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Nr.

152

Donnerslag den 31- Dezember 1908-

j 44. Jahrgang

Heit zum neuen Jahr!

Das Jahr 1908 gehört nun der Geschichte an; es hat in buntem Wechsel Freud', Leid und Arbeit gebracht. Sollen wir über das alles wehmütig die Worte schreiben:es war einmal?" Nein, wir sind nicht mit leeren Händen, nicht ohne Hab und Gut vom alten Jahr geschieden. Wenn dich je keine fröhliche Erinnerung mit dankbar gehobenem Mut den neuen Jahresweg antreten ließe, wenn du keine Früchte der Jahresarbeit hinüberretten könntest, wenn die Wunden noch bluteten, welche dir die vergangenen Tage schlugen, eins geleitet uns alle ins unbekannte Land der Zukunft: die Hoffnung.

Hoffnung ist ein f.ster Stab,

Und Gednld ein R isekleid,

Da man mit durch Welt und Grab Wandert in die Ewigkeit.

Wo man nicht mehr hofft, da hat die Menschheit ihr königlich Recht verloren, eine ihrer höchsten Pflichten vergessen.

Nur der Bösewicht verzagt," sagt ein alter griechischer Dichter, undFröhlich in Hoffnung" schreibt uns der Apostel über die Eingangs­pforte des neuen Jahres.

Das unverwüstliche Hoffen ist keine trügerische Betäubung einer unbewußt mitleidigen Natur; die Hoffnung ist eine Gabe Gottes, ein Wehen der Ewigkeit in der Seele des Menschen, ein Ahnen, daß uns noch unvergängliche Güter der Ruhe, des Friedens beschieden sind. Diese Güter liegen auch im neuen Jahr auf unserem Lebensweg; ein jeder kann sie aufheben, der mutig weiter zieht im Vertrauen auf den alten Gott, ein jeder, der mit neuer Treue seine Pflicht erfüllt in Beruf und Amt, in Haus und Familie. Wo solche Hoffnungsvolle sich finden, da fehlt es nicht am guten neuen Jahr, da werden in Volk und GemeindeGüte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und Friede sich küssen."

Fließen aber im neuen Jahr wieder Tränen, bleiben Enttäuschungen und Sorgen nicht aus, die Hoffnung läßt nicht verzagen. Unter Schmerzen nur wird ein Neues geboren, und der Christenglaube schließt die beste und höchste Entwicklungslehre in sich; in dieser Entwicklungs­lehre spielen die Leiden dieser Zeit eine bedeut­same Rolle für die Hoffnung einer seligen Ewigkeit.

WunZscHnu.

Am 23. Dez. ist der Oberbahnassistent Schumacher in Plochingen seinem Ansuchen gemäß nach Wildbad versetzt worden.

Nagold, 22. Dez. Das Fabrikanwesen der im Konkurs befindlichen Schwarzwälder Lederkohlen- uyd Härtemittelwerke, G. m. b. H., wurde heute bei der zweiten Versteigerung von Privatier K. Kemps hier um 27 000 Mk. an­gekauft. Bei der ersten Versteigerung wurden für das amtlich zu 36 100 Mk. angeschlagene Anwesen nur 21000 Mk. geboten.

Herrenalb, 28. Dez. Die hiesigen Ver kehrsvereine haben in Verbindung mit der Stadt- und Forstverwaltung eine Rodelbahn geschaffen, welche am Rehteich beginnt und bis

in die jStraßen unseres Kurortes führt. Es ist ein besonderer Weg zum Aufstieg vorhanden, so daß die Talfahrer in keiner Weise gestört werden.

Ludwigsburg, 28. Dez. In Anwesen­heit des Königs und der Königin fand heute die Weihnachtsfeier der A. H. Wernerschen Kinderheilanstalt statt. Um 4 Uhr fuhren das Königspaar mit Gefolge an der Anstalt vor, wo sie vom Vorstand begrüßt wurden. Im Schulsaal fand die Feier für die Kinder statt, die in hübscher Weise Gesänge und Gedichte zum Vortrag brachten, und an die dann Prälat v. Blum herzliche Worte richtete. Groß war der Jubel bei der Bescherung über den Reich­tum der mancherlei Gaben. Es folgte ein Rundgang des Königspaars durch das Wilhelms­stift in das Maria Marthastift, wo den größeren Mädchen beschert wurde. Auch hier vor allem die so wohltuende Anteilnahme des Königspaars am Ergehen der Pfleglinge und Angestellten der Anstalt. Um 5 fl- Uhr verließ das Königs­paar die Anstalt und kehrte im Automobil nach Stuttgart zurück.

Friedrichshafen, 27. Dez. Die bürger­lichen Kollegien haben die Kosten von 270 000 Mk. für einen Schulhausneubau genehmigt. Mit dem Bau wird im Februar begonnen.

Pforzheim, 29. Dez. Bankdirektor Max Groß, bisher bei der Filiale der Süddeutschen Diskontogesellschaft hier, wurde heute wegen Veruntreuung von Geldern des katholischen Vereinshauses, dessen alleiniger Vorstand er war, von der Strafkammer in Karlsruhe zu 1 Jahr Gefängnis, abzüglich 4 Monate Unter­suchungshaft, verurteilt. Die veruntreuten Gel­der, etwa 3100 Mark, hatte er zu Spekulationen verwendet.

