Döader Mimik

Amtsblatt

für die Stadt Wilübad.

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Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche Freindenlisttz.

Nr. 47

Donnerstag, den 20 April 1911

47. Jahrgang.

kunOscbail.

Seine Majestät der König hat dem Ober­lehrer Göhner in Birkenfeld die Verdienstmedaille des Kronordens verliehen.

Heilbronn, 18. April. In der Nacht auf Ostersonntag ist der hier in Untersuchungshaft befindlicheGraf de Passt)" (Alias Max Schie- mangk) ausgebrochen und spurlos verschwunden. Es liegt die Vermutung nahe, daß der Hochstapler, der die Gitterstäbe durchsägt hat, von außen Hilfe zu seiner Flucht erhalten hat. Entdeckt wurde die Flucht erst am Ostersonntag früh und bis jetzt fehlt von dem Entflohenen jede Spur. Hiezu wird nun weiter gemeldet:Herr Gras hat, wie es heißt, der undankbaren Stadt im Automobil den Rücken gekehrt. S eine Freunde waren ja schon seit einiger Zeit am Werk für ihn, denn er erhielt ins Unter­suchungsgefängnis soviel Geld geschickt, daß er nicht bloß alle Opfer seiner Hochstapeleien bar und gut bezahlen konnte, sondern daß auch noch ein erkleckliches Sümmlein übrig blieb. Ein gutes Andenken ist ihm also sicher."

Biberach, 18. April. In Fischbach wurde eine Frau das Opfer ihrer Mutterliebe. Sie wollte ihr vor dem Hause auf der Straße spielendes Kind schnell auf die Seite schaffen, als ein daher­rasendes Automobil es zu überfahren drohte Dies gelang ihr auch. Dabei geriet sie aber selbst unter die Räder, die ihr über den Leib gingen. Das Automobil, in dem ein hiesiger Assistenzarzt fuhr, nahm die arme Frau auf und brachte sie sofort ins Bezirkskrankenhaus. Dort ist sie aber ihren inneren Verletzungen, vermutlich einer Verblutung, erlegen.

Freudenstadt, l5. April. Ueber den Brand des Gasthauses zur Alexanderschanze »ird noch berichtet: Der Schaden beträgt ungefähr 20000 Mark. Das Gasthaus dürfte wohl bald wieder aufgebaut werden. Die Alexanderschanze ist die erste Schanze, zu der man von Freudensladt aus gelangt, und wurde 1734 von Herzog Alexander angelegt. Sie ist ein Glied der großen Kette von Festungswerken, welche dieser Herzog in den Jahren 1734 und 1735 auf dem Schwarzwald von Neuen­bürg bis über Hornberg hinaus anlegen ließ, um alle von der Murg, Rench, Kinzig und Elsach nach dem Neckar führenden Zugänge zu sperren. Sie bestand aus drei mit einander verbundenen Redouten, die den mitten durch die Schanze führenden Weg verteidigen.

Die April-Nummer der Blätter des württ. Schwarzwaldvereins bringt anläßlich der silbernen Hochzeitsfeier des Königspaares dem hohen Pro­tektor des Vereins S. M. dem König ein vier­seitiges Widmungsblatt dar, welches auf erster Seite in geschmackvoller Umrahmung einen Schnee­schuhjünger im Bilde präsentiert, auf Seite 2 einen poetischen Waldgruß entbietet und in Seite 3 und 4 der Regierung S. M. und der Eigenart des Württembergers, insonderheit des Schwarzwälders eine Würdigung angedeihen läßt, wonach es das geschichtliche Vorrecht und Verdienst des ange­stammten Herrscherhauses ist, dieser Sonderart des württembergischen Volkes stets Schutz und Ver­ständnis entgegengebracht zu haben; aber mehr als mancher seiner Vorfahren hat es der leutselige König Wilhelm II. im Bunde mit seiner hochge­sinnten Gemahlin verstanden, dafür zu sorgen, daß der Württembergs:: sich wohl fühlen kann in der Heimat und unter seinem milden Szepler. Nicht im Walde allein zu wandern, sondern auch auf der Heide empfiehlt Hauptlehrer Mönch-- tenbach den Touristen und beschreibt die Reize der Heidewanderung zwischen Gäu und Schwarzwald. Burg und Herrschaft Sterneck in der Vergang­enheit von Hauptlehrer Huber in Tuttlingen wird

fortgesetzt und die Burgruine Obermberg bei Groß­sachsenheim beschrieben bezw. rekonstruiert. Aus dem Schwäb. Baumbuch finden Beschreibung und Abbildung die Kälberbronner Tannen und die Forche bei Obertalheim, letztere als charakteristische Art solcher Forchen, welche auf freiem Felde er­wachsen. Einem nützlichen Zwecke dient der Artikel Vogelschutzpflanzungen in Verbindung mit Nutz-, Schutz- und Zierhecken von Emil Gienapp, weshalb es wünschenswert erschien, daß der Nach­druck statt verboten, erlaubt wäre. Es folgen noch die Vereinsberichte.

