Besinnung zwar wieder erlangt, aber er schwebte in einer Gefahr, din sich die verstörten und be­stürzten Angehörigen trotz aller Beschwichtigung des alten Hausarztes nicht verhehlen konnten.

Der Geheimrat befand sich in dem Alter, das vielen Männern gefährlich wird, wo die Veränder­ung der Blutgefäßte vor sich geht und Verkal­kungen herbeiführen kann. Manche kommen über diese Periode gefahrlos hinweg. Bei Renatus hatten sich schon seit langer Zeit bedrohliche An­zeichen bemerkbar gemacht, die er aus Schonung für seine Familie verschwiegen hatte. Mutter und Tochter teilten sich, ihre Angst und Sorge vor einander verbergend, in die Pflege des Kranken. Das lenkte Jsa von ihren tiefinnersten, kummer­vollen Gedanken ab.

Thea, die Freundin, kam täglich, um Jsa Trost und Mut einzusprechen. Sie war es auch, die die natürliche Frage zuerst aufwarf:Warum ist dein Bräutigam nicht an deiner Seite? Warum hilft er dir nicht über die schwere Zeit hinweg?"

Da vertraute sich Jsa der Freundin an.

Thea war tief erschreckt und ließ kein Mittel unversucht,die Tugendstolze," wie sie sie nannte, zu beeinflussen, sie wieder für Bruchhausen zu ge­winnen. Jsa blieb fest; sie schüttelte nur traurig den Kopf und wies nach dem Krankenzimmer des VaterZ

Ich hätte nicht die Kraft gehabt, zu entsagen, ich hätte alles vergebe»," sagte Thea endlich re­signiert.

Jsa seufzte schwer auf.

Vergeben kann ich auch aber ich glaube, Thea, du würdest mir nachfühlen können, daß ich nicht sein Weib werden mag. - Die Zeit wird die Wunde heilen, wenn mir nur der Vater er­halten bliebe."

Die stete Angst und Sorge um den Vater, die sie ans Haus fesselte und ihre Gedanken aus­schließlich in Anspruch nahm, verbargen ihr, was man sich auch in weiteren Kreisen heimlich und öffentlich zuzurauen begann; denn es konnte nicht verborgen bleiben, daß Bruchhausen das Haus seiner Braut mied.

Täglich kamen Bekannte, die sich nach dem Befinden des Schwerkranken erkundigten und ihre Teilnahme ausdrücken wollten. Wenn sie aber gehofft hatten, zu gleicher Zeit über das seltsame Fernbleiben Bruchhausens aufgeklärt zu werden, so sahen sie sich enttäuscht.

Frau Renatus und Jsa empfingen keine Be­suche. Und das Furchtbare brach herein. Der Geheimrat erlag seinen Leiden.

Unter diesem Schlage schwand alles vorange­gangene Leid in ein Nichts zusammen. Die Trauer um den Verlust des geliebten Gatten und Vaters lastete in dumpfer Schwere auf den tiefgebeugten Familienmitgliedern.

Das Begräbnis war mit der Feierlichkeit und dem Gepränge, das der hohe Stand des Verstor­benen mit sich brachte, erfolgt. Das Gefolge war ein außerordentlich großes gewesen. Keiner aus dem engeren und weiteren Bekanntenkreise, keiner von den Verwandten aus Nah und Fern hatte ge­fehlt, außer einem: Bruchhausen. Der Bräutigam stand nicht an der Seite der Braut, als man ihren Vater zu Grabe trug.

Das war genügend, um die Gemüter in Spann­ung und Aufregung zu setzen. Niemand wagte weiter zu fragen oder auch nur anzudeuten. Aber man warf sich verstohlen bezeichnende Blicke zu und tuschelte sich Vermutungen ins Ohr.

Erst als das Begräbnis vorüber und die An­gehörigen des Verstorbeuen nach Hause zurückge­kehrt waren, gab man seiner Verwunderung lauteren Ausdruck. Da stand ja noch Könningen mit seiner Braut; sie, als die nächsten Freundes mußten doch wissen, was vorgefallen war.

Könningen schien nur auf den Anstoß ge­wartet zu haben; er war von Bruchhausen und durch seine Braut auch von Jsa Seite ermächtigt worden, das Geheimnis zu lüften und tat es.Die Braut hätte sich in ihren Karakteranlagen und

Altsichten mit ihrem Bräutigam nicht übereinstimmend gefühlt und daher das Verhältnis als ein nicht passendes gelöst.

Das war alles, was man aus ihm herausbe­kam, und es war doch genug, um Aufsehen und Verwunderung zu erregen.

Man konnte nicht begreifen, wie ein Mädchen einen Mann wie Bruchhausen aufgeben konnte, um so mehr, als das Verhältnis zwischen den Brautleuten von allen für ein inniges gehalten worden war. Jedenfalls waren die von Könn­ingen angegebenen Gründe nicht stichhaltig genug; es mußten andere Dinge dahinten stecken; vielleicht auch ging die Lösung des Verlöbnisses von Bruch­hausen aus, und nur aus Ritterlichkeit und Zart­gefühl hatte er die Sache umgekehrt dargestellt. Die Frau zieht bei solchen Dingen, besonders wenn sie durch Liebreiz und Talent ausgezeichnet ist, stets den kürzeren. Es ist der nimmermüde Neid und die Schadenfreude, die den Bevorzugten treffen.

Selbst wenn Jsa darum gewußt hätte, würde sie es kaum getroffen haben, denn sie gab sich ihrem Schmerz und ihrer Trauer in einer Weise hin, die ihrer gesunden Natur geradezu wider­sprach.

