Lehrter Bahnhof in Berlin großen Eindruck selbst auf ganz Fernstehende gemacht. Auf dem Pariser Nordbahnhof wurden sie von einem Komitee empfangen. Der Sekretär des Komitees, Coquet, hielt eine Begrüßungsansprache und überreichte der Leiterin Frau Oberlehrer Schmidt Blumensträuße. Sodann bestiegen die jungen Leute die mit deutschen und französischen Flaggen geschmückten Automobilomnibusse, die von der Pariser Automobilomnibus- gesellschaft unentgeltlich zur Verfügung gestellt waren, und begaben sich nach dem Lycöe du Vignon, wo sie bis zum 18. April bleiben. Wie mitgeteilt wird, beabsichtigt das „Journal d'Allmagne", ihr Preisschreiben auch im nächsten Jahre zu wiederholen.
Aus Ziaai Uittl Umgebung
Wildbad, 21. Apxil. Wie aus dem Inserat ersichtlich ist, findet am kommenden Samstag im Hotel Graf Eberhard die diesjährige Versammlung des hiesigen Kurvereins statt. Die Verhandlungen dieses Vereins, der unter Hintansetzung aller Sonderinteressen nur diejenigen unserer Badestadt im Auge hat und nach Kräften verfolgt, verdienen entschieden mehr Beachtung von seiten der Mitglieder, als die letztjährigen Versammlungen gezeigt haben. Seine Tätigkeit wird häufig aus Mangel an Kenntnis, unterschätzt und zu wenig gewürdigt. Der Besuch der Jahresversammlung nun ist dazu angetan, jedem Aufkärung darüber zu verschaffen; wir möchten deshalb nicht unterlassen, auch an dieser Stelle noch speziell dazu einzuladen.
— Die 2. Innungs-Versammlung der Freien Bäcker-Innung des Oberamts Neuenbürg findet am Mittwoch den 19. ds. Mts., nachmittags 2 Uhr im Gasthaus zum „Adler" in Wildbad statt.
Wildbad, 19. April. Herr Theodor Bechtle hier hat das Anwesen des Herrn Wagnermeister Pfeiffer samt dazugehörigem Areal um die Summe von 48 000 Mark käuflich erworben.
Wildbad, 18. April. Der erste Auerhahn wurde am Ostermorgen auf dem Kälberkopf bei Enzklösterle geschossen; es ist ein prächtiges Exemplar mit einem Gewicht von 9 Pfd.
— In der ersten Hälfte des April haben in Calwdie Gesellenprüfung u. a. bestanden: Flaschner: Albert Bäuerle in Neuenbürg, Karl Lieb in Höfen. Küfer: Karl Ruff in Neuenbürg. Maurer: Fried. Großmann in Feldrennach, Fr. MaierinWildbad, Franz Del Missier in Wildbad.
Höfen a. Enz. Stammholz-, Stangen-nnd Beigholz-Verkauf. Am Mittwoch den 26. April ds. Js., vormittags 11 Uhr kommt aus dem hiesigen Rathaus aus den hiesigen Gemeindewaldungen Distrikt I und II zum Verkauf: Nadelholz- Stammholz : 81 Stück Forchen, Normal und Ausschuß. I. —V. Kl. mit zus. 116,46 Fm., 384 Stück Tannen, Normal und Ausschuß, I.—V. Kl. mit zus. 339,40 Fm., 118 Stück Tannen, Normal, VI. Kl. mit zus. 16,04 Fm.; Stangen aus Distrikt I: 45 Baustangen I.—III. Kl., 13 Hagstangen II.—III. Kl.; Beigholz: 170 Rm. Buchen- 95 Rm. Tannen- 17 Rm. Eichen-Anbruch.
Unterhaltendes
Der Jall Welshofen.
Kriminalroman von M. Kossak.
(Forts.) (Nachdruck verboten)
Das Gespräch kam auf Tagesereignisse. „Was in diesem Wien auch alles passiert! äußerte Paula. „Haben Sie schon von dem letzten Verbrechen gehört, das die ganze Stadt in Aufregung versetzt?"
