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Amtsblatt

für die Stadt Wit'öbad,

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Anzeiger

für- Wil'öbaö u. Umgebung.

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Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenlisty.

Nr- 29

kuMcbau.

Seine Majestät der König hat den Amts­gerichtssekretär Preyß in Stuttgart seinem Ansuchen gemäß an das Amtsgericht Neuenbürg versetzt.

Stuttgarts. März. Dem geschäftsführenden Landesausschuß zur Veranstaltung des Blumentags aus Anlaß der Silbernen Hochzeit des Königspaares sind eine Reihe von Vorschlägen für eine möglichst reiche Gestaltung des Verkaufs zugegangen. Als besonders wünschenswert für das Land und die kleineren Landorte wird bezeichnet, daß durch Geist­liche und Lehrer auf dem ihnen zugänglichen Wege das richtige Verständnis namentlich auch bei der Jugend geweckt und verbreitet wird. Im ganzen Land werden mehr als 10 000 Verkäuferinnen zur Verfügung stehen. Bei der Landeskassenstelle des Blumentags, dem Bankhaus Doertenbach u. C. in Stuttgart sind bereits die ersten Erträgnisse ein­gegangen, darunter 7000 Mk. vom Tübinger Blumentag.

Stuttgart, 7. März. Der Bürgerverein der unteren Stadt und der Vorstadt Berg hielt gestern abend unter dem Vorsitz des Komm.Rat Rüstige eine gut besuchte Monatsversammlung, in der Prof. Hoffmann über einesehr wichtige, bis jetzt in Stuttgart nicht beachtete Verbesserung der Wnsserqualität" sprach. Nach einem kurzen Ueberblick über die Wasserverhältnisse im allgemeinen und den Reichtum an vorzüglichem Quellwasser in Stuttgart, wo allein 90 Quellen ge­faßt sind, die die Quellwasserleitung bilden, kam der Redner auf das verdienstvolle Wirken Chmanns und seine großen Werke, Neckarwasser­werk und Albwasserrversorgung zu sprechen. Be­züglich der Wasserreinigung habe er aber Neues mitzuteilen, das in anderen Orten viel Beachtung gefunden habe, hier aber zu Unrecht nicht gewürdigt worden sei. Die Firma Siemens u. Halske habe ein Verfahren der Ozonisierungides Wassers erfunden, ebenso auch eine Pariser Gesellschaft und diese beiden Verfahren seien nun zu einem System ver­einigt, das in Petersburg Anwendung gefunden habe und dort zu außerordentlicher Zufriedenheit arbeite. Der Vortragende behandelte sodann in längeren Ausführungen die bisherigen Wasserver- hültnisse in Stuttgart. Das durch Sand und Kies filtrierte Neckarwasser werde nicht so gereinigt, daß es als gutes gesundheitlich einwandfreies Wasser zu bezeichnen wäre. Jetzt seien wohl drei große Projekte der Wasserversorgung ausgearbeitet, die aber sehr hohe Kosten verursachen würden. Das Schwarzwaldprojekt werde 12, das Jllertalprojekt (Langenau) 20 und das BodenseeProjekt 30 Mill. Markkosten. DasSchwarzwaldprojektscheide bereits jetzt aus und auch das Bodenseeprojekt habe keine rechten Freunde gefunden. Beim Jller­talprojekt sei die finanzielle Frage sehr verwickelt und seine Ausführung werde erst in 10 Jahren der Landeshauptstadt Quellwasser zuführen können. Dieser Zustand habe den Redner veranlaßt, die Frage der Ozonisierung des Neckars auf­zuwerfen. Auch in Wiesbaden sei das Verfahren mit großem Erfolg zur Anwendung gelangt. Das Ozon sei eine besondere Art des Sauerstoffs, das die lebenden Mikroben ansteckender Art wie beim Typhus, Ruhr und Cholera zerstöre. Außer in den genannten Städten seien auch in Paris, Florenz, Chemnitz und Paderborn sehr, zufriedenstellende Zustände mit der Ozonisierung geschaffen worden. Bei einer Tagesleistung von 60 000 ebm (Stuttgart gebrauche in 10 Jahren etwa nur den 3. Teil dieses Quantums) belaufen sich die Gesamtkosten der Anlage auf 1 339 000 Mark, die Betriebskosten! betragen auf 1 obm etwas mehr als 1 Pfg. So! sei diese wichtige Frage wohl wert, einer reiflichen i Prüfung unterzogen zu werden. Die Vesammlung >

Donnerstag, den 9. März 1911

: nahm eine Entschließung an, nach der eine Eingabe an die Stadtverwaltung zu richten ist, in jder die technischen Behörden ersucht werden, Versuche.darüber anzustellen, ob mit der Ozonisierung des Neckar­wassers ein baldiger Vorteil für die Wasserversorgung Stuttgarts erreicht werden kann.

