Pforzheim, 2. März. Für 25jährige Dienstleistung im Rothschild'schen Kinderhospital in Ber für Mer Departement Pas de Calais wurde Fräulein Lina Schlesinger aus Pforzheim z. Zt. Sous- Direktrice, durch die Verleihung der akademischen Palmen (runder silberner Palmenkranz an violetter Schleife) ausgezeichnet. Eine seltene Dekoration für eine Ausländerin.
Pforzheim, 5. März. In der von nahe an 500 Mitgliedern besuchte Generalversammlung des hiesigen Konsumvereins e. G. m. b. H. wurde aus Antrag des Aussichtsrats beschlossen, in der Bäckerei den Nachtbetrieb abzuschaffen und ausschließlich Tagesarbeit einzuführen. Der Beschluß wurde dadurch herbeigeführt, daß das Oberlandesgericht in Karlsruhe in der Klage eines Anstößers auf Beseitigung des durch die Nachtarbeit verursachten schläfstörenden Geräuschs den Konsumverein verurteilte, Abhilfe zu schaffen, was sich schwer durchführen ließe.
Pforzheim, 4. März. Einen Fastnachtsscherz mit üblen Folgen leistete sich am Fastnachtsdienstag ein maskierter Junge, indem er einem 17jährigen nichtmaskierten Mädchen mit einer Nähnadel ein Plakat auf den Rücken heftete. Das Mädchen eilte, von heftigen Schmerzen gequält, sofort nach Hause. Aerztliche Hilfe war bald zur Stelle; aber 2 Aerzten gelang es nicht, die unter die Haut gedrungene Nadel zu entfernen. Die im Krankenhaus vorgenommene Untersuchung mit Röntgenstrahlen ermöglichte es erst, durch einen Einschnitt den Fremdkörper zu entfernen. Das Mädchen ist bis heute noch nicht arbeitsfähig. Von dem frechen Täter hat man noch keine Spur. !
Pforzheim, 2. März. In der „Sonne"! trug der Wirt Sommer den Zigarrenhändler Pfälzer,! einen etwa 50jährigen schweren Mann, aus Scherz ! zur Tür hinaus. Dabei stieß Pfälzer mit dem Kopf an ein eisernes Geländer und verletzte sich. Der zugezogene Arzt erklärte zwar die Wunde für ungefährlich, aber es trat Kopfweh hinzu und nachI sechs Tagen starb Pfälzer. Er hinterläßt Familie. >
— Der Verkauf der Kalizeche „Amelie" unweit Mühlhausen i E. an die Kaligruppe der Deutschen' Bank wird die runde Summe von 7'/2 Millionen I Mark an Wertzuwachssteuer bringen. Zu 4 Millionen ist wie die „Milpol, Korrespondent" berichtet, etwa vor Jahresfrist die Zeche gegründet worden! jetzt hat sie zu 29- Millionen Mark den Besitzer gewechselt. Es kommt der höchste Steuersatz von 30°/». ohne jeden Abzug, zur Erhebung.
