an den Präsidenten Poincarö beglückwünscht Kaiser Nikolaus Poincar« zu seiner Wahl zum Präsidenten der französischen Republik und betont dann weiter, daß das Bündnis, das den Herzen der beiden großen Nationen entspringe, die Richtlinie gebe für die auswärtige Politik Rußlands und daß eine stete Fühlungnahme und ein ständiges Zusammenarbeiten zwischen den Kabinetten von Paris und Petersburg unerläßlich sei, um alle Früchte des Bündnisses zu ernten. Kaiser Nikolaus gibt sodann seiner aufrichtigen Anhänglichkeit an Frankreich und seiner persönlichen Freundschaft für Poincarö Ausdruck und schließt in seinem Schreiben mit den Worten: „Genehmigen Sie, Herr Präsident, mein erhabener, guter Freund, die Versicherung meiner vollkommenen Hochachtung und meiner hohen Wertschätzung. Ihr guter Freund Nikolaus."
P^ris, 36. Febr. Wie die Blätter aus Madrid melden, befindet sich umer den durch eine Dynamitexplosion im Hafen von Musel Getöteten auch ein General. Bis jetzt sollen 60 Leichen geborgen sein. Zahlreiche Personen wurden verwundet.
Italien soll mit den Jungtürken in geheimen Unterhandlungen stehen, die darauf Hinzielen, die Inseln Rhodos, Laros und Stampalia, die bereits von den Italienern besetzt sind, zu kaufen. Der Kaufpreis soll 800 Millionen Lire betragen.
Genua, 35. Febr. Ein erschütternder Vorfall ereignete sich am hiesigen Hafen. Eine junge Dame erwartete den Dampfer, der aus China hier anlegen sollte. Die junge Dame war die Tochter eines französischen Offiziers, deren Verlobter aus China heimkehren sollte, damit endlich Hochzeit gefeiert werden könne. Lange, ehe der Dampfer in Sicht war, stand die junge Dame bereits am Landungsplatz, als wollte sie um jeden Preis die Erste sein, die den Dampfer ankommen sah. Endlich wurden die Stunden ihres Harrens belohnt, sie sah, wie er winkte, um in wenigen Minuten das Schiff zu verlassen. Endlich, endlich eilte er hinaus zur Landungsstelle. Auch auf seinem Gesicht lag der Jubel, die Freude, seine Braut in die Arme zu schließen. Mit ausgebreiteten Armen stürzte er auf sie zu, riß sie an seine Brust, ein langer Kuß hielt sie beide umschlungen. Plötzlich fühlte der Mann den Körper des Mädchens in seine» Armen schwer und schwerer werden, die Augen waren geschlossen — er hielt ein lebloses Wesen an seine Brust gedrückt. Zuerst glaubte er, eine Ohnmacht habe sie befallen, die Wiedersehensfreude sei zu stark gewesen und habe ihre Sinne verwirrt. Die Umstehenden kamen ihm zu Hilfe, ein Arzt wurde herbeigerufen, um Wiederbelebungsversuche anzustellen. Er konnte aber nicht mehr helfen, es ergab sich, daß der Bräutigam durch eine allzustürmische Umarmung, bei der er den Kopf seiner Braut zu weit übergeneigt hatte, ihr das Genick gebrochen hatte. Die Verzweiflung des unglücklichen Mannes war entsetzlich mit anzusehen.
London, 35. Febr. Die Daily Mail berichtet, daß am Freitag abend oder in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder ein geheimnisvolles Luftschiff über Selby in Jorkshire dahingesurrt sei. (Wieder einmall)
Die Erregung des Londoner Publikums gegen die Suffragetten wächst mit jedem Tag, besonders nach den herausfordernden Reden der Miß Pankhurst, die die volle Verantwortung für das Niederbrennen des Pavillons in Kew und das Bombenattentat auf die Villa des Schatzsekrrtärs übernehmen zu wollen erklärte und höhnisch vie Regierung aufforderte, sie zu verhaften. Das Publikum fragt sich mit Recht, wohin die schwächliche Haltung der Regierung führen soll, und verlangt energische Maßregeln. Aus allen Teilen des Landes laufen entrüstete Proteste und Ratschläge auf den Redaktionen der Londoner Blätter ein. In den meisten Zuschriften wird verlangt, daß die verurteilten Suffragetten im Falle des Hungerstreiks nicht freigelassen werden sollen, sondern man solle sie ruhig zu Tode hungern lassen. Andere schlagen Zwangsheiraten vor, und noch andere Deportation nach einer kleinen englischen Insel; andere wiederum Stockprügel oder Kahlscheren der Köpfe und 10 Löffel Rizinusöl täglich.
In Gijon (Spanien) war eine starke Mine gelegt morden, um einen Felsen zu sprengen. Die Sprengung mißglückte und die Mine schleuderte einen wahren Regen von Steinen auf die Zuschauer und die Schiffe im Hafen. Es sind 34 Persouen dabei ums Leben gekommen.
Madrid, 26. Februar. Dem „Jmpercial" zufolge beträgt die Zahl der bei dem Explosions- ungiück in Gijon Verwundeten mehr als 200. Etwa 100 sollen unter den Trümmern verschüttet sein.
