opfer darbrachte. Ein Dankes-Tedeum schloß die von schönen Gesängen des gut geschulten Kirchenchors umrahmte unvergeßliche kirchliche Feier. — Die weltliche Feier wurde nachmittag- 1 Uhr im Hotel z. gold. Ochsen hier begangen. Der Herr Dekan und Reichstagsabgeordnete Leeser aus Neuhausen, welcher den Neuinvestierten im Auftrag deS Bischofs von Rotlenburg in sein Amt einsetzte, begrüßte in schönen Worten die Anwesenden und schilderte die Pflichten und Verantwortungen des neuen Herrn Stadtpfarrers. Letzterer sprach unter anderem den Vertretern der Stadt und der evangelischen Kirchengemeinde seinen Dank für ihr Erscheinen auS, bat im Interesse des konfessionellen Friedens um freundliches Zusammenarbeiten und forderte die Anwesenden zu einem Hoch auf den Patronats- Herrn, Seine Majestät den König Wilhelm, auf. Herr Stadtschultheiß Baetzner begrüßte den Neuinvestierten im Namen der Stadt und Herr Stadtpfarrer Rösler im Namen der evangelischen Kirchengemeinde, ferner Herr Verwalter Edelmann im Namen des katholischen Kirchenstiftungsrats, und der katholischen Gemeinde Wildbad, Herr Kaufmann Meise! aus Neuenbürg im Namen der katholischen Gemeinde Neuenbürg. Die Feier nahm einen wirklich schönen Verlauf. Möge der Einzug des Herrn Stadtpfarrers Fischer der Stadt zum Segen gereichen!
Wildbad, 5. Dez. (Theater.) Ueber das heute Dienstag abend Uhr im Gasth. z. „alten Linde" stattfindende Gastspiel der Liliputaner schreibt eine Reutlinger Tageszeitung: Einige vergnügte Stunden bereiteten die „Liliputaner" den zahlreichen Besuchern der beiden Gastvorstellungen. Schon nachmittags zeigten die kleinen netten Leutchen mit der Märchenkomödie „Der gestiefelte Kater", daß sie allen Anforderungen, welche an derartige Bühnenkünstler gestellt werden, gewachsen sind, und die zuschauenden Kinder freuten sich an den schönen Figuren. Abends ging dann der „Rodelbaron" über die Bretter, eine Posse, die die Lachmuskeln der Zuschauer fortwährend in Bewegung hielt. Schon nach dem ersten Akte hatte man die Ueberzeugung gewonnen, daß die kleinen Damen und Herren wirkliche Schauspieler sind und des öfteren konnte mau von den Zuschauern hören: „Das ist zu köstlich!" Jeder Akt brachte neue Überraschungen und rief erneute Lachsalven und Händeklatschen hervor. Es ist eben zu possierlich, die kleinen Künstler so temperamentvoll spielen zu sehen. — Wie graziös gaben sich Frl. Morena als verliebte Margarete und Frl. Marion als Student Lieblich, genannt „Rodelbaron", und wie vorzüglich haben sich Herr Ursul als Student mit seinem immerwährenden großen Durst und Herr Tommy als Diener im Schlosse in ihre Rollen gefunden. Nicht zuletzt muß lobend hervorgehoben werden, wie natürlich Frl. Meister die „Dame von der Heilsarmee" und wie schneidig der kleinste der Künstler, Herr Erichsen, den Studenten Adam Riese gab. Aber auch die mitwirkenden großen Personen sind gute Kräfte, und so war das Spiel ein harmonisches Ganzes. Alles in allem: es war ein köstlicher Abend!
Bestätigt wurde die Wahl des Gemeindepflegers Jakob Schaible in Brinberg (Neuenbürg) zum Ortsvorsteher der Gemeinde Beinberg.
In letzter Mmde.
Weihnachtsnovelle, dem Leben nacherzählt von C. Flum.
Der Lokomotivführer hatte im Mondlichte den Körper auf dem Bahngeleise erspäht und mit Aufbietung seiner ganzen Willenskraft den Zug noch im letzten Augenblick zum Stehen gebracht.
Bis aber das Zugpersonal abgesprungen war, um nach dem Todeskandidaten zu sehen, hatte derselbe sich schon im gegenüberliegenden Gehölz unsichtbar gemacht. Das Zugpersonal stieg, über die Fahrtunterbrechung scheltend, wieder auf und gleich darauf fuhr der Zug weiter.