— Ueber die Betätigung des Handwerksmeisters im Kampfe gegen die Schundliteratur lesen wir im „Mühlh. Tagbl.": Den Freund und Förderer eines an Körper und Seele gesunden Volkes muß das sich zur Zeit bemerkbar machende Streben zur Unterdrückung der Schundliteratur mit Freuden erfüllen. Da muß denn auch der Handwerker, wenn es sich in dem Streben in erster Linie um die Kinder des Mittel- und Arbeiterstandes handelt, gern sein Scherflein dazu beitragen, daß auch sein Nachwuchs gesund an Körper und Geist erhalten bleibt. Und da kann ein rechter Meister viel Gutes leisten. Wer wüßte denn nicht aus Erfahrung, daß auch die Handwerkslehrlinge, wie alle Buben in diesem Alter, sich oft mit leidenschaftlichem Eifer auf die Lektüre werfen. Daß sie dabei keine allzugenaue Wahl treffen, kann ein aufmerksamer Beobachter des alltäglichen Treibens auf der Straße usw. leicht feststellen. Wie oft muß man nicht Lehrlinge treffen, die auf dem Hin- und Herweg zur Fortbildungsschule, bei der Besorgung von Aufträgen usw. in das Lesen eines Buches vertieft sind? Ein Blick in diese Bücher belehrt uns, daß es meist ganz gewöhnliche Schundliteratur ist, 'der ^ sich der Junge hingibt. Wir sind sicher, daß solche i leidenschaftliche Leser selbst in der Werkstatt, wenn sie sich unbeachtet wissen, sich dem Lesen hingeben' und dabei ihre Arbeit versäumen. Daß die Schauerromane den jugendlichen Geist von der eigentlichen Beschäftigung ablenken und ihn gedankenlos in die Welt hineinwursteln lassen, braucht wohl kaum näher hervorgehobeu zu werden. Ich glaube darum nickt, fehlzugehen, wenn ich behaupte, daß die Zerstreutheit und die schwere Auffassungsgabe mancher Lehrlinge mit eine der vielen Folgen der Schundliteratur sind. Möge darum jeder Lehrmeister ein besonders wachsames Auge auf die Lektüre seiner ihm anvertrauten Lehrlinge haben I Er leistet, wenn er den Lesehunger seines Lehrlings in richtige und gute Bahnen leitet, diesem für sein ganzes Leben einen großen Dienst und verschafft sich selbst einen aufmerksamen lernbegierigen Lehrling.
— Die Arnsberger Gewerbebank, eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, ist, wie ein Privattelegramm meldet, offenbar infolge leichtsinniger Kreditgewährung in Zahlungsschwierigkeiten geraten. Bei 650000 Mk. Anteilkapital und 200000 Mk. Rücklagen wurden allein einer Firma 600000 Mk. Kredit gewährt. Die Hohe der gesamten Verluste des Unternehmens, dessen
Gläubiger scharenweise kommen, um ihr Geld abzuheben, steht noch nicht fest. Eine auf den 8. März einberufene Versammlung der Genossen soll über die Liquidation der Bank beschließen. Die Mitglieder des Aussichtsrats der Arnsberger Gewerbebank erlassen eine Erklärung, wonach der Kredit in Höhe von 600000 Mk-, der einer Firma gewährt worden sei, 400 0000 Mk. mehr als die Deckung ausmache.
— Aus Herstal bei Lüttich meldet man eine seltsame Geschichte von Hundetreue. Seit drei Wochen irrte ein großer Schäferhund dem Kanal entlang. Der Polizei fiel das auf; sie beobachtete das Tier genau, konnte aber nicht feststellen, was der Hund wollte. Nach vieler Mühe gelang es zwei Polizisten, den Hund einzufangen. Als man ihn dann an einer Leine den Kanal auf- und abführte, hielt er an einer Stelle an, wo ein Sack dicht am Ufer aus dem Wasser ragte. Man öffnete den Sack und fand darin eine menschliche Leiche. Da der Hund unbekannt ist, nimmt man an, daß es sich hier um eine Mordtat handelt, die endlich nach Wochen durch einen seinem Herrn bis über den Tod hinaus treuen Hund entdeckt worden ist.
Köln, 23. Febr. Die fürstliche Familie zu Wied beabsichtigt ihren großen Grundbesitz in Holland und zwar bei Wassenaer zu verkaufen. Es handelt sich um ein Areal von ca. 1000 Hektar. Der Kaufpreis beträgt 7 Millionen Mark. An dem Kauf sind mehrere holländ. Großfirmen der Gärtnerei beteiligt.
München, 4. März. Der Prinzregent hat aus Anlaß seines 90. Geburtstages mit einem Kapital von 100,000 Mark eine Stiftung für Pensionen an tüchtige, bedürftige Künstler errichtet.
München, 3. März. Der bayerische Zentrumsführer Prälat Dr. v. Daller ist nach längerem Leiden heute Mittag in Freising gestorben.