Lanzani verneinte. „Ich bin durch die Wil- son-Scool so sehr in Anspruch genommen, daß mir nur wenig Zeit zur Lektüre übrig bleibt und außerdem wird es mir auch schwer, mich mit den Wienern zu verständigen."
„Das Verbrechen, von dem ich spreche" — fuhr die junge Dame fort — „ist erst in der vergangenen Nacht geschehen. Ein vornehmer älterer Herr, ein Graf Welshofen, ist in seiner eignen Wohnung ermordet worden und —"
„Welshofen? Graf Welshofen?" Der Italiener schrie es fast heraus. Sein Gesicht war totenblaß geworden und mit einem Ausdruck, von dem man nicht wußte, war er Entsetzen oder was sonst, starrte er Paula an.
„Ja doch," erwiderte sie überrascht. „Kennen Sie den Herrn?"
Er schüttelte das Haupt. „Nein — nein doch, wie — wie käme ein armer Sprachlehrer wie ich zu solch einer vornehmen Bekanntschaft? Ich — ich —" er rang mühsam nach Fassung und mit gewaltsamer Willensanstrengung gelang es ihm endlich, seine Selbstbeherrschung zurückzugewinnen. „Unwillkürlich erschrickt man eben, wenn man von solch einer Mordtat hört," meinte er, schon wieder mit ganz ruhiger Stimme.
„Dann müssen Sie aber wirklich sehr schwache Nerven haben, Signor Lanzani," entgegnete Paula
kopfschüttelnd. „Die Tatsache, daß irgend ein beliebiger fremder Mensch ermordet ist, kann einen doch nicht so angreifen."
„Im allgemeinen sind meine Nerven die besten, aber zurzeit bin ich wohl ein wenig überanstrengt. Ich war vom frühen Morgen an nicht ganz wohl. Signora dürfen mich nicht für einen Schwächling halten, denn ein solcher ist immer lächerlich und und verächtlich in den Augen der Damen. Ich bin aber doch zu eitel, als daß mir das" — hier eine kleine Verbeugung zu Paula hin - „der Signora gegenüber gleichgiltig sein könnte." Er lächelte —ein seltsam verzerrtes Lächeln! Auch stand die gleichsam wie scherzhaft gemeinte, ziemlich provokante Galanterie der letzten Worte, sowie die Art, wie sie gesagt wurden, in viel zu grellem Widerspruch zu seinem bisherigen feinen und bescheidenen Wesen, als daß sie Paula nicht hätten befremden sollen.
„Wollen Signora mir gütigst die Einzelheiten der Mordtat erzählen?" bat er. „Es ist eine gute Uebung im Italienischen für die Signora, und ich finde Gelegenheit, meine Scharte von vorhin auszuwetzen."
Und nun berichtete Paula, was sie über die Sache hatte erzählen hören. Als der Diener des Grafen diesem, wie an allen Tagen, das Frühstück ans Bett hatte bringen wollen, war die Tür verschlossen gewesen. Dem Diener war die Sache gleich nicht recht geheuer erschienen, da dergleichen während seines langen Dienstes in dem Hause noch nicht vorgekommen war. Der Graf pflegte sehr früh sein Frühstück einzunehmen und dann noch ein paar Stunden im Bett zu bleiben und zu schlafen. Andererseits mochte der Diener sich nicht Vorwürfe seines Herrn zuziehen, sofern er ihn nach einer vielleicht schlecht verbrachten Nacht aus seinem Morgenschlummer erweckte. So zog er sich denn leise zurück, erwartend, daß der Graf schon klingeln, würde, sobald er erwachte. Doch e ne Stunde um die andere verging, ohne daß das erhoffte Glockenzeichen ertönte. Zuletzt gegen 9 Uhr, faßte den Mann eine namenlose Angst, die er nicht länger ertragen konnte, und er lief zum Hausmeister, um sich mit diesem zu besprechen. Die beiden nahmen noch einen Schutzmann und einen Schlosser mit und ließen von diesem die Tür gewaltsam öffnen. Da fand man denn den Grafen tot in seinem Bett liegen. Schleunigst wurde ein Polizeikommissar und ein Arzt herbeigerufen, aber der letztere konnte nur konstatieren, daß der Graf tot war. Der Körper hatte bereits Leichenstarre a' genommen, so daß der Tod schon viele Stunde zuvor eingetreten sein mußte. Da ein Pistol auf dem Nachtisch lag, vermutete man einen Selbstmord, doch fand man keine Schußwunde an dem entseelten Körper, auch enthielt der Pistol noch alle Schüsse. Nun meinte man, daß den Grasen vielleicht ein Herzschlag getroffen haben möchte, doch erwies sich auch diese Annahme als irrig, weil der Arzt aus gewissen Anzeichen schließen zu können glaubte, daß der Tote an Gift gestorben sei. Tatsächlich entdeckte man auf dem Nachtisch ein leergetrunkenes Glas, neben dem die Papierhülse eines Pulvers lag. Die paar darin zurückgebliebenen Stäubchen waren Morphium und auch die wemgen im Glase befindlichen Tropfen enthielten das gleiche Medikament. So schien denn jeder Zweifel daran, daß dasselbe den Tod des alten Aristokraten verursacht hatte, ausgeschlossen.
