Stallgebäude, die Waffenmeisterei und Beschlag­schmiede und um einen Fahrzeugschuppen.

Mergentheim, 36. Febr. Auf dem Bahn­hof Nöttingen wurden einem bayrischen Zugführer, der das Zeichen zur Abfahrt gegeben hatte und beim Aufspringen auf den Wagen zu Fall ge­kommen war, beide Beine vollständig abgefahren.

Aus dem Reiche

Mannheim, 26. Febr. In dem überfüllten Kaisersaal sprach am Samstag abend der n.-l. Abge­ordnete Bassermann über die politische Lage. Unter anderem verwies er dabei »uf die nationalistische und imperialistische Tendenz, die bei den Balkan­wirren, in Rußland und Frankreich, in Japan und Persien zur Geltung komme. Die mißliche Lage der deutschen Politik datierte er vom Jahre 1890 ab, als Caprivi die Erneuerung des Bündnisses mit Rußland, die Rückversicherung, ablehnte. Dank einer geschickten Diplomatie sei Frankreich mächtig emporgeblüht und habe seinen Kolonialbesitz stän­dig erweitern können. Dieser erfolgreichen fran­zösischen Diplomatie stellte der Redner das häufige Versagen der deutschen Diplomatie gegenüber. Die Diplomatie sei heute keine Geheimkunst mehr. Nicht der Reichtum, sondern die Intelligenz müsse den Maßstab für die Befähigung zum Diplo­matendienst bilden. Man müsse die Attaches, di^ man hinausschicke, so bezahlen, daß ihr Vermögen, nicht in Frage zu kommen brauche. Man müsse! sich die Diplomatie suchen, wo man sie finde, auch? bei Männern von Handel und Industrie, oder, ^ wie man es in Frankreich als einem parlamen-i torischen Lande tue, bei der Advokatie. Er sage! das auf die Gefahr hin, daß die Kreuzzeitung von r ihm wieder behaupte, daß er dieses Thema an-! schneide, so oft ein Botschasterposten vakant sei.! (Heiterkeit.) Im Anschluß an einen Rückblick auf I den Ausbau der deutschen Flotte erörterte der! Redner die neue Militärvorlage. Die Gestaltung ^ der politischen Lage werde die Durchführung der allgemeinen Wehrpflicht bis zum letzten Wehr­pflichtigen zur Konsequenz haben. Zur Frage der^ Tilgung bekannte er.sich für eine allgemeine Be- sitzsteuer. Das Schlußwort galt dem Gedächtnis des Jahres 1813 mit einem Ausblick in die Zu­kunft. Ruhig und frei sehe ihr das deutsche Volk entgegen, möge sie gut oder schlecht, süß oder sauer ausfallen. Die i V-stündigen Ausführungen wurden mit starkem Beifall ausgenommen.

Berlin, 26. Febr. Der Reichstag ist heute in die Beratung des nationallib. Antrags auf Vorlegung eines Gesetzesentwurfs zur Regelung des SubmissronSwesens eingetreten. Es soll angestrebt werden, als Grundregel festzustellen, daß es den Behörden freigelassen wird, bei kleineren Objekten den Weg der freihändigen Vergebung zu wählen. Bei Objekten von 5000 Mark an soll dagegen die Submission geboten sein.

In der Budgetkommission des Reichstags wandte sich Staatssekretär Dr. Solf bei der Be­ratung des Etats für Deutsch-Ostafrika, an welchem bedeutende Abstriche beschlossen wurden, gegen die Behauptung, daß der Arbeitermangel unter anderem dadurch verursacht worden sei, daß während der verschiedenen Strafexpeditionen etwa 150 000 Mann erschossen worden seien. Die Zahl der seit 1903 aus Anlaß von Expeditionen Um­gekommenen betrage 10 797.

Berlin, 26. Febr. Dem Drängen des Reichs­tags auf eine Verminderung der Schutztruppe für Südwestafrika, die demnächst in der Budget­kommission erörtert werden dürfte, wird in Kolo­nistenkreisen energischer Widerspruch entgegengesetzt. Es wird gellend gemacht, daß ein einziger Auf­stand, mit dessen Ausbruch immer noch gerechnet

werden muß, dann alles bisher mühsam Erreichte und alle Lust zu weiteren Unternehmungen zunichte machen könnte.

