Haber eines Kommission»- und Agenturgeschäfte» von hier, gestern abend zum Fenster seines in be­trächtlicher Höhe gelegenen Zimmers hinaus und blieb mit gebrochenem Fuß und Arm bewußtlos liegen. Da ein Schädelbruch wohl auch vorlag, verschied er gestern früh 7 Uhr. Roller war jahre­lang Borstand derLiedertafel" und durch das von ihm gut geleitete Geschäft in weitesten Kreisen bekannt.

Eine originelle Wahl hat in Ne »den au am vergangenen Montag stattgesunden. Um die ausgeschriebene Stelle einer Hebamme hatte sich eine ganze Anzahl Bewerberinnen gemeldet, so daß die hohe Obrigkeit es für geraten hielt, eine regel­rechte Wahl anzusetzen, bei der alle Frauen und Mädchen über SO Jahren wahlberechtigt waren. Unter allgemeinem Hallo wurde denn auch die neue weise Frau" gewählt. Sie kommt jetzt zur Aus­bildung nach Stuttgart.

Aalen, 13. Okt. Die Affäre des früheren Polizeikommissars Roll zieht weitere Kreise. In einer letzten Sitzung hat der Gemeinderat b»' schlossen, vier Beamten deS Rathauses di« Lösung ihres VertragsverhältnissrS nahezulegen.

Friedrichshafen, 12. Okt. Das Zeppelin­schiff L. Z. 9 machte heute vorm. 8 Uhr unter Führung des Grafen Zeppelin und des Ober- ingenieurS Dürr eine Auffahrt. An der Fahrt beteiligten sich zwei Herren der militärischen Ab­nahmekommission. Die Fahrt dauerte 7 Stunden. Da» Luftschiff landete um 3 Uhr glatt und sicher vor der Halle.

Pforzheim, 13. Okt. (Diebstahl.) Das Schaufenster der Lotteriebank von Hermann Gohringer in der westl. Karl Friedrichstraße wurde mit einem Backstein zertrümmert und aus der Auslage der Betrag von ca 500 Mk. in aus­ländischem Geld und Papier gestohlen. Der Täter, nach dem eifrig gefahndet wird, konnte unerkannt entfliehen.

Baden-Baden, 13. Okt. Die Schwaben" ist heute vormittag 8 Uhr 55 mit 5 Fahrgästen zur Fahrt nach Frankfurt aufgestiezen und hat um 10 Uhr 25 Heidelberg passiert.

Frankfurt, 13. Okt. Das Luftschiff Schwaben" erschien um °/»12 Uhr über Frankfurt und landete um 12 Uhr glatt vor der Halle. Die Weiterfahrt nach Düsseldorf erfolgte 12 Uhr 35. Di« Schwaben fährt über Wiesbaden und Bingen.

Frankfurt a. M., 13. Okt. Gestern vor­mittag drang der Dragoner Kliemerk vom 23. Drag.Regt. in die Wohnung der Spezerei­händlerin Hinkel ein und gab auf die noch im Bette liegende Tochter der Frau einen Schuß ab, der fehlging, und verletzte die herbeigeeilte Mutter durch 3 Schüsse schwer. Darauf tötete er sich durch einen Schuß aus seinem Revolver.

Berlin, 13. Oktbr. Das Kriegsministerium hat seine Zustimmung zur Entfestigung von Danzig und Küstrin gegeben.

Berlin, 13. Okt. Die 28 Jahre alte Witwe Hinze hat sich und ihr 7 Jahre altes Töchterchen aus Gram über den kürzlich erfolgten Tod ihres Mannes in ihrer Wohnung in Grünwald bei Erkner mit Leuchtgas vergiftet. Das Kind ist tot, die Mutter liegt hoffnungslos darnieder.

Aussig, 13. Okt. Heute früh stieß hier ein Personenzug der Aussig-Teplitzer Eisenbahn mit einer ihm entgegenfahrenden Lokomotive zusammen. Ein Kondukteur wurde getötet. 30 Personen wurden schwer verletzt.

Köln, IS. Okt. Das LuftschiffSchwaben" passierte 2.25 Uhr Koblenz, 2.30 Uhr Neu-Wied und in schneller, herrlicher Fahrt 2.55 Uhr Königs­winter.

