WM Mronik
Amtsblatt
für die Klaöt Wilöbad.
Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags Bestellpreis vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg. Bei allen rvürt- teinbergischen Postanstalten und Boten im Orts- und Nachbarortsverkehr vierteljährlich 1 Mk. 16 Pfg.; außerhalb desselben 1 Wik. 20 Pfg.; hiezu 16 Pfg. Bestellgeld.
Anzeiger
für Wil'öbcrö u. Umgebung.
Die Einrücknngsgebühr
beträgt für die einspaltige Petitzeile oder deren Raum 8 Pfg., auswärts 10 Pfg., Reklamezeile 20 Pfg. Anzeigen müssen den Tag zuvor aufgegeben werden; bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.
Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatk und mährend der Saison: Amtliche Fremdenlrstq.
Sir. 11 I
Der stille Freitag mahnt schon äußerlich in evangelischen Landen die Menschen daran, daß es gilt, einmal mit dem bunten, geräuschvollen Treiben des alltäglichen Lebens innezuhalten und in die Stille der Betrachtung und Selbstbesinnung einzukehren. Beklagenswert, wer das nicht mehr vermag, wem es unheimlich zu Mute wird, wenn er sich in der Stille mit sich selbst und den Dingen beschäftigen soll, die jenseits der zerstreuenden Geschäfte des irdischen Daseins liegen. Das Leben ist ernst, und wer in seine Tiefen blickt, dem ver geht der Leichtsinn und die Lustigkeit. Aber das Leben wird auch erst dadurch wertvoll, reich und schön, daß man es ernst nimmt, nach hohen Zielen strebt und die eigenen kleinen Anliegen freudig für große Pflichten und heilige Aufgaben opfert. Inmitten der Welt des Verderbens und des Todes, der Schwachheit und der Bosheit ragt das Kreuz als das Zeichen der Liebe, die siegreich alles Dunkel und allen Fluch des Erdenschicksals überwindet und der irrenden und bangenden Menschheit den Trost des ewigen Erbarmens und den Weg zum seligen Frieden offenbart. Aeußerlich schmücken sich gar viele mit dem Zeichen des Kreuzes, ohne an seine Bedeutung sich ernsthaft zu erinnern. Möge die Feier des Karfreitags in deutschen Herzen den Entschluß neu beleben, das Kreuz sich einzuprägen zum Wahrzeichen der eigenen Lebensaufgabe, zmn Wegweiser durch alle Trübsale dieser Erde und zum Trost in allen Leiden.
kunascbau.
— Gestorben: 10. April zu Stuttgart Geh. Hofrat Dr. Oskar Königshöfer, Professor für vergleichende Augenheilkunde an der Tierärztlichen Hochschule und für Hygiene des Auges an der TechnischenHochschnle,ärztlicherLeiterderCharlotten- heilanstalt für Augenkranke, Ritter des Friedrichsordens 1. Kl., Inh. des Olgaordens, 59 I. alt.
— Der Ausschuß des Württ. Journalisten- und Schriftstellervereins hat in einer Adresse dem Königspaar zu der silbernen Hochzeit herzliche Glück- und Segenswünsche übersandt. Dem Vorsitzenden des Vereins, Redakteur Adolf Heller (Schw. Merkur), ist nunmehr aus dem Kgl. Kabinett folgendes Schreiben zugegangen: „Ich habe nicht verfehlt, die mir von Ihnen im Namen des Württ. Journalisten- m d Schriftstellervereins übergebene Adresse Ihren Königlichen Majestäten zu überreichen, die für die freundliche Teilnahme an ihrem Familienfeste und die zur heutigen Feier dargebrachten Glück- und Segenswünsche von Herzen danken lassen und bei dieser Gelegenheit den Unterzeichnern der Eingabe gerne zum Ausdruck bringen, wie freudig und wohltuend sie durch die Art und Weise berührt waren, in der die gesamte durch Sie vertretene Presse dieser Feier gedacht, und damit das Ihrige dazu beigetragen hat, den Tag zu einem festlichen und volkstümlichen zu gestalten. Indem ich Sie bitte, diesen Allerhöchsten Dank zur Kenntnis der Beteiligten zu bringen, bin ich mit der Versicherung vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebener von Soden."