Sidney, 26. Febr. Von den Teilnehmern der australisch-antarktischen Südpolexpedition, die im Jahre 1911 aus der Themse ausfuhr, sind 2 hervorragende Teilnehmer, Leutnant Stinnes und Dr. Mertz, gestorben.
Die Revolution i» Mexiko
Newyork, 35. Febr. Die Familie des früheren Präsidenten Madero beabsichtigt, sich nach Europa zu begeben.
Aus El Paso wird nach Newyork gemeldet, daß 95 Freiwillige von den Bundestruppen erschossen worden sind. Sie waren Mitglieder der Garnison und hatten am Sonntag gemeutert, weil sie mit der Erschießung Maderos nicht einverstanden waren.
In Ciudad Real ist der Privatsekretär Maderos, Aszona, erschossen worden. Es sind nun also der Revolution fast alle Madero-Häupter zum Opfer gefallen.
Mexiko, 26. Febr. Es ist wenig Hoffnung auf einen sofortigen Friedensschluß vorbandeu. Die Tätigkeit der Aufständischen nimmt im Norden zu. Im Süden haben die Aufständischen mehrere Haziendas in Brand gesteckt und geplündert. Sogar ein Militärzug wurde von ihnen angegriffen.
Aus Stadt, Bezirk und Nachbarschaft.
Wild bad, 27. Febr. Unserem letzten Bericht über die hiesige Geburtstagsfeier S. M. des Königs ist noch nachzutragen, daß sowohl beim Festessen als beim Festbankett Herr Stadtschultheiß Baetzner eindrucksvolle Ansprachen hielt und den Königstoast
ausbrachte. Herr Stadtpfarrer Fischer toastete auf die Königin.
— Se. Maj. der König verlieh Herrn Dekan Uhl in Neuenbürg den Rang auf der 6. Stufe der Rangordnung, Herrn Oberamtsrichter D od er er in Göppingen (bis vor kurzem in Neuenbürg) den Titel und Rang eines Landgerichtsrats, Herrn Oberförster Eisenlohr in Schorndorf (früher in Calmbach und Neuenbürg) den Titel eines Forstmeisters, Herrn Stationsverwalter Stemmer in Birkenfeld die Verdienstmedaille des Friedrich-- ordens, Herrn Ortssteuerbeamten Mettler in Hüten die silberne Verdienstmedaille.
Wildbad, 27. Febr. Aus Anlaß des Allerhöchsten Geburtsfestes S. M. des Königs erhielten in Anerkennung ihrer langjährigen treuen Dienstleistungen in den Staatswaldungen je ein Diplom und eine Geldbelohnung von 50 Mark:
G. F. Ruff, Holzhauer in Dobel,
Ehr. König, El. S., Holzhauer in Dobel,
G. Maulbetsch, Wegwart in Dobel,
P. F. König, M. S., Holzhauer in Dobel,
G. Müller, Holzhauer in Neusatz,
C. F. König, M. S., Holzhauer in Dobel, G. F. Schneider, Wegwart in Neusatz,
E. F. Müller, Holzhauer in Dobel,
W. F. König, Holzhauer in Dobel,
I. F. Mössinger in Sprollenhaus,
W. Gauß, alt, Holzhauer in Nonnenmiß,
I. Keller, Holzhauer in Sprollenhaus,
F. Knaus, Holzhauer in Enzklösterle,
G. Rau, Holzhauer in Sprollenhaus,
C. Gauß, Holzhauer in Nonnenmiß,
F. Finkbeiner, Holzhauer in Enztal,
I. Pfrommer, Holzh. u. Wegw. in Bieselsberg.
— (B e s i tz w e ch s e l.) Herr Schossermeister Fr. Krauß hat das den Erben der Metzgerswitwe Pfau gehörige Haus bei der „alten Linde" käuflich erworben. Kaufsumme: 39 550 Mark.
(Holzv erkauf.) Im Rathaussaal in Calmbach werden am Freitag, den 28. Februar, vormittags 9 und 10 Uhr, große Posten Lang-, Säg- und Brennholz verkauft.
In Neuenbürg begeht der Untere Schwarz- wald-Turngau am 17. Mai sein 50jähr. Jubiläum.
In Gompelscheuer hat sich der Lammwirt Kallfaß erschossen. Der Grund ist unbekannt.
In Pfinzweiler, Gde. Feldrennach, ist vorgestern nacht das ganze Anwesen z. „Sonne", sowie die Scheuer des L. Gauß abgebrannt; dessen Wohnhaus ist stark beschädigt. Es wird Brandstiftung vermutet.
Hirsau, 25. Februar. Gestern vormittag zwischen '/-10 und 10 Uhr kreuzte das Militär- tuftschlff „Ersatz Z. 1" über uns. Es war um 9 Uhr in Baden-Oos aufgestiegen und dehnte seine Uebungsfahrt bis nach Stuttgart aus. Bei dieser Gelegenheit berührte der Luftkreuzer auch unsere Gegend.
In Calw ist bei der kürzlich vorgenommenen Neuwahl des evang. Ortsschulrats auch als erstes weibliches Mitglied Frau Müller-Bühner gewählt worden.
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