Makler Mimik

Amtsblatt

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während der Saigon: Amtliche Fremdenlisty.

Nr. 28

Dienstag, den 7. März 1911

47. Jahrgang.

klinascvau.

Stuttgart, 4. März. Der König ist heute nachmittag von Kap Martin in bestem Wohlsein wieder hier eingetroffen. Zum Empfang waren der Generaladjutant Frhr. v. Bilfinger, sowie die Flügeladjutanten Major v. Marval und Haupt­mann v. Reischach anwesend. Das auf dem Bahn­steig und vor dem Bahnhofgebäude zahlreich anwesende Publikum brachte dem König lebhafte Ovationen dar. Die Königin ist heute nach­mittag 4 Uhr 47 Min. hier eingetroffen und vom König auf dem Bahnsteig begrüßt worden.

Stuttgart, 6. März. An der Europäischen Konferenz zur Regelung des Kurses der in den internationalen Zügen laufenden Personen-, Gepäck-, Speise und Schlafwagen, die vom 28. Febr> bis 3. März in Stuttgart in den Räumen des Landes­gewerbemuseums tagte, haben 140 Vertreter der sämtlichen europäischen, mit Ausnahme der spanischen, portugiesischen, griechischen und norwegischen Eisen­bahnverwaltungen teilgenommen. Die Versamm­lung wurde von dem Präsidenten der Württ. Ge­neraldirektion der Staatseisenbahnen v. Stieler be­grüßt. Aus der Hauptverhandlung ist zu erwähnen, daß vom Jahre 1912 ab dem Vorgang bei den europäischen Fahrplankonferenzen entsprechend die Wagenbestellungskonferenzen nur noch einmal im Jahr stattfinden sollen. Die Regelung der Wagen­läufe erfolgte nach eingehenden und sehr mühsamen Verhandlungen. Es handelte sich um etwa 2000 direkte Wagenkurse. Für den Verkehr nach und über Württemberg ist von Interesse, daß folgende neue Kurse in Aussicht genommen sind: Paris- Nürnberg über Mühlacker, Crailsheim; Nancy- München (Schlafwagen in unmittelbarem Anschluß von Calais); Berlin-Wildbad, Metz-München, Dortmund-Stuttgart, Berlin-Arth-Goldau (Gott­hard); Straßburg-Stuttgart über Freudenstadt; Dresden-Stuttgart. Die nächste Konferenz wird in Stockholm stattfinden.

Stuttgart, 3. März. Die evangelischen Schullehrervereine haben an den Landtag eine Ein­gabe gerichtet, in der um Einführung eines gesetz­lichen Gehaltrahmens von 1600 bis 3300 Mk., der Städte mit besonderer Gehaltsordnung von 1800 bis 3500 Mk., für Lehrerinnen einen Rahmen von 1400 bis 2400 Mk. und für die Mittelschule eine höhere Zulage als 100 Mk. gewünscht wird. Die unständigen Lehrer und Lehrerinnen sollten ein Tag­geld von 3.50 Mk. bezw. 4 Mk. erhalten.

Stuttgart, 2. März. Um der Fälschung von Hypothekenbriefen, wie sie die Ortsvorsteher von Löchgau und Stockheim in so ausgedehntem Maße zum Schaden der Staatskasse betrieben haben, nach Möglichkeit vorzubeugen, beabsichtigt das Justiz­ministerium nach einem an sämtliche Amtsgerichte ergangenen Erlaß die Herstellung und Verwendung der Formulare zu Hypotheken-, Grundschuld- und Rentenschuldbriefen künftig unter besondere Kontrolle zu stellen. Zu diesem Zweck sollen zunächst die Vorräte der Buchdruckereien an solchen Formularen aufgekauft und samt den bereits in Händen der Grundbuchbeamten befindlichen, die auf 1. April dem Ministerium einzusenden sind, von letzterem mit einem Kontrollzeichen versehen werden. Später werden dann vom Justizministerium neue, mit entsprechenden Zeichen versehene Formulare her­gestellt, die nur von diesem bezogen werden können. Nach dem 1. April darf kein Formular ohne Kontrollzeichen mehr benützt werden. Ueber die Durchführung der Kontrolle, die voraussichtlich in einer genauen Buchung über die Verwendung der Formulare bestehen wird, sollen noch nähere Vor­schriften erlassen werden. Auf 1. Januar 1912 sollen dann in ähnlicher Weise auch für die Zeug­nisse aus dem Grundbuch über Hypothekeneintrag­

ungen besondere Formulare hergestellt werden.? Den Buchdruckereien wird in dem Erlaß empfohlen, den Druck von Formularen zu Hypothekenbriefen im Hinblick auf die bevorstehende Einführung amt lich gekennzeichneter Formulare einzustellen.

