um die Stadt bisher nicht in dem Maße besucht, wie er es bei der Großartigkeit des Rundblicks verdient hätte. Der Gedanke, den Berg durch eine Bahn bequem zugängig zu machen, wurde daher schon lange erwogen, gewann aber erst im Jahre 1909 greifbare Gestalt. Nun ist die Bahn fertiggestellt. Alle Einrichtungen der neuen Bahn sind mit einer vornehmen Gediegenheit ausgeführt, wie es sich für eine Anlage des Weltbades Baden- Baden geziemt. Nur wenige Schritte von der oberen Station entfernt ist das neuerbaute Gipfelrestaurant, das sich an den alten erhöhten Turm anlehnt. Um die Ansprüche an Bequemlichkeit ganz zu erfüllen, ist in dem Turm ein elektrischer Aufzug eingebaut. Dort oben bietet sich dem Auge ein Rundblick von unvergleichlicher Schönheit: Das weite Tal, durch das sich der Rhein wie ein silbernes Band zieht, in blauer Ferne die Vogesen, im Tale die Stadt Baden-Baden, aus der die goldenen Dächer der russischen Kapelle heraufblinken, und darüber die mächtigen Berge des Schwarzwaldes, hinauf bis zur Badener Höhe, im Rücken das tiefe Murgtal mit seinen Städten und Dörfern. Der Turm soll nach Eröffnung der Bahn (16. Aügust) abendlich beleuchtet und später init einem Blinkfeuer für Luftschiffahrt ausgestattet werden.
Mannheim, 8. August. Im elektrischen Versuchsraum der Firma Brown Boveri und Co. wurde gestern nachmittag der 40 Jahre alte ledige Monteur Wehlert aus Mühlheim a. Rh. von dem 700 Volt starken Strom erfaßt und gelötet.
Berlin, 6. Aug. Auf dem Flugplatz Johannistal stürzte heute abend 7 Uhr Helmut Hirt mit seinem selbstkonstruierten Eindecker aus geringer Höhe ab. Das Flugzeug wurde vollkommen zertrümmert, während Hirth aus dem Apparat heraus- geschleuvert wurde; Hirth ist ohne ernstere Verletzungen geblieben.
Hagen, 8. August. Gestern abend fuhr ein Zug der Strecke Herdecke-Löttringhausen im Tunnel in eine Rotte ausländischer Arbeiter, von denen 3 Mann tödlich verletzt wurden.
S w i n e mün d e, 7. Aug. Ein schweres Bootsunglück ereignete sich heute nachmittag auf der Ostsee vor Swinemünde. Von einer plötzlichen Bö wurde das Segelboot „Friedrich Karl" zum Kentern gebracht. Von den Bootsinsassen konnten nur 5 gerettet werden, 13 ertranken. Das Unglück wurde von dem zahlreichen Publikum, das dem Konzert der Kapelle der Kaiserjacht „Hohen- zollern" am Strand lauschte, bemerkt. Es entstand eine furchtbare Aufregung. Das Konzert wurde sofort abgebrochen. Rettungsboote eilten an die Unglücksstelle, kamen aber zum größten Teil zu spät. Kaiser Wilhelm war kurze Zeit vor dem Unglück von Swinemünde nach Ahlbeck abgefahren.
Swinemünde, 8. August. Der Kaiser befahl gestern noch am Abend, daß das im Hafen liegende Torpedoboot sich zur Beteiligung an den Bergungs- und Hebungsarbeiten nach der Unglücksstelle begebe. Das entsandte Torpedoboot hat an der Ünglücksstelle einen Taucher zu dem gesunkenen Boot niedergelassen. Leichen wurden bei dem Boot nicht gefunden. Es ist gehoben und eingeschleppt worden. — Nach Auskunft der Badeverwaltung werden nach den bisherigen Feststellungen 13 Personen vermißt; davon ist eine Person von ihren Angehörigen noch nicht beansprucht worden.
Tegernsee, 6. Aug. Heute nachmittag gegen 5 Uhr kenterte auf dem Tegernsee ein Boot, in in dem sich der Kammersänger Slezak und der bekannte Sänger Sturmfeld befanden. Slezak konnte sich retten, während Sturmfeld ertrunken ist.
