3. Vergebliche französische Offensive.

Auf dem westlichen Kriegsschauplatz halten

die deutschen Truppen ihre Stellungen, die sich von der Nordseeküste bis zur Schweizer Grenze erstrecken, gegen alle Angriffe der Franzosen und Engländer erfolgreich fest. Alle Versuche der Westmächte, durch Einsetzen starker, überlegener Kräfte die deutsche Front zu durchbrechen, sind bisher gescheitert und auch die zuletzt eingesetzte Offensive, welche noch nicht zu Ende geführt ist, scheint wenig Aussicht auf Erfolg zu haben. Trotz­dem die Westmächte neben den schon an Ort und Stelle befindlichen Truppen mindestens vier frische Armeekorps und zahlreiche Reservedivisionen heran- geführt und auf den Kampfplatz geworfen haben, haben sie in mehrtägigen, erbitterten Kämpfen nur einen verhältnismäßig kleinen örtlichen Erfolg er­zielt und sind nicht in der Lage gewesen, ihn aus­zunutzen und zu einem großen Durchbruch zu ge­stalten. Wie aus den letzten Nachrichten hervor­geht, sind alle weiteren Angriffe von den Deutschen zurückgeschlagen worden, und dabei muß ange­nommen werden, daß die Westmächte bereits alle ihre verfügbaren Kräfte eingesetzt haben. Es scheint, daß auch diese neue Offensive bereits ihren Höhepunkt überschritten und das eigentliche Ope­rationsziel nicht erreicht hat. Dagegen ist es den Deutschen gelungen, im Laufe der letzten Woche mehrere bedeutende Teilerfolge zu erzielen und wichtige Punkte der feindlichen Stellungen zu er­obern. Nördlich Ipern haben sie den Kanal überschritten, und auf dem Westufer festen Fuß gefaßt. Bei Ipern sind sie bis auf 3 Kilometer halbkreisförmig an den Stützpunkt selbst heran­gerückt, so daß mit seinem Falle gerechnet werden kann. In der Champagne, in den Argonnen, auf den Maashöhen, zwischen Maas und Mosel und in den Südvogesen, überall sind die Deutschen, zwar langsam und schrittweise, aber stets erfolg­reich vorgedrungen. Man muß deshalb annehmen, daß sie ihre Stellungen auch künftighin gegen alle feindlichen Angriffs- und Durchbruchsversuche halten und den eigenen Angriff siegreich fortsetzen werden.

4. Türkische Erfolge an den Darda­

nellen und im Kaukasus.

Und was schließlich die Türkei anbelangt, so sind die Versuche der Engländer und Franzosen, die Dardanellenbefestigungen von der Seeseite aus einzuschießen, ebenso gescheitert wie die Landung starker Truppenableilungen an vier verschiedenen Stellen der Halbinsel Gallipoli und der gegenüber­liegenden kleinasiatischen Küste vereitelt worden ist. Die englisch-französische Flotte hat dabei schwere Verluste erlitten, das Landungskorps ist zum Teil ausgerieben worden, und nur unbedeu­tende Abteilungen halten noch in befestigten Stel­lungen die Landungsstellen selbst besetzt. A l der kaukasischen Grenze stehen sich die beiderseitigen Truppen seit längerer Zeit gegenüber, ohne daß es zu entscheidenden Kämpfen gekommen wäre. Aber auch hier ist es den Russen nicht gelungen, die ursprünglich angesetzte Offensive durchzuführen. In Persien sind die Türken erfolgreich eingedrungen, und in Mesopotamien haben die Engländer emp­findliche Niederlagen erlitten.

*

So müßte der italienische Generalstabschef die allgemeine Kriegslage dem Könige schildern und ihm damit die Grundlagen jür seinen folgen­schweren Entschluß geben.

sechzehn bis siebzehn, oder Männer von über fünfzig Jahren.

Einer der Jungens ist damit beschäftigt, für einen Kunden Kartoffeln auszuwiegen. Er hat einige zuviel gefaßt, nimmt eine Handvoll weg und wirft sie in den großen Kartoffelkasten zurück. Aber zwei verirren sich dabei und rollen auf das Trottoir. Dort bleiben die zwei schönen Kartoffeln liegen; niemand hebt sie auf, niemand kümmert sich darum. Die Frau vom Zeitungskiosk an der Boulevardecke, welche sonst nichts zu tun hat, lugt danach und betrachtet sie eine ganze Weile. Dann sagt sie langsam, nach den auf der Straße liegenden Kartoffeln zeigend:

Wenn in Deutschland solch schöneKartoffeln auf die Straße rollten, dann würden dieBoches" einander sicherlich halb tot schlagen, um sie zu bekommen."

Der alte Tramkontroleur, der kleine, ergraute Rentier, das Dienstmädchen, das am Kiosk auf die neuesten Zeitungen wartet, lachen zustimmend.

Es scheint, daß sie ihre Hunde nun auch noch alle aufessen wollen", fügt der Tramkontrolleur hinzu.

