Amtsblatt

für die Stadt Wrt'döad.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags Bestellpreis vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg. Bei allen würt- tembergischen Postanstalten und Boten im Orts- und Nach­barortsverkehr vierteljährlich 1 Mk. 15 Pfg.; außerhalb desselben 1 Mk. 20 Pfg.; hiezu 15 Pfg. Bestellgeld.

Hir^u: Illustriertes Sonnlagsblatt und

Anzeiger

für Wil'dvad u. Wrngedung.

Die Einrückangsgebiihr

beträgt für die einspaltige Petitzeile oder deren Raum 8 Pfg., auswärts 10 Pfg., Reklamezeile 20 Pfg. Anzeigen müssen den Tag zuvor aufgegeben werden; bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.

mährend der Saison: Amtliche Fremdenlist fl.

Nr. 142

Donnerstag, den 30. November ttill

j 47. Jahrgang.

f

4

blnnkcbau.

Der König und die Königin werden am 1. Dezember von Bebenhausen wieder nach Stutt­gart zurückkehren.

Stuttgart, 29. Nov. Die Beratungen des Evangelischen Synodus haben am 24. Nov. ihren Abschluß gefunden. Von den zahlreichen zu dem Gesangbuchentwurf geäußerten Wünschen soll eine Reihe Berücksichtigung gefunden haben.

Stuttgart, 28. Nov. Die hiesige Bibelan­stalt wird am nächstjährigen Reformationsfest ihr hundertstes Jahresfest feiern. Sie will zu dem bevorstehenden Jubeljahre eine Bibelausgabe mit vollem Luthertext und kurzen volkstümlichen Er­klärungen als Festgabe der Anstalt erscheinen lassen.

Stuttgart, 39. Nov. Der Mostobsthandel geht seinem Ende entgegen; es laufen nur noch geringe Zufuhren ein. Bis jetzt sind dem Nord­bahnhof rund 7300 Wagen Mostobst zugeführt worden, die anfänglich zu sehr hohen, zuletzt zu außergewöhnlich niedrigen Preisen verkauft wurden. Mit der Beförderung des Obstes auf französischen Strecken wurden üble Erfahrungen gemacht. Die Unzufriedenheit bei Händlern und Käufern ist groß und das Nachspiel in Form von Prozessen und Schadenersatzforderungen wird nicht auSbleiben. Bei dem vielen anbrüchigen Obst, das vermostet wurde, ist eine genaue Beobachtung des Mostes in den Kellern notwendig. *

Liebenzell, 28. Nov. Das benachbarte Unterlengenhardt wird jetzt auch in die Reihe der Kurorte einrücken. Unter Leitung einer Stuttgarter Architektenfirma läßt Herr Gramm aus Schömberg ein stattliches Erholungsheim erbauen. Dasselbe kommt an den Waldrand gegen das Nagoldtal, hinter der Liebenzeller Burg, zu stehen. Das Er­holungsheim ist für die Mitglieder der Kranken­kasse bestimmt.

Na g wl d, 29. Nov. Von zuverlässiger Seite wird uns mitgeteilt, daß heute nacht 1 Uhr 18 Min. wieder ein ziemlich starker Erdstoß verspürt wor­den sei.

Rohrdorf, 28. Nov. Heute abend wollte der 40 Jahre alte, verheiratete Bauer Fr. Renz eine Baustange aus dem Wald herausschleifen, da­bei schlug ihm die Stange den Fuß ab; er wurde ins Bezirkskrankenhaus nach Nagold übergeführt.

Freudenstadt, 29. Nov. Da sich die hie­sigen Lehrer mit dem Beschluß der bürgerlichen Kollegien, die Mietszinsenlschädigung von 350 Mk. auf 400 Mk. zu erhöhen, nicht einverstanden er­klärten und eine Entschädigung nach den laufenden Mietpreisen verlangten, hat das gemeinschaftliche Oberamt in Schulsachen die Mietszinsentschädigung auf 550 Mk. festgesetzt, was für die Stadt einen Mehraufwand von 3274 Mk. bedeutet.

Dornstetten, OA. Freudenstadt, 28. Nov. (Für Touristen.) Die Aussichtskanzel am „Bäumle", die der hiesige Schwarzwaldverein ausführen will, wurde in Angriff genommen. Es wird daran ein bronzenes Bild des Königspaares angebracht werden.