Stuttgart, 10. April. Zu den bereits gemeldeten Begnadigungen, die der König anläßlich seiner silbernen Hochzeit verfügte, wird weiter bekannt, daß 40 Strafgefangenen der vom 18. April an laufende Straftest ganz oder teilweise nachgelassen wurde. Bei vier Personen, die in den neunziger Jahren wegen Mords zum Tode verurteilt und zu lebenslänglichem Zuchthaus begnadigt wurden, erfolgte der Nachlaß in der Form einer Umwandlung der lebenslänglichen in eine zeitige Zuchthausstrafe, wodurch ihnen zugleich die Wohltat der
Donnerstag, den 13. April 1911
I 47. Jahrgang.
vorläufigen Entlassung nach Verbüßung von drei Vierteilen der Strafzeit ermöglicht ist. 23 auf freiem Fuß befindlichen Verurteilten ist Nachlaß, Kürzung oder Umwandlung ihrer Strafe oder Wiedereinsetzung in die Ehrenrechte zuteil geworden. Unter denen, welchen die Strafe ganz nachgelassen wurde, befindet sich ein wegen Beleidigung und Nötigung, verübt an dem Grafen Zeppelin, zu mehrmonatiger Gefängnisstrafe Verurteilter, für den Graf Zeppelin selbst ein Gnadengesuch eingereicht hatte. — Außerdem hat das Justizministerium auf Grund der ihm erteilten Ermächtigung anläßlich des Festes eine Reihe von Gnadenakten verfügt u. a. einer größeren Zahl von Wirten, die wegen Verfehlung gegen die neuen Vorschriften des Weingesetzes über die Buchführung zu Geldstrafen verurteilt wurden, die Strafe nachgelassen.
Stuttgart, 12. April. Das Gesamtergebnis des Blumentags in Stadt und Land und von den Veranstaltungen außerhalb Württembergs beträgt annähernd 506 000 Mk. Das Ergebnis der Stadt Stuttgart, einschließlich der besonderen Veranstaltungen wie Teeabende und dergl.. ist dabei auf rund 100 000 Mk. zu veranschlagen. Das Ergebnis wird heute dem Königspaar bekannt gegeben werden.
— Das ganze Schwabenland kann stolz sein auf dieses großartige Ergebnis. Für alle Zeiten wird die Landesspende die das Königspaar nach freiem Ermessen für Wohltätigkeitszwecke verwenden wird, eine Erinnerung an das silberne Hochzeitsfest des Königspaars sein, ein rührendes Zeichen der Anhänglichkeit, Begeisterung und Treue des Schwabenvolkes.
Stuttgart, 12. April. Der Wirtsverein hat in einer Eingabe an die Regierung darum nach- gesucht, sie möge bei Verfehlungen gegen das neue Weingesetz Milde walten lassen, insbesondere aber von dem Einzug der beschlagnahmten Weine Abstand nehmen. Die Antwort der Regierung lautete dahin, sie sei, weil das Weinqesetz Reichsgesetz sei, außer Stande, Milde walten zu lassen; sie wolle aber auf dem Gnadenweg für einge- zogenen Wein bezw. beschlagnahmte Weme, die zum Essigyennwert verkauft werden sollen, den Uebererlös, abzüglich der Kosten, dem Geschädigten zukommen lassen.
Stuttgart, II. April. Den Stuttgarter Straßenbahnen ist die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer schmalspurigen elektrischen Straßenbahn von Heslach nach Kaltental erteilt worden.
Lotterie. Zu den beim Publikum beliebtesten Lotterien zählt die jedes Frühjahr wiederkehrende, anläßlich des Pferdemarktes stattfindende „Große Stuttgarter Geld- und Pferdelotterie", deren Vertrieb auch diesmal wieder der bekannten Generalagentur für Lotterien, I. Schweickert, Stuttgart, Marktstraße 6, übertragen worden ist. Auch Heuer finden die bei allen einschlägigen Geschäften erhältlichen Lose lebhaften Absatz und wer sich noch an dieser chancenreichen Lotterie mit 3031 Geld- und Pferdegewinnen und Haupttreffern von 40 000 M., 10 000 Mark usw. beteiligen will, möge sich beeilen, da nach den Losen eine sehr lebhafte Nachfrage ist und die Ziehung unter jeder Garantie bereits am 28. und 29. April stattfindet. Das Orginallos kostet 2 Mk., 6 Lose 11 Mk. 11 Lose 20 Mark. Hervorgehoben möchte noch werden, daß dies die beste aller württembergischen Lotterien ist, da solche 4000 Mk. mehr für Gewinne ausgibt wie jede andere Lotterie und 3011 nur bare Geldgewinne mit 80 000 Mk. zur Auszahlung gelangen. Zu Ostergeschenken sind diese Lose hervorragend geeignet.
