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Zaijon: Amtliche Fremdenlistq.

Nr 2t >

Dienstag, den 18. Februar 1913

49. Jahrgang.

Die Ereignisse auf dem Kalkan.

Die Bulgaren und ihre Verbündeten empfinden gegenwärtig die Bitternis der Wahrheit des Wortes, daß man den Tag nicht vor dem Abend loben soll. Sollte es ihnen tatsächlich noch gelingen, ans Ziel zu kommen, so werden sie diesen letzten Weg teuer bezahlen müsse«. Diese Er­kenntnis ist bei ihnen auch schon durchgedrungen, das zeigt die Gereiztheit, mit der ihre offiziöse Berichterstattung sich gegen die türkischen Sieges- nachrichten wendet. Die letzteren mag man ein­schätzen wie man will, und man wird gut daran tun, die Schätzung nicht zu hoch zu nehmen, die eine Tatsache aber läßt sich jedenfalls nicht aus der Welt schaffen, daß in diesem zweiten Kriegsabschnitt die Verbündeten nicht nur wenig Fortschritte ge­macht, sondern sich sogar da und dortrückwärts konzentriert" haben. Halten sich die Festungen Adrianopel, Skutari und Jauina nur noch einige Zeit, so kann dieser furchtbare Krieg eine andere Wendung nehmen, als sie das erste Kriegsstadium vermuten ließ, dem die Mächte durch ihr einseitiges Vorgehen gegen die Türkei den endgültigen Abschluß genommen haben.

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Der amtliche türkische Bericht gibt an, daß auf dem rechten Flügel der türkischen Armee bei Tscha- taldscha seit Montag keine Veränderung eingetreten ist. Am Sonntag hat eine von der 7. Div. aus­gesandte Abteilung den Feind in der Richtung aus Akalan, das auf der Linie Tschiftlikköj-Tschatald- scha drittelwegs von letzterem gelegen ist, zurück­geworfen. Die Türken haben weiter in der Rich­tung auf Gökdscheli, das halbwegs zwischen Akalan und Tschataldscha ander Orientbahn liegt, offensive Rekognoszierungen vorgenommen und den linken Flügel des Feindes auch in dieser Gegend zurück­gedrängt. Das Dorf Tschataldscha ist nunmehr gleichfalls von den osmanischen Truppen besetzt worden, nachdem die Türken die weiter östlich gelegene Eisenbahnstation von Tschataldscha schon vor einigen Tagen besetzt hatten. Die Tschataldscha beherr­schenden Höhen wurden von den Bulgaren geräumt. Auf dem linken türkischen Flügel ist es zu einem neuen ernsten Gefecht gekommen. Bei Papas Burgas, das nördlich der Lagune an der Straße von Tschataldscha nach Büjük Tschekmedsche ge­legen ist, haben zwei osmanische Truppenabteil­ungen sich vereinigt. Anscheinend handelt es sich um die von Kalikratia her über Plaja und das benachbarte Lahangköj vorgegangenen Truppen und um Abteilungen, die von den südlichen Tschatald-

schabefestigungen vorgeschoben worden sind. Die vereinigten türkischen Truppen haben die auf den Höhen westlich von Papas Burgas stehenden Bulgaren angegriffen und nach erbittertem Bajonett­kampf die Höhen besetzt. Dabei wurde viel Waffen- s material erbeutet und mehrere Gefangene gemacht, die heute in Konstantinopel eingetroffen sind. Dann hat osmanische Kavallerie den an der Marmara- küste gelegenen Ort Pigados zwischen Kalikratia und Siliwri besetzt. Die Bulgaren haben sich von Pigados in westlicher Richtung zurückgezogen. Nach diesen amtlichen Meldungen haben die Türken also am Montag morgen in der Linie Siliwri- Pigados - Papas - Burgas - Tschataldscha - Gökscheli- Akalan-Tschistlikköj gestanden. Die Bulgaren haben demnach ihre früheren Stellungen gegenüber den türkischen Stellungen von Tschataldscha tatsächlich völlig aufgegeben. Die Eisenbahnstrecke ist bis über Tschataldscha hinaus von den Bulgaren frei. Vor dem Abzug haben die Bulgaren stellenweise die Schienen aufgerissen und einige Ueberführungen gesprengt. Augenblicklich wird eifrig an der Wieder­herstellung der Strecke gearbeitet. Alan hofft den den Eisenbahnbetrieb, der jetzt ja nur bis Hademköj geht, bis Tschataldscha demnächst wieder aufnehmen zu können, was besonders im Interesse des ge­ordneten Proviant- und Munitionsnachschubs sehr zu wünschen wäre. Sämtliche Ortschaften am Marmarameer wurden geräumt und die Bewohner auf die asiatische Küste gebracht.

