englischen Offizieren den Befehl erteilt, die türkischen Kriegsschiffe zu verlassen.
Petersburg, 1. Okt. Zur Tripolisfrage schreibt die „Nowoje Wremja": „Die Politik Rußlands in Nordasrika muß in der Solidarität mit dem verbündeten Frankreich bestehen, das bereits lange Italien die Freiheit des Handelns in Tripolis ließ. Augenblicklich müssen wir uns der Handlungsweise der italienischen Regierung gegenüber völlig passiv verhalten. Die Jungtürken säten Sturm gegen Rußland, jetzt kommt ihnen Rußland nicht zu Hilfe." — „Retsch" schreibt: „Es ist schwer, sich ein Dokument vorzustellen, das jeden Schamgefühls so sehr entbehrt, wie das italienische Ultimatum, das an die Epoche Cäsar Borgias erinnert."
Austin (Arkansas), t. Okt. Hier barst ein Mühlendamm, ungeheure Wassermengen überschwemmten den Ort und zerstörten sämtliche 300 Häuser bis auf 6. Ueber 500 Menschen kamen in den Trümmern um, die in Brand gerieten. — Aus Pittsburg wird hiezu gemeldet, daß der Mühlendamm am Stapelplatz einer Bauholzgesellschaft in Austin (Arkansas) geborsten ist. 300 bis 500 Menschen sollen umgekommen und fast sämtliche Häuser fortgeschwemmt sein. - Aus allen Richtungen sind Hilfszüge nach Austin abgegangen. Der hochgelegene Mühlendamrn ist am Nachmittag plötzlich geborsten, worauf sich Millionen Gallonen Wasser, die dort aufgespeichert waren, aus den unterhalb des Dammes im Tale gelegenen Ort Austin wälzten. Sämtliche Häuser bis auf sechs wurden nnt den Bewohnern weggeschwemmt oder zerstört. Die Trümmerhaufen sind zum Teil in Brand geraten. Viele Bewohner retteten sich auf die Hügel, doch wird die Zahl der Ertrunkenen auf mehrere Hundert geschätzt. 60 Leichen, in der Mehrzahl Frauen und Kinder, sind bereits geborgen. Nach eingehenden Schätzungen wird die Zahl der Toten sogar -mit 500 angegeben.
Teheran,!. Okt. In der Nähe von Nauberan fand ein hitziges Gefecht zwischen den Regierungstruppen und Salar ed Daulehs Truppen statt. Diese verloren 400 Mann an Toten, 200 Gefangene und 7 Geschütze. Sie werden von den Regierungstruppen verfolgt.
Luftsport.
Stuttgart, 2. Okt. Die Fahrt des Luftschiffs „Schwaben" nach Stuttgart wurde wegen anhaltender Stürme auf Mittwoch, 4. Okt., verschoben.
— (Die Preisverteilung vom schwäbischen Ueberlandflug.) Das Preisgericht hat nunmehr seine Entscheidungen getroffen. Diese werden rechtskräftig, soweit nicht binnen der vor- geschriebenen Frist Proteste einkommen. Der erste Preis von 20 000 Mk. (Preis des Grafen Zeppelin) und der zweite Preis von 8000 Mk. (Preis der Stadt Stuttgart) werden zusammen vergeben. Jeannin und Vollmöller haben sich darin zu teilen. Jeder erhält 14 000 Mk. Der dritte Preis von 5000 Mk. (zweiter Preis des Grafen Zeppelin) fällt an Hirth, der vierte