebung.

Rede Salandra s.

<N .^Essterpräsident Salandra bringt darauf einen > sfuentwurf ein, welcher der Regierung für den Krieges außerordentliche Befugnisse über- gt und gibt darauf folgende

Samstag, den 22. Mai 1915

Erklärung der Regierung ab:

Seitdem Italien sich zur Staatseinheit erhob, hat es sich in der Welt der Nationen als ein Faktor der Mäßigung, der Eintracht und des Friedens bewährt, und es kann stolz vor aller Welt verkünden, daß es diese Aufgabe mit einer Festigkeit erfüllt hat, die sich nicht einmal vor den schmerzlichsten Opfern beugte. In der letzten Periode von mehr als 30 Jahren hielt es ein System von Bündnissen und Freundschaften aufrecht, die hauptsächlich zum Zwecke hatten, auf diese Art das europäische Gleichgewicht und mit ihm den Frieden besser zu sichern. Angesichts der Vornehm­heit dieses Zieles ertrug Italien sogar nicht allein die Mängel der Sicherheit seiner Grenzen, und ordnete diesem Ziel nicht nur seine heiligsten nationalen Wünsche unter, sondern es mußte auch mit unterdrücktem Schmerze den methodisch an­gewandten Versuchen zusehen, den italienischen Charakter zu unterdrücken, welchen Natur und Geschichte diesen edlen Landen unauslöschlich auf­gedrückt hat.

Bei der heutigen Kammereröffnung gab Minister­präsident Salandra eine Erklärung der Regierung ab, in der es u. a. heißt:

Das Ultimatum, das im Jahre 1914 Oester­reich-Ungarn an Serbien richtete, machte mit einem Schlage die Wirkungen unserer langandauernden Anstrengungen zunichte, indem es ein Abkommen verletzte, das uns mit diesem Staate verband. Es verletzte dieses Abkommen durch das Verfahren, indem es unterlassen, mit uns, sei es efne vor­gängige Verständigung zu treffen oder uns auch nur eine einfache Mitteilung zu machen und ver­letzte es in der Sache, indem es darauf ausging, zu unserem Nachteile das empfindliche System territorialer Besitzungen und Einflußsphären zu stören, das sich auf der Balkanhalbinsel heraus­gebildet halte. Aber mehr noch, als - der eine oder andere Punkt wurde der ganze Geist verletzt und sogar unterdrückt, der diesen Vertrag erfüllte, denn, indem in der Welt der schrecklichste Krieg entfesselt wurde, im direkten Gegensatz mit unseren Interessen und unseren Gefühlen, wurde das Gleichgewicht zerstört, das das Bündnis sichern sollte und es erhob sich tatsächlich aber unwider­stehlich das

Problem der nationalen Unversehrtheit Italiens.

Nichtsdestoweniger widmete sich die Regierung während langer Monate geduldig der Aufgabe, eine Verständigung zu suchen, die den Vertrag seiner Daseinsberechtigung, die er sonst verloren hatte, wiedergeben sollte. Diese Verhandlungen mußten indessen beschränkt sein. Nicht nur der Zeit nach, sondern auch durch die Würde, worüber hinaus die gesamten Interessen und die Ehre unseres Landes bloßgestellt worden wären.

Kündigung des Dreibundvertrags an Oesterreich-Ungarn.

Infolgedessen und, um diese höchsten Ziele aufrechtzuerhallen, sah die königliche Regierung sich gezwungen, der kaiserlichen und königlichen österreichisch-ungarischen Regierung am 4. Mai die Zurücknahme aller ihrer Vertragsvorschläge, die Aufkündigung des Bundesvertrags und die Erklä­rung, daß sie sich Handlungsfreiheit Vorbehalte, zu notifizieren. Andererseits war es aber nicht mehr möglich, Italien in einer Isolierung ohne Sicher­heit und ohne Ansehen zu lassen, gerade in dem Augenblick, wo die Weltgeschichte in eine entschei­dende Phase tritt.