Stuttgart 5. März Zur Besichtigung des Heims für Gasthofgehilfinnen in der Rotebühlstraße 79 waren gestern nachmittag die Vertreter der Presse geladen. Das neue Heim in prächtiger Lage am Feuersee wurde durch die Architekten Klatte und Weigle vollständig umgebaut, teilweise erweitert und neu ausgestattet. Das Erdgeschoß enthält einen Laden des Konsumvereins und ein alkoholfreies Cafe des Stuttgarter Kaffeehausvereins. Der ganze erste Stock bildet Geschäftslokale des Schiedsge­richts für Arbeiterversicherung. Die übrigen Stock­werke dienen in der Hauptsache dem Heim für Gasthofgehilfinnen. An einem geräumigen, freund­lichen Flur liegen im 2. Stock schöne Wohn-, Speise- und Bureauräume. Einige Logierzimmer für durchreisende Kellnerinnen mit sehr geschmack­voller Ausstattung im Kabinensystem schließen sich an. Eine Helle praktische Küche mit Speisekammer und Veranda ermöglicht einen flotten Wirtschasts- betrieb. Der 3. Stock zeigt die gleiche Ausstat­tung wie der zweite, es sind eine Anzahl Einzel­zimmer und mehrere Kabinenzimmer mit 34 Betten vorhanden. Ferner enthält dieser Stock Sekretariat, Bad und Putzraum. Im Unterge­schoß sind geräumige Keller und Vorratsräume, modern eingerichtete Waschküche und Bügelzimmer, Trockenraum und die Zentralheizung untergebracht. Das ganze Haus ist mit Warmwasserheizung ver­sehen. Die Arbeit im Heim ist von besonderer Art; für die tagsüber in Restaurationen beschäf­tigten Kellnerinnen soll das Haus kein Wirtshaus sein, sondern es soll teils einen Heim-, teils einen Hospizcharakter tragen. Im Anschluß an das Heim besteht die Fürsorge für die Kellnerinnen auf dem Volksfest in Cannstatt. Auch ging von Stuttgart die Anregung in andere Städte aus, es entstanden ähnliche Heime in Dresden, Straßburg und München, ferner richtete man in verschiedenen Städten Aus­kunftsstellen ein. Der jneugegründete Zentralver­band für Gasthofgehilfinnen für ganz Deutschland wurde auf Aufforderung des Ministeriums des Innern durch den Stuttgarter Verein ins Leben gerufen. Der Verband bezweckt eine sittliche, moralische und praktische Verbesserung der Ge­setze. Frau O. Duvernoy, die Vorsitzende des Vereins zur Fürsorge für Gasthofgehilfinnen, ist in erster Linie die Errichtung des neuen Heims zu danken und ihre mit hingehendstem Eifer betätigte Fürsorge für die Gasthofgehilfinnen verdient An­erkennung und Nachahmung, da in dieser Bezieh­ung in der Tat etwas Mustergültiges in Stutt­gart geschaffen worden ist.

Auf Gesuche von Verurteilten in den Straf­prozessen wegen Vergehens gegen das Weingesetz die Strafe der Einziehung der Weine zu erlassen und die Aufbrauchung im eigenen Haushalt zu ge­statten hat das Justizministerium in einem neuesten Erlaß bekannt gegeben, daß eine Milder­ung der allerdings harten Maßregel der Einziehung der Weine im Wege der Gnade nicht erfolgen könne und der reichsgesetzlichen Bestimmung gemäß die> Weine zum Verkauf gebracht werden müssen; Vorbehalten hat sich das Ministerium, von den einzelnen Erlösen den Verurteilten einen gewissen Teil im Gnadenweg zuzubilligen.