Mit einem K. K. Brötchen", ergänzt der Rentier.

Allgemeines Gelächter.

(Schluß folgt.)

Die Tagesberichte.

Großes Hauptquartier, 18. Mai. (WTB. Amtlich.) Westl. Kriegsschauplatz: Nördl. von Ipern am Kanal bis Steenstraate und Het Sas herrschte gestern Ruhe.

Auf dem östlichen Kanalufer, südöstlich Boe- singhe, entwickelten sich an einzelnen Stellen Kämpfe, die noch fortdauern.

Südlich von Neuve Chapelle versuchten die Engländer gestern und heute Nacht vergeblich, weiteren Boden zu gewinnen. Alle Angriffe wurden unter starken Verlusten für den Feind abgewiesen.

Erneute französische Angriffe an der Loretto- höhe bei Ablain und westlich Souchez scheiterten.

Bei Ailly kam der Jnfanteriekampf zum Stillstand.

Ein französischer Vorstoß im Priesterwalde brach iii unserem flankierenden Feuer zusammen.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

An de Dubissa wurde in der Gegend Ciragola wiederum starke feindliche Angriffe abgewiesen.

Gegen die südlich des Njemen herangeführten russ. Kräfte gingen unsere Truppen in allgemeiner Richtung Gryszkabuda, Syntowty, Szaki zum An­griff vor. Die Kämpfe dauern noch an. Gestern wurden 1700 Russen gefangen.

Nördlich der Wisoka warf unsere Kavallerie die Feindliche.

Russ. Angriffe auf Mariampol scheiterten.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Nördlich PrzemrM von Jaroslaw bis zu der Einmündung des Wislok in die San haben sich deutsch-österreichisch-ungarische Truppen den Ueber- gang über den San erkämpft. Die Gegner gehen hier weit nach Osten und Nordosten zurück.

Zwischen der Piliza und der oberen Weichsel (bei Jlza und Lagow) südöstlich Przempsl, sowie in der Gegend von Stryi sind seit gestern starke Kämpfe im Gange.

Oberste Heeresleitung.

Großes Hauptquartier, 19. Mai. (WTB Amtlich.) Westl. Kriegsschauplatz: Nördlich von Ipern nahmen die Kämpfe auf dem östl. Kanal­ufer einen für uns günstigen Verlauf. Südlich von Neuve Chapelle setzten die Engländer nach stärkerem Artilleriefeuer an einzelnen Stellen zu neuem Angriff an, sie wurden überall abgewiesen.

Auf der Lorettohöhe nahmen wir einige feindl. Gräben und erbeuteten dabei 2 Maschiengewehre.

Ein starker franz. Angriff gegen die Südteile von Neuville brach unter schweren Verlusten für den Feind in unserem Feuer zusammen.

Im Priesterwalde versuchten die Franzosen um Mitternacht vorzubrechen, wurden aber durch unser Artilleriefeuer niedergehalten.

Oestlicher Kriegsschauplatz.

Auf der Linie Shagori-Frauenburg sind gestern starke feindliche Kräfte aufgetreten.

Nördlich und südlich des Njemen dauern die Kämpfe weiter an.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Die Russen versuchten gestern, ein weiteres Fortschreiten unserer, über den San (nördlich von Przemys!) vorgedrunqenen Truppen durch Gegen­angriffe aufzuhalten. Alle diese Angriffe scheiterten unter schwersten Verlusten für den Feind.

Eine aus Hannoveraner und Oldenburger be­stehende Division hat in den letzten beiden Tagen in den Kämpfen um den Sanübergang 7000 Ge­fangene gemacht, sowie 4 Geschütze und 28 Ma­schinengewehre erbeutet.

Zwischen der Piliza und der oberen Weichsel, sowie südlich Przemysl werden die Kämpfe fort­gesetzt.

Oberste Heeresleitung.

KriegsnachrichLen.

Reichskanzler und Lage.

Nur für kurze Zeit ist der Reichstag vorgestern zusammengetreten, und noch im letzten Moment hat uns der Kanzler durch seine Rede überzeugt, daß wir zuversichtlich den Ereignissen in Italien gegenüberstehen können. Oesterreich hat getan, was in seinen Kräften stand und kann man Italien nicht verstehen. Heute den 20. Mai wird der ver­hängnisvolle Würfel fallen; was unser Bundes­genosse will, werden wir nun auch bald erfahren können.

Graf Tisza zur italienischen Lage.

Wien, 18. Mai. In ihren Besprechungen der Haltung Italiens und den Ausführungen des Grafen Tisza als Antwort auf die Anfrage An-

drassys geben die Blätter ihrem Einverständnis mit den Erklärungen Tiszas und Andrasschs Aus­druck. Sie betonen, daß die Bevölkerung der Monarchie in voller Würdigung der Lage Opfern zujtimmen werde, daß aber die Völker der Mo­narchie vor Niemanden zurückschrecken und, was immer geschehen möge, den Ereignissen mit Ruhe und männlicher Entschlossenheit entgegensetzen werden. Das Frewdenblatt schreibt: Die Work des Grafen Tisza und Andrassy werden bei uns lebhaftesten Widerhall finden, denn sie geben Ge­fühlen und Gedanken Ausdruck, die in der dies­seitigen Reichshälfte vorherrschen und sie haben ! jeder Zweideutigkeit ein Ende bereitet.