„Ja, warum soll sich der Graf denn nicht selbst getötet haben? Wie verfällt man auf die Annahme des Mordes? fragte Lanzani hastig, als Paula bis zu dieser Stelle ihrer Erzählung gelangt war.
„Ja, das vermag ich Ihnen allerdings auch nicht zu sagen," gestand sie zögernd. „Das Verbrechen ist vor zu kurzer Zeit geschehen, als daß die Nachrichten über die gemachten Ermittelungen schon ins Publikum hätten gedrungen sein können. Wenn ich mich recht erinnere, so hat man etwas in dem Schlafzimmer des Grafen gefunden, was auf Mord hindeutete."
„Einen Brief?" fuhr es dem Italiener heraus.
„Einen Brief?" wiederholte die junge Frau erstaunt. „Ich verstehe Sie nicht. Der Mörder wird doch nicht einen Brief hinterlassen, in dem er von seiner Tat Zeugnis ablegt. Und der Graf selbst wird ebensowenig schriftlich seinen Mörder angeklagt haben. Hätte er dazu noch Zeit gesunden, so dürfte er doch eher nach seinem Diener geschellt und seine Enthüllungen mündlich gemacht haben."
„Nun, der Diener könnte ja fest geschlafen und das Glockenzeichen überhört haben."
„Ja, dann würde der Graf doch den Versuch gemacht haben, aufzustehen, aber er Hot ganz ruhig wie ein Schlafender in seinein Bett gelegen. Alle, die mir von der Sache erzählen, bestätigen dies."
„Es hätte ja auch ein Drohbrief sein können. In Anbetracht der nihilistischen und anarchistischen
Komplotte, von denen man in unserer Neuzeit hört —"
„Das alles scheint mir furchtbar unwahrscheinlich," meinte Paula befremdet. „Ich muß Ihre Phantasie bewundern, Herr Lanzani, die solche Blüten treibt."
„Man denkt eben so an alles mögliche," murmelte der Italiener und fing von etwas anderem zu sprechen an. So sehr er sich aber auch bemühte gleichgültig und unbefangen heiter zu. erscheinen, so merkte man ihm doch an, wie zerstreut er war. Paula würde vielleicht noch mehr über diesen Umstand nachgegrübelt haben, wenn das Wesen des jungen Mannes sie nicht so völlig in seinen Bann gezogen hätte. Aber das schöne, sympathische Gesicht, die abgerundeten, anmutsvollen Bewegungen, und das weiche südliche Organ hatten es ihr angetan, sie genoß ihn wie ein Kunstwerk. Auch hatte sie in den letzten Monaten viel Trübes erfahren und lebte immer noch unter einem seelischen Druck; diese Stimme aber tat ihr wohl und wirkte felt- sam beruhigend und gleichzeitig anregend auf sie. Sie begriff selbst nicht, warum der Mann sie in dem Grade interessierte und anzog. Für den Augenblick vergaß sie fast sein sonderbares Benehmen im Hinblick auf die Mordtat, doch sollten sie in Zukunft verschiedene seiner Aussprüche noch oft genug beschäftigen.