Paris, 6. Okt. Zu der gemeldeten Millionen- Unterschlagung bei der Suezgessllschast wird noch berichtet: Lepreux, der Aktien der Gesellschaft im

Augen, und seine Vermutung, daß diese Frau eine chronisch oder akut Leidende sei, die im Zu­stande halber Bewußtlosigkeit handelte, wurde zur Gewißheit.

Während dieser seltsamen Fahrt wurde kein Wort zwischen ihnen gewechselt. Als der Wagen vor dem Hause TarletonS hielt, beugte Goldschmidt sich ein wenig vor.

Wir sind am Ziele, gnädige Frau."

Da er keine Antwort erhielt und sie durch keine Bewegung zu erkennen gab, daß sie seine Worte gehört hatte, stieg er aus und zog die Glocke.

Zugleich mit John, dem alten Beschließer des Hauses, der die Tür öffnete, erschien auf dem oberen Treppenabsatz der Marquis und blickte erstaunt auf den späten Besucher.

Ah, Herr Marquis, gut, daß ich Sie noch auffinde."

Goldschmidt gab mit schnellen Worten kurzen Bericht.

Tarleton schüttelte erstaunt den Kopf, trat zum Wagen und öffnete den Schlag.

Bitte, Mylady, mein Haus steht Ihnen offen. Ich bin Marquis of Tarleton." (Forts, folgt.)

Werte von etwa einer Million stahl uud verkaufte, i war der Chef der Aktienausgabestelle und seil 30 Jahren in der Gesellschaft tätig.

Petersburg, 13. Okt. In Regierungs­kreisen verlautet mit ziemlicher Bestimmtheit, daß mit Kokowzow ein neuer Kurs in der Finnland­politik eintreten werde. Die Regierung sei ent­schlossen, bei aller Wahrung der berechtigten russi­schen Interessen und der gesetzlich vorgesehenen Prärogative des Kaisers den Finnländern Entgegen­kommen zu zeigen und sie nicht unnütz zu reizen, mit der Aenderung der Politik steht auch der Abschied des Generalgouverneurs von Finnland in Zusammenhang. Man nimmt an, daß der neue Kurs die Unterstützung der Reichsduma und des Reichsrats finden wird. Auch im übrigen Europa würde sich der neue russische Ministerpräsident damit gut «inführen.

Petersburg, 13. Okt. Rußland hat der Türkei den Rat erteilt, die Truppen im Bezirk Adrianopel nicht zu verstärken, um die benachbarten Staaten nicht zu reizen.

Lissabon, 13. Okt. Nach einem bisher unbestätigten Gerücht sollen Monarchisten gestern die Grenze überschritten und zwei weitere Ort­schaften besetzt haben. - Der Sonderberichterstatter des Matin in Verin (Nordspanien) in der Nähe der portugiesischen Grenze meldet, man betrachte dort die Lage des Kapitäns Couceiro als verzweifelt und sei in royalistischen Kreisen der Ansicht, daß das Scheitern der Bewegung dem Verrat gewisser Personen zuzuschreiben sei, auf die der royalistische Führer sein ganzes Vertrauen gesetzt hatte. Die Monarchisten erklären, daß sie jetzt zahlreiche Rekruten erhalten hätten, daß sie mehrere Regimenter zählten und daß sie im Besitz von Kriegsschiffen seien. Bauern aus der Umgegend erklären, es sei dem Kapitän Couceiro gelungen, die Grenze zu passieren und er halte sich gegenwärtig auf spanischem Gebiet in Ferrosso, 20 Meilen südöstlich von Verin, auf. Es ist immerhin für die Zukunft sehr bedeutsam, daß eS nicht gelungen ist, Couceiros selbst habhaft zu werden.

Konstantinopel, 12. Okt- Die bulgarische Re­gierung hat an die Pforte eine Note gerichtet, in welcher diese zur schleunigen Regelung der Grenze aufgefordert wird, widrigenfalls Bulgarien jede Verantwortung für Zwischenfälle ablehnen müßte, die unter den heutigen Verhältnissen schwere Folgen nach sich ziehen könnten.