Verschiedene Meldungen über Italiens Lage.

Berlin, 19. Mai. Nach einer Meldung des Berliner Tageblatts" aus Lugano schreibt das ^ Giornale d'Jtalia": Der Krieg ist in Genua j schon heute erklärt durch den einmütigen Willen ! des Königs, der Regierung und der Nation. Ein ! wunderbarer geheimer Traum, dessen Flammen die italienischen Herzen ein halbes Jahrhundert lang erwärmte, geht in herrliche, leuchtende Erfüllung.

Berlin, 19. Mai. Der Berner Korrespondent derNeuen Zürcher Zeitung" drahtet, wie dm Berliner Tageblatt" aus Basel berichtet wird, der Glaube, daß es in Italien noch ein Halten gebe, sei auf ein Minimum zusammengeschrumpst. Immerhin gebe es noch Leute, die auf Grund der Kenntnis italienischer Verhältnisse an ein Ein­greifen Italiens in den Krieg nicht glauben.

Belageruugszustand über Turin.

Berlin, 19. Mai. (WTB.) Die Kriegszeitung desBerliner Lokalanzeigers" meldet aus Chiasso: In Turin wurde gestern Abend der Belagerungs­zustand erklärt, nachdem die Stadt während des ganzen Tages der Schauplatz ernstester Tumulte gewesen war. Nach demAvanti" hatten 80 000 Arbeiter einen 24stündigen Generalstreik erklärt, um gegen den Präfekten und die Polizei zu protestieren, die den Stkdenten alle Aus­schreitungen, das Einwerfen der Fenster der Zeitung Stampa" und andere erlaubt, aber mit Gewalt jede friedliche Kundgebung der Neutralisten ver­hindert hätten. Am Generalstreik beteiligte sich ausnahmslos die gesamte Arbeiterschaft Turins und ungeheure Menschenmassen strömten gegen 10 Uhr vormittags zum Corso L-iccardo, wo vor i dem Lokal der Arbeiterkammer eine Massenver- ? sammlung abgehalten wurde. Zahlreiche Redner 1 erklärten die absolute Abneigung des Volkes von ' Turin gegen den Krieg. Als sich darauf ein Demonstrationszug nach dem Platz Castello, wo sich das Königsschloß befindet, bewegte, wurden Barrikaden gebaut und von beiden Seiten geschossen. Die Tumulte dauerten bis zum Abend, obgleich am Nachmittag ein mehrstündiges, heftiges Gewitter die Massen stark verringert hatte. Ein Waffen­lager wurde gestürmt, ein Arbeiter durch den Revolverschuß eines Offiziers getötet. Viele Per­sonen wurden verletzt. Auch unter den Soldaten gab es viele Verwundete.

174ÜOV Russen seit 1. Mai gesqngen

Wien, 18. Mai. Nach dem amtlichen Bericht des österreichisch-ungarischen Generalstabs hat sich die Gesamtsumme der in der ersten Hälfte des Mai eingebrachten Gefangenen auf 174000 Mann erhöht. Hierzu kommen 128 erbeutete Geschütze und 368 Maschinengewehre.

Ausfuhrverbot aus Rußland.

Petersburg, 19. Mai. (WTB.) Es ist ein allgemeines Ausfuhrverbot aus Rußland für Fourage, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Buch­weizen, Hülsenfrüchte, Kartoffeln, Reis, Mehl, Graupen, Pferde, Häute und Messing erlassen worden. Auch nach den befreundeten Ländern ist die Ausfuhr verboten.

Russische Beruhigungen.

Petersburg, 19. Mai. (WTB.) Die Presse versucht auf jede Weise das Publikum über den Umfang der Niederlage in den Karpathen zu be° ruhigen und verweist zu diesem Zwecke auf Teil­erfolge bei Szawle usw. Nach demRußkoje Slowo" haben die deutschen Soldaten in Kurland erklärt, daß sie das Land als deutsches Land betrachteten. Viele sprächen gut lettisch. beruhigten die Bevölkerung und forderten sie auf die Aecker weiter zu bestellen, da ihnen kein Haar gekrümmt würde. Die Bevölkerung nehme unter diesen Umständen den Einmarsch mit erstaunlicher Ruhe auf ohne irgendwie ein Interesse zu zeigen- Ulanen seien an eine Schar von Frauen Hera»' geritten und hätten erklärt, daß sie gänzlich uw besorgt sein könnten, denn die Bevölkerung würde in keiner Weise belästigt. Die Soldaten bezahlte"