AuS dem Ausland.
Sexten (Dolomiten) 7. Aug. An der Südwand der Kleinen Zinne ist vorgestern der Arzt Theodor Husche aus Rostock aus 400 Meter Höhe abgestürzt. Die furchtbar verstümmelte Leiche ist von Bergführern geborgen worden.
Paris, 7. August. Der Senat hat das Gesetz über die dreijährige Dienstzeit mit 254 gegen 37 Stimmen angenommen.
London, 7. Aug. Oberst Cody vom englischen Militärflugwesen, der heute früh mit einem Passagier in Aldershot auf einem Flugzeug aufgestiegen war, ist aus einer Höhe von 200 Metern abgestürzt. Beide Flieger waren auf der Stelle tot.
London, 7. August. Oberst Co dp vom englischen Militärflugwesen, der heute früh mit einem Passagier in Aldershot auf einem Flugzeug aufgestiegen war, ist aus einer Höhe von 200 Metern abgestürzt. Beide Flieger waren auf der Stelle tot. Das Flugzeug des Oberst Cody explodierte nach dem Bericht von Augenzeugen mitten in der Lust und wurde in tausend Stücke zerrissen.
Barcelona, 8. August. Die Allgemeine katalanische Arbeitervereinigung kündete für heute den Anfang des Generalstreiks an. Mehrere Syndikalisten, die die Führer des Streiks sind, wurden gestern abend verhaftet. Der Belagerungszustand soll von heute ab verhängt werden. Bis jetzt ist die Ordnung nirgends gestört worden.
Mexiko, 7. August. 17 Mexikaner, die einen amerikanischen Farmer bei Tampico gebunden und beraubt und seine beiden Töchter in Gegenwart des Vaters vergewaltigt hatten, wurden von mexikanischen und amerikanischen Farmern im Kampfe getötet, bezw. später erschossen.
Hongkong, 7. August. Bei einem Kampfe am Osttor von Kanton sollen 500 Mann getötet oder verwundet worden sein.
Aus Stavt, Bezirk und Nachbarschaft
Wildbad, 9. Aug. In der Frage der Abtretung weiteren Areals zu Erweiterungsbauten des Sommerberghotels ist gestern seitens der bürgerlichen Kollegien Wildbads abermals eine ablehnende Abstimmung erfolgt. Die Angelegenheit erregt begreiflicherweise die Gemüter ziemlich stark und wirft bereits ihre Schatten voraus für die kommenden Gemeindewahlen.
— Im Hotel Bellevue ist nicht der türkische Botschafter in Berlin, sondern dessen Vater, Seine Hoheit Ghazi Moukhtar-Pascha, der frühere Großvezir und aus dem russisch-türkischen Feldzug bekannte türkische General, nebst Bedienung abgestiegen. Derselbe war vor 7 Jahren schon hier und wohnte ebenfalls im Hotel Bellevue.
Ein Goldarbeiter inCalmbach überließ sein dreieinhalbjähriges Töchterchen einigen 10—12jähr. Mädchen, die es in den nahen Wald Mitnahmen und dort Beeren suchten. Sie ließen dann das Kind im Wege stehen und drangen tiefer in den Wald ein. Bei ihrer Rückkehr war das Kind verschwunden. Sofort machten sich Verwandte und Nachbarn auf die Suche, jedoch erfolglos. Auch Jungdeutschland wurde aufgeboten und zuletzt die Freiwillige Feuerwehr alarmiert. Diese hatte sich eben an die Arbeit gemacht, als das Telephon meldete, daß das Kind in dem 2 Stunden entfernten Jgelslocher Wald von Forstwart Günther schlafend aufgefunden worden sei. Sofort machte sich der Vater auf den Weg und konnte auch sein schon verloren geglaubtes Kind dort abholen. Möge der Fall den Eltern zur Warnung dienen.
