Nicht äußere Erlebnisse, sondern seelische Vor-' ganze und Kämpfe bilden den schaffenden Künstler. Nur der kann etwas schaffen, der wirklich etwas ist, und nur der kann etwas werden, der sich durch inneres Verarbeiten äußerer Erlebnisse und seine durch Fleiß erungenen Kenntnisse zu Höhe empor­zuringen sucht, der ein offenes Herz, ein offenes Auge für die Zeit hat darin er lebt.

Nun war der zweite Roman vollendet und verkauft worden. Alle Not und Einschränkung hatte ein Ende, die Musikstunden waren aufge­geben worden und bei ihrem unleugbaren schrift­stellerischen Talent, bei der Fruchtbarkeit ihres Schaffens konnte sie wohl einer sorglosen Zukunft entgegensehen und sich auch endlich die langersehnte Reise in die Schweiz gestatten, ohne Gewissensbisse. Axel, als besoldeter Regierungsassessor, bedurfte der Zulage kaum mehr und die Mutter kam mit; ohne sie wäre ihre Freude nur halb, wenn über­haupt eine Freude gewesen.

Mutter und Tochter hatten sich seit des Vaters Tode noch enger aneinander geschlossen. Sie hatten sich so vollständig zusammen eingelebt, daß eine Trennung der beiden ein Ding der Unmöglichkeit schien. Anfangs hatte Frau Renatus noch ge­glaubt und es auch gewünscht, Jsa möchte einen anderen Herzensbund schließen. An Bewerbern hätte es ihr nicht gefehlt, wenn ihre abweisende Kühle diese nicht zurückgeschreckt haben würde.

Jetzt lagen die Verhältnisse ganz anders. Jsa war eine gefeierte Schriftstellerin geworden und fühlte sich in ihrem Beruf vollkommen befriedigt und beglückt, daß jeglicher Gedanke an eine Ver­heiratung als widersinnig erscheinen mußte.

Auch die Vergangenheit breitete keinen Schatten mehr auf das jetzige Leben aus. Die Enttäusch­ungen waren überwunden, der Friede zurücker­obert worden.

Von Bruchhausen war in den ganzen sechs Jahren wenig oder gar nichts zu ihren Ohren ge­drungen. Sie hatte nur ab und zu einmal seinen Namen erwähnen hören, und zwar vonP ersonen, die ihr ehemaliges Verhältnis zu ihm nicht kannten. Der Zufall hatte es nie so gefügt, daß er ihr irgendwo begegnet war, obgleich er noch immer in Berlin weilte.

Da hatte sie vor einem Jahre,' sogleich nach­dem ihr erster Roman in die Welt- gewandert war, bei einer ihrer früheren Schülerinnen die Be­kanntschaft einer Dame gemacht, die sich bald, wohl durch die gleichen schriftstellerischen Interessen und gegenseitiges Wohlgefallen, trotz des Altersunter­schieds zu fester Freundschaft entwickelte.

Frau Baurat Arnold war mit ihrem Gatten vor ungefähr 2 Jahren nach Berlin gezogen. Sie war eine Frau in den vierziger», liebenswürdig, voll Humor, dabei gutmütig und anhänglich. Sie hatte nur einen großen Fehler: ihre L chriftstellerei.

Mäßig begabt, wenn überhaupt von einer Be­gabung die Rede sein konnte, von geringen, kaum nennenswerten Erfolgen gekrönt, richtete sie doch ihr ganzes Augenmerk auf die Ausübung dieses Berufs und vergaß darüber nicht selten ihren ureigent- lichen Beruf als Hausfrau und Gattin auszuüben.

Das brachte denn zuweilen Unfrieden in die sonst glückliche Ehe und riß den Baurat hin, sich mißliebig über schriststellernde Frauen zu äußern. Glücklicherweise waren Söhne und Töchtern bereits erwachsen, verheiratet und außer dem Hause.

Jsa hüttete sich wohl, einen Zweifel in die schriftstellerischen Leistungen Frau Arnolds zu setzen oder gar zu zeigen; dazu war diese ihr viel zu lieb. Auch gab ihr die erfahrene Frau viel An­regung zu eigenem Schaffen. Sie wußte so viele interessante Geschichten aus der Gesellschaft, die eine scharfe Beobachtung und ausgezeichnete Men­schenkenntnis verrieten, zu erzählen, das hatte keinen geringen Wert für Jsa, wenn sie auch häufig erst das Gold von der Schlacke reinigen mußte.

Diese Schlacke waren kleine Skandalgeschichten, die sie dafür in den Kauf nehmen mußte und daran Frau Arnold überreich war.