Baiersbronn, 39. Nov. (Schneeschuh- Verein Baiersbronn.) In der Jahresversammlung am 25. Nov. 1911 wurde beschlossen, am 7. Jan. 1912 für die Jugendabteilungsmitglieder und Schüler einen lokalen Wettlauf und vom 26. bis 38. Jan. einen allgemeinen Schneeschuhkurs abzu­halten. — Eine stattliche Anzahl Zunftgenossen und Zunftgenossinnen folgte letzten Sonntag der Ein­ladung des Vereins „Schliffkopfhütle" zur Ein­weihung seines neuerstellten Unterkunftshauses auf dem Schliffkopf. Auffallend stark war die Beteilig­ung der Damenwelt, obwohl das Wetter gewiß nicht einladend war.

Rottweil, 38. Nov. Die Stadtgemeinde hat für abgelieserte Mäuseschwänze 1809—1900 Alk.

auszugeben. Es wurden etwa 35 000 Feldmäuse, sowie 6350 Hohlmäuse und Maulwürfe gefangen.

Heilbronn, Z7. Nov. Der wegen Körper­verletzung mit nachgefolgtem Todein Untersuchungs­haft genommene pens. Landjäger Karl Seeger von Althütte, OA. Backnang, ist nach Leistung einer Sicherheit aus der Haft entlassen worden.

Heilbronn, 29 Nov. Der Gefängnisgehilfe Metzger, der dem Grafen Passt) zweimal zur Flucht aus dem Untersuchungsgefängnis verhalf und sich an weiblichen Gefangenen vergangen hat, ist wegen Gefangenenbefreiung, Bestechung und dreier Ver­brechen gegen die Sittlichkeit zu 5 Jahren und ! 3 Monaten Zuchthaus, sowie 10 Jahren Ehrverlust und Tragung der Kosten verurteilt worden. Drei Monate gehen als durch die Untersuchungshaft verbüßt von der Strafe ab.

Göppingen, 28. Novbr. Einen Seeadler s hat am Freitag vormittag der Gastwirt Michael ^ Hörger von hier im Ottenbacher Tal erlegt. Der Segler der Lüfte ist ein Musterexemplar, mißt vom Schnabel bis zum Schwanzende 93 ein und hat eine Spannweite von 2,36 Meter. Sein Alter wird aus 80—100 Jahre (?) geschätzt. Der Adler wurde von Präparator Kopp hier ausgestopft.

Laufe», O.-A. Balingen, 29. Nov. Infolge der in letzter Zeit stattgefundenen Erbeben haben sich am Gräblesberg auf der Seite gegen das Brunnental Felsstücke gelöst und sind, große Bäume mit sich reißend, in das Tal gestürzt. Auch unter­halb der Schalksburg sind Rutschungen entstanden.

Ulm, 26. Nov. Der frühere Baukdirektor der hiesigen Filiale der württembergischen Vereinsbauk, Sali Thalmessinger, hat sich aus dem Sanatorium in Kreuzlingen, wo er untergebracht war, vor kurzem entfernt, ohne daß man seinen Aufenthalt kennt.

Biberach, 29. Nov. In Schmiechen stürzte beim Ball des Kriegervereins während des Tanzes die 20jährige Kellnerin Margarete Lang plötzlich vom Herzschlag getroffen tot zu Boden.

Pforzheim, 27. Nov. Heute nachmittag wurde das hiesige Stadtbad festlich eingeweiht.

Donaueschingen. Der Kaiser, der sich über die ihm anläßlich seiner Automobilfahrt auf den Hohenzollern von der schwäbischen Bevölkerung allenthalben dargebrachten Huldigungen sehr erfreut ausgesprochen hat, kann auch Heuer wieder trotz der erheblichen Ungunst der Witterung auf ein be­friedigendes Schußresultat zurückblicken. Er erlegte bei den diesmaligen Fürstenbergischen Fuchsjagden in den Tagen vom 3t. bis 35. November im Ge­samten 90 Füchse und 1 Hasen.

Berlin, 29. Novbr. Der Reichstag hat am Dienstag die zweite Lesung des Schiffahrts­abgabengesetzes erledigt und setzte dann die am Montag abgebrochenen Verhandlungen über das ^ Hausarbeitsgesetz fort, die am Mittwoch »och an­dauerten. Der sozialdem. Antrag auf Schaffung von Lohnämtern in Verbindung mit dem Antrag der übrigen Parteien auf Errichtung von Fachaus­schüssen gab Anlaß zu lebhaften Diskussionen.

Berlin, 29. Nov. Die englische Regierung hat durch eine Note des Staatssekretärs Grey an den deutschen Botschafter ihre Zustimmung zu dem Marokkoabkommen am 27. ds. Mts. erklärt.

