bestiegen hat. Nach dem Familienfeste der silber­nen Hochzeit, das in diesem Frühjahr vom ganzen Volke in Stadt und Land mit rührender Anhäng­lichkeit mitgefeiert wurde, soll dieser Gedenktag nicht von öffentlichen Veranstaltungen begleitet sein. Das Volk weiß den Wunsch des Königs zu ehren. Auch ohne Feste, ohne Prunk und feierliche Adressen ist das württembergische Volk einig in dem Danke gegen den König für seine volksfreundliche Regie­rung in diesen zwei Jahrzehnten, für das erhabene Beispiel, daS er seinem ganzen Lande giebt: ein guter Deutscher und ein guter Württrmberger.

Stuttgart, 7. Okt. Das LuftschiffSchwa­ben" wird am morgigen Sonntag eine Fahrt nach Stuttgart mit Landung auf dem Cannstatter Exer­zierplatz ausführen. Die 15 mitfahrenden Vereins­mitglieder, welche das Los beglückte, haben nur 6 Mark dafür zu entrichten gehabt. Dem Verein sind schon wieder so zahlreiche neue Mitglieder beigetreten, daß in Bälde noch eine Fahrt nach . Stuttgart gemacht werden kann. Anmeldungen können jederzeit gemacht werden.

Ludwigsburg, 5. Okt. Zur Zeit wird der Monrepossee zur Abfischung abgelassen. Die Fische sind in sehr großer Menge vorhanden. Am Montag wurden allein 25 Zentner, zumeist Karpfen, ge­fangen. Käufer für das Gesamtquantum ist ein Händler aus Nagold.

Altbach, OA. Eßlingen 6. Okt. An der alten Hochspannungsschaltbühne der Neckarwerke war der Arbeiter Anofsky heute vorm, mit der Beseitigung einer Störung an einer Dampfturbine beschäftigt. Er kam dabei einer Hauptsammelschiene zu nahe und wurde auf der Stelle vom Strom getötet.

Bad Liebenzell, 5. Oktbr. Mit dem 1. Oktober hat auch hier die Kur- und Badezeit ihr offizielles Ende gefunden. In der abgelaufenen Saison haben wir es auf 5000 Kurgäste gebracht, 1000 mehr als im Vorjahr. Die Errichtung eine- Kur- und Konversationshauses tritt als Notwendig­keit immer mehr an die Kurverwaltung heran.

Herrenalb, 4. Okt. Das Ergebnis der eben zu Ende gegangenen Sommerkurzeil ist hoch er­freulich. Während das Jahr 1910 mit 8360 Kur­gästen abschloß, verzeichnen wir Heuer eine Fremden­zahl von 9680. Im gleichen Maß stieg auch der Paffantenverkehr. Für den bevorstehenden Winter­sport (Rodel- und Skibahnen, Terrainkuren) bleiben neben den Gasthöfen und dem Sanatorium Kur­haus auch einige Hotelpensionen geöffnet.

In Hirsau soll ein mehr als drei Morgen großer Kurpark auf den dazu vorzüglich geeig­neten Gemeindewiesen imSeedamm" angelegt und damit einem dringenden Bedürfnis abgebolfen werden. Die Kosten werden sich auf ca. 20 000 Mk. belaufen. Herr Gartenarchitekt Lilienfein-Stuttgart, der Erbauer des vielbewunderten Liebenzeller Kur­parkes, lieferte Pläne und Voranschlag und be­zeichnet« den Platz als einen für diesen Zweck geradezu idealen. Der Park wird eine größere Wandelhalle, einen Musikpavillon, einen Tennis- und Kinderspielplatz, sowie einen schönen See mit Springbrunnen erhalten und sich von der Nagold­brücke bis zu dem neu erstellten Flußsteg talauf­wärts erstrecken.

Heilbronn, 5. Okt. Der sozialdemokratische Gemeinderat und mehrfache Landtags- und Reichs­tagskandidat Gustav Kittler befindet sich seit eini­ger Zeit in der Kgl. Heilanstalt Weißenhof bei Weinsberg.