Preis von 4000 Mark (Preis der Stadt Eßlingen) an Hoffmann. Von dem Teilstreckenpreis der Stadt Ulm im Betrag von 8000 Alk erhalten Hirth 1693 Mk. 27 Pfg., Hoffmanu 512 Alk. 54 Pfg., Jeannin 2674 Mk. 20 Pfg., Lindpamtner 230 Mk. 93 Pfg., Vollmöller 2889 Mk 6 Pfg. Für die Strecke Ulm - Friedrichshofen haben Ulmer Bürger weitere 8000 Mk. gestiftet. Diese verteilten sich so: Hirth 1272 Mark 50 Pfg., Hoffmann 1244 Mk. 15 Pfg., Jeannin 1519 Mk. 26 Pfg., Lintpaintner 1226 Mark 11 Pfg., Nölle 159 Mk. 64 Pfg., Röver 1187 Mk. 71 Pfg., Vollmöller 1390 Mk. 63 Pfg. Für das Schaustiegen in Ulm wurden 5000 Mk. ausgeworfen. Daran nahmen teil Hanuschke, Hirth, Nölle und Röver mit je 535 AU. 71 Pfg., Hoffmann mit 810 Mk. 47 Pfg., Jeannin mit 704 Mark 04 Pfg, Vollmöller mit 1342 Mk. 65 Pfg. Bei den Eßlinger Schaustügen ging es um deni Preis von 3000 Mk., geftifiet von den Offizieren, Sanitätsoffizieren, Veterinäroffizieren und Beamten, sowie von dem Offizierkorps des Beurlaubtenstandes des XIII. Armeekorps. Von den 3000 Mark holte sich Jeannin 300 Mk., der ganze Rest von 2700 Mk. fällt an Schall. Schließlich wurden noch nachträglich für Schauflüge in Friedrichshafen 3000 Mk. ausgesetzt. Davon erhalten Hirth 290 Mk. 32 Pfg-, Hoffmann 709 Mk. 67 Pfg., Jeannin 64 AU. 52 Pfg., Lindpaintner 677 AU. 43 Pfg-, Röver 96 AU. 77 Pfg., Vollmöller 1161 AU. 29 Pfg. Der Ehrenpreis des Königs wird Jeannin, der Zusatzpreis des Grafen Zeppelin (1000 Mk.) Vollmöller zusallen. Außerdem haben Reutlinger Bürger für die dortigen Schauflüge besondere Zuwendungen gezeichnet, welche von Reutlingen aus zur Verteilung gelangen. Für den Preis des König!. Preußischen Kriegministeriums (3000 Mk.) dürften Jeannin und Vollmöller in Betracht kommen.
Flugplatz Johannistal, 2. Oktbr. Mit dem Kapitän Engelhardt verunglückte der 19jährige Sedlmayer aus Gotha. Beide stürzten infolge Propellerbruchs aus einer Höhe von 30 Meter ab. Sedlmayer ist bedenklich versetzt, dürfte aber mit dem Leben davonkommen. Kapitän Engelhardt kam unter den Motor zu liegen, seine Leiche ist entsetzlich verstümmelt. Der Passagier Sedlmayer scheint einen Schädelbruch und verschiedene Kontusionen erlitten zu haben.
vermischtes.
(Pfälzer Geschichtchen.) Ein Pfälzer stand mit seinem Jungen am Fenster, als er von weitem den Gerichtsvollzieher kommen sah. Da sagte er zu seinem Sohn: „Biwl, wann feiler Mann dort kimmt, segscht: „D'r Vadder is nach Mannem". Nach diesen Worten verschwand er im Kleiderschrank. Bald darauf trat der Mann des Gesetzes ein und fragte den Jungen nach dem Vater. „D'r Vadder is nach Mannem". — „So, wann kommt er von Mannem?" — Da geht der Kleine zum Schrank, macht die Tür auf und fragt: „Vadder, wann kimmst dann Widder von Mannem?"