Tübingen. (Schwurgericht.) Spruchliste der Geschworenen für die Sitzungen des ll. Quartals. Durch das Los wurden u. a. zur Dienstleistung gerufen: Jakob Stoll, Wirt in Simmersfeld,
Sigmund Ramm, Oberförster in Calmbach, Hermann Knödel, Kaufmann in Nagold, Karl Friedrich Kostenbader, Privatier in Calw, Jakob König, Kübler und Gemeinderat in Arnbach,'.Ludwig Schütz, Privatier in Calw, Karl Friedrich Ä-b erle, Kaufmann in Wildbad.
Brackenheim, 10. April. Die Herstellung von nahtlosen Verbindungsstücken für Rohrleitungen aus Schmiedeisen ist dem Besitzer des hiesigen Hammerwerks, Chr. Schmid, nach langjährigen Versuchen gelungen. Seit langem bemühte sich die Industrie um ein solches Verfahren, das sich mit der Zeit als dringendes Bedürfnis herausgestellt hat, namentlich für Rohrleitungen von hohem Druck, sowie zum Bau von Luftfahrzeugen usw. Durch das Verfahren von Hrn. C. Schmid, das bereits praktisch erprobt wurde und die Anerkennung erster Fachleute gefunden hat, soll eine hochwerte Qualitätsware erzeugt werden. Das kaiserliche Patentamt hat dem Erfinder ein Patent auf das Verfahren erteilt. Die Ausbeutung dieses Patentes am hiesigen Platze würde wahrscheinlich zu einer neuen Fabrik führen und für die Gemeide von großem Nutzen sein.
Freudenstadt, 8. April. Der Brand in dem Gasthof zur „Alexanderschanze" auf dem Kniebis ist gestern abend, vermutlich durch die Gasolinanlage, entstanden.Beiden! starken Nordostwind und dem ungeheuren Funkenregen wäre für den nahen Wald eine große Gefahr ausgebrochen, wenn nicht die mächtige Schneedecke einen natürlichen Schutz gebildet hätte. Der Gasthof war ganz neu, da er erst vor wenigen Jahren durch seinen jetzigen Besitzer ans Obertal gebaut worden war. Der Schaden ist groß, da fast nichts gerettet wurde.
Freudenstadt,10. April. Das Hotel „Rößle" hier ging heute pachtweise auf einen früheren Oberkellner vom Hotel Marquardt in Stuttgart über; infolgedessen wird der Besitzer desselben sein an der Lauterbader Straße gelegenes, neu erbautes Parkhotel das ganze Jahr offen halten.
— Im Stadttheater zu Heilbronn errang die Tragödie „Francesco" des Schlesiers Gustav Renner am letzten Donnerstag einen glänzenden Erfolg. Das zahlreich erschienene Publikum spendete sehr lebhaften Beifall und die Tagesblätter hoben am Tag nach der Aufführung die Bedeutung Renners gebührend hervor. Besonders gefiel die markante Darstellung der „Franeesca" durch Fräul. Gaab, einer Remolt-Schülerin, welche mit Blumen überschüttet wurde.
Heilbronn, 10. April. Ein ergötzliches Schauspiel bot sich, laut „Neckarecho", dieser Tage den Reisenden, die aus dem Bahnhof Marbach auf den Anschluß der Frühzüge warteten. In eiligerHast kam ein den besseren Kreisen angehörender Herr angerannt, um mit dem ersten Zug nach B. zu fahren. Es ist noch eine Minute Zeit und hastig wird nach der Pelerine gegriffen, um sich nach vorangegangener Erhitzung vor Erkältung zu schützen. Aber, o Malheur, der gute Mann hatte das Unterkleid seiner Frau umhangen. Durch das Gelächter der Umstehenden wurde er auf seinen Irrtum aufmerksam und hat seidem sehr peinliche Gefühle, wenn er daran denkt.
Göppingen, 6. April. Der Gemeinderat befaßte sich heute mit der Frage der Submissionsschäden und beschloß, künftig Nachofferten von der Berücksichtigung grundsätzlich auszuschließen. Er ist der Ansicht, daß damit der erste Schritt zur Gesundung des Submissionswesens getan werden kann.
— In einer längeren Nachlese zu der Fleischversorgungsdebatte im Karlsruher Stadtparlament bringt der Bad. Beob. eine Reihe recht schwerwiegender Mitteilungen, die dartun sollen, daß der Viehhandel in auffälliger Weise die Preise in die