Berlin, 29. Nov. Die Unterhausrede des englischen Staatssekretärs Grep bleibt, wie authentisch versichert wird, von Deutschland nicht unwidersprochen. Staatssekretär von Kiderlen- Wächter wird in der Reichstagskommission über ^ Englands eigenartige Haltung in der Marokko­sfrage jetzt noch weitere Aktenmitteilungen geben.

I Berlin, 28. Nov. In der Jahresversamm­lung der beamteten Tierärzte Preußens vom 3b. Nov. sprach anläßlich eines Referats darüber,

was der letzte Seuchengang der Maul- und Klauen­seuche gelehrt habe, der Berliner Bakteriologe Dr. Siegel über seine Bemühungen zur Aufsuchung des Erregers der Maul- und Klauenseuche. Er habe einen Mikroorganismus entdeckt/dem er den Namen O^torrnMss gegeben habe und der ein­wandfrei als der Erreger der Seuche anzusehen sei. Dr. Siegel hat einem Bericht der „Mor­genpost" zufolge alle Proben, die nur denkbar sind, gemacht, die der Kokkus ausgehalten habe.^ Cr lasse sich im Blute wie auch in der Flüssigkeit der charakteristischen Blasen im Zahnfleisch der an der Seuche erkrankten Tiere immer Nachweisen, lasse sich aber auch in Reinkultur züchten und verursache bei Impfungen die Klauenseuche. Ferner lasse sich bei künstlich erzeugter Maul- und Klauenseuche eine wenn auch noch nicht absolute Immunität gegen die natürliche Erkrankung erzeugen. Der Redner illustrierte an Hand von Lichtbildern seine Versuche.

Berlin, 29. Nov. Der ehemalige „König der Hoteldiebe", Schriftsetzer Robert Neumann, der mit seinem Komplizen, dem Reisenden und Drogisten Otto Wieduwild, in einer großen An­zahl europäischer Städte in Hotels Diebstähle be­gangen hatte, wurde heute von der 6. Strafkammer des Landgerichts Berlin I zu 12 Jahren Zucht­haus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. Sein Komplize erhielt 5 Jahre Zuchthaus und 10 Jahre Ehrverlust. Gegen beide wurde auf Zulassung der Polizeiaufsicht erkannt.

^ Essen, 29. Nov. Heute nacht rannte der Kraftwagen des Fabrikanten Hermann Steinmann, den dieser selbst steuerte, gegen einen Baum. Die Fahrgäste, ein Buffetier Buchholz und ein Gastwirt Platte, wurden herausgeschleudert und erlagen ihren Verwundungen kurz darauf im Krankenhaus, Stein­mann selbst ließ den Wagen im Stich und suchte zu fliehen, wurde aber bald verhaftet.

Bamberg, 28. Nov. Das Schwurgericht hat einen Taglöhner, der einer Botenfrau aus der Rocktasche eine Geldbörse mit 35 Pfg. Inhalt gewaltsam weggenommen hatte, wegen Straßen­raubs zu sechs Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust verurteilt. (!)

Paris, 27. Nov. Wahrscheinlich wird die Beratung über das deutsch-französische Abkommen in der Kammer am 6. oder 7. Dez. beginnen können. Vermutlich genügen drei Sitzungen, um die Debatte zu erschöpfen. Der Senat faßte den ' schluß, daß der Vertrag noch vor Jahresende Kraft treten soll.

Paris, 28. Nov. An dem Automobildroschken­streik nehmen über 6000 Lenker teil.

Paris, 27. Nov. Heute begann hier die Versteigerung der Kleinodien des Exsultans Abdul Hamid. Der Erlös des ersten Tages wird mit 3 Millionen beziffert.

London, 29. Nov. Der französische Bot­schafter Paul Cambon hat gestern nachmittag Sir Edward Grep besucht und ihm mitgeteilt, wie sehr die von ihm bezüglich Frankreichs gesprochenen Worte von der französischen Regierung und dem französischen Volke gewürdigt worden seien.

London, 28. Nov. Llpod George widmete den Hauptteil seiner Rede in Bath einem oeredten Ausruf für das Frauenstimmrecht. Er*meinle, daß Europa, wenn die Frauen des Kontinents wie in England das Stimmrecht erhielten, weniger Gefahr liefe, von Blut durchdrängt zu werden. Er em­pfehle für das nächste Jahr die Einführung eines Zusatzes in das Männerstimnlrecht und eine Bill der Regierung über das Frauenstimmrecht auf breiter demokratischer Grundlage.

Petersburg, 27. Nov. Die „Nowoje Wremja" meldet aus Wutschang, daß die dortige Bevölkerung gegen die Deutschen wegen Lieferung