trlern Deutschlands dke Ratifizierungsurkunden austauschen. Das Protokoll hierüber niüssen die Vertreter der Mächte unterzeichnen und diiniit wird der Fricdensvertrag in Kraft treten.
Der französische Senat und der Friedensoertrag.
Paris, 11. Okt. Reuter. Der Senat hat dem Friedens- Ertrag mit 317 Stimmen bei einer Stimmenthaltung zuge- s mmt. Der Vertrag mit England und den Vereinigten Staaten wurde einstimmig mit 218 Stimmen angenommen.
Der spanische Anschluß
an England und Frankreich.
Amsterdam, 12. Okt. Dem Presseburcau Radio zufolge wird der 5 önig von Spanien demnächst London und Paris besuchen.
Albanien im Aufstand gegen Italien.
Bern, 13. Okt. Die Agence Centrale meldet über Laibach aus Dalmatien, daß nunmehr ganz Albanien im Aufstand gegen die italienischen Besatzungstruppen ist. Die Aufständischen griffen sogar feste Lager an. Auch die Bevölkerung von Skutari, die noch am »leisten zu Italien neigt, hat sich der Erhebung angeschloffen.
Aoslmd.
Oesterreich Bundesstaat.
Wien, 13. Okt. (Wiener Korr.-Bur.) Auf der gestern zusam- -ngetretsnen 7. Länderkonferenz hat Staatskanzler Renner mitgeteilt, daß über die Grundsätze der Verfassung zwischen den beiden Koalitionsparteien Uebereinstimmung erzielt worden sei. Die Grundzüge des Verfaflungsentwurfs würden der Länderkonferenz zu Weihnachten vertraulich zur Kenntnis gebracht werden. Deutsch-West- «ngarn werde als gleichberechtigtes selbständiges Land neben die üb- ligen Länder treten. Der Versaffungssentwurf dürfte in der Früh- fahrstagung zur ersten, in der Sommer-, spätestens Herbsttagung zur zweiten Lesung gelangen. Oesterreich werde als Bundesstaat eingerichtet. — Der Staatssekretär für Volksernährung gab ein Bild von der Lage der Ernährung. Der Staatskanzler bot die Vertreter der Länder, den Forderungen des Ernährungsamts entgegenzukom- inen. Die Vertreter der Länder erklärten, daß auch ihre Gebiete unter den Kriegsverhältniffen litten und stellten Absperrungsabsichten in Abrede. Staatskanzler Renner erklärte, die Länder würden ihre heutige Freiheit nicht verdienen, wenn sie ihre gegenwärtige Politik nicht änderten, die zur Katastrophe führe, und schlug Maßregeln zur Ernährungsfrage und Wirtschaftsorganisation vor.
Wilsons „Krankheit."
Versailles, 13. Okt. .Chicago Tribüne"' meldet aus Washington, trotzdem der Gesundheitszustand Wilsons sich bessere, müsse er noch kür unbestimmte Zeit das Bett hüten. Dieser Beschluß der Aerzte abe überrascht, da man allgemein geglaubt habe, Wilson könne schon rld wieder die Staatsgeschäste übernehmen.
Amerikas Großstädte verzichten ans den Besuch des Belgierkönigs.
ml. König Albert von Belgien, der mit seiner Gemahlin gegenwärtig in Newyork weilt, hat bei seiner Begrüßungsrede auch der Freude Ausdruck gegeben, die großen amerikanischen Städte besuchen zu können, „deren Herzen im Einklang zu den belgischen Städten schlagen". Dieser Wunsch dürfte aber schwerlich im geplanten Umfang in Erfüllung gehen. Jedenfalls wird das Königspaar darauf verzichten müssen, Chicago und Milwaukee zu sehen. Zur Begründung dieses notgedrungenen Verzichts weisen die „Times" darauf hin, daß bereits vor zwei Jahren sich das deutschfreundliche Chicago geweigert hatte, den französischen Marschall Jofsre in seinen Mauern zu empfangen. Und ähnlich liegen die Verhältnisse in Milwaukee, wo überdies als Vater der Stadt ein sozialistischer Bürgermeister seines Amtes waltet, der erst kürzlich erklärte, daß, wenn es nach ihm ginge, alle Fürsten zum Teufel fahren könnten, eine Bemer- kung, die das belgische Herrscherpaar schwerlich ermutigen durfte, die königsfeindliche Stadt zu besuchen. Uebrigens zwang bereits die Erkrankung Wilsons von vornherein zum Aendern des Reiseplans, dem zufolge man zuerst Washington besuchen wollte.