Unterreichenbach. Für den Umbau des Bahnwärterhauses Posten 58 bei Dennjächl werden folgende Arbeiten vergeben: Grab-, Betonier-, Maurer-, Steinhauer- und Dachdeckerarbeit 1027 Mk., Zimmerarbeit 486 Mk., Schreiner- u. Glaser­arbeit 198 Mk., Anstricharbeit 130 Mk. Die Un­terlagen sind in Zimmer Nr. 5 der Bauinspektion Pforzheim, Luisenstraße 2, zur Einsichtnahme auf­gelegt. Angebote sind mit entsprechender Aufschrift versehen, spätestens bis Samstag, 22. April 1911, vormittags 10 Uhr, einzureichen, um welche Zeit die Oeffnung der Angebote in Gegenwart der Un­ternehmer stattfindet. Zuschlagsfrist 3 Wochen.

Schömberg, 16. April. Am gestrigen Oster­samstag beehrten Ihre Majestät die Königin und Ihre Kgl. Hoheit die Fürstin von Wied in Be­gleitung einer Hofdame das Sanatorium Schöm­berg mit Allerhöchst ihrem Besuch. Die hohen Herrschaften kamen im Auto über CalwLieben­zell gegen '/-4 Uhr mittags hierher. Sie besichtig­ten unter Führung des Chefarztes Dr. Koch das Sanatorium, zeigten für die Anstalt und ihren Betrieb großes Interesse und ließen sich alles bis ins kleinste zeigen. Vollbefriedigt und äußerst huld­voll verließen die hohen Herrschaften nach länge­rem Verweilen das Sanatorium und kehrten als­dann wieder nach Stuttgart zurück.

Eningen u. A., 15. April. Das Blumentag­komitee überreichte jeder der hiesigen Blumenver­käuferinen mit einem Schreiben des Schultheißen Hützel ein aus freiwilligen Gaben bestrittenes ein­gerahmtes Bild des Königspaares zur Erinnerung an den Blumentag und zum Gelöbnis unverbrüch­licher Liebe und Treue zum Herrscherhause.

Pforzheim, 14. April. Die Gabelsberger Stenographenvereine Badens werden am 13., 14. und 15. Mai hier ihren diesjährigen Verbandstag abhalten.

Psorzheiin, 15. April. Der mit der hiesigen zusammengebrochenen Firma Neuburger in enger Geschäftsverbindung gestandene Vertreter der mexikanischen Firma I. Weil, Kaufmann Otto Rheder in Mexiko, ist ein Opfer des großen Kon­kurses geworden. Nach Kenntnis des Zusammen­bruches des Pforzheimer Haupthauses trat bei ihm eine starke Gemütsdepression auf verbunden mit Schlaflosigkeit, diese letztere wollte er mit Morphium bekämpfet!. Eine zu groß gewählte Dosis des Betäubungsmittels scheint den Tod herbeigeführt zu haben.

Goslar, 15. April. Heute nachmittag gegen 6 Uhr brach an demKurhaus Hahnenklee", einem der größten Kurhäuser des Harzes, Großfeuer aus, das mit solcher Schnelligkeit um sich griff, daß gegen 7'/r Uhr Vas ganze dreistöckige Gebünde in Flammen stand. Um die neuerbaute dazugehörige Villa Hohenzollern" zu retten, ist dann das die beiden Hotels verbindende Gebäude niedergerissen worden. Nach einem weiteren Bericht ist das Kurhaus vollständig verloren. Ein bei der Brand­stätte als Zuschauer weilender Einwohner Goslars erlitt, ^als die ohnmächtig gewordene Frau des Besitzers des Kurhauses A. Lies aus dem Hause getragen wurde, einen Schlaganfall und starb auf der Stelle.