(DasOpserdes Kosak en.) Eine anmüsante Geschichte von der Frömmigkeit eines wackeren russischen Kosaken erzählt der „Gaulois". Der Sohn der Steppe war von einem furchtbaren Sturme heimgesucht worden, in seiner Not betete er zum heiligen Nikolaus und rief: „Heiliger Nikolaus, großer heiliger Nikolaus, mein süßer Namens- palron, wenn du mich aus der Gefahr rettest, will ich dies Pferd verkaufen und all das dafür erhaltene Geld dazu verwenden, dir Kerzen zu stiften." Der heilige Nikolaus hatte wohl Mitleid und freute sich über den Opfermut des Kosaken, jedenfalls kam der Reiter gesund und heil nach Hause. Am nächsten Tag nimmt unser Kosake einen Hahn aus seinem Hühnerstall unter den Arm und sein Pferd an die Leine und wandert auf den Markt. „He, Kosak, was hast du zu verkaufen?" ruft man ihm zu. „Einen Hahnen und ein Pferd," erklärte der Brave, „aber ich verkaufe beides nur zusammen. Für meinen Hahn fordere ich 200 Rubel, und für mein Pferd 30 Kopeken." Bald fand sich ein Käufer, der diesen wunderlichen Kauf bereitwilligst abschloß, und Hahn und Pferd zusammen für 200 Rubel uud 30 Kopeken erstand. Freudig kehrte der Kosak nach Hause, uud treu seinem Gelübde stiftete er für 30 Kopeken Lichter, die dann sorgsam vor dem Bilde des heiligen Nikolaus aufgestellt und feierlich angesteckt wurden.
Der Kladderadatsch schreibt in bitterer Satire: Da fich in Jena herausgestellt hat, daß das Lied „Deutschland, Deutschland über alles" durchaus, nicht mehr zeitgemäß ist, schlagen wir folgende Fassung vor:
Alles, alles über Deutschland!
Seht doch, wie die ganze Welt Gegen uns zu Schutz und Trutze Brüderlich zusammenhält.
Von Marseille bis an die Themse,
Von der Maas bis an den Don —
Alles, alles über Deutschland,
An der Spitze Albion.
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutscher Wein und deutscher Sang,
Diese einst beliebten Dinge Bringen doch nur Zank und Stank.
Seid ihr sonst auch nicht fürs Schießen,
Sie laßt schießen frisch und frank:
Deutsche Frauen, deutsche Treue,
Deutschen Wein und deutschen Sang.
Dreistigkeit, Unrecht und Frechheit Blühen sehr in Engelland;
Danach sieht man alle streben Brüderlich mit Herz und Hand.
Unrecht, Dreistigkeit und Frechheit Nützen mehr oft als Verstand;
In Erkenntnis dieser Wahrheit Kriech' ins Mausloch, Vaterland!
(Ozean-Wettfahrt.) Ein sehr interessantes Rennen fand dieser Tage in Plymouth seinen Abschluß. Drei Ozeandampfer, welche am Samstag gleichzeitig Newyork verlassen hatten, hatten von dort aus den Wettkampf, wer zuerst in Plymouth ankommen würde, ausgenommen. Als erster traf Sonntag nachmittag der norddeutsche Lloyddampfer „George"Washington" ein, ihm folgte 3 Stunden später der White-Star-Dampfer „Majestic", dritter war der Hamburg-Amerika-Fahrer „Newyork".
(Schlau.) Gatte: „Wo ist denn das Huhn hingekommen, das du für die Feiertage gekauft hast?" —JungeFrau (den Eisschrank öffnend): „Da schau her! Damit es recht frisch bleibt, habe ich es hier hineingesperrtI"
(Zu dünn). Kellnerin in einem Badeort): > „Diner gefällig?" — Bauer (seinem Tischnachbar
zublinzelnd, der eine dünne Suppe auslöffelt): „Na, Fräule, i möcht' lieber a bisle ebbes Dicker's!"
(Hinreichende Garantie.) Käufer: „Für wie lange geben Sie Garantie aus diese Uhr?" — Uhrmacher: „Ich will kulant sein: Bis zum Ende der Marokkoverhandlungen!"
(Feudal.) Oberst v. H. ersucht sein Offizierkorps, das Protokoll zur Offizierwahl zu unterschreiben, indem er sagt: „Bitte die Herren vom Adel, das „von" auszuschreiben, die übrigen bitte ich, keine Kleckse zu machen.