New-Uork, 12. Okt. Hunderte von Städten und Dörfern in den Staaten Wisconsin, Colorado und Pennsylvanien sind infolge der ungeheuren Regenfälle überflutet und von den Einwohnern ver­lassen worden. Die Stadt Black River Fall in Wisconsin ist durch den Sturz der Wassermassen aus dem Arbutussee und Bruch eines festen Dammes, der 5 Meilen oberhalb der Stadt errichtet wurde und etwa zwei Millionen Mark kostete, vernichtet worden. Zwei Menschen haben hierbei ihr Leben eingebüßt. Eine Wiederholung des Austin-Unglück» ist hierbei nur durch die Kaltblütigkeit der Tele­phonistinnen verhütet worden, die ruhig an ihren Schaltapparaten sitzen blieben, und die einzelnen Telephonteilnehmer in dem Tale vor der drohenden Gefahr warnten, bis auch daS Telephongebäude von' 3 Fuß tiefem Wasser umgeben war. Die Mädchen wurden dann nach den benachbarten Bergen verbracht, ehe die Flut in ihrer vollen Ge­walt die Stadt erreichte. Das Unglück ist darauf zurückzuführen, daß die Granitwände deS TaleS selbst von den Waffrrmassen unterspült worden waren. Der große feste Damm steht jetzt wie eine Insel in den zu beiden Seiten tobenden Wassern.

New york, 11. Okt. Die Gebrüder Wright führen auf ihrem Flugplatz, wie schon berichtet. Versuche mit einer Flugmaschine aus. Die neue Flugmaschine besitzt bewegliche Flügel und nützt mehr den Wind aus, ohne sich ganz auf den Motor verlassen zu müssen, wie dies bisher der Fall war. In einem Interview erklärte Mr. Orville Wright, daß die neue Maschine für den Gebrauch im Kriege bestimmt sei. Er hoffe, daß sie ein wertvoller Faktor in der militärischen Organisation sein werde. Das Hauptaugenmerk sei darauf gerichtet, eine Maschine zu schaffen, die, wenn der Motor aus­setzt oder überhaupt zu arbeiten aufhöre, den Aviatiker nicht hilflos lasse, wie es bei den bis­herigen Maschinen der Fall sei. Der neueKriegs- a«roplan" werde imstande sein, eine beträchtliche Zeitlang sich in der Luft ohne die Hilfe des Motors halten zu können. Der Vorteil, den eine solche Maschine im Kriegsfall habe, werde sein, daß ein Kundschafter die Möglichkeit hätte, dem Feinde zu entschlüpfen, wenn auch sein Motor aufhöre zu arbeiten. Weitere Einzelheiten über die Maschine sind vorläufig nicht aus den Brüdern herauszu- bekommen, eS heißt jedoch, daß Schauflüge in Kürze stattfinden sollen.

Die Revolution in China macht unheim­liche Fortschritte. Die Straßen von Wutschang liegen voll Leichen. Täglich finden Hunderte von Hinrichtungen statt. Die Aufständischen haben das

ganze Gebiet westlich von Minho zwischen Kiating und Kwan besetzt. Es wird täglich gekämpft; die Regierungstruppen erweisen sich als zu schwach.

Hankau,13. Okt. Die bisher treu gebliebenen Schiffe fangen an, zu den Revolutionären, die in Wutschang und Hankau streng Ordnung halten, überzugehen. Marodeure und Brandstifter werden streng bestraft. Allein in der letzten Nacht wurden fünf hingerichtet. Die Revolutionäre selbst haben nur Verwaltungsgebäude und die Häuser der Mandarinen in Brand gesteckt. Das Bombardement auf Wutschang seitens der treu gebliebenen Schiffe, die längs der Ansiedlungen liegen, ist auf Wunsch der ausländischen Schiffe eingestellt worden, da durch das Feuer der Revolutionäre aus den Forts die europäischen Siedlungen, besonders die deutsche, gefährdet würden.

Marokko.