Stuttgart, 3. März. Der Ausschuß für die im Sommer hier stattfindende Deutsche Ausstellung für Bäckerei, Konditorei und verwandte Gewerbe l hat,mehrfach geäußerten Wünschen Rechnung tragend,

; beschlossen, die Dauer der Ausstellung um eine ! Woche zu verkürzen. Die Ausstellung wird daher vom 5.21. August dauern. Die Ausstellungs- Träume werden von morgens ^29 bis abends V 29 j Uhr dem Publikum zugänglich sein. Die General­direktion der württembergischen Staatsbahnen hat die frachtfreie Rückbeförderung von Ausstellungs­gütern bereits genehmigt; von den übrigen deutschen - Bahnen ist die gleiche Vergünstigung in bestimmte Aussicht zu nehmen.

! Stuttgart, 2. März. Im Finanzausschuß wurde beim Etat des Innern die Frage der Stutt­garter Wasserversorgung und der Wasserableitungen überhaupt zur Sprache gebracht und gefragt, wie das sog. biologische Verfahren für Wasserableitung fick, bewährt habe und ob die bezüglichen Vorschriften nicht zu weit gehen. Nach Auskunft des Ministers v. Pischek hat die Regierung die Frage einer Landes­wasserversorgung aus dem Wasserbecken von Langen- l au-Niederstotzingen technisch und praktisch studiert. Die Ergebnisse seien sehr günstig, sie wurden in einer i Denkschrift der Stadt mitgeteilt, deren Entschließung man entgegensetze; eine Reihe von Städten und Orten, die am Weg der künftigen Leitung (über Heidenheim, Aalen) liegen, können dabei mit Wasser versorgt werden und haben sich hiefür auch schon angemeldet; für die rechtliche Gestaltung und Organisation seien verschiedene Möglichkeiten ge- ! geben, eine solche wäre, daß der Staat die Sache ! durchführe, in ein Vertragsverhältnis mit den Ge­meinden trete, das nur auf Verzinsung und Amortisation des Anlagekapitals gehe. Was die Beseitigung der Abwasser anlange, so stehen die staat­lichen Sachverständigen auf dem Standpunkt, daß je­denfalls die Eiuleitung von Fäkalien in öffentliche Ge- wässer'nur zulässig sei nach einemvorangegangenenbi o- logischen Klärverfahren. Nach längerer Erörterung kam der Ausschuß einstimmig zu der Meinung, daß die öffentlichen Interessen darauf Hinweisen, daß auf baldige Erstellung sowohl einer Wasser­versorgungsanlage als einer allgemeinen Kläranlage, auch wenn diese nicht gerade eine biologische ist, für die Stadt Stuttgart zu drängen sei.

Stuttgart, 6. März. Wegen Vergehens gegen das neue Weingesetz hatte sich ein hiesiger Wirt zu verantworten. Bei dem Angeklagten war ein Quantum Tirolerwein, über 700 Liter, beschlag­nahmt worden, der sich als gezuckert erwiesen hatte. Der Angeklagte machte geltend, daß er von dem gezuckerten Wein noch nichts verkauft hatte. Daß er ihn nicht zuckern dürfe, habe er nicht gewußt. Angesichts dieses Umstands erkannte das Gericht auf eine Geldstrafe von 10 Mk. Außerdem wurde nach der Vorschrift des Gesetzes auf die Einziehung des beschlagnahmten Weins im Wert von 600 Mark ^ verfügt'

^ Stuttgart, 4. März. Nach einer amtlichen Mitteilung erhalten die Stationen Liebenzell, Teinach !und Ueberkingen die Bezeichnung:Bad Lieben­zell, Bad Teinach und Bad Ueberkingen" vom 1. Mai d. Js. an.

j Stuttgart, 3. März. Der auch in Stuttgart rühmlichst bekannte Sänger Ludwig Heß ist für das ansehnliche Honorar von einviertel Million Mark für eine 40 Konzerte umfassende Tourne nach Amerika gewonnen worden. Vor seiner Ab­reise wird der gefeierte Künstler am Dienstag den

