Aus dev Sitzung der Gemeinvekollegier»

vom 11. März d. Js.

Ueber die Verhandlungen der bürgerlichen Kollegien wegen Erbauung eines neuen Schul­gebäudes wurde schon berichtet.

Dem Gesuch des Schutzmanns Gutbub um Enthebung von seinem Dienste als Schutzmann wegen hohen Alters wird entsprochen. Gutbub befindet sich seit 35 Jahren in städtischen Diensten und hat sich stets vorwurfsfrei geführt. Es wird deshalb dem Vorschlag des Vorsitzenden entsprechend beschlossen, den Gutbub bis auf Weiteres noch als Anlagenwärter im Sommerberg während der Badesaison zu verwenden und ihm für diese Funktion einen jährlichen Gehalt von 500 Mk. auszusetzen.

Die Anstellung eines zweiten Anlagenwärters für die Spazierwege im Sommerberg hat sich nämlich längst als notwendig erwiesen. An Stelle Gutbubs ist ein neuer Schutzmann anzustellen und zwar sind die Gemeindekollegien diesmal an die Wahl eines Militäranwärters gebunden, da nach dem Reichsgesetz vom 31. Mai 1906 betr. die Versorgung der Unterklassen des Reichsheeres zwei Drittel der Schutzmannstellen mit Militäranwärtern zu besetzen sind. Aus der Mitte der Kollegien wird die An­frage gestellt, ob diese reichsgesetzlichen Bestimmungen nicht in irgend einer Weise umgangen und die Stellen doch mit hiesigen Einwohnern besetzt werden könnten. Der in der Sitzung anwesende Herr Oberamtmann Hornung und der Stadtvorstand weisen aber auf die klaren gesetzlichen Bestimmungen hin, nach welchen dies unzulässig ist; eine Besetzung entgegen diesen Vorschriften mit einem Nichtmilitär­anwärter würde von den Vorgesetzten Behörden wieder aufgehoben werden. Es wird hierauf be­schlossen, die Stelle mit einem der Bewerber aus Militäranwärterkreisen zu besetzen, sobald über dessen Persönlichkeiten noch weitere Erkundigungen eingezogen sein werden. Die Funktionen eines Wachtmeisters der Schutzmannschaft werden bis

auf Weiteres probeweise dem Schutzmann H o r k-^ mehrerer Straßenlaternen m he im er übertragen und ihm für Wahrnehmung, bis Weiteres zurückgestellt.

beschlossen, den Ankauf desselben um 9200 Mark zu genehmigen.

Ein Abkommen mit dem Kgl. Forstamt Calm­bach wegen Ueberlassung eines an den städtischen Schuttablagerungsplatz im Umrank angrenzenden Stücks zur Erweiterung dieses Platzes wird von den Gemeindekollegien gutgeheißen, zugleich wird die käufliche Erwerbung der Parzelle Nr. 684 der Baddiener Schmid We. um 320 Mk. zur Arron­dierung des Besitzes der Stadt beim Schuttab­lagerungsplatze genehmigt. Die nunmehr eine Gesamtfläche von 1 du 38 ar 28 gm ausmachenden Wiesen bei dem genannten Platze sollen noch dieses Frühjahr mit Wald angepflanzt werden. Hiedurch soll einerseits der häßliche Anblick des Schuttab­lagerungsplatzes gegen die Staatsstraße verdeckt, andererseits ein weiterer Ersatz für die durch die Bergbahnanlage im Sommerberg weggefallenen ^ Waldflächen am städtischen Waldbesitze geschaffen! werden. Der Umstand, daß für die Wiesen beim Umrank von Jahr zu Jahr geringere Pachtzinse erzielt werden, war für die Kollegien bei dem Beschlüsse mitbestimmend.

Das Gesuch der neuen Besitzerin der ^lhlands- höhe, der Ortskrankenkasse Zuffenhausen, um Her­stellung einer elektrischen Stromleitung bis zu ihrem Anwesen wird abgelehnt, da die auf 4000 Mark geschätzten Herstellungskosten in keinem Verhältnis zu dem zu erwartenden wirtschaftlichen Nutzen stehen.