Braun aber ging auf Umwegen in die Stadt zurück. Es hatte also nicht sein sollen. —
Was aber nun? — Grübelnd setzte er seinen Weg fort, nicht achtend, daß ihm infolge der sein ganzes Nervensystem aufregenden letzten halben Stunde und auch wohl infolge der Entbehrungen der letzten Zeit die Kniee zitterten.
Da, beim Ueberschreiten einer die Vorstadt mit dem Stadtinnern verbindenden Brücke, sah er im Scheine einer auf der Mitte derselben befindlichen Laterne einen etuiähnlichen Gegenstand hart an einem Brückenpfeiler liegen. Denselben aushebend, staunte er über das feine Leder und das in Goldstickerei ausgeführte Monogramm. Da von der andern Seite Leute nahten, steckte Braun seinen
Die Revolution in China
Berlin, 2. Dez. Wie das Berl. Tagebl. berichtet, hat das chinesische Kaiserhaus Schritte getan, um seine Reichtümer an einer Stelle zu deponieren, wo sie den Revolutionären unzugänglich sind. Das Bankhaus Samuel Montagu u. Co. meldet, es seien bereits für 2ff, Millionen Gold auS China verschifft und weitere Sendungen würden folgen.
Tokio, 1. Dez. Nach einem amtlichen telegraphischen Bericht hat in der südlichen Mandschurei ein Gefecht stattgefunden, in welchem die Aufständischen die Kaiserlichen besiegten. Die Kaiserlichen
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verloren mehrere Tote; ihr Führer wurde gefangen genommen und enthauptet.
Hongkong, 4. Dez. 200 Mann englischer Infanterie gehen von hier nach Hankau ab. — Der Vizekönig Chang und der Tartarengeneral Tieling haben sich nach der Einnahme von Nanking in das deutsche Konsulat geflüchtet.
Nanking, 4. Dez. Die Tartarenstadt von Nanking ist mit Erlaubnis der Behörde geplündert und eingeäschert worden. Sonst vollzog sich die! Besetzung von Nanking durch die Aufständischen! in geordneter Weise.
Peking, 4. Dez. In Urga ist von verab-s schiedeten chinesischen Beamten die Unabhängigkeit der Mongolei erklärt worden.
Hankau, 2. Dez. 20000 Kaiserliche mit mehreren großen Geschützen sind gestern hier eingetroffen. !
Der italremssch-türkische Krieg
Tripolis, 2. Dez Am Freitag vorm, gingen ein Bataillon des 52. Infanterieregiments, ein Alpenjägerbataillon, ein Bataillon Bersaglieri und die 2. Pionierkompagnie vom rechten Flügel der italienischen Ostfront aus vor, um eine Frontlinie in der Richtung auf das kleine Fort Sidi Mesri vorzuschieben. Gegenüber standen beträchtliche Abteilungen türkischer Linientruppen und Araber. Nach hinreichender Beschießung der feindlichen Stellung durch das Feuer der Infanterie und der Ge-
Fund im Weiterschreiten in die Tasche und begab sich nach dem nahe gelegenen Bahnhof. Im matterleuchteten, zufällig leeren Wartesaal setzte er sich in eine Ecke, zog die gefundene Brieftasche — eine solche war es — hervor und öffnete sie. Sie enthielt, sorglich in Seidepapier gewickelt, drei Ringe mit funkelnden Brillanten, deren Wert er als angehender Kenner auf ungefähr achthundert Mark schätzte; im Nebenfache aber entdeckte er mehrere Banknoten. Er traute seinen Augen nicht — vier Tausender und sechs Hunderter zählte er.
Rasch barg er den kostbaren Fund wieder in der Rocktasche und suchte seine Gedanken zu sammeln. Ihm schwindelte. War es denn möglich? Da winkte ihm ja ein ganz namhafter Fiuderlohn, mit dem er den Seinen nach langen Entbehrungen glückliche Weihnachten verschaffen konnte! Wird das eine Freude werden! Aber noch hatte er ihn nicht, und es konnten immerhin unter Umständen Tage vergehen, bis er den rechtmäßigen Verlierer ermittelt hatte. Und doch herrschte inzwischen bei ihm zu Hause die bitterste Not!
Ueberhaupt, hatte ihm nicht ein gütiges Geschick als Entgelt für alle Ungerechtigkeit und Hartherzigkeit der Welt diesen Fund in den Schoß gelegt, sozusagen in letzter Stunde? Hatte er nicht schon genug gelitten mit den Seinen? Wenn der Verlierer ein Geizhals war, dann ging das ganze herzzerreißende Elend bald wieder von neuem an. Da
birgSbatterien rückten die Truppen zum Angriff vor und nahmen die bezeichnete Stellung mit dem Bajonett. Die Artillerie verfolgte den in Unordnung sich zurückziehenden Feind mit ihrem Feuer.