Der Kampf um den Absatzmarkt in China.
Die englische Presse ist sehr in Angst, weil Amerika England in China bereits überflügelt hat. So meldet die „Times"-, daß die chinesische Regierung einen Auftrag zur Lieferung von Eisenbahnwagen im Werte von 3 Millionen Pfund Sterling an englische Maschinenfabriken vergeben habe, ihn aber schließ- uch amerikanischen Firmen erteilen mußte, weil die von den Amerikanern geforderten Preise vorteilhafter waren! Eine große deutsche Elekrizitätsfirma habe schon wieder zahlreiches Personal ausgenommen und man vermute, daß sie neue Beziehungen anknüpfe. Den englischen Firmen sei es unmöglich, mit dieser in Wettbewerb zu treten.
SeutschlM.
Noske in Oberschlefien.
Kattowitz, 13. Okt. Vorgestern Nachmittag kurz nach 4 Uhr traf Reichswehrminister Noske zur Besichtigung des Abschnitts bei Kattowitz ein. Gestern früh gegen S Uhr fuhr Noske im Automobil nach dem Paradcfeld Vorwerk Brlsiww, wo die Besichtigung der in Kattowitz liegenden Regimenter stattfand. Diese Vorstellung erfolgte durch Generalmajor v. Heimburg. Noske nahm die Parade ab, worauf di: Fahrt nach der Stadt erfolgte. Daran anschließend besichtigte er An Lazarett. Im Berg- und Hüttenmännischen Verein fand darauf eins Sitzung Oberschlesischer Industrieller über die industrielle, wirtschaftliche und militärische Lage Oberschlesiens und über die letzten obcrschlesischcn Aufstände statt. Daran schloß sich um 2 Uhr nachmittags ein Essen, an dem außer Noske die Spitzen des ober- sch-esischcn Militärs teilnahmen. Gegen 3 Uhr begab sich Noske mit den Spitzen des Militärs nach Myslowitz an die Dreikaiserhütte, wo am Vismawturm die Parade über einen Teil der dort liegenden Truppen übgenommen wurde. Hierauf hielt Noske eine Ansprache, in der die letzten oberschlesischen Vorgänge zur Sprache kamen, und sagte, daß kein Streifen deutschen Bodens in andere Hände über-
Amttiche Bekanntmachungen.
Vorläufige Mitteilung.
Ta ausländisches Weizenmehl in absehbarer Z.-it nicht erhältl'.ch ist, ro>-d. um r>e Knappheit an Kochmehl zu behebe u voraussichtlich in etwa drei Wochen Zereatienmchl auf Ein- fubrzusatzmarksn zur Ausgabe gelangen. Näheres wird rechtzeitig bekanntgegeben.
Calw, den 10. Oktober 1919.
Kommunaloerband Calw: Oberamtmann Gös.
Bekanntmachung des Ernährungsministeriurns, betreffend Siegelung Vcs Fremdenverkehrs.
Auf Grund des H 7 der Verfügung des Ministeriums des Innern vorn 25. Mai 1918 in der Fassung vom 19. September 1918 über die Regelung des Fremdenverkehrs wird mit Zustimmung des ReichSeruährungsministeriums bestimmt:
1. Ortsfremde Personen dürfen in Heilbädern, Kurorten und Erholungsplätzcn für einen Zeitraum von mehr als dkei Tagen nur mit der im einzelnen Fall zu erteilenden vorgängigen schriftlichen Genehmigung des Vorstands des Kommunalocrbands (Obcramtmanns) Aufenthalt nehmen und von Inhabern von Gaststätten beherbergt werden.
Solche ortsfremde Personen haben, wenn sie von außerhalb Württembergs kommen, mit dem Antrag um Gestattung des Kuraufenthalts zugleich die in s 2 der Verfügung des Ministeriums des Innern vom 3. Mai 1919 über Beschränkung des Zuzugs nach Württemberg vorgeschriebene Bescheinigung der Ortspolizcibehörde des in Aussicht genommenen Aufenthaltsortes über die Zulassung zum Zuzug dem Oberamt vorzulegen.