Berlin, 3. März. Für 80 000 Mk. Brillanten, Schmucksachen, Uhren, und Silberzeug wurden in der Wohnung eines Sckankwirts in Alt-Berlin ermittelt, wo sie ein vielbestraster Verbrecher, der angebliche Viehhändler Starnberger, untergebracht hatte. Die Sachen stammen zum größten Teil aus einem Einbruchdiebstahl, der vor einiger Zeit bei dem Edelsteinhändler Widmann verübt worden ist. — Durch das Zuwachssteuergesetz sind bekannt
Rothschild, der zweite der vier Söhne, ^übernimmt nicht die Leitung des berühmten Bankhauses. Der neue Chef des Hauses ist Louis Frhr. von Rothschild, der dritte Sohn des Verstorbenen, der am 5. März sein 29. Lebensjahr vollendet hat. Er war schon bei Lebzeiten seines Vaters geschäftlich tätig und Albert von Rothschild unternahm in seinen letzten Jahren kaum eine wichtigere geschäftliche Transaktion, ohne seinen Sohn Louis zu Rate zu ziehen. Die Firma die Louis von nun ab leiten soll, ist bekanntlich keine Bank im eigentlichen Sinne, sondern hat vor allem die Aufgabe, das riesige Privatvermögen der Familie Rothschild — der Besitz des verstorbenen Barons wurde auf 1000 Millionen geschätzt — sachgemäß zu verwalten.
Newyork, 4. März. Für die Reise zur Krönung des englischen Königs haben 50 Millionäre den Ozeanriesen „Olympic" für sich, ihre Familien und die Dienerschaft angeblich um 2,4 Millionen Dollars gechartert. Um das Schiff, das sich augenblicklich noch auf Dock befindet, einen Monat früher ferligzustellen, müssen 8000 Arbeiter in Tag und Nachtschichten sich ablöten.
— Ein neues Anästhetikum, das berufen erscheint, der modernen Chirurgie ein bedeutsames Heilmittel zu werden, hat in diesen Tagen im Samariterhospital Philadelphias eine erste praktische Probe mit überraschendem Erfolg bestanden. Es handelt sich um ein von Dr. W. Wayne Babcock erfundenes schmerzstillendes Mittel, das den Namen Novatain führt und mit dem von einem berühmten rumänischen Chirurgen benutzten Stevain verwandt ist. Die Operation wurde an einem jungen Mädchen vorgenommen, das dabei eine überraschende Kraft der Nervenbeherrschung zeigte. Das Anästhetikum wurde in die Wirbelsäule eingespritzt, sofort schwanden alle Schmerzempfindungen, und während das Mädchen lächelte, und sich mit den Krankenschwestern unterhielt, schritten die Aerzte zur Operation des Blinddarms. Die ganze Zeit über, während die Chirurgen mit ihren Pinzetten und Messern am Werke waren, lachte die Patientin, scherzte und begann schließlich mit ihrer Hellen, kindischen Sopranstimme zu singen. Als sie ihr Lied zu Ende gebracht hatte, hatten die Chirurgen auch ihr Werk vollendet und man rollte die Patientin in ihr Zimmer. Auch nach der Operation fühlte sie sich wohl und kräftig.
lich 5 Millionen Mark mehr für die Veteranen- ! und die Aerzte prophezeien ihr rasche Genesung fürsorge bereitgestellt. Unter „Berücksichtigung der! Der Kommandant der vor Ponape ver- Abgänge" ist es auf diese Weise möglich!. 60000 . sammelten deutschen Seestreitkräste, Fregattenkapitän Veteranen mehr zu unterstützen als bisher. Die! Vollerthun, meldet aus Guam: Die Operationen zu diesem Zweck zu erlassenden Bestimmungen gegen die Aufständischen von Ponape sind am 22. haben daher die Aufgabe, die gesamte Summe' Februar beendet worden. Der ganze Stamm der dieserZahl von Kriegsteilnehmern ohne Einschränkung! Dschokatsch rst gefangen. 15 Mörder, die am Blutzukommen zu lassen. Um das zu erreichen, sollen bade vom 18. Oktober beteiligt waren, sind auf die Beariffe „Unterstützungsbedürftigkeit" und „Er- > Grund des Urteils des Bezirksamtmanns vom 24. werbsunfähigkeit" wesentlich weiter ausgelegt werden ! Februar standrechtlich erschossen worden. Alle übrigen
Aufständischen, zusammen 426 Menschen, sind nach Uap verbannt und werden dorthin von der „Titania" überführt.
