Landesvorsitzenden, Landtagsabg. Kübel-Cannstatt, der Landtagsabg. Oberbürgermeister Dr. Mül- berger-Eßlingen über „württembergische Landes- politik" und der frühere Geschäftsführer der Partei, Keinath'Stuttgarl, über Reichspolitik. Vormittags findet eine geschlossene Sitzung des Landesaus­schusses statt.

Stuttgart, 28. Sept. Die württembergi- schen Staatseisenbahnen hatten im Monat August an Einnahmen 7 603 000 Mk. zu verzeichnen, das sind gegenüber dem, gleichen Monat des Vorjahres 391380 Mark mehr. Vom 1. April bis Ende August beliefen sich die Einnahmen auf 35 728000 Mark, was gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahre 1910 ein Mehr von 2 313 018 Mark bedeutet.

Stuttgart, 27. Sept. Nach dem neuen Lehrerbesoldungsgesetz ist es den größeren Ge­meinden überlassen, den Lehrern Ortszulagen zu gewähren oder nicht. Die in Betracht kommenden 19 württ. Gemeinden haben sich auf den Stand­punkt gestellt, prinzipiell Ortszulagen nicht zu ge­währen. Teilweise hat man insofern Entgegen­kommen gezeigt, als man das Wohnungsgeld erhöht hat, so z. B. in Reutlingen von 500 auf 600 Mark.

Cannstat 1,28. Sept. (Glückliche Gewinner.) Der 1. Haupttreffer der Stuttgarter Bäckereilotterie mit 5000 Mk. bar wurde gestern einem armen Arbeiter ausbezahlt, sowie der 4. Haupttreffer der Ebinger Lotterie mit 1000 Mk. einem Geschäfts­mann. Dagegen wurde der erste Haupttreffer der Bäckereigewerbelotterie im Wert von 2000 Mark (Losnummer 10 719) bis heute noch nicht abgeholt.

Ludwigsburg, 27. Sept. Die hiesige Feuerwehr begeht am 2. Okt. das Jubiläum ihres 50jährigen Bestehens in einfacher Weise.

Calw, 29. Sept. Auf dem Bahnhof ist jeden Tag Mostobst zugeführt. Der Preis für den Zentner Aepfel beträgt 6 Mk. 60 Pfg. bis 6 Mk. 80 Pfg.; Birnen kosten 5 Mk. 80 Pfg. bis 6 Mk. per Zentner.

Horb, 27. Sept. Bei dem gestrigen zweiten und letzten Zwangsverkauf der Maierschen Sägerei und Kistenfabrik wurde der Zuschlag dem seitherigen Mitarbeiter Vierer um 40000 Mark erteilt.

Buhltal, 28. Sept. Eine fast unglaubliche Schreckenstat versetzte heute morgen die hiesige Einwohnerschaft in große Aufregung. Der von Baiersbronn gebürtige und letztes Jahr hierher verzogene Holzhauer Karl Schmelzle erschoß heute nachtjseine Ehefrau im Bett. Die 38 Jahre alte Er­mordete ist die 2. Ehefrau des Täters und hinter­läßt 4 Kinder, das jüngste O/r Jahre. Beweg­grund für diese schreckliche Tat ist Eifersucht, zu der aber keinerlei Grund vorlag. Der Täter macht Notwehr geltend nnd ist bereits verhaftet.

Freudenstadt, 28. Sept. Vor einigen Wochen kauften Wirt Lieb zum „Waldhorn" und Bankier Ad. Rath am Kienberg ein großes Stück Land, die Rute zu 23 Mk. Davon verkauften sie nun dieser Tage eiuen Bauplatz an Gymnasial- rektor Zürn in Offenburg, die Rute zu 46 Mk., also um den doppelten Preis, den sie bezahlt hatten. Der Morgen Land kommt demnach am Kienberg auf rund 17 000 Mk. zu stehen, während er früher um höchstens 400 Mk. zu haben war. — Zur Ausführung des Wintersports haben sich im „Lamm" auf dem Kniebis über die Wechnachts- feiertage bereits über 100 Studenten angesagt.