Infolge eines Gesuchs des Besitzers des Hotel Stolzenfels G. Rometsch hier um baldige Aus­führung der Staffelstraße bis zum Stichweg, dem Garten der Herrnhilfe entlang, wird beschlossen, die Herstellung dieses Staffelwegs dann in nähere Erwägung zu ziehen, sobald sich die Anlieger und Interessenten zur Tragung von mindestens ^stel der auf 6800 Mk. geschätzten Herstellungskosten des Wegs verpflichten.

Das Gesuch der Anlieger der Hohenlohestraße um Herstellung einer Gasleitung und Anbringung

dieser Straße wird

dieser Geschäfte eine Gehaltszulage von 50 Mk. ausgesetzt.

Die Kosten der mit Abhaltung des Blumen­verkaufstages am 8. April d. Js. verknüpften Ver­anstaltungen werden aus der Stadtkasse verwilligt.

Badbesitzer Karl Schmid bittet um Herstellung einer elektrischen Stromleitung bis in die Nähe seiner neuerbauten Villa an der künftigen Park­straße. Bei Verwendung von vorhandenen, nur zu versetzenden Leitungsmasten beziffern sich die Herstellungskosten auf 200 Mk. Es wird beschlossen, dem Gesuch zu entsprechen.

AuS der Sitzung vom SS. März ds Js

Der Einbau eines 100 k8 Elektromotors und eines stärkeren Stirnräderpaares in das Triebwerk der Bergbahn und die Vergebung dieier Arbeiten an die Maschinenfabrik Eßlingen um die Vor­anschlagssumme von 5600 Mk. werden genehmigt. Durch den Einbau des 100 ?8 Motors und des Stirnräderpaares erhält die Bergbahn die für die Sicherheit ihres Betriebs längst erforderlichen

Es folgen Bausachen, Schätzungen und ver­schiedene kleinere Ge genstände .

Wildbad, 1. April. Ein Orgelkonzert, veranstaltet von dem erblindeten Orgel-Virtuosen Heinrich Hartung und seiner Tochter Frau Anna Pluschkell-Hartung aus Eschwege, findet am Kar­freitag den 14. April, abends 8 Uhr, in der evang. Kirche hier statt. Ueber ein voll den Künstlern in Memmingen veranstaltetes Konzert bringt die dortige Zeitung folgende schmeichelhafte Kritik: Das Programm wies Namen von bestem Klang auf und versprach dadurch im voraus einen hohen künstlerischen Genuß Die gesamten Erwartungen wurden auch nicht getäuscht. Altmeister Bach fand in dem Künstler einen feinsinnigen Interpreten. Die Durchführung der Werke war klar und durch­sichtig und bewahrte auch an den Stellen, wo das vorgeschriebene rasche Tempo hohe Anforderungen an die Geläufigkeit und Gewandtheit des Spielers setzt, durchweg Sauberkeit und Reinheit des Vor­trages. Neben Kompositionen von Behrens und Gäbler, in welchen Herr Hartung seiner staunens

, Su^erch wird die Möglichkeit w^ten Vertrautheit mit der Orgel alle Ehre machte, geschaffen, die Fahrgeschwindigkeit der Bahn von Machte der Künstler eine eigene Komposition:

1,50 Meter auf 2 Meter pro Sekunde zu erhöhen, ^Durchführung zu dem Choral: Was Gott tut

wodurch ihre Leistungsfähigkeit beträchtlich gesteigert wohlgetan." Die Sängerin gewann sich