Als die Lektion beendet war, verließ sie die Wilson-Scool mit dem Gedanken, daß der Unterricht, den sie nahm, ihr viel mehr zu geben versprach, als sie erwartet hatte.
Lanzani seinerseits hatte noch zwei Lektionen zu erteilen, bevor er Mittagspause machen durfte. Er wartete mit Sehnsucht auf den Augenblick, da er für kurze Zeit wieder sein eigener Herr sein würde und dankte Gott, als er endlich gekommen war. Stack jedoch, wie sonst, sich nach dem kleinen Wirtshaus am Graben zu begeben, in dem er und einige seiner Kollegen zu Mittag zu speisen pflegten, suchte er diesmal ein großes, in einer engen Nebengasse gelegenes, mehr von Leuten aus dem Volk besuchtes Lokal auf. Es war gedrängt voll von Menschen und überall wurde von der Mordtat gesprochen. Paula würde, wenn sie zugegen gewesen wäre, höchlichst erstaunt gewesen sein, zu bemerken, wie Signor Lanzani, der kaum drei Worte Deutsch verstand die Ohren bei dem Gespräch um sich herum spitzte.
Auch an dem langen Tisch, an dem er sich zwischen einem Dutzend Arbeitern einen Platz gesucht. war von dem Fall die Rede. Nachdem die Begebenheiten von Anfang bis zu Ende durchgehechelt waren, fragte jemand, woraus man den Schluß gezogen, daß es sich nicht um Selbstmord, sondern um Mord handelte.
„Ja, in der Nachttischschublade des Grafen soll ein Brief gelegen haben, in dem jemand ihm zuschwor, Rache an ihm zu nehmen, sofern er das ausführte, was er zu tun beabsichtigte," erwiderte ein älterer Mann.
„Und was ist das?" erkundigte sich der Vorige.
Niemand wußte es zu sagen, auch bezüglich der Person des Briefschreibers herrschte völliges Dunkel, da dem Schreiben, an dessen Kopf sich weder Datum noch irgend ein Orts- oder Straßenname befand, die Unterschrift fehlte. Doch erzählten alle, daß es in italienischer Sprache abgefaßt gewesen wäre. Seltsam erschien, daß der anonyme Briefschreiber den Grasen Welshofen mit „Du" angeredet hatte, was in der italienischen Sprache noch eine viel größere Intimität zwischen beiden voraussetzte, als es das im Deutschen getan haben würde.
„Keiner begreift, wie der Mörder in das Zimmer herein und aus demselben heraus gekommen ist," meinte einer der Männer. „Es ist ja von innen verschlossen gewesen und der Schlüssel hat darin gesteckt."
> „Hat es denn keinen zweiten Ausgang gehabt?" forschte einer.
Fortsetzung folgt.
verrelcvnlr Her vom i. viz i§. April lyii angemeiaeteii fremtkii
In den Gasthöfen
Gasth. z. gold. Adler. Barsch, Hr. Rudolf, Ulm, Kettenacker, Hr. Carl, Riedlingen, Lahr, Hr. Jakob. Kaufmann, Stuttgart, Merkle Hr. Jos., Betzenweiler, Ruß, Hr. Albert, Kaufmann, Stuttgart, Schnell, Hr. Rudolf, Kaufmann, Stuttgart.
Gasth. z. Eintracht. Buri, Hr. Wich. Monteur, Durlach, Eder, Hr. Gust. Monteur, Durlach, Hellmann Hr. Th., Durlach, Stenzel, Hr. Karl, Straßburg.
Gasth. z. Eisenbahn. Friedrich. Hr. Karl, Möbelfabrikant, Waiblingen, Oberdörfer, Hr. Fabrikant, Heidenheim, Vollmann, Hr. Hubert, Kfm., München, Merz, Hr. Emil, Villingen, Bau, Hr. Leop., Kaufmann, Ansbach, Schneider, Hr. Gottfr., Leimiß, Müller, Hr. Karl, Schwarzenberg, Werner, Hr. Berich., Monteur, Aalen, Dedermann, Hr. A., Malermeister, Aalen.
Gasth. z. alt. Linde. Ettlinger, Hr. Max, Kaufmann, Rastatt, Knurrle, Hr. Fr., Inspektor, Stuttgart, Votteler