Wader Moilik
Amtsblatt
für die Stadt Wit'dvad.
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UW
Anzeiger
für Wildvad u. Mmgevung.
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Hiezu: Illustriertes Sonntsgsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenlistq.
Nr. SO I
SamStaa, 2 g. UpM 19;3
49. Iahrqanq.
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Die allgemeine politische Lage ist ernst, heißt es wieder einmal. Im übrigen soll man den Teufel nicht an die Wand malen, solange er sich nicht sehen läßt. Für die durch die Starrköpfigkeit des Montenegrinerhäuptlings geschaffene Lage wird es auch noch einen Ausweg geben. — Wir lassen die neuesten Meldungen hier folgen.
Cetinje, 25. April. Wie das Pressebureau mitteilt, hat der englische Gesandte auf Ersuchen des Kommandierenden der internationalen Flotte gestern die Regierung von Montenegro benachrichtigt, daß die Blockade bis nach dem Hafen Durrazzo ausgedehnt werde. Schiffe, die sich in den betreffenden Gewässern befinden, würden 24 Stunden Zeit haben, um auszulaufen.
Wien, 25. April. Mit Rücksicht auf die gegen den einmütigen Willen Europas von den Montenegrinern fortgesetzte Haltung unterbreitete, wie das Fremdenblatt meldet, die österreichischungarische Regierung den Großmächten konkrete Vorschläge, die auf die Anwendung nachdrücklicher Maßregeln abzielen, um die Montenegriner ehestens zur Räumung Skutaris zu veranlassen.
Konstantinopel, 24. April. Man ist hier der Ansicht, daß die Einnahme von Skutari, die allgemein sehr überrascht hat, die Unterzeichnung der Friedenspräliminarien höchstens um einige Tage verzögern kann.
Wien, 24. April. Die südslav. Korr, meldet aus Cetinje: Der König, welcher von einer jubelnden Menschenmenge vor dem Konak gefeiert wurde, sagte in einer Ansprache: Die großen Opfer, welche das Land für Skutari gebracht hat, sind nicht umsonst gebracht. Skutari sei von heute ab montenegrinisch! Der endliche Besitz dieser Stadt wird dem Lande zu neuer Blüte verhelfen. Den beglückwünschenden Gesandten der Balkanstaaten erklärte der König, »der Fall Skutaris habe eine neue Lage geschaffen, mit der man überall werde rechnen müssen. Die Begeisterung des ganzen Lande- über die Einnahme sei ebenso tiefgehend, als es die Erschütterung sein würde, wenn man daran denken sollte, Skutari Montenegro wieder abzunehmen. Niemand könne heute in Montenegro wagen, diesen Gedanken auszusprechen. Weder die Regierung noch der König würden bei dem Volk Gehör finden. Wenn Europa noch immer daran denken sollte, Skutari, für daS Montenegro fast verblutet ist, ihm neuerlich zu entreißen, werde Europa auch die Aufgabe haben, die Operation selbst durchzuführen.
Belgrad, 24. April. Gestern nachmittag fanden unter außerordentlicher Beteiligung der Bevölkerung Umzüge statt. Vor dem Konak, der russischen Gesandschaft und dem Ministerium des Aeußern bereitete die Menge Ovationen. Der König hielt eine Ansprache, in der er erklärte, die Freude des serbischen Volkes sei auch feine Freude. Auch der russische Gesandte und Ministerpräsident Pasitsch hielten Ansprachen, in denen sie den Sieg
der Montenegriner feierten.
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DieVermittlung derGroß Mächte auf demBalkan soll jetzt beendet sein. Die Mächte
R«K Württemberg.
Stuttgart, 25. April. Die Zweite Kammer setzte heute und gestern dieBeratungdesJustizetats fort.
Stuttgart, 25. April. Auf dem diesjährigen Stuttgarter Pferdemarkt wurden von den zugeführten 1500 Pferden etwa 450 verkauft und ein Gesamtumsatz von etwa 480 000 Mark erzielt, gegen 546 000 Mk. im Vorjahr. Die Preise bewegten sich zwischen 1500 und 222 Mk.