TripoliS, 2. Dez. Suara ist von dem Panzer „Liguria" mit großer Heftigkeit bombardiert worden. Auch Tagiura, das Zentrum der italienischen Stellung, teilte dies Schicksal.
Die Ag. Stef. begründet nachträglich die italienischen Angriffe auf Mokka und Schech Saide an der arabischen Westküste durch folgende Meldungen aus Massaua im gegenüberliegenden Erythräa: In den letzten Tagen ist hier die Nachricht eingetroffen, daß beträchtliche türkische Streitkräfte, über 6000 Mann, mit mehreren Geschützen sich bei Schech Said versammeln, um von dort aus einen Handstreich gegen die italienische Küste Afrikas zu unternehmen. Auch zahlreiche Fahrzeuge zum Truppentransport liegen bereit. Um dieser Bedrohung rin Ende zu machen, wurde eine Untersuchung durch italienische Schiffe an der arabischen Küste beschlossen. Mit Rücksicht auf die Reise des englischen Königspaares wurde sie aber vorläufig ausgesetzt. Inzwischen waren den Italienern Nachrichten zugegangen, daß der Gouverneur von Tais auf seine Anfrage in Konstantinopel den Befehl erhalten habe, sich zum Handeln bereit zu halten. Alles ließ daher darauf schließen, daß nach Beendigung der muselmanischen Feste die Türken einen. Angriff unternehmen würden. Dem sollten die italienischen Schiffe zuvorkommen.
Konstantinopel, 2. Dez. Die Schließung der Dardanellen ist seit vorgestern vorbereitet. Schon vorgestern verlautete, man werde alte Schiffe im Fahrwasser der Dardanellen versenken, gestern ist diese Maßnahme nun endgültig beschlossen worden, einige alte Schiffe sind bereits aus der Rumpelkammer im Goldenen Horn nach dem Hafen außerhalb der Brücken geschickt worden, um nach den Dardanellen zu fahren. Eine Ironie des Schicksals will, daß die Türkei mit ihren berühmten „alten" Kriegsschiffen, an denen sie reicher ist als fast alle anderen Staaten, nun noch einmal das Vaterland verteidigt. Die Schiffe sollen zur Verankerung von Minen benutzt werden. Dadurch hofft man auch an den tiefsten Stellen der Dardanellen, in denen sonst fast das Minenlegen unmöglich war, die Durchfahrt zu schließen.
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Feldwebel (beim Apell): „Die Einjährigen können während des Sommers auf der Straße Litewken tragen. Aber daß mir keiner einen weißen Kragen dazu anzieht I Solche Hanswursteleien sind nur den Herren Offizieren erlaubt."
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krumpfte sich ihm das Herz zusammen vor Bitterkeit. Nein, das konnte er nicht mehr mit ansehen. Er selbst wollte ja gern leiden und entbehren, aber Frau und Kinder konnte er nicht mehr länger in Not sehen. Das ging über seine Kräfte. Schließlich hat doch jeder Mensch ein Recht, zu leben, sagte er sich. Und doch war er immer ein ehrlicher Mensch gewesen; sollte er nun —
Der Eintritt von Reisenden veranlaßte ihn, den Wartesaal zu verlassen. In seine Gedanken versunken, war er, er wußte nicht, wie, zu Hause angekommen.
Seine Frau saß am Tische und las in einem Briefe; die Kinder hatte sie schon zu Bette gekrackt.
„Da, Du Armer, nimm und lies! Endlich, endlich bist Du gerechtfertigt und kannst die Arbeit wieder aufnehmen," sagte sie, mit einem seligen Lächeln ihm um den Hals fallend. „Der Gold- diebstahl in euerer Fabrik ist aufgeklärt. Der Ka- binetmeister selbst, der euch verdächtigte, ist als Dieb entlarvt worden. Diesen Hundertmarkschein hat Dein Prinzipal „einstweilen" als Schmerzensgeld und Weihnachtsgeschenk beigelegt."
„Gott sei Lob und Dank!" sagte Braun. „Nun darf ich doch ein ehrlicher Mann bleiben!" — Und er zeigte der erstaunt Aufhorchenden seinen kostbaren Fund, dessen Verlierer er am andern Morgen leicht ermittelte und der ihm neben hohem Finderlohn gute Vertrauens- und Lebensstellung bot-