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„Das Bild soll wertvoll gewesen sein?"
,Ha, Herr, das soll es. Davon versteht sreilich unsereiner nichts. Es soll ja wohl sehr alt gewesen sein."
„Und die Polizei hat schon überall nachgesucht?"
„Jawohl, Herr. Hier im Dorf haben sie alles umgekehrt, in jeder Tischlade herumgeschnüffelt und in jeden Schweinestall geguckt."
„Herr Pastor sagte mir, die Kirchtür hätten Sie verschlossen gefunden?"
„Ja—wie immer. Und dieFenster waren alle von innen zugeriegelt."
„Und die Sakristeitür?"
„War auch, wie stets, zugeschlossen."
„Gibt es keinen anderen Ausgang?"
„Nein, Herr."
„Nicht unten von der Gruft aus?"
„Nee — nee, da unten gibt's nur ein paar ganz enge Luftschachte."
Lorenz überlegte. „Haben Sie eine Laterne bei der Hand, Brunke?
Ich möchte doch einmal in die Gruft schauen."
„Ich hole eine, Herr — meine Wohnung ist hier dicht bei."
„Ist die Gruft unverschlossen?"
„Wohl, Herr, da ist nur eine Falltür aufzuheben. Wenn Sie 'neu Augenblick warten wollen — ich bin gleich wieder da."
Kaum war der Küster verschwunden, da stand Lorenz, der ihm durch das Schiff gefolgt war, an der Kirchentür und besichtigte mittels einer scharfen Lupe angestrengt das Schlüsselloch.
Dann schritt er rasch durch die Länge der Kirche zurück und tat dasselbe bei der Sakristeitür, die auf den kleinen Kirchhof führte.
Als der Küster zurückkam, stand der fremde Herr schon wartend indem kleinen Gange hinter der Altarwand.
Eine Stunde später wunderte der Amtsrichter den Dammweg zurück dem Gute Auhagen zu.
Er hatte die kleine kellerartige Gruft auf einen etwaigen Ausgang hin besichtigt, aber Brunke, der ihm zugesehen, fand im stillen, der Herr mache das sehr flüchtig, so, als sei er schon im voraus überzeugt, daß er nichts finden werde. Dann hatte Lorenz im Psarrhause vorgesprochen, den Pastor aber nicht angetroffen, da dieser zu einem Kranken gerufen worden war.
Die alte Frau Behrens hatte ihn empfangen, diesmal wieder in einer so unverkennbaren Unruhe und Angst, daß sich Lorenz fragte, ob es möglich und denkbar sei, daß die alte Dame mit dem Verschwinden des Bildes zu tun haben könnte.
Er legte ihr einige Fragen vor, den Wert des Bildes betreffend.
Aber der Kunstsinn der alten Dame schien mangelhaft entwickelt, ihr Verständnis so gering, daß sie anscheinend "kaum einen Begriff von dem eventuellen Wert hatte. csorii-tzung s°igt.,
Er kennt sich aus.
Herr: Na, Franzl, wenn dein Vater, der Herr Förster, gestern vier Hasen und heute fünf Hasen geschossen hat, kannst du mir dann sagen, roieviel das zusammen ist?
Der kleine Franzl (lachend): Na freilich! Dos saan dann zusamm' vierzehn Hasen und drei Füchs!
. Mannigfaltiges. >
Unsere Bilder. — Sowie man die Gärten und Anpflanzungen rund um die Stadt Tripolis und die Palmbäume der benachbarten Oase verlassen hat, befindet man sich in der Wüste, und die Leute in den vorgeschobenen Stellungen der Italiener, sowie die Vorposten haben bereits erfahren, was der Wüstsnkampf mit Türken und Arabern bedeutet. Ihre schweren Uniformen plagten sie nicht weniger als die unzähligen Fliegen, und ihre für europäische Verhältnisse berechneten Feldflaschen haben sich als gänzlich unzulänglich erwiesen, uni den in der heißen, trockenen Luft Tripolitaniens verstärkten Durst der Leute zu stillen. Wenn einmal erst der Vormarsch ins Innere angetreten wird, werden sich diese Plagen verzehnfachen, und mancher Italiener wird noch im heißen Wüstensand sein Leben lassen müssen, ehe das Land erobert ist. — Durch das Marokkoabkommen sind an Deutschland rund 275,000 Quadratkilometer abgetreten worden, die bisher zur Kolonie Französisch-Kongo gehörten. Das Deutschland überlassene Gebiet ist zwar an den Flußläufen sumpfig, besitzt aber auch ausgedehnte Waldungen, die Rotholz und Ebenholz liefern, und wird auf großen Strecken mit Mais, Hirse und Maniok bestellt. Der Hauptstreifen zieht sich, wie unsere Karte zeigt, an der Ostgrenze und Südgrenze von Kamerun entlang und berührt auf kurzen Strecken den Übangi und Kongo. Dagegen wurde an Frankreich ein Teil des sogenannten Enten-
schnabels abgetreten, der auf unserer Karte quadratisch schraffiert ist. Die Hauptausfuhrartikel des unter der Schlafkrankheit leidenden Landes sind Gummi und Elfenbein, aber die französischen Konzefsionsgesellschaften haben eine solche Raubwirtschaft getrieben, daß die Erträge beträchtlich zurückgegangen sind. Bewohnt wird das ganz tropische Land von 600,000 Negern.