Vom hohen Schwarzwald, 28. Dez. Zahlreiche Freunde des Wintersports und der Höhenluft hielten es während der Feiertage nicht drunten im Tiefland aus, sie zogen hinauf auf Feldberg, Schauinsland und Belchen. Droben wartete ihrer Sonnenschein und fast sommerliche Wärme. Der Schnee freilich be­reitete den Schneeschuhläufern und Rodlern mancherlei Schwierigkeiten, da er ziemlich hart war. Die Gasthöse auf dem Feldberg und das Haldenwirtshaus waren wieder bis zum letzten Winkel besetzt. Auch auf Hundseck, Sand, und Plättig war nur mit Mühe ein Plätzchen zu bekommen. Die Nachfrage nach Zimmern ist überall so stark, daß auf Neujahr ein großer Teil schon vermietet ist.

Aus Baden, 27. Dez. Der verstorbene Graf Rhena hat der Stadt Karlsruhe eine Reihe Zuwendungen testamentarisch vermacht. Es sollen zwei Stiftungen, eine Prinz Karl- Stiftung und eine Gräflich-Rhenaische Stiftung von je 150 000 Mk. errichtet werden zu bestimmten Zwecken sozialer Fürsorge. Ferner fällt der Stadt ein weiterer Betrag von 500 000 Mk. zu sonstigen Wohltätigkeitszwecken zu. Die Armenkasse erhielt die Summe von 20 000 Mk.

Lahr, 23. Dez. Einen recht erheiternden Ausgang nahm hier eine schaurige Mordgeschichte. Kam da gestern abend auf die Polizeiwachstube ein hiesiger Gastwirt und stellte sich der Polizei unter der Selbstanschuldigung, er habe auf dem Wege vom Schutterlindenbergrestaurant nach

der Stadt von einem Unbekannten überfallen, diesen erschlagen. Als Corpus delicti wies er Stücke seiner Spazierstockes vor. Die Polizei machte sich alsbald auf die Suche nach dem Ermordeten, indes ohne Erfolg. Des weiteren angestellte Erhebungen ergaben die erheiternde Tatsache, daß die Schauermähr nichts weiter war, als ein Hirngespinst unseres Gastwirt», der auf dem Schutterlindenberg des Guten zu viel getan, auf dem Heimwege mit einem Baum in Kollision gekommen und diesen mit seinem Spazierstock traktiert hatte. Wenn irgendwo, gilt hier das Sprichwort:Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen."

Aus bayerisch Schwaben, 23. Dez. Ein vermöglicher Bauer in Unterkammlach fiel spanischen Schatzschwindlern in die Hände. In Madrid nahmen ihn zwei elegante Herrn in Empfang, von denen einer deutsch sprach. Im Gasthaus angekommen, erhielt der Geprellte eine Beschreibung des verborgeuen Schatzes gegen Anzahlung von 11000 Mk. Daß die eleganten Männer plötzlich verschwanden, ist selbverständlich und der gute Bayer saß trostlos im schönen Spanien.

Lindau, 23. Dez. Die Sektion Lindau des D. u. Oe. Alpenvereins beschloß in ihrer Generalversammlung die Staatsbahndirektion Innsbruck um Einlegung von Wintersport­zügen von Lindau bis Bludenz und zurück zu ersuchen.

München, 28. Dez. Auf der Rodelbahn am Brünstein sind während der Feiertage ver­schiedene Unfälle vorgekommen. Die Bahn mußte infolge des eingetretenen Glatteises ge­sperrt werden.

München, 24. Dez. (Eine neue Cöpenikiade.) Einen Streich ü In Hauptmann von Cöpenik hat hier ein falscher Postbeamter ausgeführt. Es handelt sich um einen Postbeuteldiebstahl im Münchener Hauptbahnhof. Der mit dem Wiener Schnellzug am Mittwoch abend ange­kommene, seit 20 Jahren im Dienst befindliche Postbeamte brachte nach seiner Ankunft die Uebergangspost zum Zug und ließ seinen Post­wagen unter der Aufsicht von zwei neuen Aufsichtsbeamten. Kaum war er fort, als ein uniformierter Postbeamter erschien und schleunigst die Transitpost von Wien nach Nürnberg forderte, die ihm auch von den beiden Beamten anstands­los in gutem Glauben gegeben wurde, und zwar 2 Postbeutel mit einem Deklarationswert von 10000 und 8700 Kronen, die von Wien nach Nürnberg bestimmt waren. Mit diesem verschwand der falsche Beamte. Nach Entdeckung des Betrugs wurde sofort Untersuchung einge­leitet, die bisher zu keinem Resultate führte.

München, 29. Dez. Von Brandstiftern heimgesucht ist das Dorf Höchststädt a. Donau. Dort hat seit 2 Monaten zum 15. mal ein Brand gewütet. Auch diesmal wieder wurde die Feuerspritze zuvor aufs Feld geführt und die Schläuche gestohlen, ja sogar der aus Donauwörth herbeieilende Löschzug wurde unter­wegs aufgehalten. Die Feuerversicherungsge­sellschaften nehmen in Höchststädt schon seit Jahren keine Versicherung mehr auf.

Ahrweiler, 29. Dez. Das Bankgeschäft P. Maxrath Wwe. und Sohn hat die Zahlun­gen eingestellt. Die Passiven betragen ca.

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