als bisher. Unterstützungsbedürftigkeit wird dann immer als vorhanden anzusehen sein, wenn der Kriegsteilnehmer infolge von Alter, Krankheit oder Gebrechlichkeit nicht mehr imstande ist, durch eine seinen Kräften und Fähigkeiten entsprechende Tätig- Mz ZtM Utltl UMgebUlK,
keck fernen Lebensunterhalt zu verdienen. ^ ,
- Dem „Reichsanzeiger" zufolge betrug am Wrldbad, 2. Marz. Herr Fuhrmann Mehr 1. Dezember 1910 die Einwohnerzahl des Deutschen hier (früher Schweizer im Hotel Klumpp) hat das Reiches 32029890 männliche und 32 869 991 Wirtschafts-Anwesen des Hrn. I. Bäuerle, samt weibliche Personen. Davon entfallen auf Preußen Idem hinter dem Hause befindlichen Grundstück um 19 845 811 , bezw. 20 310 980; aufBayern 3 375 229, l den Preis von 51000 Mk. käuflich erworben.
bezw. 3501268; auf Sachsen 2322185, bezw.t Wildbad, 7. März. Die diesjährige Muster- 2480300; auf Württemberg 1191383, bezw.! ung findet in Calmbach am Samstag den 18. März 1244228. Auf Baden entfallen 1059137, bezw.!statt. Zu erscheinen haben: Morgens 8fft Uhr 1082 695: auf Elsaß-Lothringen 964043, bezw. die Militärpflichtigen von Calmbach, Enzklösterle 907 659 uiw >und Jgelsloch. Morgens 9 Uhr diejenigen von
- L so Jchrm unt-rMtzt- di-A-m-n. Wildb^ .
direktion von Berlin einen bedauernswerten' Wildbad, 7. März. Am letzten Sonntag Krüppel, den alten Hausierer K-, der durch einen spielte der neu ins Leben gerufene Fußball-Verein Schlaganfall teilweise gelähmt war und sich nur Wildbad gegen Fußballklub Arnbach mit
mühsam fortbewegen konnte. K. handelte mit Knöpfen, Schnürnesteln usw. in den belebtesten Straßenzügen Berlins, wo er, seinen Kasten auf den Knieen, in hockender Stellung das Mitleid der Vorübergehenden anries. Spät nachts schleppte er sich dann wieder zurück in seine „Wohnung", die aus einem nur wenige Quadratmeter großen Raum bestand, und beköstigte sich auf die allerbescheidenste Weise. Vor kurzem starb K-, und es stellte sich heraus, daß der „Arme" ein Guthaben von 18094.10 Mk. bei einer Berliner Bank besaß. Die Armendirektion hat nun die unerwartete Erb- schastangetreten.
Breslau, 5. März. Eine stürmisch verlaufene Mitglieder-Versammlung des DeutschenHolzarbeiter- verbands, Zahlstelle Breslau, lehnte heute die Vorschläge des Berliner Schiedsgerichtes ab und beschloß, morgen Montag früh in den Ausstand zu treten. Die Arbeitseinstellung umfaßt 20000 Personen.
— Der neue Chef des Hauses Rothschild ist nicht der älteste Sohn des verstorbenen Freiherrn Albert, denn dieser ist schon seit Jahren >in einer Irrenanstalt interniert. Auch Baron Alfons von
dem schönen Endresultat von 0:8 Toren für Wildbad. Halbzeit 0:1 für Fußball-Verein.
Neuenbürg. Im Handelsregister, Abt. für Einzelfirmen, ist am 28. Februar 1911 neu eingetragen worden: Die Firma Ludwig Kappelmann in Wildbad, Inhaber Ludwig Kappelmann, Kaufmann daselbst.
Wntertzattenöes
Zur Köße.
Erzählung von Elsbeth Borchart.
(Forts.) (Nachdruck verboten.)
„Signorina Jsabella — vergeben Sie mir. Es ist meine Achillesferse — ich bin darin überempfindlich und infolgedessen ungerecht. — Wollen Sie mir wirklich ernstlich zürnen?"
Jsa hatte ihren Schritt angehalten und sah ihn an.
„Nein", antwortete sie nach kurzem Zögern, „ich glaube. Sie zu verstehen, aber — ich fordere Genugtuung."
„Fordern Sie, was Sie wollen."