Durch einen Polizeihund wurden in einer bei > Birkenfeld gelegenen Höhle 3 Burschen aufge-
und einen in der Nähe weilenden Knecht. Böhm wurde sofort getötet. Der Knecht kam mit dem Schrecken und einigen leichten Brandwunden davon. Zu gleicher Zeit fuhr ein Blitzschlag hier in ein Oekonomiegebäude und zündete; das Feuer konnte jedoch sofort gelöscht werden.
Lauterbach, OA. Oberndorf, 8. Aug. Ein bei seinen Verwandten hier zu Besuch weilender 12 Jahre alter Knabe aus Stuttgart stürzte beim Spielen von dem etwa 100 Meter hohen Kreuzfelsen ab und war sofort tot.
Rottweil, 7. Aug. Durch Blitzschlag wurde das Oekonomieanwesen des Rudolf Schmid auf Hof Tierstein oolländig zerstört; 16 Wagen neuen Oehmds sind mitverbrannt.
Ulm, 8. Aug. Der Offiziersflieger Oberleutnant Donnevert und ein Beobachtungsoffizier, die in Koburg zur Einweihung des dortigen Flugschiffpunktes waren, trafen gestern auf ihrer Rumplertaube hier ein. Sie waren in Koburg 3.25 Uhr nachmittags aufgestiegen und ohne Zwischenlandung hierher geflogen. Die Landung erfolgte hier 6.25 Uhr abends. Die Flieger nehmen an der großen Pionierübung teil, die vom 11. bis 14. August hier stattfindet. Es sollen sich in den nächsten Tagen noch eine Anzahl Flugzeuge und möglicherweise auch ein Luftschiff hier versammeln.
Ulm, 8. Aug. Zur Teilnahme an der großen Pionierübung, die vom 11. bis 14. August hier stattfindet, treffen von auswärts zahlreiche Truppen hier ein, die zum Teil in Ortschaften der Umgebung einquartiert werden. Von württ. Truppen kommen hier an am Samstag vom Trainbat. 13 Offiziere, 60 Mann und 124 Pferde; am Sonntag das 2. Bat. des.Jnf.-Reg. 125, das nach Ehingen weitergeht. Von bayrischen Truppen treffen ein am Samstag 2 Züge der bayr. Korpsfernsprechabt., die nach Erbach kommen; am Sonntag das 2. und 3. Bat. des 1. bayr. Jnf.-Reg., die ebenfalls nach Erbach weitergehen; vom bayr. Kraftfahrbat. 5 Offiziere, 88 Mann und 3 Fahrzeuge, Unterkunft in Ehingen; vom 4. bayr. Pionierbat. 6 Offiziere 253 Mann, Unterkunft in Allmendingen; am Montag vom 2. bayr. Pion.-Bat. 6 Offiziere und 248 Mann, Unterkunft ebenfalls in Allmendingen; aus Berlin kommen am Samstag von der Manöver-Luftschifferabteilung 11 Offiziere und 155 Mann hier an; aus Elsaß-Lothringen am Montag vom Pion.-Bat. 19 21 Offiziere und 319 Mann; vom Pion.-Bat. 20 20 Offiziere und 460 Mann, Unterkunft in Ehingen.
Biberach, 8. Aug. Hilfsrangierleiter Pfender von hier wurde von einem Schnellzuge erfaßt und sofort getötet.
Mil Ermächtigung S. M. des Königs ist der Stadtgemeinde Friedrichshafen die Erlaubnis erteilt worden, zu Gunsten der Erbauung einer Bodenseeuferstraße vom Haupthafen bis zum Kurgärtenhotel und eines Gondelhafens in Friedrichshafen eine Lotterie mit 4 Reihen von je 75 000 Losen zu veranstalten. Als Hauptagent für den Losvertrieb ist die Firma Eberhard Fetzer in Stuttgart aufgestellt worden.
Aus dem Reiche.
Karlsruhe, 7. Aug. Wegen Depotunterschlagung in Höhe von angeblich 30000 Mark haben sich gestern vormittag die beiden Inhaber der Bankfirma Werner und Wehrle, hier, der Kriminalpolizei gestellt. Sie sind verhaftet worden.