Auch hat sich jeder Nichtwürttcmberger, der sich in Württemberg aufhält, nach einer Verordnung der Provisorischen Regierung vom 18. Januar ds. Js., Reg.-Bl. S. 50, durch einen Paß oder Paß- Ersatz nach dem Muster im Reichs-Gesetzbl. 1916 S. 609 über seine Person auszuweisen.
2. Die nach Ziffer 1 erforderliche Genehmigung darf nur erteilt werden:
u) Militärpersonen, die zu Kur- oder Erholungszwecken beurlaubt sind und hierüber einen schriftlichen Ausweis ihrer Vorgesetzten Dienststelle vorlegen;
d) Kriegsbeschädigten, deren Militärpapiere die Notwendigkeit eines Kuraufenthalts an dem in Aussicht genommenen Aufenthaltsorts hinreichend erweisen;
c) Personen, dir aus der Kriegsgefangenschaft im Laufe dieses Jahres heimgekehrt find;
ck) Stadtkindern und Jungmannen, die auf das Land überwiesen sind, sowie Personen, die nachweislich von Organen der reichsrechtlichen Versicherungen, von Behörden und auf Kosten von Krankenkassen zu Kur- od. Erholungszwecken untergebracht sind;
e) wirklich Kranken und Heilbedürftigen, deren Aufenthalt nach amtsärztlichem Zeugnis durch eine dringende gesundheitliche Notwendigkeit begründet ist. Dabei kann der Vorstand des Kommunalverbands durch den für den Bezirk zuständigen Amtsarzt oder einen hiezu bestellten besonderen Vertrauensarzt nachprüfen lassen, ob und inwieweit eine dringende gesundheitliche Notwendigkeit für den. Aufenthalt vorliegt oder fortdauert.
3. Die Genehmigung kann an Bedingungen geknüpft werden, sie ist jederzeit widerruflich. Von dem Widerruf ist insbesondere Gebrauch zu machen bei unrichtigen Angaben anläßlich der Einholung der Genehmigung, bei Verletzung der gestellten Bedingungen, bei einem den Zeitverhältniffen nicht entsprechenden Aergernis erregenden Verhalten der Fremden, bei Zuwiderhandlung gegen die kriegswirtschaftlichen Vorschriften und dergl.
4 Die Vorschriften in Ziff. 1—4 finden keine Anwendung auf Personen, die bei ihren nächsten Angehörigen — Ehefrauen. Eltern, Großeltern, Kindern, Enkeln oder Geschwistern — unentgeltlich beherbergt werden.
5 Für einzelne Bezirke oder Orte, in denen die vorschriftsmäßige Versorgung der ortsansässigen Bevölkerung mit Lebensmitteln, sowie die regelmäßige Erfüllung der Ablieferungspflicht gegenüber den Kommunalverbänden anders nicht zu gewährleisten ist, können die Vorstände der Kommunalverbände vom Ernährungsministerium ermächtigt oder beauftragt werden, die in Ziffer 1 freigegebene Aufenthaltsdauer weiter herabzusetzen.
7 Für Bezirke oder Orte, für welche der Fremdenverkehr eine große wirtschaftliche Bedeutung hat, kann das Ernährungsministerium für bestimmte Zeiten Ausnahmen von den Bestimmungen der Ziffer 1 bewilligen.
8. Vorstehende Bestimmungen treten mit ihrer Veröffentlichung In Kraft. Gleichzeitig tritt die Bekanntmachung des Ernährungsministeriums vom' 14. Mai 1919 in der Fassung vom 21. Juli 1919, betreffend Regelung des Fremdenverkehrs im Sommer 1919, außer Wirksamkeit.
Stuttgart, den 30. September 1919. Bau mann.
gehen werde. Um 4 Uhr erfolgte die Abfahrt im Automobil nach
Beuthen.
Die preußischen Minister verzichten auf die Entschuldungssumme.
Berlin, 13. Okt. Alle preußischen Staatsminister haben, wie mitgeteilt wird, auf die ihnen zustehende Entschuldungssumme verzichtet.
Die Balutasrage.
Berlin, 10. Okt. Nach der Deutschen Allgemeinen Zeitung tagte gestern eine Konferenz zur Beratung der Valutafrage, in der im besonderen das Problem der Wechselkurse besprochen wurde. Es herrschte Einigkeit darüber, daß eine Besserung der Valuta durch Verhinderung nicht nur der Einfuhr von überflüssigen Waren sondern auch der Kapitalabwanderung wesentlich sei.
Der Charakter
des neuen deutschen Flottenverems.