Stuttgart, 25. April. Bei der heutigen Ziehung der Geld- und Pferdemarktlotterie fielen die Hauptgeldgew inne aus folg.Nummern: 40 OOOMk. auf Nr. 13 072, 10000 Mark auf Nr. 32 277, haben die Valkanstaaten aufgeforoert, alle weiteren 2000 Mark auf Nr. 66 055, 2 Gewinne von je
Friedensverhandlungen selbst in die Hanv zu nehmen, da jetzt eine geeignete Grundlage gefunden sei. Dieser Schritt der Mächte kommt überraschend.
London, 25. Mai. In hiesigen diplomatischen Kreisen hofft man auf eine friedliche Lösung der
1000 Mk. auf Nr. 73 240 und 42 916, 6 Gewinne von je 500 Mk. auf Nr. 45 542, 32 227, 112 293, 88 985, 40 371 und 35041. Die 15 Pferdegewinne werden morgen früh gezogen. (Ohne Gewähr.)
Stuttgart, 25. April. Wie im Vorjahr, werden auch Heuer wieder am Pfingstsonntag früh
politischen Fragen. Im Laufe des gestrigen Nach-! zwischen 4 und 5 Uhr von Stuttgart aus rasch mittags wurde bekannt, daß ein unverbindlicher!fahrende Sonderzüge nach Wildbad (über Ealw), Meinungsaustausch stattgefnnden habe. Das Er-j Freudenstadt, Tübingen (mit Fortsetzung nach gebnis davon sei, daß guter Grund zu der An- Balingen), Ulm und Heilbronn abgehen. Zu ihrer nähme vorhanden sei, daß Montenegro der Ent- Benützung berechtigen die allgemein giltigen Fahrscheidung der Mächte hinsichtlich Skutaris bei- karten.
pflichten werde. Die Großmächte bleiben nach wie! Stuttgart, 25. Mai. Als spätester Ent- vor bei dem Beschluß, daß Montenegro Skutari ! lassungstag für die Reservisten ist in diesem Jahr nicht erhält. Heute hat die Botschaftervereinigung! der 30. September festgesetzt worden.
S t u t t ga r 1, 24 . April. Gestern abend gegen ^ 7 Uhr tauchte am Horizont in schönem Fluge beim Cannstatter Wasen ein Flugapparat auf. Der Führer des Flugzeugs, Oberleutnant Hailer, war
diesen Beschluß gefaßt.
K o n st a n t i n o p e l, 24. April. Amtlich wird gemeldet, daß die Waffenruhe zwischen den Türken und Bulgaren unter den bereits geltenden gestern früh mit Oberleutnant Leonhardt in München Bedingungen bis zum 4. Mai mittags verlängert zu einem Ueberlandflug aufgestiegen. In Nürnberg worden ist. jnahm er eine Zwischenlandung vor und flog am
K o n st a n 1 in o p e l, 25. April. Das Kriegs- Nachmittag von dort nach Stuttgart. Um 7 Uhr Ministerium hat von dem Kommandanten der Fest^ abends, nach 1'/,ständiger Fahrt, landete er auf ung Skutari, Essad Pascha, eine Depesche erhalten/dem Cannstatter Wasen.
wonach der Kommandant infolge der Erschöpfung! Tübingen, 24. April. Im Schönbuch der Lebensmittelvorräte gezwungen gewesen sei, sind dieser Tage die ersten Kuckucke eingekehrt und die Festung dem Kommandanten der montenegr.! lassen vereinzelt ihre Rufe erschallen. Man sagt, Armee auszuliefern. Die Truppen und die Re-'" servisten hätten die Geschütze mit sämtlichen Munitionsvorräten mit sich genommen. Essad Pascha begibt sich mit der Garnison in seine Heimat nach Tirana. Die Montenegriner erbeuteten in Skutari
sie kündigen sehr warmes Wetter an. Sie sind im vergangenen kalten Sommer fast ganz ausgeblieben.