werden wird. Die Einrichtung emer elektrischen h^rch ihren edlen Vortrag die Herzen in steigendem Beleuchtung der Bergbahnwagen mit emem Auf- M^e. Frau Pluschkell-Hartung verfügt übereine wand von 1140 Mk. wird ebenfalls genehmigt. § klangreiche weittragende Stimme. Ihr volles, in Die Aufzüge, Wind-und Transporteinrichtungen den mittleren und tiefen Lagen besonders wohl- im Schlachthaus sind veraltet und sollen durch klingendes Organ kam schon bei der zweiten Ge- eine neue modernere Einrichtung ersetzt werden. ^ sangsnummer zu schöner Geltung; es war die Nach dem Angebot der Maschinenbau-Aktiengesell-^Pfingstkandate von Bach die sie in höchst dankens- schüft in Cassel, welche die Transporteinrichtungen werter Weise zu Gehör brachte. Auch die anderen im neuen Schlachthaus in Stuttgart geliefert hat, l Gesänge legten von dem Können der Sängerin betragen die Herstellungskosten 4787 Mk. Da sich! ein treffliches Zeugnis ab. Rühmend hervorzu- die in der Sitzung anwesenden hiesigen Metzger-j heben sei noch die vorzügliche Textaussprache." meister einstimmig für die Notwendigkeit neuer Näheres siehe Inserat.

Transporteinrichtungen aussprechen, werden solche s) Wildbad, 1.April.(KinematographUnion.) zur Ausführung genehmigt. Das für morgen Sonntag aufgestellte Programm

Um den künftigen Neubau eines Volksschul- ist ein^in allen Teilen Schönes, Unterhaltendes nnd

gebäudes auf Parz. 861 auf der Südseite frei zu halten, die Möglichkeit eines Anbaues weiterer Schulräume gegen diese Seite zu sichern und um die Herstellung einer Zufahrt vom Kappelberg her zu dem Neubau zu ermöglichen, erscheint es wünschenswert, daß die Stadt die nebenanliegende Parzelle Nr. 860 23 a 19 gm Acker des Georg Rath, Villenbesitzers hier käuflich erwirbt Der Besitzer hat das Grundstück der Stadt um 9200 Mark zum Kauf angeboten. Weitere auf eine Reduzierung des Kaufpreises hinzielende Verhand­lungen blieben erfolglos. Nachdem sich die Ge­meindekollegien aus den Erklärungen des Vor­sitzenden, des Stadtbaumeisters und des Bürger­ausschußmitglieds W. Krauß überzeugt hatten, daß die Erwerbung des Grundstücks im Interesse der Stadtgemeinde liegt, wird vom Gemeinderat mit 6 gegen 3 und vom Bürgerausschuß einstimmig

Belehrendes zu nennen. Vor allem wird das Lebensdrama einesAlten Leuchtturmwäch­ters" der in seinem Leben schoMo harten Kampf, nicht nur mit den Meereswogen, sondern auch mit den Wogen des Lebens ausgefochten hat, großen Anklang finden. Aber auch ,die andern Stücke: EdlerAbenteurer" undZerbrocheneGeige", beides rührende Dramen, sowie die humorvollen Stücke Naukes Neujahrsfest" undWir wollen zusammen sterben" werden dem erstgenannten Drama würdig zur Seite stehen- Für Naturfreunde sind die beiden StückeDie Ufer der Moskwa" undBüffelrennen" engagiert. DieGaumont-Woche" führt uns wie gewöhnlich die neuesten Begebenheiten des Weltballs vor Augen. Alles in Allem wieder ein deutlicher Beweis dafür, daß es sich der Besitzer, Herr I. Krimmel angelegen sein läßt, dem Publikum stets Neues und Interessantes zu bieten.

Unter-kattenöes

Jur Köhe.

Erzählung von Elsbeth Borchart.

(Forts.) (Nachdruck verboten)

Sollte er nun den gefahrvollen Weg zur Höhe umsonst getan, sich die Hände umsonst blutig ge­rissen haben, und sollte ihm das Edelweiß ewig unerreichtbar bleiben?

Noch ein letztes gab es. Er wollte ihr schreiben und ein offenes Bekenntnis ablegen:Die Ver­leumdung ist stärker als die Tatsachen ich habe gefehlt, als ich dich noch nicht kannte deine Reinheit aber hat mich entsühnt. Ich habe Car- lotta in Brunnen getroffen und sie nach Mailand zu ihrer Mutter gebracht habe jegliche Bande mit ihr zerschnitten und Bin auf Reisen gegangen. Das war meine Sühne, die ich mir selbst aufer­legte, ebenso mein Schweigen. Ehe ich nicht das letzte Hindernis, das mir auf dem Wege zu deiner Höhe entgegenstand, beseitigt hatte durfte ich dich nicht wieder sehen. Nun aber steht nichts mehr zwischen dir und mir frei und offen kann ich dir ins Auge blicken verschließe mir dein Herz nicht länger."