Doch alle diese Erwägungen verstummten in ihm, je länger er diesen Tönen lauschte. Sein Oberkörper neigte sich nach vorn, seine Augen schlossen sich und seine Seele sog gierig die Töne auf.

Denn er fühlte, daß er dieses Lied in seinem Leben schon gehört hatte. Er wußte, daß es in einem Augenblick gewesen sein mußte, da irgend etwas mit Macht in ihm auf- und niederwogte etwas Großes, Starkes aber ob gut oder böse?

Und sein Geist wühlte in der Erinnerung nach Momenten, die mit solchen Tönen verbunden sein mochten. Doch das war schwer, denn sein ganzes Leben, jedes Ereignis, gut und schlecht, hatte mit Tönen in Verbindung gestanden.

Doch da wie ein Blitz durchzuckte es ihn eine Erinnerung.

Längst hatte er begonnen, in seinem Gedächtnis nach jener Melodie zu suchen, mit der sein Opfer sich sein Sterbelied gespielt hatte.

Und das waren die größten Qualen seiner verfolgten Seele neben der gräßlichen Erinnerung, die in keiner Sekunde bei Nacht wie bei Tage von ihm wich, dieses schreckliche, unausgesetzte Suchen nach neuer Qual nach jener Melodie-

Wenn Menschen sich mit solchen Augen gegen­überstehen, so vollzieht sich immer ein Drama.

Er hatte sie nicht gefunden.

Und nun nun überfiel sie ihn in seinem Hause und schlug auf ihn mit einem furchtbaren Keulenschlag. (Fortsetzung folgt.)

Heilbronu, 6. Okt. In der Mordaffäre Schluchter war unter dem Verdacht der Beihilfe der Agent Bauer verhaftet worden. Der Verdacht hat sich nicht bestätigt. Bauer wurde auf freien Fuß gesetzt.

Backnang, 6. Okt. Heute nacht ist hier die große, aus mehreren Gebäuden bestehende Leder­fabrik Louis Schweizer abgebrannt

Friedrichshafen, 5. Okt. Auch heute nach­mittag machte das neue Zrppelinluftschiff eine Aus­fahrt. Die heutige Probefahrt galt der Messung der Geschwindigkeit. Die erzielten Ergebnisse sind sehr erfreuliche. Das Luftschiff erreichte bei der Inanspruchnahme aller,drei Motore eine Höchst­geschwindigkeit von 21 in in der Sekunde, also 75 km in der Stunde; bei der Arbeitsleistung von nur 2 Motoren 18 m bezw. 66 km. Die Heeres­verwaltung verlangt, daß das neue Schiff Z. II eine Eigengeschwindigkeit von 1617 Sekunden­metern besitze. Da auch die Steuerfähigkeit des neuen Luftschiffes vorzüglich ist, wird die Abnahme­fahrt durch die militärische Kommission demnächst stattfinden.

Friedrichshafen, 5.Okt. Ein mit 2 Kühen bespanntes Fuhrwerk wurde gestern nachmittag beim Bahnübergang in Fischbach vom Schnellzug über­fahren. Eine Kuh wurde völlig zermalmt, die andere so schwer verletzt, daß sie geschlachtet werden mußte. Der Fuhrmann sprang noch rechtzeitig vom Wagen ab.

Vom Bodensee, 5. Okt. (Großfeuer.) Heute nacht ist das Bahnhofhotel in Ueberlingen vollständig ausgebrannt. Die Entstehungsursache des Feuers ist unbekannt. Der Schaden an Ge­bäude und Mobiliar ist bedeutend. Das Hotel war mit 70000 Mk. in der Gebäudebrandversicherung und mit 20 000 Mk. in der Fahrnisversicherung.

Vom Feldberg, 5. Okt. Die Schneehöhe ist etwa 25 em. Die anwesenden Kurgäste üben schon ganz flott den Wintersport aus.