Berlin, 13. Okt. Der neue Flottenverein beschloß in seiner -gestrigen Hauptversammlung, die aus allen Teilen des Reichs und auch aus den besetzten Gebieten beschickt war, den Verein künftig „Deutscher Seeverein" zu nennen. Der Vermn will über den Parteien stehen, das gesamte deutsche Seewesen fördern, insbesondere aber für den Wiederaufbau der deutschen Handelsflotte und der deutschen Seefischerei, sowie für die überseeische Tätigkeit der Deutschen wirken.
Me die ErdoderWe eWa»d.
Eine neue Anschauung von dem Werdett"der Gebirge und Landmassen.
ml. Während die Geologen sich bisher die Kontinente und Ozeane durch plötzliche Zusammenziehungen der starren Erdkruste über einem feuerflüssigen Erdinnern entstanden dachten, durch Kontraktionen, die eine Folge der langsamen Abkühlung des Planeten waren, wird jetzt diese Kontraktionstheorie mehr, und -mehr durch die von Alfred Wegener begründete Zerreis- sungstheorie verdrängt. Danach besteht, so führt die „Naturwissenschaftliche Wochenschrift" in einer Besprechung des Wege-
nsr'schen Buches über „Die Entstehung der Kontinente Ozeane" aus, der Erdkern ans Nickelstahl, der sich infolge d-, Radiumstrahlmig eher noch stärker erhitzt, als daß er sortis tend abkühlt. Um diesen Kern ist eine in der Haupt ache mm Srlizinm und Magnesium zusammengesetzte Schicht von ae waltiger Schwere und einer Dicke von etwa 1400 Kilometer gelagert. Auf dieser Schicht erst sind unsere Kontinente atz oberste Zone des Erdmantel« aufgelagert, und zwar in der a>- ringen Dick^von ungefähr 100 Kilometer, also nur einem undsechzigstel des Erdradius. Vorwiegend besteht diese oberste Schicht aus Silizium und Aluminium und schwimmt sozusagen da sie von viel geringerer spezifischer Schwere als die_unter ihr lagernde Masse ist, auf dieser. Wo aber aus der Silizium-M?- ncsiumschicht keine derartigen, eben die Kontinente bildenden leichteren Massen aufgebaut sind, da sind die Lücken von den Ozeanen ausgefüllt. Es gilt also auch mit der Anschauung zu brechen, daß unsere Kontinente früher teilweise Meerbodcn ge, wesen seien, und daß der Grund der Ozeane von versunkenen Festländern gebildet wurde. Die Meere fluten unmittelbar auf der Oberfläche der weit schwereren Mittelerdschicht, und wenn man heute auf dem Festland Spuren von Meerestieren Md Seepflanzen begegnet, so läßt datz lediglich auf eine zeitweilige Ueberschwemmung der Kontinente schließen.
Die heutigen fünf Kontinente denkt sich Wegener folgendermaßen entstanden: Sowohl die amerikanisch-westliche wie die asiatisch-afrikanisch-östliche Kontinentalscholle einerseits, wie Südamerika, Südafrika, Vorderindien und Australien andererseits haben ursprünglich eine einzige Kontinentalscholle gebildet: Diese hat sich dann im Tertiär-Zeitalter gespalten; zwischen Amerika und Europa-Afrika entstand die gewaltige Spalte, die vom Atlantischen Ozean ausgefüllt wurde, und die sich im Laufe der Jahrmillionen immer mehr und mehr verbreitete. Welche Kräfte solche gewaltigen Veränderungen auf der Erdoberfläche hsvorgerufen haben, steht noch dahin; besteht die Annahme zu Recht, daß der Erdkern an Hitze zugenommen statt abgenoinmen hat, so ließen sich diese gigantischen Zerreißungen vielleicht durch eine Wärmeausdehnung erklären.
Die Gebirge der Erde lassen sich in Faltengebirge, wozu u. a. der Himalaja und die Cordilleren gehören, und in Nand- gebirge, wie den Schwarzwald und die Vogesen einteilen. Die Erstgenannten sollen in der Weise entstanden sein, daß 'zuerst die leichtere oberste Schicht zerriß, während die gewaltig zähe Mittelschicht noch Widerstand leistete und sich erst später durch Zugwirkung spaltete. Durch diese verschiedene GeschwindigM der Verschiebung der unteren und der oberen Regionen entstanden die Gebirgssalten der starren Oberfläche. Und als zu Beginn des Zerreißens nur die obersten Schichten klafften, stürzten die sch weren Gesteinsmassen am Rande in die Spalte hinab. Dadurch, außerdem durch Gleichgewichtsbcstrebungen und durch den Druck der Oberflächenmassen im Innern der im Entstehen begriffenen Kontinente nach außen wurden die von den abgestürzten Gesteinsmassen befreiten Schicht wulstartig emporge- drückt. So entstanden die in ihrer Schichtung keine Falten aufweisenden Randgebirge.