Dieser Brief kam uneröffnet zurück.

Da packte ihn Verzweiflung und Zorn. Allen Hindernissen zum Trotz oben bleiben, sich nicht vom Schicksal nnd von der kleiuen Hand einer Frau knechten und unterjochen lassen I

Auf diese Zeit des geistigen Elends, der see­lischen Niedergeschlagenheit, der wilden Gährung folgte die Klärung und das Reifen der Kraft in dem Manne, der sich nach Arbeit und Tüchtigkeit gesehnt hatte.

Er richtete sich ein Atelier ein und fing zu malen an. Große Ideale waren es, die seinen Geist beschäftigten und die er auf der Leinwand zu verkörpern suchte.

Unter diesem glutvollen Schaffen vergaß er Zeit und Leid und erkannte darum zum erstenmale den Segen, der in der Arbeit ruht. In Reichtum und Wohlleben gedeiht die Kunst nicht erst Not und Elend, geistiger oder körperlicher Art, bringt sie zur Blütte.

Berlin, die Großstadt, die ihm vordem nur Vergnügen und Zerstreuung geboten hatte, schien ihm jetzt ein anderes Gepräge zu tragen. Aus dem regen Leben las er nur eins heraus: Arbeit I Berlin, die Stadt der Arbeit I Gesegnet seist du, die du den Menschen das Köstlichste des Le­bens gibst!

Unterdessen saß auch Jsa bei ihrer Arbeit und suchte Vergessenheit und Trost darin.

Wie fern sie auch von einander waren, eine wie tiefe Kluft auch Jsas Stolz zwischen ihnen auf­baute, ihre Gedanken flogen doch hinüber und her­über, und ihre Seelen hielten sich umschlungen.

17.

Meine liebe junge Kollegin!

Wollen Sie denn gar nichts mehr von ihrer alten Freundin wissen? Nimmt Sie Ihr neues Werk derart in Anspruch oder was ist es sonst, was Sie mir fern hält?"

So schrieb Frau Arnolg eines Tages an Jsa, nachdem wieder vier Wochen ins Land gegangen waren, ohne daß diese auch nur mit einem Schritt ihre Wohnung betreten hätte. Jsa hatte sich ans ihre wiederholten freundlichen Einladungen stets schriftlich mit irgend einem annehmbaren Grunde entschuldigt.

Heute aber gibt es keinen Dispens," schrieb Frau Arnold weiter.Ich erwarte auch einen für Sie lieben Besuch, Ihre ehemalige Schülerin jetzige Frau Clemenz, durch die wir uns beide kennen lernten und außerdem doch ich will nicht aus der Schule schwatzen Sie sollen überrascht werden. Wie ich zu dieser neuen Bekanntschaft gekommen bin, erzähle ich Ihnen später. Es geht manchmal merkwürdig in der Welt zu."

Diese Aufforderung konnte Jsa nicht ablehnen und. sie wollte es auch nicht. Die Gegenwart von Frau Clemenz bot ihr eine Sicherheit, daß Frau Arnold nicht wieder die alten Geschichten Hervor­bringen würde. Wer der andere Besuch war, blieb ihr vollständig gleichgiltig. Frau Arnold hatte in dieser Beziehung oft eine Ueberraschnng gehabt, die meistenteils in irgend einer literarischen Größe, deren sie habhaft geworden war, bestand.

So machte sich Jsa leichten Herzens auf den Weg.

Im Entree empfing sie Frau Arnold mit ge­heimnisvoller Miene.

Kommen Sie nur herein. Kleines. Frau Clemenz erwartet sie schon mit Ungeduld, doch die bewußte andere ist noch nicht anwesend."

Jsa lächelte.

Ich bin wirklich gespannt, welche neue Er­rungenschaft Sie wieder gemacht haben."

Gelt, Kleines? Doch diesmal werden Sie staunen."