Rettung aus höchster Not. (Mit Bild auf Seite 198.) — Schon fünf Tage ist das Floß mit den Schiffbrüchigen ein Spiel der Wellen. Die „Mercedes", auf der sie nach Rio Grande fahren wollten, scheiterte in einem furchtbaren Sturm. Der spärliche Proviant, den man auf dem Floß mitgenommen hatte,
ist bis auf einen geringen Rest verzehrt, und das Wasser in der Tonne ist schon seit gestern aufgebraucht. Wenn heute den Verschmachtenden keine Hilfe gebracht wird, ist der Verdurstungstod unausbleiblich. Endlich, am Nachmittag, taucht ein Dreimaster auf. Man schwenkt mit einem Tuch und schreit mit äußerster Kraftanstrengung. Wird das Schiff das Floß bemerken? Da, wahrhaftig, der Dreimaster setzt ein Boot aus. Die Rettung in höchster Not naht!
Die lange Dienstzeit. — Bei einer Truppenmusterung in Pommern machte es Friedrich dem Großen Vergnügen, sich vor der Front mit einigen Soldaten zu unterhalten. „Wie lange dienst du schon?" fragte er den treuherzig dreinschauenden Flügelmann der ersten Kompanie.
„Dreizehn Jahre, Majestät," lautete die Antwort.
„Der Tausend! Wie alt bist du denn da?" forschte der König verwundert.
„NeunzehnJahre," entgegnete der wackere Pommer.
„Kerl, du kannst doch unmöglich schon von deinem sechsten Jahre an gedient haben?" lachte der König.
„Doch, Majestät," erklärte der junge Krieger, „fünf Jahre diente ich als Gänsejunge, sechs Jahre als Ochsenknecht und dann die letzten zwei Jahre als Soldat." sJ. W.s Einen Stammbaum wie wohl sonst niemand auf der Welt vermochte eines der Mitglieder der chinesischen Vertretung auf der Friedenskonferenz im Haag aufzuweisen. Er ist nämlich im zweiundsiebzigsten Geschlecht ein Abkömmling des Confucius, des großen chinesischen Philosophen und Religionsstifters, der in China göttlich verehrt wird. Da Confucius (Konfutse) 531 bis 479 v. Ehr. gelebt hat, so konnte sich Herr Kong-Hin-Ho, der damalige Wachs im Haag, eines Stammbaumes rühmen, neben dem die Stammbäume aller europäischen Fürsten- und Adelsgeschlechter völlig verblassen. sO. v. B.j
Ein Arzt auf dem Sterbebette. — Wilhelm Hunter, der berühmte englische Anatom, bekam im März 1783 einen Gichtanfall und mußte einige Tage das Zimmer hüten. Kaum hatte er sich etwas erholt, so hielt er, dem Rat seiner Freunde entgegen, eine Vorlesung: dies strengte ihn aber so sehr an, daß er nach der Vorlesung ohnmächtig wurde und in der folgenden Nacht einen Schlaganfall erlitt, dem er am 30. März erlag. Ruhig und mit vollem Bewußtsein sah er den Tod herannahen, und noch in den letzten Augenblicken sagte er zu einem Freunde, der an seinem Lager stand: „Hätte ich Kraft genug, die Feder zu halten, so möchte ich gern aufschreiben, wie leicht und angenehm es ist, zu sterben." sW. H.j
Wechsel-Rälsel.
An Bäumen wird's mit B gefunden, Mit L der Dampf es leicht bezwingt.
Mit (tz wird's oft mit Haus verbunden. Mit M macht's dick und ist doch schlank,
Mit H es oftmals Schaden bringt, Mit R erquickt's bei frischem Trank.
Auflösung folgt in Nr. 50.
Auflösung des Kreuz-Rätsels in Nr. 43:
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Alle Rechte Vorbehalten.
Verlag von A. Wildbrett in Wildbad.
Stedigieri unter Verantwortlichkeit von Th. Freund in Stuttgart, gedruckt und herausgegeben Von der Union D-utlche VeriagsgeMichast in Stuttgart.