Die EntscheidungsschlachtvorBulair scheint sich vorzubereiten. Gerüchtweise verlautet, daß die Schlacht bereits begonnen hat.

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Die neuesten Nachrichten lauten:

Konstantin o p e l, 16. Febr. Die Vor­truppen der Türken bei Tschataldscha haben die feindlichen Linien angegriffen. Die Bulgaren hatten die Höhen nordöstlich von Atalan stark mit Artillerie besetzt, um den Vormarsch der türkischen Truppen zu verhindern. Die am linken Flügel gegen Sürgünköj vorgehende türkische Kolonne hat den Feind gestern früh auf Harabschi und Tschiftil zurückgetrieben. Auf dem rechten Flügel chatten die türkischen Truppen das Dorf Ormanli besetzt und befestigt. Die Bulgaren scheinen sich auf der Linie Midia-Sinekli-Rodosto zurückgezogen zu haben. Die Bahn ist frei bis Kilometer 65, 4 üm vor Tschataldscha.

Konstantinopel, 15. Febr. Ein amtlicher Kriegsbericht besagt, daß der gestrige Tag vor Adrianopel ruhig verlies. Vor Gallipoli und

Balair und in der Tschataldschalinie ist keine Aenderung eingetreten. Der Feind ist damit be­schäftigt, die Höhen im Westen von Akalan zu befestigen. Sonst ist nichts Nennenswertes vor­gefallen.

Sofia, 16. Febr. DieAg. Bulg." meldet: Der PanzerkreuzerAssar-i-Tewfik", unter dessen Schutz der Versuch einer Landung türkischer Truppen bei Pooima an der Küste des Schwarzen Meeres gemacht wurde, stieß vorgestern auf eine von den Bulgaren gelegte Mine, erlitt ernsthafte Havarien und scheiterte. Die Minenlegerabteilung und die Küstenbatterien zerstörten das Kriegsschiff vollständig und brachten es zum Sinken. Ein türkisches Transportschiff, das sich an der Landung bei Scharköj beteiligt hatte, ist samt der Bemannung von der bulgarischen Artillerie zwei Kilometer südlich dieser Ortschaft in den Grund gebohrt worden.

Konstantinopel, 16. Febr. Das Presse­bureau teilt mit: Am 14. griffen die Montenegriner mit 16 000 Mann und zahlreichen Kanonen die türkische Stellung auf dem Tarabosch und bei Berditza an. Die Türken leisteten energischen Widerstand. Die Montenegriner mußten sich unter Zurücklassung von 6 Kanonen und 3000 Ver­wundeten zurückziehen.

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London, 15. Jan. Wie das Reutersche Bureau aus diplomatischen Kreisen erfährt, zeitigten die Besprechungen der Botschafter hinsichtlich der auseinandergehenden Ansichten, die Oesterreich- Ungarn und Rußland über die Grenzen Albaniens hegen, keine Fortschritte. Die Lage ist schwierig und ernst.

London, 17. Febr. Sir Edward Grey ist es gelungen, einen nochmaligen Zusammentritt der Botschafterkonferenz zu erwirken. Die Abgrenzungs­frage für Albanien tritt nunmehr in ein entscheidendes Stadium.