Die deutschen Sparkassen haben auch im letzten Uebersichtsjahre eine derartige Entwicklung genommen, daß man aus ihnen ein unaufhaltsames Wachsen des Gesamtwohlstandes ersehen kann. Das ist besonders um deswillen erfreulich, weil es der kleine Wann ist, der die Sparkasse in erster Linie benutzt. Es geht auch daraus mit Klarheit hervor, daß es der sparsame Hauswirt, der sein Hauswesen noch auf der alten, schlichten Einfach­heil gründet, in Deutschland vorwärts bringt, wie in keinem anderen der führenden Staaten. Im Jahre 1900 belief sich das deutsche Sparguthaben auf 8840 'Millionen Mark. In fünf Jahren hob es sich auf 12 675 Millionen, und in der weiteren verflossenen Zeit hat es sich in noch größerem Durchschnitt vermehrt, als in jenem Jahrfünft. Das sind erfreuliche Ergebnisse Sie zeigen zweierlei mit voller Klarheit. Einmal, daß die Behauptung keinerlei Grund in den Tatsachen hat, unseres Volkes kleinerer, geringerer Stand verarme immer mehr. Das gerade Gegenteil ist der Fall. Wo nicht Krankheit und besondere Schicksalsschläge einen ordentlichen Mann heimsuchen, da kommt er heute um vieles besser vorwärts als früher. Und sodann die sehr erfreuliche Beobachtung: unser Volk ver­bummelt nicht. Es ist in seinem gesunden, großen Ganzen noch immer ein strebsames, vor­wärtsdringendes, fleißiges Volk. Der Trieb, wirt­schaftlich voranzukommen, es weiterzubringen, das Vatererbe zu wahren und zu mehren, beherrscht die bei weiterem größere Hälfte unsres Volkes. Dieses rastlose Vorwärtsstreben aber ist ein guter Ausblick in die Zukunft.

Berlin, 26. Febr. Gestern nacht wurde in einem Hause der Reutterbergerstraße die daselbst wohnhafte Frau Koßmann ermordet aufgefunden. Ob ihr Ehemann als Täter in Frage kommt, ist noch nicht erwiesen.

Berlin, 26. Febr. Der 13jährige Sohn eines Kriminalwachtmeisters war mit mehreren Mitschülern unter der Führung eines Lehrers nach dem Grunewaldsee gefahren und hatte mit Mutter und Schwester verabredet, daß sie sich in Pauls­born treffen wollen. Die beiden Frauen begaben sich dort aufs Eis, welches alsbald nachgab. Die Mutter verschwand in den Fluten. Die Tochter sprang nach. Inzwischen kamen zahlreiche Schüler der Unfallstelle r-äh»r, darunter auch der erwartete Knabe. Als dieser Mutier und Schwester in Lebens­gefahr sah, sprang er sofort ins Wasser, ohne ihnen aber helfen zu können. Ein Referendar und ein Assessor brachen, als sie gleichfals zu Hilfe eilten, ebenfalls durchs Eis. Schließlich lagen nicht weniger als 21 Personen, meist -Lchüler und junge Leute, im Wasser, konnten aber schließlich auf festes Eis und dann ans Land geschafft werden. Die Mutter des Knaben trug eine so schwere Nerven­erschütterung davon, daß sie in ein Krankenhaus gebracht werden mußle. Alle anderen Einge­brochenen erholten sich verhältnismäßig rasch.

Eisenach, 26. Febr. Heute vormittag er­eignete sich in der Frankfurter Straße ein schweres Automobilunglück. Beim Nehmen einer Kurve überschlug sich ein Wagen der hiesigen Fahrzeug­fabrik und begrub die Insassen unter sich. Während der Chauffeur mit leichten Verletzungen davonkam, wurde dem 35 Jahre alten Betriebsingenieur Wallgrün der Brustkorb eingedrückt, sodaß der Tod auf der Stelle eintrat. Das Automobil wurde vollständig zertrümmert.