— Ein Spaziergang durch die Hygienische Ausstellung in Dresden bietet Jedem, der das dort Gebotene nicht nur mit dem meist flüchtigen Auge des Ausstellungsbesuchers überfliegt, sondern mit einiger Aufmerksamkeit studiert, mehr des Interessanten, als erwartet. „Hygien e" ist heute das Schlagwort weitester Kreise geworden; versteht man doch darunter den Inbegriff alles dessen, was zur Erhaltung und Förderung der Gesundheit nottut. Es wird die Besucher der Hygienischen Ausstellung u. a. ein Stand in der Halle 55 (für Sport nnd Bekleidung) interessieren, der in besterWeise veranschaulicht, wie die Hygenie bei der Wäsch e sowohl wie beim Waschen erfolgreich auszuüben ist. Es ist dieses die Schaustellung der Firma Henkel und Co. in Düsseldorf, der das Verdienst gebührt, durch Einführung ihres heute wohl allerorts bebekannten selbsttätigen Waschmittels „Perfil" eine umwälzende Neuerung auf dem Gebiete der Wäsche-Reinigung geschaffen zu haben. Es dürfte zu weit führen und den uns hier zur Verfügung stehenden beschränkten Raum erheblich überschreiten, wollten wir alle die Vorzüge aufzählen, die mit dem Gebrauch von Perfil verbunden sind. Hierüber gibt viel besser eine an dem erwähnten Stande erhältliche, populär abgefaßte Broschüre unter dem Titel „Wäsche und Waschen" Aufklärung; diese wird bereitwilligst gratis abgegeben und Jedermann kann deren Durchsicht nur aufs dringendste empfohlen werden.
Kein Kursbuch kann dem reisenden Württemberger so gut dienen wie das von der Generaldirektion der Kgl. Württemberg. Staatseisenbahnen bearbeitete „Württemberg. Kursbuch" (Union Deutsche Berlagsgesellschast, Stuttgart. Preis 70 Pfg.), dessen Winterausgabe soeben erschien. Es enthält schon jetzt die Winterfahrpläne vollständig, man hat also nicht nötig, sich später noch eine weitere Ausgabe anzuschaffen. Unter den praktischen Neuerungen dieser wiederum stark erweiterten Ausgabe fällt angenehm auf die Ausmerzung der ganz kleinen Zifferntypen, wodurch eine außergewöhnliche Deutlichkeit des Satzbildes erzielt worden ist. Das schwarz-rote Kursbuch berücksichtigt die für uns in Betracht kommenden Verhältnisse so eingehend, wie kein anderer Fahrplan. Es enthält sämtliche Eisenbahn- und Postverbindungen in Württemberg und Hohenzollern samt Anschlüssen, ferner Eisenbahn- und Dampfschifsverbindungen von Baden, Bayern, Elsaß- Lochringen, West- Mittel- und Norddeutschland, Oesterreich und der Schweiz, zwei Eisenbahnkarten, die wichtigsten Verkehrsbestimmungen, eine Zusammenstellung der schnellsten Reiseverbindungen zwischen Stuttgart und den bedeutenden Orten Europas, Hoteltelegraphenanschlüsse und vieles andere. Das „Württ. Kursbuch" ist ausreichend für die Reise in ganz Deutschland, der Schweiz, Oesterreich und auf den Hauptlinien der andern Nachbarstaaten.
Nachschrift.
Antwerpen, 1. Okt. Bei dem gestern hier herrschenden Sturm stieß der vor Anker liegende Dreimaster „Segura" mit dem Dampfer „Arana" zusammen, der beschädigt wurde. Mehrere Leichterschiffe sind gesunken. Zwei Personen sollen ertrunken sein; der Straßenbahnverkehr ist fast ganz unterbrochen.
Antwerpens. Okt. Infolge des Sturmes find 4 Dampfer auf der Schelde gescheitert.
Hoek van Holland, 1. Okt. Ein Lotsendampfer ist mit schweren Beschädigungen in den Hafen zurückgekehrt. Der Kapitän und drei Lotsen des Dampfers sind ertrunken. Ein Lotse ist tödlich verletzt.
Paris, 2. Okt. An den Küsten Frankreichs, namentlich an der Nordsee und an der Küste des Mittelländischen Meeres, herrscht seit 24 Stunden ein heftiger Sturm.