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Amtsblatt

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Hiezu: Illustriertes Sonntagsblakt und mährend der Saison: Amtliche Fremdenlisty.

Nr. 53 I

Donnerstag, den 4 Mai 1911

47. Jahrgang.

ktitukcbau.

- Gestorben: 3. Mai zu Stuttgart Prof, a. D. Otto Lueger, 1895 bis 1S06 Prof, des Wasserbaus an der Technischen Hochschule, Ritter des Ordens der rvürtt. Krone, 68 Jahre alt.

Stuttgarts. Mai. Anläßlich des Ablebens des Fürsten Georg von Schaumburg-Lippe legt der hiesige Hof auf 6 Tage Trauer an in vierter Abstufung der Hoftrauerordnung. Der Verstor­bene war ein Vetter der Königin Charlotte, die beiderseitigen Väter waren Geschwister. Erbprinz Adolf, der jetzt zur Regierung gelangt, steht im 28. Lebensjahre. Anläßlich der silbernen Hochzeit des Königspaares war er Gast des hiesigen Hofes.

Stuttgart, 1. Mai. Der evangelische Pfarr- verein in Stuttgart, in dem die große Mehrzahl der evangelischen Geistlichkeit des Landes organi­siert ist, hat sich in seiner letzten Tagung auch mit der Frage der Trennung von Staat und Kirche beschäftigt. Der Vorsitzende Stadtpfarrer Traub (Stuttgart), gab hierzu unter lebhaften Beifall fol­gende Erklärung ab:Die bisherige Form der Verbindung von Kirche und Staat hat ihre zwei Seiten. Wir verkennen nicht die großen, vielfach schwer zu ersetzenden Vorteile dieser Verbindung für unser ganzes Volksleben. Wir haben von uns aus eine beginnende Lockerung oder Lösung dieses Verhältnisses nicht gewollt. Hält es der Staat unter dem Druck der unvergessenen Vorgänge dieses Jahres auf religiösem und kirchenpolitischem Gebiet, die in der katholischen Kirche ihren Ur­sprung haben, für geboten, Aenderungen herbeizu­führen, so gehen wir dem ohne Furcht entgegen. Auch scheinbahrs Lebenshemmungen können im Endergebnis zu Lebensförderungen werden. Als Kirche der Reformation haben wir besonderes Ver­ständnis und Achtung für die Aufgaben des Staates, auch für seine Kirchenhoheit. Wir hoffen aber auf eine volkstümlich weite, nicht sestenhaft enge Abgrenzung des Wirkungskreises unserer evange­lischen Kirche auch unter den kommenden Ver­hältnissen und bestehen auf der Möglichkeit der Entscheidung eigener Lebensfragen unserer Kirche auf einem mit fremden Interessen unvermischten Boden."

Stuttgart, I. Mai. Nach zweijähriger Pause veranstaltete die organisierte Arbeiterschaft wieder einen Umzug zur Feier des 1. Mai. Der Zug, der etwa 5000 Teilnehmer zählte, bewegte .sich vom Gewerbehalleplatz durch verschiedene Straßen der Stadt zum Marienplatz. Da das Tragen von Vereinsabzeichen von der Polizei verboten war, hatten sich sämtliche Teilnehmer rote Nelken.an­gesteckt. Bei früheren Umzügen wurden den ein­zelnen Gruppen Tafeln mit Inschriften vorange­tragen, dies war Heuer nicht der Fall. Sehr zahl­reich waren die Metallarbeiter vertreten, die Ar­beiter der Firma Bosch zählten allein 160 Reihen zu 5 Mann. In dem Zug marschierten etwa 300 Frauen. Nach dem Umzug fand im Zirkusgebäude eine große Demonstrationsversammlung statt, wo eine Resolution gefaßt und angenommen wurde.

Bad Liebenzell. Mit dem 1. Mai hat die Kurzeit ihren offiziellen Anfang genommen. Die schönen Tage des April haben uns aber schon früher eine Anzahl Kurgäste gebracht. Durch den Verschönerungsverein wurden die Anlagen am Schloßberg bedeutend erweitert. Mn von der Pension Maier käuflich erworbenes Gebäude im oberen Städtchen, das im Lauf des.Winters um- gebaut und zweckmäßig eingerichtet wurde, ist be­reits von einer Anzahl erholungsbedürftiger Damen besetzt. ImOberen Bad" werden gegenwärtig einige Badezellen mit Ruhegelegenheit eingerichtet, um chen Badegästen Gelegenheit zu bieten, nach dem Bad auszuruhen. BeimUnteren Bad" wurde ein hübscher Park angelegt, und bald wird auch

das große, direkt am Bahnhof erstellte, komfortabel eingerichteteMonopolhotel" seiner Bestimmung übergeben werden.