Rottweil, 25. Sept. Gestern mittag ver­sammelte sich hier eine stattliche Anzahl evangelischer und katholischer Lehrer, um über Gründung eines interkonf. Lehrergesangvereins für den Schwarz­waldgau zu beraten. Nach längerer Debatte wurde denn auch die Gründung eines solchen Vereins beschlossen. Zweck des Vereins soll sein die Pflege

„Ja, so ist es wirklich", vesicherte Tarleton mit Lachen, den verwundert ungläubigen Blick Edelhagens beantwortend. „Mister Wield steht seit fünfzehn Jahren in meinen Diensten. Und nun, lieber Wield, machen Sie keine Umstände — wo haben Sie Ihren Pfeifenstummel?''

Ueber das Gesicht Wields glitt ein leichtes Rot.

„Ich glaube, er brennt noch," sprach er mit verlegenem Lachen und zog aus der Brusttasche eine kurze, stark gebräunte Meerschaumpfeise hervor.

„Nein, sie brennt nicht mehr —sagte er dann mit mißbilligendem Kopfschütteln. „Sie brennt faktisch nicht mehr — denn sie ist leer."

„Dann stopfen Sie sie — aber schnell. Ich habe ein schweres Stück Arbeit für Sie."

Wield war schon damit beschäftigt, seine ge­liebte Pfeife mit russischem Shag zu füllen. Endlich brannte sie und in sein stilles Gesicht trat ein glücklicher Ausdruck.

„So, nun ist alles in Ordnung."

„Gut. Kennen Sie diesen Mann?"

Mit diesen Worten legte der Marquis die Zeichnung mit dem Bildnis Strakeaus vor Wield auf den Tisch. (Forts, folgt.)

des Gesangs und der Kollegialität. Aus den Erklärungen der anwesenden Lehrer und den An­meldungen abwesender ergab sich, daß jetzt schon der Verein zirka 50 aktive und 20 passive Mit­glieder zählen wird.

Heilbronn, 29. Sept. Im hiesigen Rathaus­saal tagte gestern eine Versammlung von Vertretern der Weinbautreibenden Gemeinden aus den Ober­ämtern Heilbronn, Neckarsulm, Weinsberg, Besig­heim, Brackenheim und Marbach zwecks Festsetzung des Termins der allgemeinen Weinlese. Es wurde nach längerer Diskussion beschlossen, den Beginn der Weinlese auf Donnerstag den 5. Oktober aus­zuschreiben und in den Ausschreiben den Wein als einen Ausstichwein zu bezeichnen.

Weinsberg, 28. Sept. Im Durchschnitt wird hier mit einem starken Drittel- bis halben Herbst gerechnet bei ausgezeichneter Qualität, namentlich dürfte der Trollinger ein Produkt von seltener Güte geben. — Der erste Kauf wurde zu 225 Mark für den Eimer Weißgewächs abge­schlossen. Verstellt ist schon ziemlich viel, doch sämtliches ohne Preisfestsetzung, hierin herrscht überhaupt sehr große Zurückhaltung.

Brackenh eim, 29. Sept. Ein heiteres Späß­chen widerfuhr dieser Tage unserem Zabergäu- bähnle. Mit gewohnter Pünktlichkeit begann es am frühesten Morgen von Güglingen seine Fahrt ins obere Gäu. Doch, oh weh! Vor Pfaffenhofen zeigte sich, daß der Zugführer fehlte. In dem rasendem Tempo von mindestens vier Kilometern die Stunde gings wieder zurück, mieden Vermißten zu holen. Aber auch dieser hatte sich auf die Fersen gemacht und es dauerte nicht lange, da konnte man ein freudiges Wiedersehen feiern.

Ulm, 26. Sept. Einen frechen Diebstahl haben gestern zwei Händlerinnen mit Klöppelspitzen ausgeführt. Sie kamen in eine Parterrewohnung, um ihre Waren feilzubieten. Die Hausfrau nahm ihnen aber nichts ab nnd begab sich, in der Meinung, die Händlerinnen würden sofort die Wohnung verlassen, in die Küche. Eine der Händlerinnen hatte sich aber in das Wohnzimmer geschlichen und einen auf 700 Mark bewerteten Brillantring, ein Armband im Wert von 100 Mk. und eine Schatulle mit anderen Juwelen ungeeignet. Die Diebinnen wurden, nachdem der Diebstahl entdeckt war, in Augsburg ausfindig gemacht und verhaftet.