Mir die Richtigkeit dieser Wegenerschen Hypothese spricht vornehmlich die Tatsache, daß, wenn man sich z. B. den amerikanischen und die europäisch-afrikanischen Kontinente micni- andergelegt vorstellt, überall Einbuchtungen genau ln Vorsprünge Hineinpassen, und daß sich auch in den gleichen geographischen Breitegraden über die Ozeane hinweg immer dis gleichen geologischen Schichten, die gleichen Erzlager, sowie eine verwandte Fauna und Flora fortsetzen. Ebenso spricht neben vielen anderen Erscheinungen auch die jüngst gemeldete Nach-- richt, daß zweifelsfrei eine Verschiebung Grönlands nach Westen beobachtet wird, für die Richtigkeit der Wegenerschen Erklärungen für die Entstehung der Kontinente und deren durch Zerreißung eingeleitete Wanderung, die noch keineswegs zum Abschluß gediehen ist. (Nachdruckverboten.)
Aus StM «nd Land.
^ Calw, den 13. Oktober ISIS.
Bezirksverein Calw der wiirtt. Biirgerparlei.
. * Der Ausschuß des Bezirksvereins Calw der württ. Bürger
partei hatte auf Samstag abend zu einer öffentlichen Versammlung eingeladen, in der der Landtagsabgcordnete und frühere Redakteur des „Staatsanzciger", Dr. Beißwänger-Stnttgart über das Thema „Sollen wir verzagen" sprach. Nach Begrüßung des Referenten und der Versammlung durch den Vorstand der hiesigen Bürgerpartei, Fabrikant Sannwald, begann der Redner seinen Bortrag mit einer scharfen Kritik an den heutigen Zuständen, die er in Zusammenhang mit der Revolution und ihren außer- und innerpolitischen und Wirt- schaftlichen Folgen-brachte. Er knüpfte an die Erklärung des ehemaligen Ministerpräsidenten Scheidemann an, der über den Friedensvertrag gesagt habe, die Hand müsse verdorren, die ihn unterzeichne. Der Fricdensvertrag sei unterzeichnet worden, und wenn sich kein Deutscher zur Unterzeichnung gefunden hätte, Erzberger hätte es. gemacht, das sei. schon Wochen vorher in der ausländischen Presse zum Ausdruck gebracht worden. Der Anblick des wirtschaftlichen und; politischen Lebens Deutschlands sei so trostlos, daß man in der ganzen deutschen Geschichte kaum .etwas ähnliches finde. Wucher ^ und Streik seien an der Tagesordnung, jeder tue, was er wod'e, Achtung vor dem Gesetz gäbe es nicht mehr. Die meisten D-utM hätten sich noch nicht klar geinacht, daß wir heute ein HörigcMm seien, der nicht nur zur Sklaverei verurteilt sei, den man auch noÄ gezwungen habe, die Schuld an Krieg auf sich zu nehmen, und verdiente deutsche Männer auszuliefern, die nichts anderes getan HStt-N, als das, was sie ihrem Vaterland gegenüber für ihre Pflicht gehalten hätten. Die deutsche Witrschaftskommission, die seinerzeit über me
wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen der Entente ihr Urtc^ abzugebcn hatte, habe einmütig erklärt, daß der Vertrag nnanssW' bar, und darauf berechnet sei, Deutschland wirtschaftlich zu vcr Nichten. Auf die Frage, wer uns das angetan habe, müsse man m erster Linie Wilson nennen, auf den manche Kreise und Parteien m Deutschland mehr gehört hätten, wie auf die eigenen Volksgenogcn, die vor seiner Politik gewarnt haben.
Der Redner beantwortete sodann die Frage: „Woher kommt iw Hilfe?" Vom Ausland- dürfen wir keine Hilfe erwarten, auch n, 1 von den Neutralen. Die Weltrevolution sei ein Schlagwort,