Stuttgart, 6. März. Eines ungewöhnlich starken Mitglieder^uwachses hatte sich im Jahre 1910 der Württ«Bäckermnungsverband zu erfreuen. Dem Verband sind nicht weniger als 22 Innungen mit ! rund 1100 Mitgliedern beigetreten. Darunter sind Q2 neugegründete Freie Innungen. Heute zählt

47. Jahrgang.

der Verband 17 Zwangs- und 43 Freie Innungen mit 3327 Mitgliedern. Nur 4 Innungen und 3 Freie Vereinigungen stehen noch außerhalb des Verbandes, 10 Oberamtsbezirke, wovon 6 im Handwerkskammerbezirk Ulm, sind noch nicht organi­siert. Der württembergische Verband ist ein Glied des Zentralverbandes Deutscher Bäckerinnungen Germania" der mit gegen 70 000 Mitglieder» in mehr als 1300 Innungen der größte Hand werker-Berufsverband ist.

Stuttgart, 6. März. Zur Lohnbewegung in der Holzindustrie verlautet, daß eine Versamm­lung der hiesigen Möbelarbeiter in ihrer Mehrheit dem neuen Vertragsentwurf zugestimmt hat, der für die Möbelarbeiter eine sofortige Erhöhung des Mindestlohnes um 3 Pfg. bringt. Der neue Ver­trag wird am 9. März in Kraft treten und hat bis 15. Februar 1915 Gültigkeit.

Eine in Tübingen abgehaltene national­liberale Versammlung nahm folgenden Beschluß an: Die deutsche (nationalliberale) Partei Tübingen hält ein Zusammengehen der beiden Parteien bei den bevorstehenden Reichstagswahlen im ganzen Land für notwendig und ist deshalb bereit, den volksparteilichen Kandidaten v. Payer im 6. Wahl­kreis mit allem Nachdruck zu unterstützen. Die Partei fordert aber die Beilegung der Differenzen im 14. (Ulmer) Wahlkreis durch Zurückziehung der vollsparteilichen Sonderkandidatur, einmal in der Befürchtung, daß jede gegenseitige Bekämpfung der beiden Parteien, und sei es auch nur in einem Wahlkreis, die Stoßkraft des vereinigten liberalen Bürgertums beeinträchtigen und die Durchführung des Abkommens im ganzen Lande ernstlich gefährden würde. Sodann, weil die Vermeidung zweier liberaler Kandidaturen im Ulmer Wahlkreis allein einen Sieg der liberalen Sache ermöglicht, da sonst die Gefahr besteht, daß Bund der Landwirte und Zentrum sich schon für den ersten Wahlgang einigen und dann berde liberale Parteien bei der Stichwahl ausfallen. Als verzichtender Teil kommt allein die Volkspartei in Betracht, da sie bei der Verteilung der anderen Wahlkreise unbestrittenermaßen den Löwenanteil davongetrageu hat, somit es für sie eine Pflicht des politischen Anstandes ist, hier Einräumungen zu machen. Außerdem entspricht ein solcher Verzicht der Forderung billiger Gegen­leistung, da die nationalliberale Partei bei den beiden letzten Wahlen im Kreise Ulm für den volksparteilichen Kandidaten im Interesse der liberalen Sache auf die ihr zugesicherte eigene Kandidatur verzichtet hat. Die Kandidatur Payer und Haußmann, ja eigentlich alle Sitze der Volks­partei in Württemberg, sind gefährdet, wenn die nationalliberale Partei das Abkommen zu lösen gezwungen wird.

Calw, 7. März. Im vorigen Jahr hatte der Nagoldturngau eine Turnfahrt mit einem Kriegs­spiel, das mit der Besetzung der Burgruine Zavel- stein seinen Abschluß fand, veranstaltet. Auch in diesem Jahr und zwar am nächsten Sonntag findet wieder eine solche Hebung statt. Als Marsch­ziel und Angriffsobjekt ist die Burg Hohen-Nagold ausersehen. Der Turngau wird in 2 Teile geteilt, der obere Teil, die weiße Partei, wird die Burg gegen feindliche Angriffe verteidigen, der untere Teil, die rote Partei, wird unter Führung von Gauturnwart Fr. Psrommer die feindlich besetzie Burg zu erobern suchen.

Reutlingen, 7. März. Bei den während der letzten Monate vor der Handwerkskammer Reutlingen stattgehabten Meisterprüfungen haben von 128 Kandidaten 121 die Prüfung be­standen und sich damit das Recht zur Führung des Meistertitels und zur Anleitung von Lehrlingen erworben. Auf die einzelnen Berufe verteilen sich die Prüflinge folgendermaßen: 17 Bücken, 1 Bier-