Angesichts dieser Sachlage und in Erwägung

>51. Jahrqana.

, der Schwierigkeit der internationalen Lage muß die § Regierung auch politisch vorbereitet sein auf jede jnoch so schwere Prüfung und ersucht daher die Kammer durch den vorgelegten Gesetzentwurf um die außerordentlichen Befugnisse, deren sie bedarf.

Diese Maßnahme rechtfertigt sich nicht allein durch Präzedenzfälle bei uns und in anderen Staaten jeder Regierunzsform, sondern sie stellt auch die feste Ordnung und sogar die mildeste Form derjenigen Befugnisse dar, welche unsere in- Kraft stehende Gesetzgebung der Regierung auch in anderen Fällen zuweist, wo es sich um das höchste Gesetz handelt, nämlich um das Wohl des Staates.

Ohne prahlerische Worte und ohne Stolz, aber mit tiefem Verständnis für die Verantwortung, die uns in dieser Stunde zufällt, haben wir das Be­wußtsein, dafür Vorsorge getroffen zu haben, was die edelsten Bestrebungen und die vitalsten Inte­ressen des Vaterlandes erforderten, denn in seinem Namen und ihm ergeben richten wir bewegt unseren glühenden Appell an das Parlament und über das Parlament hinaus an das Land da­hin, daß alle Meinungsverschiedenheiten beigelegt werden mögen und von allen Seiten aufrichtiges Vergessen sich darauf herabsenke, die Partei- und Klassengegensätze, die in gewöhnlichen Zeiten immer zu achtenden persönlichen Ansichten, selbst die Gründe, die dem Leben den täglichen furchtbaren Kontrast der Bestrebungen und Grundsätze geben, müssen heute verschwinden angesichts einer Notwendigkeit, die jede andere übertriffl und einer Idee, welche mehr als jede andere begeistert, angesichts des Glückes und der Größe Italiens. Alles andere müssen wir von heute ab vergessen und dürfen uns nur daran erinnern, daß wir alle Italiener sind, und daß wir alle mit demselben Glauben und derselben Glut Italien lieben. Mögen die Kräfte aller in einer einzigen Kraft zusammengefaßt werden und die Herzen aller sich zu einem einzigen Herz zu­sammenschließen, möge ein einmütiger Wille zu dem beschworenen Ziele

führen und Kraft, Herz und Wille ihren einzigen leidenschaftlichen und heldenhaften Ausdruck finden in der Armee und Flotte Italiens und in dem erhabenen Führer, der sie zu den Schicksalen einer neuen Geschichte anjührt. Es lebe der König! Es lebe Italien!

Die Aufnahme der Rede Salandra s.

Jeder Satz der Rede Salandras wurde durch stürmischen Beifall unterstrichen und durch Rufe: Hoch Italien! und Hoch der Krieg! unterbrochen. Die offiziellen Sozialisten blieben ruhig und er­hoben sich nicht von ihren Plätzen. Das Ende ! der Rede wurde mit einer stürmischen Kundgebung für die Armee, den König und Italien aus­genommen.

Der Gesetzentwurf einer Kommission überwiesen.

Salandra beantragte sodann die Einsetzung einer besonderen. Kommission der Kammer zur Prüfung des Gesetzentwurfs betr. außerordent­licher Befugnisse der Regierung im Kriegsfälle. Die Kommission solle sofort zusammentreten und heute noch Bericht erstatten. Sonnino legte dann das Grünbuch vor. Die Minister begaben sich darauf in den Senat, wo dieselben die Erklärung wiederholten. Der Vorschlag der Regierung betr. Dringlichkeit des Gesetzentwurfes wurde von der Kammer in geheimer Absitzung mit 367 gegen 54 Stimmen angenommen.

Die Kommission tritt sofort in einem Saale von Monte Nitorio zusammen. Mit Ausnahme