Berlin, 4. Okt. Das kronprinzliche Hos- lager übersiedelte am heutigen Tage offiziell nach Danzig-Langfuhr. Damit ist auf längere Zeit die ständige Abwesenheit des kronprinzlichen Hauses von Potsdam besiegelt. Die Einbuße, die die Potsdamer Geschäftskreise durch den Fortzug des kronprinzlichen Hoflagers erleiden, schätzt man auf durchschnittlich 600 000 Mk.

Berlin, 6. Okt. Zum Unterstaatssekretär des Reichskolonialamts ist an Stelle des verstorbenen Dr. Böhmer Ministerialdirektor Dr. Conze ernannt worden. Zu seinem Nachfolger ist der Geheime Oberregierungsrat Dr. Schnee bestimmt.

Bonn, 6. Okt. Der Arbeiter Block gab auf den Friseur Jonen in dessen Wohnung zwei Schüsse ab und verletzte ihn. Darauf erschoß Block sich selber. Das Motiv ist Eifersucht.

Duisburg, 3. Okt. Der KahnWilhelmina", der mit einer Ladung von 900 Tonnen Kohlen vom SchlepperMaria I" von Duisburg nach Antwerpen geschafft wurde, ist am Montag nacht infolge des herrschenden Sturmes in der Steenber- benschen Vliet gesunken. Die Besitzerin des KahnS ist mit fünf Kindern und zwei Mann der Besatz­ung ertrunken.

Wien, 5. Okt. Während der Lärmszenen bei der Beratung des Teuerungsantrags feuerte ein Besucher der zweiten Galerie auf der linken Seite gegen die Ministerbank, wo der Justizminister und der Unterrichtsminister saßen, vier scharfe Schüsse ab. Es wurde niemand getroffen. Eine unbeschreibliche Aufregung entstand. Der Täler, ein neunzehnjähriger Dalmatiner, wurde verhaftet. Er gab an, Sozialist zu sein. Er habe den Justiz­minister erschießen wollen.

Toulon, 6. Okt. Heute vormittag wurden hier noch 70 Opfer der Libertä, deren Persönlich­keiten nicht mehr festgestellt werden konnten, feier­lichst beerdigt.

London, 6. Okt. Ueber die Verminderung der Seerüstungen sagte der erste Lord der englischen Admiralität auf eine in öffentlicher Versammlung an ihn gerichtete Anfrage:Nichts würde der eng­lischen Regierung größere Genugtuung bereiten, als Vereinbarungen treffen zu können, welche die Rüstungen zu Lande u. zur See begrenzen würden." Wenn es auf Worte ankäme, dann wäre das recht schön. Tatsächlich betreibt England seine Flottenrüstungen aber mit beispiellosem Eifer.

London, 5. Okt. Der Aus stand der irischen Eisenbahner ist beigelegt.

London, 5. Okt. Aus Batavia wird gemeldet: Der holländische Dampfer Jxon wurde 25 Seemeilen von der Insel Engono durch Feuer vollständig zerstört. Ueber das Schicksal der 24 Mann Besatzung ist bis jetzt nichts bekannt.

Madrid, 5. Okt. Die Zeitungen in den Städten an der portugiesischen Grenze veröffent­lichen Näheres über die monarchistische Erhebung. 3 Divisionen sollen auf dem Marsche nach Oporto sein. Diese Stadt wird zur Hauptstadt unv zum

Hauptquartier gemacht werden. Ein Blatt ver­sichert, König Manuel werde selbst unverzüglich nach Portugal zurückkehren.

Buenos Aires, 5. Okt. Die Südpolar­expedition des Oberleutnants Filcher hat gestern an Bord derDeutschland" die Ausreise ange­treten.

Marokko.