Pforzheim, 29. Sept. Heute nacht '/-12 Uhr ertönten in der Vorstadt Brötzingen die Feuer­zeichen. Es war in der Kirchstraße in der Scheune des Fuhrunternehmers Ansel Feuer ausgebrochen, das in kürzester Zeit auch die Scheune des Schäfers Jakob Lell in der Mühlenstraße ergriff. Der herrschende starke Westwind begünstigte das Feuer außerordentlich, so daß es von Haus zu Haus übersprang. Im ganzen sind 10 Wohnhäuser und IS Scheunen dem Feuer zum Opfer gefallen. Der Brandplatz erstreckt sich von der Mühlenstraße bis in die Brunnenstraße und bietet ein Bild furchtbarer Zerstörung. Es wurde nur wenig ge­rettet, auch ist ziemlich Vieh mitverbrannt. 2 Pferde, einige Kühe und mehrere Schweine, sowie ziemlich viel Kleinvieh ist verbrannt. Obgleich die Wecker­linie sehr rasch zur Stelle war und auch die bald zur Hilfe gerufene Gesamtfeuerwer energisch' ein- griff, konnten die Wehren nicht viel ausrichten. Auch ein Unfall ist zu beklagen, indem ein Arbeiter beim Einsturz einer Scheune schwere Verletzungen erhielt. Der Mann mußte in das Krankenhaus verbracht werden. Der Schaden wird auf 250000 bis 300 000 Mk. berechnet, doch ist es in der Hauptsache durch die Versicherung gedeckt.

Berlin, 28. Sept. Der Termin für das In­krafttreten der Reichsversicherungsordnung ist 'nach dem Zentralblatt des Reichsversicherungsamts vom 1. Juli 1912 auf 1. Januar 1913 verschoben worden, weil die Vorbereitungen zu lange Zeit in Anspruch nahmen.

Bayreuth, 28. Sept. Am 6. Oktober wird der ehemalige Hauslehrer und Student Dippold nach achtjähriger Strafhaft die Mauern des Zucht­hauses zu Straubing wieder verlassen. Wie ver­lautet, soll er die Absicht haben, nach Amerika auszuwandern. Von feinen Opfern ist der einzige Ueberlebende der mißhandelten Brüder Koch, Joa­chim Koch, jetzt Student und studiert Rechtswissen­schaft. (Dippold war Lehrer und Erzieher zweier Söhne des Direktors v. Koch von der deutschen Bank in Berlin und hatte die ihm anvertrauten Knaben in wahrhaft scheußlicher Weise gequält und mißhandelt. Die Einzelheiten, die in der Gerichtsverhandlung enthüllt wurden, errregten seinerzeit außerordentliches Aufsehen.)

Rom, 27. Sept. Andreas Carnegie hat dem König eine Summe von 750000 Dollar zur Schaffung einer Stiftung in Italien angeboten, die den Zweck haben soll, für Taten des Helden­muts im bürgerlichen Leben Preise auszusetzen.

Bukarest, 27. Sept. Di» italienischen

Dampfer, die di« Fahrten zwischen Venedig und Galatz vermitteln, haben den Verkehr eingestellt.

Reval, 27. Sept. Bei Prfchewalsk in der Provinz Semirjetschensk sind in der Nähe von Naryensk, Bezirk Atbaschinsk, 8 Todesfälle an Lungenpest vorgekommen.

Marokko.

Paris, 28. Sept. Das Ministerium des Aeußern gibt folgende offizielle Note heraus: „Die von der deutschen Reichsregierung auf die letzten französischen Vorschläge vorzulegenden Ab­änderungsvorschläge in der Marokko-Angelegenheit sind heute in Paris angelangt. Sie. umfassen neue Forderungen und enthalten Vorbehalte, die eine sehr eingehende Prüfung notwendig machen."