Freudenstadt, 3. Mai. Heute traf der König von Schweden vom Jagdschloß Kaltenbronn hier ein und besichtigte die evangel. Stadtkirche und sonstige Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Mergentheim, 1. Mar. Die Jahresver­sammlung des Württ. Forstvereins findet vom 12. bis 14. Juni hier statt.

Von der oberen Donau, 1. Mai. Bei Jmmendingen warf ein Reisender eine leere Flasche aus dem Bahnzuge, diese traf einen Bahnwärter und verletzte ihn nicht unerheblich. Der Name des Reisenden konnte leider nicht ermittelt werden, der Fall möge aber allen zur Warnung dienen.

Biber ach, i. Mai. Eine schöne alte Sitte hat sich hier erhalten, das sog.Maien" stecken Ausnahmsweise viele Maien waren heute früh zu sehen. An Wohnhäusern, wo junge Mädchen »ohnen, werden von ihren Verehrern mit Bändern geschmückte und reich mit Orangen dekorierte Tannenbäumchen in der Nacht vom letzten April auf 1. Mai angebracht. Bis zu den höchsten Giebeln, Dachrinnen, Wirtshausschildern ec. .waren solche, jedenfalls oft mit großer Mühe befestigt worden.

Pforzheim, 1. Mai. Seit Samstag streiken hier die Glasergehilfen, die sämtlich organisiert sind. Sie fordern Erhöhung des Stundenlohnes von 52 auf 58 Pfg., Kürzung der Arbeitszeit von 9einhalb auf 9 Stunden und statt des städtischen Arbeitnachweises einen eigenen Gehilfen-Arbeits- nachweis. Interessant ist, daß in den letzten 2 bis 3 Jahren gegen 40 Prozent der hiesigen Glaser­meister ihre Existenz verloren haben. Ihre Zahl ist von über 40 auf etwa 23 zurückg« gangen. Auch ein Zeichen der Zeit.

(Dis Behandlung der Taschenuhren). Häufig hört man Klagen über schlechtgehende Uhren, und oft liegt die Schuld daran einzig an dem Besitzer. Eine Uhr muß täglich möglichst um dieselbe Zeit vollständig aufgezogen werden; denn kein Werk verträgt weder das vollkommene Ablaufen bis zum Stillstand, noch das zu häufige Aufziehen. Nachts hängt man die Uhren am besten an einen Uhr­ständer, oder legt sie auf irgend einen weichen Ge genstand. Auch schütze man sie vor zu heißer oder zu kalter Temperatur, da das dem Werk gleich­falls schadet. Damen tragen oft die Uhr in der Handtasche, was ihr, da sie darin umhergefchüttelt wird, auch nicht gut tut. Ebensowenig ist das Uhrarmband empfehlenswert, weil die Uhr darin leicht durch Anstoßen beschädigt werden kann. Wenn irgend möglich, sollte jeder seine Uhr einmal im Jahr zwecks Reinigung und Nachsehen zum Uhr­macher geben.

Lokales

Wildbad, 4. Mai. Von einem bedauerlichen Unglücksfall wurde die Familie des Hrn. Wilh. S chmid zum Schwarzwaldhotel betroffen. Das 3jährige Söhnchen Hermann spielte unterhalb des zum Hotel gehörenden Reservoirs, als sich plötzlich im Walde ein ca. 36 Pfd. schwerer.Stein löste, den Berg herabsauste und dem ahnungslosen Kind den Schädel zertrümmerte. Der Tod trat auf der Stelle ein. Allgemeine Teilnahme wendet sich den schwergeprüften Eltern zu.

Wildbad, 4. Mai. Wie aus dem Inseraten­teil ersichtlich, hält der Fußball-Verein Wild­bad am kommenden Sonntag den 7. Mai ein national. Sportsfest mit olympischen Spielen ab. Zu diesem Zwecke sind eine Anzahl wertvoller Preise und Diplome aufgekauft worden, welche im Schaufenster des Hrn. K. Rometsch, Kürschner hier zur Schau gestellt sind.

Sitzung der bürgerlichen Kollegien vom 21. April 1911.