Paris, 12. Okt. Der Minister des Aeußern, de Selves, wird heute in der Sitzung der Budget- kommmission zum Budget des Ministeriums des Aeußern Aufklärungen geben, aber jede Beant­wortung von Fragen, die sich auf die im Gange befindlichen Unterhandlungen mit Deutschland be­ziehen, ablehnen. Der Minister wird den Augen­blick für solche Erklärungen erst nach der Eröff­nung des Parlaments für gekommen erachten, vor dem er dann die Verantwortung übernehmen wird. Der Temps führt aus, daß nach guten Informationen der eben fertiggestellte Text des ersten Teils des Marokkoabkommens jeder be­rechtigten Kritik staudhält, und gedeihliche Kul­turaufgaben in Marokko bevorstehen, allerdings unter der Voraussetzung, daß auch ein Einver­nehmen zwischen Spanien und Frankreich erzielt wird.

Es verlautet aus marokkanischer Quelle, die von Spanien besetzte Kasbah Seluan südlich Melilla sei am letzten Dienstag von 500 marokkanischen Reitern angegriffen worden. Die Spanier hätten eine Niederlage erlitten und erhebliche Verluste gehabt. 100 Soldaten seien geköpft worden und eine Kompagnie Infanterie sei in Seluan einge­schlossen.

Oermiscvtes.

Einen seltenen Anblick bietet zur Zeit der Abend­himmel. Wen der im Nord-Nord-Westen unmittel­bar nach Sonnenuntergang am besten sichtbare Komet 191le nicht weiter interessiert, der wende den Blick nach Ost-Nörd-Ost, wo noch vor Aufgang des (abnehmenden) Mondes wenig über dem Horizont der Planet Saturn mit bloßem Auge sehr schön, sein Ringsystem mit einem guten Fernrohr ganz deutlich heobachtet werden kann. Kurz nach Aufgang des Mondes (links unter ihm) erscheint auch Jupiter mit seinen Monden.

Luxus der Königinnen. Eine englische Zeitschrift schreibt darüber: Die höchste jährliche Schneiderrechnung hat Königin Wilhelmina von Holland. Sie soll mehr als 80 000 Mk. betragen. Die Zarin hat allerdings noch mehr Geld für ihre Schneiderrechnungen zur Verfügung, jedoch ist die genaue Summe nicht zu ermitteln. Wo es nur imrner angeht, trägt sie ein ganz einfaches dunkles Gewand. Die italienische Königin kommt jährlich mit etwa 60000 Mk. aus. Sie hat eine besondere Vorliebe für kostbare Spitzen und Stickereien, wie überhaupt für Besatz. Uebrigens weiß sie selbst trefflich mit der Nadel umzugehen, eine Fertigkeit, die sie als Prinzessin von Montenegro erworben und geübt hat. Die Herrscherinnen der übrigen europäischen Groß­staaten haben annähernd gleich hohe Schneider­rechnungen. Für die deutsche Kaiserin setzt das englische Blatt 40000 bis 50 000 Mk. im Jahre an. Die Bezugsquellen der Kaiserin sind deutsche, öster­reichisch« und englische Firmen, die in den Hauptstädten der genannten Länder ansässig sind, während die Kai­serin nichts auS Paris bezieht, lieber die Höhe der Schneiderrechnungeu der Königin von England macht die englische Quelle nur vorläufig Mitteilungen, weil die Ausgaben einer Königin, die noch nicht all­zulange auf dem Thron sitzt, noch nicht auf das Durchschnittsmaß zurückgesunken sind. Für das vergangene Jahr hat die Königin Mary etwa 40000 Mk. für Schneiderrechnungen bezahlt, und die Königin Alexandra brauchte etwa ebensoviel im Jahr. Während Königin Mary die meisten Bestandteile ihrer Kleidung in England kauft und nur sehr wenig von Paris kommen läßt, bezog die Königin Alexandra früher alljährlich aus Paris wenigstens 8 oder 10 Hüte. Die meisten übrigen Kleidungsstücke kaufte jedoch auch sie bei englischen Firmen.

Marktberichte.

Heilbronn, 12. Okt. (Obst- und Kartoffel- , markt.) Magnum bonum 4,304,50 Mk., gelbe j Kartoffeln 4,605,00 Mk., Wurstkartoffeln 6,00 bis 6,50 Mk., Tafelobst 1218 Mk., Mostobst 6 bis 8 Mk., Zwetschgen 7 Mk. bis 11 Mk. pro 50 Kilo.