Paris, 6. Okt. (Agence Havas.) Das Ministerium des Auswärtigen beobachtet die größte Zurückhaltung über das Ergebnis der letzten Unter­redung zwischen dem Botschafter Cambon und dem Staatssekretär des Aeußeren von Kiderlen-Wächter und den Stand der Verhandlungen zwischen Deutsch­land und Frankreich. Ebenso ist keine Mitteilung erfolgt über den Ausgang des Ministerrates, der sich mit den auswärtigen Angelegenheiten heuts morgen befaßte. Die Verschiebung des ursprüng­lich auf morgen festgesetzten Ministerrates auf Samstag läßt die Vermutung aufkommen, daß eine neue Unterredung zwischen Cambon und von Kiderlen-Wächter für notwendig erachtet wird, um eine Uebereinstimmung über die letzten strittigen Punkte herbeizuführen. Man wird also erst am Samstag wissen, ob all die kleinen Schwierigkeiten des ersten Teils der Verhandlungen endgiltig aus­geglichen sind.

Berlin, 6. Okt. Der Nachricht, in Agadir sei die französische Flagge gehißt worden, liegt folgender Tatbestand zu Grunde: Eine Flaggen- hissung der französischen Republik hat in Agadir selbstverständlich nicht stattgefunden. Dagegen haben sich einige französische Privatpersonen das Ver­gnügen gemacht, aus Freude über die gegenwärtig schon perfekte Marokkoverständigung eine französische Fahne aufzuziehen. Diese Fahne ist bereits wieder eingezogen. Die deutsche und die französische Regierung haben die Angelegenheit als einen privaten Unfug behandelt, der bereits abgestellt ist.

Marktberichte.

Stuttgart, 5. Okt. (Vom Markt.) Auf dem heutigen Großmarkt galten folgende Preise: Zwetschgen 1416 Pfg., Pfirsiche 1025 Pfg., Trauben 3035 Pfg., Aepfel 1218 Pfg., Birnen 1022 Pfg., Nüsse 4050 Pfg., Quitten 2025 Pfg. per Pfund. Dem heutigen Kartoffel­markt waren mehrere Hundert Zentner zugeführt. Preis 5.006.20 Mk. per Zentner. Filderkraut kostete 2530 Pfg. per Stück.

Die Marokkoverhandlungen, die dank der englischen Mitarbeit eine Ausdehnung gewonnen haben, die nicht nur die Geduld der Nächstbeteiligten auf eine harte Probe stellt, haben für das deutsche Volk bis jetzt wenigstens das Gute gebracht, daß die politische Lage eine ganz unzweifel­haft klare geworden ist. Gab es noch vor kurzer Zeit unverbesserliche Optimisten, die an die Möglichkeit eines Ausgleiches bestehender wirtschaftspolitischer Gegensätze im Wege von Verständigungsaktionen glaubten, so haben die letzten Monate gezeigt, mit welcher Kombination wider­strebender Kräfte die deutsche Weltwirtschaft künftig dauernd zu rechnen haben wird und was uns nst Mt, um ihr nicht wehrlos gegenüberzustehen. Das Oktoberheft des Organs des Deutschen Flotten-VereinsDie' Flotte" be­handelt diese Frage in großen Zügen und nennt auch das Mittel, das hier allein Abhilfe schassen kann. Ein weiterer Artikel zeigt, wie man schon vor 27 Jahren uns in Togo entgegenzutreten versuchte, aber vor dem festen Auftreten eines deutschen Kommandanten seinen Widerstand aufgab. Zeitgemäß ist vor allem auch ein Artikel zur IVOsten Wiederkehr des Geburtstages des Prinzen Adalbert von Preußen, des ersten Schöpfers einer preußisch-deutschen Flotte. Fast übergroß waren die Hindernisse, die der ritter­liche Prinz zu überwinden hatte, ehe er das Fundament geschaffen, auf dem die heutige Generation weiter bauen darf. Ein dritter Aufsatz behandelt Deutschlands Welt­wirtschaft, das kostbare Gut, dessen Schutz der werdenden Flotte obliegt. Zahlreiche Illustrationen schmücken wie gewöhnlich das Heft, das auch durch seine Unterhaltungs­beilage und sonstige Mittellungen sich Freunde werben dürfte.

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