Obgleich erst zwei Jahre in Berlin, wußte sie doch in den verschiedensten Gesellschaftskreisen Be­scheid; sie kannte ganze Familiengeschichten aus­wendig, wußte von haarsträubenden Zwistigkeiten, unglücklichen Ehen und dergleichen mehr zu erzählen. Und das tat sie nicht etwa aus böswilliger Ver­leumdungssucht, sondern aus eigenem Wohlge­fallen und Teilnahme daran.

Jsa blieb anscheinend immer die geduldige Zuhörerin und wußte doch nachher oft nicht mehr zu sagen, was sie alles gehört hatte.

Nur einmal wurde sie avfmerksamm, als aus dem Munde Frau Arnolds der Namen Bruch­hausen fiel.

Frau Arnold hatte, trotzdem sie überall orien­tiert war, doch keine Ahnung, in welchen Bezieh­ungen dieser zu Jsa gestanden und welcher Roman sich einst in dem Leben ihrer jungen berühmten Kollegin abgespielt hatte. Dazu lag die Zeit zu weit zurück. Auch war sie in den Kreisen, die einst Jsas Verkehr gebildet hatten, weniger bekannt.

Sie batte den Regierungsbauinspektor Bruch­hausen, wie er jetzt tituliert wurde, auf einem jener Wohltätigkeitsbazare, wie sie die vornehme Gesell­schaft alljährlich um die Weihnachtszeit zu veran­stalten pflegt, kennen gelernt.

Zu ihrem Leidwesen blieb es jedoch bei dieser flüchtigen Bekanntschaft, es fand sich nie mehr Gelegenheit, sich ihm zu nähern. Das bedauerte sie umsomehr, als man sich allerhand interessante Geschichten von ihm zu erzählen wußte, zu denen auch diejenige gehörte, wie er zu seiner jungen, schönen und fremdländischen Braut gekommen war. Frau Arnold hatte auch diese kennen gelernt; sie

war ja der Mittelpunkt des Festes gewesen, dem sich die Hauptaufmerksamkeit zugewandt hatte. Sie verkaufte an einer Bude Wein und diese Bude war so belagert, daß es Frau Arnold schwer ge­worden war durchzudringen, um diese Frau zu sehen.

Fortsetzung folgt.

Mmiscims

Dieser Tage war ein halbes Jahrhundert verflossen, seit der erste wichtige Schritt zur Ein­führung des Meters als Längemaß in Deutschland getan wurde. Die Bundesversammlung zu Frank­furt a. M- hatte Ende 1860 eine Kommision mit dem Aufträge eingesetzt, praktische Vorschläge zu einer gleichförmigen Regelung der in denverschiedenen Bundesstaaten bestehenden Maße zu machen. Der Kommision gehörten Vertreter von Oesterreich, Preußen, Bayern, Württemberg, Sachsen, Hannover Baden, Hessen und der Hansastädte an. Am 12. Januar 1861 trat die Kommision zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Sie beschloß einstimmig, den deutsche» Bundesstaaten das Meter als Einheit für das Längemaß anzuempfehlen. In einer anderen Sitzung sprach sich dann die Kommission auch für Ein­führung des Quadrat- u. Kubikmeters aus. Eingeführt wurde das Meter aber erst in Deutschland laut Gesetz vom 17. August 1868 am 1. Januar 1872. Oesterreich-Ungarn führte es am 1. Januar 1876 ein. In Frankreich ist das Meter seit 1899 im Gebrauch.

z Mit einer neuen Sicherheitsvorrichtung, die den Fliegern bei Abstürzen Schutz gewähren soll, haben jetzt außerordentlich interessante Versuche stattgefunden. Das Rettungsmittel besteht aus einer Kugel, die aus einer Stahlfederung hergestellt ist und an jeder Flugmaschine angebracht werden kann. Das Sicherheitsmittel führt den Namen Salvator". Bei den Versuchen setzte man ein Meerschweinchen in ein verkleinertes Modell der Rettungskugel; dann wurde das kleine Tier in dieser Umhüllung aus einer Höhe von etwa 25 Meter zehnmal herabgeschleudert. Das Meer­schweinchen blieb völlig unverletzt. Die Erfinder erklären, daß bei der Anbringung desSalvators" an einer Flugmaschine selbst gerinfügige Verletzungen verhindert werden und dies sogar bei Stürzen von größerer Höhe.

StclnöesUuch-GHv§nik.

ivom 14. bis 20. Jan 1911.

G eburten:

13. Jan. Schmid, Hermann, Friedrich Koch hier, 1 Sohn. 16. Jan. Treiber, Christian, Friedrich, Metzger hier 1 Sohn.

Gestorbene:

18. Jan. Klauß, Karl Friedrich, Schneider hier, 75 I. a. 20. Jan. Adam, Katharine Philippine geb. Günthner, Wtw' in Kälbermühle, 85 Jahre alt.

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