Wilhelmshaven, 25. Febr. Die Vor­bereitungen für den Stapellauf des von der kaiser­lichen Werst erbauten Groß-LinienschiffesK",

in Gedanken versunken nach sah, stieg wieder der Zweifel in ihm auf, ob sein Verdacht nicht doch unbegründet wäre; in diesem Augenblick konnte er sich nicht denken, daß sie eines Verbrechens schuldig fei. _

24. Kapitel.

Zur Nachtzeit.

Auf dem Wege zum Schlosse dachte Oriana über das nach, was sich soeben zugetragen hatte, und fühlte sich so elend wie seit Monaten nicht. Diese Unterredung hatte ihr mit erschreckender Deutlichkeit Philipps Tod wieder vor Augen ge­führt; sie erinnerte sich schaudernd des Verdachtes, den sie auf den Mann geworfen hatte, den sie liebte, und der fast unerträglichen Qualen, die sie so lange erduldet.

Und jetzt das, daß dieser Foulsham sie mit einem schrecklichen Verbrechen in Verbindung brachte! Seine Meinung war nicht mißzuverstehen, auch waren seine Kombinationen gar nicht unvernünftig. Er hatte sie in jener denkwürdigen Nacht aufschreien hören, hatte sie davon eilen sehen, und wie alle, die sie kannten, wußte er, daß sie später keinen

der Vorteile, die ihr durch Philipps Tod verloren schienen, eingebüßt hatte. Alles dies war ganz klar; dunkel blieb nur, ob Foulsham glaubte, daß Rigel, der durch Philipps Tod so viel gewonnen, den Wink dazu gegeben und ihr die Tat überlassen habe. Dieser entsetzliche Zweifel rührte alle ihre Befürchtungen von neuem auf und diente ihr zur fortgesetzten Selbstquälerei.

Foulsham schien zwar zuverlässig zu sein, aber wie lange? Wenn ihm nun drüben alles fehl­schlug, würde er dann nicht zurückkehren, um ihr zu drohen und Forderungen zu stellen ? Ein Wunder war es nur, daß nicht noch andere, die aus Zu­fall in jener Nacht im Park waren, sie gesehen hatten. Denn soviel sie wußte, hatte noch je­mand sie beobachtet, und der würde zur richtigen Stunde schon vortreten und sie beschuldigen. Es gab keine Sicherheit für sie; so lange sie lebte, bewegte sie sich täglich auf einer Pulvermiene, die jeden Augenblick explodieren konnte. Sie fühlte sich wie von tausend drohenden Gedanken gejagt, bis ihre Pulse flogen nnd sie wieder den betäuben­den Schmerz im Kopfe empfand, der sie in ihrer Krankheit so oft gequält hatte.

, dessen Taufe Herzog Albrecht von Württemberg vollziehen wird, nähern sich ihrem Ende. Der Herzog wird am SamStag, 1. März, morgens 8 Uhr, hier in Begleitung des persönlichen Adjutanten Rittmeister Frhrn. von Gaisberg-Hrlfenberg ein- treffen und beim Chef der Marinestation der Nordsee, Admiral Graf von Baudissin, Wohnung nehmen.

Köln, 26. Febr. Der seit einigen Tagen in Westdeutschland vorherrschende scharfe Frost hat zahlreichen Personen das Leben gekostet. Mehrere Handwerksburschen wurden erfroren aufgefunden.

Im Seebad Ahlbeck ist dem Schneider Eg- lynsky das 32. und 33. Kind (Zwillinge) geboren worden. Seine erste Ehefrau hat ihm 24 Kinder, seine zweitebis jetzt" 9 Kinder geschenkt.

Bei Rohrbrunn (Aschaffenburg) überschlug sich gestern ein Auto, als es einem Holzfuhrwerk ausweichen wollte. Ingenieur Otto, Inhaber der Münchener Otto-Flugzeugwerke, und seine Frau wurden schwer verletzt von* Waldarbeitern unter den Trümmern des Autos hervorgezogen.