L u f t, p o r t.

Stuttgart, 28. Sept. Das Zeppelin-Luft­schiff Schwaben wird bei günstiger Witterung am nächsten Sonntag eine Fernfahrt von Baden-Baden nach Stuttgart ausführen und zur Vornahme eines Paffagierwechsels gegen II Uhr auf dem Cann- statter Exerzierplatz landen. Anfang Oktober wird das Luftschiff zweistündige Passagierfahrten von Düsseldorf und Frankfurt aus unternehmen. Weiter sind bei günstiger Witterung Fernfahrten nach Amsterdam und Cleve in Aussicht ge­nommen.

Stutt g art, 29. Sept. An der Fernfahrt des Luftschiffs „Schwaben" am Sonntag werden sich auf Grund der Auslosung, die gestern unter Leitung des Notars Gänßle in Stuttgart stattfand, folgende Mitglieder des Vereins be­teiligen : Malermeister K. Jeremias jun., stuck. Diez, Frau Gertrud Kreglinger, Frau Karl Wagner, Bauwerkmeister Jos. Mayer, Justizreferendar Th. Braun, Kgl. Hoflief. Paul Schwarz, stuck, oksw. Hans Lerch, Buchdruckereibesitzer, A. Glaser, Kaufmann Fr. Löble, Architekt Albert Schiller, Generalagent Karl Lüttich, sämtliche in Stuttgart; ferner Fabrikant Alfred Moos, Buchau, Bauwerk­meister Fr. Seitler, Gmünd, und Generalagent Wilh. Beck, Frankfurt ä. M. 8 der glücklichen Gewinner werden von Baden-Bade'n nach Stuttgart, 7 von Stuttgart nach Baden-Baden fahren. Bei dem raschen Anwachsen der Mitgliederzahl werden ziemlich sicher noch mehrere Fahrten in diesem Herbst veranstaltet werden können.

Ulis slsittt lina ilmgevüng.

Neuenbürg, 27. Sept. Die heute in Neuen­bürg abgehaltene Diözesansynode wurde vormittags 10 Uhr eröffnet mit einer Predigt von Pfarrer- Kazmaier (Schwann). Den Verhandlungen im Rathaussaal wohnten außer den 33 Mitgliedern der Synode Oberamtmann Hornung, Stadtschult­heiß Stirn und der stellvertretende Landessynodal­abgeordnete des Bezirks, Sägwerkbesitzer Keppler von Calmback- als Gäste bei.

— Die Kgl. Zentralstelle für die Landwirt­schaft hat an 26 örtliche Viehversicherungsvereine des Bezirks Neuenbürg Staatsbeiträge im Gesamt­betrag von 1125 Mk. verwilligt und ebenso einen solchen von 400 Mk. an den Bezirkspferdever- ficherungsverein.

Der unentbehrliche gelbe „Taschenfahrplan", heraus­gegeben von der Generaldirektion der Kgl. Württembergischen Staatseisenbahnen (Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart. Preis trotz 190 Setten Umfangs nur 20 Pfg.) ist soeben erschienen. — Er bringt wieder zahlreiche praktische Neuerungen. Insbesondere fällt angenehm auf chie Deutlichkeit, welche durch Wegfall der ganz kleinen Ziffern erreicht wurde. Seine sonstigen Vorzüge sind be­kannt: Anführung aller Anschlüsse und der Privat- und Nebenbahnen, bequemes Taschenformat, zweckmässige Ein­teilung. Die amtliche Bearbeitung bietet die Gewähr der Zuverlässigkeit.

Ktunöesbuch-Ghronik der Stadt Wildbad

vom 23. bis 29. September 1911.

Eheschließungen:

23. Sept, Schmid, Wilhelm Friedrich, Hausdiener hier, nnd Fischer, Emilie Luise, Modistin hier.

23. Sept. Wacker, Jakob Friedrich, Holzhauer hier, und Großmann, Christine Katharine, von Wart.

Gestorbene:

26. Sept. Bott, Jakob Friedrich, Maurer hier, 60 I. a. 29. Sept. Bott, Johann Friedrich, Taglöhner hier, 64 Jahre alt.

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