Sofia, 17. Febr. Der rumänische Gesandte Ghika hatte eine neue Konferenz mit Daneff und Sarapoff. Letzterer erklärte, Bulgarien sei zu weiteren Konzessionen bereit, indem es auch die Silistria strategisch beherrschende Anhöhe von Modschidi Tabia abtreten und über die am Schwarzen Meere in London bereits zugestandenen 5 Kilometer hinausgehen wolle. Ghika erklärte die bulgarischen Zugeständnisse für unannehmbar. In diplomatischen Kreisen meint man, daß Rumänien nunmehr die Verhandlungen für abgebrochen erklären wird, ohne daß es aber zugleich die äußersten Schritte unter­nimmt.

Sofia, 17. Febr. Die Gesandten der Groß-

Ker Heufelskopf.

Roman von Fitzgerald Molloy, deutsch von E. Ebeling.

(47. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.)

L2. Kapitel.

Nachrichten von dem Prinzen Prinz Neroni hatte seinen Verwandten längere Zeit nicht geschrieben und deshalb viel zu be­richten über seinen Aufenthalt in der neuen Welt, über die Huldigungen, die man ihm darbrachte, und die Erbinnen, denen er vorgestellt wurde, deren Vermögen ans Fabelhafte grenzte. Viele Gerüchte hatten ihn schon bald mit dem einen, bald mit dem andern dieser Goldvögel verheiratet.

Unterdessen war er aus der Heimat immer auf dem Laufenden erhalten, wußte von jeder Be­wegung im Kabinett und bei Hofe und auch vom Kvnig hatte ihn die Botschaft erreicht. Was den Grafen aber am meisten interessierte, waren seine Mitteilungen über die Marchesa.

Nach der Abreise des Prinzen hatte diese unter­nehmende Dame sich entschlossen, den Schrecknissen des Ozeans zu trotzen und ihm zu folgen, doch

im letzten Begriff, diesen Entschluß auszuführen, wurde sie von einer Gehirnentzündung ergriffen, die ihr Leben in große Gefahr brachte. Zwar wurde sie gerettet; aber der Arzt glaubte, sie würde ihre alten Kräfte niemals wieder erlangen; so lebte sie nun auf seinen Rat in völliger Zu­rückgezogenheit in ihrer Villa bei Florenz, m jeder Beziehung eine völlig Umgewandelte.

Der Prinz wollte deshalb sogleich nach Italien zurückkehren und würde in Rom bald nach seinem Briefe eintreffen. Da er nun nichts mehr von der Marchesa zu befürchten habe, wolle er Chri- stina ohne Verzug seinen Antrag machen; denn die von ihr festgesetzte Zeit sei schon verstrichen. Zum Schluß beauftragte er den Vater, diese seine Absicht seiner Tochter mitzuteilen, und bat ihn, wenn nötig, seine Autorität zu gebrauchen.Ich hätte hier ein Dutzend Erbinnen heiraten können", schloß der Brief,aber ich bin Christum treu ge­blieben, die immer meine Neigung besessen hat, und ich bin fest entschlossen, daß sie die Meine werden soll."

Der Graf faltete den Brief zusammen und sah zu seiner Tochter hinüber, die immer noch re­

gungslos in dem großen Stuhle saß mit einem Ausdruck hoffnungsloser Müdigkeit im Gesicht, wie stets, wenn sie u> Gedanken vertieft war.

Neroni kommt zurück," sagte er und besichtigte sie scharf.

So bald?" antwortete sie und machte eins Anstrengung, um sich aus ihren Träumen zu be­freien.

Er kann jeden Tag hier sein."

Sie gab keine Antwort. Ihrem Benehmen nach schien diese Mitteilung gar kein Interesse für sie zu haben.

»Jetzt, da die drei Jahre der Freiheit, um die du gebeten hattest, vorüber sind, wünscht er, daß deine Heirat mit ihm nicht länger mehr hi­nausgeschoben werde", sagte der Graf.

Ich will gar nicht heiraten, gar nicht", mur­melte sie tieftraurig.

Ihr Kummer veranlaßte ihn zu einer Weich­heit, die ihm, obgleich er sich dessen nicht bewußt war, am besten half, sie für seine Wünsche zu ge- - winnen.

Mein liebes Kind", sagte er mit Nachdruck,

'meine Lebenserfahrungen und meine Liebe zu dip