Auf dem Habsheimer Flugfeld bei Mühl­hausen stürzten ein Oberleutnant und ein Unter­offizier aus 20 Nieter Höhe mit einem Doppel­decker ab. Der Unteroffizier ist tot, der Offizier kam mit leichten Verletzungen davon.

Aus dem Ausland.

Bern, 25. Febr. Bei einer Skitour auf das Finsteraarhorn stürzte gestern in der Höhe von 3500 in eine Schneebrücke über einer Gletscher­spalte in dem Augenblick ein, als der vorderste Mann der Skifahrer sie betrat. Das Seil riß und der Skifahrer verschwand in der Spalte. Nach mehrstündiger Arbeit konnte der 30 w tief Abge­stürzte geborgen werden. Er hatte nur gering­fügige Verletzungen erlitten.

Wien, 26. Febr. Der Kaiser hat die erbetene Enthebung des Marinekommandanten, Admirals Monteeuceoli, genehmigt und den Vizeadmiral Haus zum Marinekommandanten und Chef der Marine­sektion des Kriegsministeriums, bei Belaffung in seiner Eigenschaft als Flotteninspekteur, ernannt.

Wien, 26. Febr. Auf der Reichsstraß« in der Nähe von Preßburg stieß ein Automobil, das mit sechs Wienern besetzt war, so heftig an einen CH ausser stein, daß der Wagen vollständig zertrüm­mert wurde. Sein Besitzer Kürschner und ein Vertreter der norddeutschen Automobilfabrik, namens Alois Gelb, wurden tätlich, seine Gattin schwer und ein dritter Insasse leicht verletzt. Der Chauf- i feur Massey beging bald nach dem Unglück, an dem er sich die Schuld beimaß, Selbstmord durch Erhängen.

In W i e n hat der bei der Galizischen Kar­pathen - Petroleum - Aktien - Gesellschaft angestellte Fabrikdirektor Banting zuerst seine Frau und dann sich selbst mit einem Jagdgewehr erschossen.

Paris, 26. Febr. In einer Rede, die der frühere Kriegsminister Millerand in seinem Wahl­kreise hielt, erklärte er unter anderem, das gegen­wärtig fikr Frankreich am meisten beängstigende soziale Problem sei die Entvölkerung Frankreichs infolge der nationalen Verteidigung. Die Ver­wirklichung der militärischen Pläne Deutschlands würde dasGleichgewichtder deutschen undfranzösischen Streitkräfte zerstören. Dies könne Frankreich nicht zulassen. Frankreich sei bereit, alle nötigen Opfer für das Heer zu bringen. Das Festhalten an der Tripelentente mit ihrem System des Gleichgewichts der europäischen Streitkräfle und ihrem mäßigenden Einfluß als Gegengewicht sei die Hauptsache und daS ganze Geheimnis der auswärtigen Politik Frankreichs.

Paris, 36. Febr. In dem Handschreiben

Gleich als Foulsham seine Bitte vorbrachte, hatte sie den Entschluß gefaßt, ihm alles zu geben, was sie besaß. Rigel hatte ihr tausend Pfund jährlich ausgesetzt, die sie nach ihrem Gefallen jährlich verbrauchen konnte.

In ihren Flitterwochen hatte seine Freigebig­keit M daran gehindert, diese Summe zu berühren, die noch unvermindert gewesen wäre, wenn ihr Vater nicht von ihr geborgt hätte. Aber sieben­hundert Pfund hatte sie noch und die wollte sie Foulsham geben.

Obgleich es sehr zu ihrer Beruhigung gedient haben würde, wenn sie Rigel mitteilte, was vor­gefallen war, stand sie schließlich doch davon ab, denn sie wußte, daß es ihm unangenehm sein würde ; auch fürchtete sie, er würde nicht zulassen, daß sie unter dem Verdachte bliebe, selbst auf die Gefahr hin, den wirklichen Sachverhalt gestehen zu müssen.

Und der durfte auf keinen Fall bekannt wer­den ; sie wollte lieber selber für schuldig gelten, als zugeben, daß er leide, denn sie liebte ihn mehr als ihr Leben.

(Fortsetzung folgt.)