Tübingen, 24. April. Unter der schweren Anklage des Raubmords, versuchten Mords und versuchten Raubs stand gestern der 23 Jahre alte 120 Kanonen, darunter 40 Lchnellfeuergeschütze, ledige Bauernknecht Wilhelm Weiß von Althengstett
12 Haubitzen, sowie zahlreiches Kriegsmaterial.
Konstantinopel, 25. April. Die Pforte hat der türkischen Flotte den Befehl erteilt, die
vor
den Geschworenen. Er ist bezichtigt, am 2. März, einem Sonntag, an dem Bahnwart Löffler und an dessen Ehefrau einen Mordversuch begangen
Transportschiffe, die serbische Truppen nach Saloniki zu haben, beides in der Absicht, sich in den Besitz
aus Albanien befördern, nicht anzugreifen.
I von Geld, das er bei den als vermögend geltenden
Fern von der Wett.
Roman von L. Haidh »im.
(11. Fortsetzung) (Nochdruck verboten.)
„Mir wurde erst wieder wohl", fuhr Alice von Steenbrinken fort, „als Herr Claas Gerden« mir die kleine Schnupftabaksdose zeigte, die ich früher so oft in Herrn Probus Händen bewunderte, wenn er Großmama besuchte. Das kleine, hübsche Emaillebild darauf war genau in meinem Gedächtnis haften geblieben."
Wenn Wilm Gerdena an Elfstein dachte, war ihm stets trübe und weh zu Mute. Der Kammerrat schien ihm das vom Gesicht abzulesen.
„Nun erzählen Sie mir mal die ganze Erb- schastsgeschichte, Wilm! Sie wissen, ich komme eben erst aus Petersburg zurück. Ich weiß nichts und war völlig sprachlos, als mir beim Begräbnis des Prinzen der Landrat erzählte, Claas Gerdena — den kein Mensch jemals hier gesehen — wäre einige Monate vor Probus Tode hier eingerückt und sei jetzt der Besitzer von Elfstein."
Wilm schoß das Blut heiß in den Kopf, daß seine Wunde heftig schmerzte.
„Es ist wenig darüber zu sagen, Herr Kammerrat I" wich er auS.
„Haben Sie denn jemals Streit mit Ihrem Pflegevater gehabt? Er wollte Sie mit Ulrike Rheda verheiraten, Wilm. Haben Sie sich dem widersetzt?"
„Niemals, Herr Kammerrat. Wir lebten im besten Einverständnis und wenn der Onkel mal von Ulrike sprach, dann dachte ich einfach: Das wird sich schon alles finden, sie ist ja drüben in England. Ich wußte ja längst, Herr Kammerrat, daß der Onkel nicht mehr sehr lange leben konnte. Da Hab ich ihn ruhig reden lassen und ihm keinen Aerger gemacht."
„Und sonst? Es war keine leichte Aufgabe, den eigenwilligen Kranken zu pflegen."
„Das,wohl nicht. Aber seit Claas gekommen war, bekümmerte sich der sehr nett um den alten Herrn. Er ging ihm zur Hand, stopfte ihm Pfeifen, las ihm die Zeitung vor —"
„Das hatten Sie bis dahin getan?"
»Nein, das litt der Onkel gar nicht. Sie
kennen seinen Eifer für die Wirtschaft. Ich konnte mich manchmal kaum satt essen, so trieb er mich immer wieder fort; er meinte, jede Minute müsse ich bei den Leuten sein, «eil er nun das nicht mehr konnte."
„Also, Sie lebten im besten Einvernehmen zusammen?"
„Bis zuletzt, Herr Kammerrat. Nur einmal fiel mir etwas an ihm auf — das war in den letzten Tagen vor seinem Tode. Er war fehr unruhig — fast wie geängstigt. Es kam mir vor, als quäle ihn etwas, als wolle er etwas sagen und wolle doch wieder nicht. Auch schien es mir, als ob er mit mir allein zu sein wünschte, er sagte aber nichts —"
„Wer war denn sonst bei ihm? Claas natürlich?" fragte der Kammerrat.
»Ja, Herr Kammerrat, aber zu dem war er so freundlich und sagte ihm viele dankbare Worte, daß der ihm, wie ich meinte, nicht im Wege sein konnte. Als wir dann zusammensaßen, fing er plötzlich jämmerlich an zu weinen, schlang seine Arme um meinen Hals und schüttelte sich vor Schluchzen. Aber er sagte nur einmal: „O, mein