Zufolge Beschlusses des Ortsschulrats vom 3. März 1911 soll mit Beginn des heurigen Schul­jahres an den 4 oberen Klaffen der Volksschule das Turnen mit je 1 Stunde wöchentlich einge­führt werden. Der Ortsschulrat beantragt, die für Honorierung der Lehrer für diesen Unterricht, der außerhalb ihrer Pflichtstnndenzahl erfolgen müßte, erforderlichen Mittel aus der Stadtkaffe zu bewilligen. Entgegen dem Antrag des Vor­sitzenden wird vom Gemeinderat mit Zustimmung des Bürgerausschuffes aber beschlossen, die Mittel zur Einführung des Mädchenturnens an den 4 oberen Klaffen der Volksschule nicht zu verwilligen. Für die Dauer der Badesaison (1. Mai bis 30. September) werden mit einem Monatsgehalt von je 100 Mark als Hilfsschaffner der Bergbahn Eugen Schmid, Schlosser hier und Wilhelm Klauß, Taglöhner hier gewählt. Als Kassiererin der Bergbahn wird auf die gleiche Zeitdauer Elise Schmid hier mit einem Monatsgehalt von 100 Mk. aufgestellt. Dem Gesuch des Totengräbers Philipp Eitel hier der nach 20jähriger vorwurfsfreier Dienst­zeit infolge Gebrechlichkeit um Enthebung von seinem Dienste auf 1. Mai d. I. bittet, wird entsprochen und ihm in Anerkennung seiner treu geleisteten Dienste eine einmalige Bonifikation von 50 Mark aus der Stadtkasse bewilligt. Als neuer Toten­gräber wird mittelst geheimer Abstimmung Gottlob Riexinger, Maurer hier gewählt, und derselbe in die durch die Begräbnisordnung vom 18. November 1902 festgesetzten Belohnungen eingewiesen. Das eiserne Geländer am Feldweg Nr. 29 vor den Wohnhäusern des Robert Vollmer Schreiners und des Fritz Vollmer Steinhauers hier wird fortwährend durch die Holzabfuhr aus den angrenzenden Stadt­waldungen beschädigt. Die zur Unterhaltung des Geländers verpflichteten beiden Anlieger bitten durch Eingabe vom 13. April d. I., die Unter­haltung des Geländers auf die Stadt zu übernehmen. Vom Gemeinderat wird mit Zustimmung des Bürgerausschuffes beschlossen, das Geländer für diesmal, da die Beschädigung desselben durch die Holzabfuhr aus den Stadtwaldungen nicht zu be­streiten ist, aus Billigkeitsgründen auf Kosten der Stadtkasse wieder in Stand setzen zu lassen, die künftige Unterhaltung des Geländers aber entschieden abzulehnen, da sich die beiden Anlieger laut Bau­protokoll ausdrücklich zur Unterhaltung des Geländ ers verpflichtet haben.

I. Beuerle Bierbrauer hier hat durch Schen­kungsvertrag vom 5. April 1911 von seiner Par­zelle 1030, 42 ur 08 gm, ein Trennstück von

4 gm an die Stadtgemeinde zur Hauptstr. Nr. 2 1/2 unentgeltlich abgetreten; ferner hat Robert Krauß, Maurermeister hier durch Tauschvertrag vom 12. April 1911 die Parzelle Nr. 542>6, 83 gm Wiese in der Rennbach an die Stadtgemeinde ab­getreten gegen Ueberlassung des Baumaterials der baufälligen früher Pfau'schen Heuscheuer nebst Anbau (Eiskeller) an der Rennbachstraße auf den Abbruch. Vom Gemeinderatjwird beschlossen, die beiden Liegenschaftsverträge zu genehmigen. Zur Unterstützung des Stadtbaumeisters wird vom Ge­meinderat mit Zustimmung des Bürgerausschusses Werkmeister W. Krauß hier bis auf Weiteres zur vorübergehenden Verwendung, insbesondere auch zur Vertretung des Stadtbaumeisters bei der Feuerschau und Bauschau, gegen ein Taggeld von

5 Mk. bestellt. Der Gemeinderat nimmt heute die Wahl eines Schutzmanns aus der Zahl der sich um die Stelle bewerbenden Militäranwärter vor. Nachdem die in der Reihenfolge vorgehen­den Bewerber nach eingezogenen Erkundigungen sich als für die Stelle nicht geeignet erwiesen und