Baden-Baden, 8. August. Der große Staufenberg oder Merkur, der sich mit seinem Gipfel über 500 Nieter über die Talsohle der Stadt Baden-Baden erhebt, galt von jeher als ein hervorragender Aussichtspunkt, war aber bei der Fülle von prächtigen und bequemen Spazierwegen rund
Im Dämmerschein lag die ganze Welt. Die Erde, das Meer — alles schlief; ein leichter Nebel ruhte auf dem Wasser und über den Wiesen schwebten weihe Nebelschleier. Jetzt rötete es sich im Osten. Alice zog sich etwas wärmer an, denn dir Seeluft kam kühl herauf. Immer röter wurde der Himmel. Wundervoll I Prachtvoll I Nun begannen die Vögel zu zwitschern und zu singen und da — ein erster Sonnenstrahl fuhr leuchtend über das Meer, es mit rosig goldener Pracht überstrahlend.
In fünf Minuten war Alice fertig angekleidet und schlüpfte die Treppen hinunter, schloß leise die Tür auf und stand im Hofe. Nun auf den Deich, von da sah sich das Schauspiel gewiß noch schöner an.
Aber als sie ankam, war der rosige Schein schon erloschen. In goldener Majestät stieg die Sonne empor; glitzernde Wellen mit weißen kleinen Schaumkrönchen tanzten vor Freude, und wie ein Jubelchor schmetterten die Vögel ihre Lieder der holden Sonne entgegen.
Die schlimmeuGedanken waren vergangen. O, wie war die Welt so herrlich mit all dem glitzernden Tau und all der Sommerpracht l
Alice von Groothusen sah jetzt auch das Erwachen der Menschen. Ein Wanderer kam ihr entgegen, ein Bauernbursche, der sie groß und verwundert anstarrte.
„Ist das dort Elfstein?" fragte er sie im breitesten Plattdeutsch.
„Nein, das ist Steenbrinken, das dort unten ist Elfstein," gab sie Auskunft.
„O Dünner! Da Hab'ich mich verlaufen I Wollen Sie vielleicht den Brief mitnehmen?" fragte der Junge und hielt ihr einen solchen hin. Sie sah, daß die Adresse an Claas Gerden« lautete und die Handschrift von einer Dame herrührte.
„Ich wohne nicht in Elfstein, Sie müssen selber hingehen," sagte sie, ein wenig neugierig auf die steile Schrift blickend. „Der Brief ist an Herrn Claas Gerden«."
„Das sagte die Frauensperson auch, aber es ist nur, daß es weiter ist, als sie gesagt Kat. Ich muß wieder zurück, sonst schlägt mich der Verwalter braun und blau. Können Sie denn nicht mal schnell hinlaufen?
! „Wo kommen Sie denn her? Sie sagten. Sie hätten einen Umweg gemacht?"
„Von Hudemühl bin ich. Die Fremde hat mich mitten in der Nacht 'rausgekriegt. Ich muß in der Bleichhütte schlafen, wir haben die Leinen die Nacht draußen, da ist sie hingekommen."
„Nach Hudemühl kommen Sie von Elfstein schneller zurück, wenn Sie den weißen Weg dort gehen — den da hinten, sehen Sie?"
Die fremde Frauensperson in Hudemühl? Wer konnte das anders sein als Frau von Roth? Wer außer ihr sollte mitten in der Nacht einen Boten an Claas Gerden« schicken! Wie sonderbar! Sie war doch erst gestern bei ihm gewesen? Und jetzt sandte sie ihm schon wieder einen Brief?
Der Bursche trabte in schnellem Laufe dahin.
Alice fühlte sich plötzlich wieder von allerlei unangenehmen Gedanken gequält. Claas selbst hatte gesagt, Alice passe nicht zu Frau von Roth. Er selbst schien sie offenbar nicht leiden zu mögen. Das was ja eine abscheuliche, unweibliche Art, den Mann, der nichts von ihr wissen wollte, mit Briefen zu belästigen. Alices Rechtsgefühl nahm jetzt Partei für den braven Claas, den sie so ganz verkannt hatte.
(Fortsetzung folgt.)