7. März im Konzertsaal der Liederhalle einen Liederabend veranstalten.

Calw, 5. März. Die gestern im Waldhorn gehaltene Jahresversammlung des Fremdenverkehrs­vereins befaßte sich hauptsächlich mit der Frage der Beteiligung an der Ausstellung für Reise- und Fremdenverkehr in Berlin. Nach einem Vortrag von Stadtschultheiß Conz und Architekt Braun in Liebenzell, welch letzterer unter der Oberleitung von Architekt Schaudt-Berlin die künstlerisch-technische Ausführung des der Schwarzwaldgruppe zu­gewiesenen Raumes besorgen wird, beschloß die Versammlung die Beteiligung an der Ausstellung und zugleich die Bewilligung eines Beitrags von 300 Mk. zu den allgemeinen Kosten. In der Schwarzwälderstube" soll ein Kaffeerestaurant ein­gerichtet und ein Geschenkbüchlein in einer Austage von 30 000 Stück verteilt werden. Das Begleit­wort zu dem Büchlein stammt von der Schwarz­walddichterin Auguste Supper. Die Stadt Calw wird auf der Ausstellung durch ein großes Bild mir der Gesamtansicht der Stadt und mit verschiedenen Drucksachen vertreten sein; das romantische Hirsau stellt 7 Originallitographien zur Verfügung.

Calw. Ueber die seitherige Entwicklung des Elektrizitätswerkes geben folgende Zahlen Auf­schluß. An das Werk sind bis jetzt angeschlossen 55 Motore mit 145 Pferdekräften, 1450 Lampen 8 Ventilatoren und 3 Bogenlampen. Konsumenten für Kraft und Licht sind es 198. Weitere 18 Anschlüsse sind in Arbeit und weitere stehen noch bevor.

Vom 1. Juni bis 30. Sept. sind im Sommer- Fahrplaö erstmals Sonntags-Eilzüge vorgesehen zwischen Pforzheim-Eutingen, die in Eutingen Eil- zugsanschluß nach und von Freudenstadt haben (Pforzheim ab 7.44 vorm., Freudenstadt an 9.12 nachm.) ferner täglich verkehrende Eilzüge Stutt- gart-Freudenstadt-Straßburg mit direktem Wagen Stuttgart-Straßburg. Wie im letzten Sommer werden die Saisonschnellzüge zwischen Freudenstadt- Frankfurt ausgeführt.

Laufsen, 3. März. Einen eigentümlichen Be­schluß faßten die bürgerlichen Kollegien von Lausten, indem sie einen von verschiedenen Bürgerausschuß­mitgliedern eingebrachten Antrag annahmen, den Stadtschultheißen a. D. Lehner für die Kosten haftpflichtig zu machen, die durch die Anstellung eines weiteren Gehilfen zur Aufarbeitung der rück­ständigen Arbeiten entstehen. Die Kosten für diesen Rückstandsaufarbeiter" sollen von dem früheren Stadtschultheiße» eventuell im Weg der Klage bei­getrieben werden. In der dem Antrag sich an­schließenden Diskussion mußte der neue Stadtvor­stand konstatieren, daß seit dem Jahre 1906 die Steuerabrechnungen in Unordnung sind. Das Pi­kante bei der Angelegenheit ist der Umstand, daß die bürgerlichen Kollegien, die heute einstimmig so scharf gegen den früheren Stadtschultheißen Vor­gehen, ihn vor etwa einem Jahr bei seinem Rück­tritt zum Ehrenbürger von Lausten ernannten.

Ehingen, 3. März. Der glückliche Gewinner des Balinger 1. Haupttreffers mit 15 000 Mark hat sich gemeldet. Der Betrag wurde sofort aus­bezahlt. Es ist ein in dürftigen Verhältnissen stehender Mann (Familienvater) aus dem hiesigen Oberamt.

Schramberg, 2. März. Einige auf der Durchreise begriffene Zigeuner machten sich den hier veranstalteten Faschingsumzug, in dem eben­falls eine Zigeunertruppe vertreten war, zu nutze. Mit der größten Keckheit mischten sie sich unter die Zugsteilnehmer und übten mit Nachdruck ihr Bettlerhandwerk aus. Als man sie endlich erkannte, hatten sie schon 20 Mark zusammengeschnorrt. Sie wurden verhaftet, doch sollte dieser Streich den Leuten nicht gar zu scharf angerechnet werden.