Oldenburg, 15. April. Eine originelle Reklameidee haben, wie derGemeinnützige" be­richtet, die Hansa-Automobilwerke in Varel-Olden­burg zur Ausführung gebracht. Bekanntlich haben die neuen Hundertmarkscheine an der linken Seite ein weißes Feld, über dessen Zweck sich mancher den Kopf zerbrochen hat. Die Hansa-Automobil­werke haben den Zweck erfaßt und die freie Fläche mit einer Reklame über ihre Fabrikate bedruckt. Mit dieser Reklame hat sie eine große Anzahl echter Hundertmarkscheine in den Verkehr gebracht. Was vorauszusehen war, traf ein, die echten Scheine wurden allgemein für unecht, für sogenannte Blüten gehalten und nun ergaben sich für ihre Besitzer die seltsamsten Zwischenfälle. Zuerst verweigerte die Reichspost, die ja anfangs die neuen Hundert­markscheine überhaupt zurückwies, die Annahme der Hansascheine; Am Stammlisch zerriß ein Herr, der seine Zweifel an der Echtheit des Scheines energisch dokumentieren wollte, die vermeintliche Blüte. Im Speisewagen des O-Zuges Wilhelms­haven-Berlin wollte ein bekannter Großindustrieller einen solchenBlauen" in Zahlung geben, wurde für einen Falschmünzer angesehen, nebst seinem Begleiter in Stendal aus dem Zuge heraus ver­haftet und nach kurzer Zeit, nachdem ein Bank­fachmann die Echtheit bestätigt, wieder freigelassen. Tatsächlich verbietet keine gesetzliche Bestimmung derartige Reklameaufdrucke Im Auslande findet man oft Banknoten, die Stempelaufdrucke, nament­lich von Hotels tragen und niemand findet etwas dabei. Auch in Deutschland muß die Reichsbank so bedruckte Noten einlösen. Daß sie es nicht gern tut, zeigt der Umstand, daß sie die Hansawerke ersucht hat, weitere bedruckte Noten nicht auszugeben. Die Hansawerke haben dem Wunsche entsprochen.

Ueber die Internationale Ausstellung für Reise- und Fremdenverkehr in Berlin wird von der amtlichen Auskunftstelle des dortigenInter­nationalen öffentl. Verkehrsbureaus" u. a. folgen­des geschrieben:Wie richtig es war, das gesamte Schwabenland in eine gemeinsame Ausstellungs­abteilung unterzubringen, zeigt sich hier ganz deut­lich. Das Publikum sucht zuerst nicht den be­stimmten Platz, nachdem es reisen will, sondern das betr. Gebiet. Erst innerhalb dieses Gebietes wird dann der Einzelne das für ihn Geeignete heraussuchen. Hier gilt die alte Erfahrung:Wer Vieles bringt, wird jedem etwas bringen". Die gemeinsame Propaganda, wie sie nun auch glück­licherweise das Schwabenland in gemeinsamen Broschüren betreibt, bedeutet nicht nur eine Er­höhung der Wirkung, sondern auch eine Ersparnis an Kraft, Zeit und Geld. Was die Ausstellung der Bilder von Freudenstadt anbelangt, so wirken diese sehr günstig; die Ausstellung von Freuden­stadt hat, wie auch ganz besonders Wildbad, einen Ehrenplatz. Die schwäbische Schwarzwälderstube wird jedem .'iusstellungsbesucher in angenehmer Erinnerung bleiben, sie bedeutet geradezu einen Ruhepunkt unter dem Vielerlei, das die Ausstellung bietet Solche Dinge wirken deshalb auch mehr, als die in allen Ecken und Winkeln verstreuten Bilder. Nach dieser Anschauung werden diejenigen Städte und Kurorte, die sich zusammenhanglos in der Ausstellung auf kleinen Plätzen zerstreut haben, keinen nachhaltigen Erfolg erringen; deshalb ist es umso erfreulicher, daß das Schwabenland als Ge­samtkomplex vertreten ist und daß die Wirkung, die von dieser Gesamtheit ausgeht, auch auf die einzelnen Untergebiete sich erstreckt.

Paris, 12. April. Heute mittag trafen hier die fünfzig deutschen Schüler und Schülerinnen ein, die die in Berlin erscheinend» ZeitungJournal d'Allmagne" zur Belohnung für ihre preisgekrönten Arbeiten nach Paris entsandt hat. Die jungen «Preisträger Hutten schon bei ihrer Abreise vom