Das hatte einen tiefen Grund: sie maß sich die Schuld an dem frühen und plötzlichen Hinfcheiden ihres Vaters bei, in der Annahme, daß die see­lische Erregung, die die Auflösung ihres Ver­löbnisses ihm gemacht, ihm den Tod in die Arme geführt hatte.

Die Selbstanklagen waren um so peinigender, als sie sie still in sich verschließen mußte, um nicht den Schmerz der gramgebeugten Mutter zu erhöhen.

Endlich hielt sie es doch nicht länger aus und vertraute sich dem alten Hausarzt, in dem sie von Kind auf einen lieben Freund und Onkel gesehen hatte, an.

Dieser nahm ihre Hand, drückte sie und sah ihr in das blasse, schöne Gesicht.

Daß sich die Hinderbliebenen so gern mit Selbstvorwürfen quälen, sich ja womöglich die Schuld an dem Tode, des Dahingeschiedenen zu­schreiben möchten I Wozu die Selbstpein, die nur den Schmerz vergößerl? Jsa, liebes Kind, ich kann Sie hierüber vollständig beruhigen: Eine seelische Erregung kann niemals den Tod verschulden, wo er nicht schon im Herzen sitzt. Es waren einige Naturgesetze, denen Ihr Vater unterlag sie waren lange vorbereitet."

Lange vorbereitet, Onkel Hartwig?" rief Jsa dazwischen,und wir ahnten davon nichts?"

Ihr Vater hielt seine immer häufiger wie­derkehrenden Schwindelanfälle wohl selbst nicht für gefährlich oder er nun, er wollte, nicht, daß Sie damit beunruhigt würden."

Der gute Vater!"

Sie schluchzte auf, und er nahm sie in seine Arme, streichelte ihr Haar und fing, um sie abzu­lenken, an, ihr den Prozeß, die Veränderung der Aterien zu erklären.

So, nun wissen Sie alles, Kind," schloß er, und wenn Sie sich noch länger mit Selbstoor- würfen quälen, dann wäre es eine Sünde."

Jsa atmete, von schwerem Druck befreit, auf. Ihr Schmerz nahm einen milderen Karakter an, und sie konnte jetzt ihrer Mutter eine wahrhafte Stütze und ein Trost werden.

Und daS tat in mehr als einer Hinsicht not.

Der Tod des Familienoberhauptes brachte nicht nur die schmerzliche Lücke selbst, sondern auch eine gänzliche Umwälzung des äußeren Verhältnisse hervor.

Das sorgenfreie, beinahe glänzende Leben das ihnen der hohe Gehalt des Geheimrats gestattet hatte, konnte nicht weiter fortgesetzt werden. Das Vermögen, welches Frau Renatus in die Ehe mit­gebracht, war zum Teil in der ersten, weniger glanzvollen Zeit ihrer Ehe und zum Studium für den Sohn verbraucht worden nnd die Zinsen von Jsas Anteil reichten zusammen mit der verhältnis­mäßig geringen Pension nur zu einem bescheidenen

Leben, zumal Axel als unbesoldeter Referendar noch der Zulage bedurfte.

Man mußte also die teure Wohnung verlassen und eine billigere mieten und sich auch sonst aller­hand ungewohnte Einschränkungen auferlegen. Jsas Energie und Entsagungskraft legte hierbei manche schöne Probe ab. Doch begnügte sie sich damit nicht. Ein Drang nach Tätigkeit, die ihr Lebens­inhalt werden könnte, hatte stets in ihr gelebt, aber sie hatte ihn, den früheren Verhältnissen ange­messen, nicht groß werden lassen. Jetzt erwachte er mit erneuter Kraft.

Ein ziemlich bedeutendes musikalisches Talent hatte sie so gewissenhaft ausgebildet, als wenn sie die spätere Verwertung geahnt hätte. Ihr Klavier­spiel, sowie ihre schöne geschulte Stimme hätte sie bei weiterer Ausbildung wohl für den Konzertsaal reif gemacht, doch davon sah sie gänzlich ab Eine öffentliche Zurschaustellung ihrer Person widerstand ihrer tiefinnersten Natur. Anderen von ihrem Können mitteilen, lehrend wirken, schien ihr das am meisten Passende für sie. Und sie wählte es, unbekümmert darum, daß man in ihren Bekannten- und Verwandtenkreisen die Nase darüber rümpfte. Man hatte sich überhaupt größtenteils von ihnen zurückgezogen; Glück, Ansehen, Reichtum schaffen unzählige Freunde, Unglück und Armut hat selten welche. Um so höher muß man die schätzen, die treu geblieben sind. Fortsetzung folgt.

üenieiimiiirlges.

- (Conservierung von Schuhsohlen.) Vollständig auSgetrocknete Schuhsohlen wer­den ein wenig rauh gemacht, d. h. abgekratzt, worauf man sie mit Firnis tränkt. Die Schuhe werden dann mit den Sohlen in die Sonne gelegt, wobei mehrmals hintereinander neuer Firnis auf­getropft wird. Ist die ölige Masse vollständig ein­gesickert, so wird dieses Verfahren noch ein oder zweimal wiederholt. Zieht man die Schuhe später an, so hat dies bei vollständig trockenem Wetter zu geschehen, damit nicht Nässe, wohl aber Staub die Sohlen berührt. Bald darauf werden die Schuhsohlen hart wie Stein sein, und mindestens das Zehnfache, als was die Ausgabe fiür Firnis betrug, bleibt der Hausfrau oder dem Familien­vater erhalten!

Die Schalen der Kartoffeln getrocknet und auf das glimmende Herdfeuer am Spätnachmittag gelegt, erhalten die Glut bis zum nächsten Morgen, so daß ein neues Entzünden des Feuers niemals stattzufinden hat. Es ist vielmehr lediglich ein Entfachen zu bewerkstelligen.

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