Amtsblatt
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Nr.
147
Donnerstag den 17- Dezember 1908-
44- Jahrgang
WuriöfcHcru.
— Das Königspaar begibt sich am nächsten Freitag über die Weihnachtsfeiertage nach Neuwied zum Besuch der Fürstlich Wied'- schen Herrschaften.
Stuttgart, 14. Dez. Der König hat den Hoftheaterintendanten Baron zu Putlitz in Anerkennung seiner Verdienste um das Hoftheater zum Generalintendanten mit dem Prädikat Exzellenz ernannt.
Stuttgart, 15. Dez. Die in vergangener Woche in Nizza abgehaltene europäische Fahrplankonferenz für den Sommerdienst 1909 hat einige Beschlüsse gefaßt, die auch Württemberg speziell interessieren, weil sie eine Verbesserung in der Fahrzeit verschiedener über Württemberg gehender Schnellzüge auf der Strecke 'Paris- Wien und umgekehrt bringen. In dem Tagesschnellzug zwischen Berlin und Stuttgart soll nächsten Sommer ein direkter Wagen Berlin- Wildbad verkehren. Auch.sollen in Bietigheim einige Anschlüsse über Heilbronn nach Dürnberg und Mannheim neu eingerichtet werden. Im übrigen ist die Konferenz verschiedenen Wünschen nach neuen Zügen gegen über sehr reserviert geblieben, was eine Folge des jbei fast allen Verwaltungen zu bemerkenden Rückganges des Reinertrages der Eisenbahnen im gegenwärtigen Zeitpunkt ist.
— Die Landesversammlung der Deutschen Partei wird am Sonntag den 10. Januar sin Stuttgart abgehalten werden'
Dürrmenz-Mühlacker, 13. Dez Ein 20 jähriges Mädchen aus Oeschelbronn, das in Italien in Stellung war, hatte das Mißgeschick, gerade am Ende seiner langen Heimreise einem Räuber in die Hände zu fallen. Das Mädchen kam auf dem Bahnhof Niefern an und ging in der Dunkelheit allein zu Fuß Oeschelbronn zu. Zwischen Niefern und Oeschelbronn sprang ein Mann auf sie zu und verlangte ihr Geld und ihre Uhr. Er zog ein Dolchmesser und entriß dem Mädchen ein Täschchen, nahm daraus den Geldbeutel mit 38 Mk. und sagte dann: „So jetzt können Sie gehen." Darauf verschwand er in der Nacht. Sein Signalement steht fest, er ist aber noch nicht ermittelt.
Dornhan, 15. Dez. Heute wurden auf hiesigem Rathaus 1150 Festmeter Langholz aller Klassen verkauft. Sämtliches Holz wurde von der Firma Kraut u. Cie. in Höfen angekauft, welche 102,2°/o des Sulzer Revierpreises als Höchstangebot gemacht hatte.
Eßlingen, 10. Dez. Wie die Eßl. Ztg. hört, wurde in der heutigen nichtöffentlicheu Sitzung der bürgerl. Kollegien beschlossen, das Lohmühleanwesen von W. Mayer um die Summe von 145 000 Mk. zu erwerben mit der Bestimmung, daß das neue Gymnasium auf diesem Platz erstellt wird.
Wolf ach, 11. Dez. Die Rodelbahn am Jakobsberg wurde in den letzten Tagen durch Abgraben der Böschung bedeutend erweitert uud durch entsprechende Nivellierung der Wegoberstäche für ihren Zweck brauchbarer gemacht. Als weitere Aenderung wurde einige Meter bergaufwärts von der Einmündung des alten Weges beginnend, ein neuer Parallelweg angelegt, ,der es dem Rodler ermöglicht, ohne von
den heruntersausenden Schlitten angefahren zu werden, auf die Höhe zu gelangen.
— Auf dem oberschwäbischen Parteitag der nationalliberalen (Deutschen) Partei, der am Sonntag in Biber ach stattfand, hat Reichsund Landtagsabgeordneter Dr. Hieber eine bemerkenswerte Rede über die derzeitige politische Situation gehalten. Er führte u. a. aus: Es seien wieder Bestrebungen im Werke, den Kaiser über die Reichstagsverhandlungen vom November irre zu führen und ihm einzureden, daß er dem Reichskanzler doch zu weit Gehör geschenkt habe. Demgegenüber glaube er (Redner), daß alle deutschen Männer die Mahnung laut werden lass en sollten: „ Mißtrauejedem,der dir schmeicheltl" — Eine Abweichung von der Linie, die der Kaiser am 17. Nov. durch die Reichsanzeigerkundgebung gezogen habe, würde eine zehnfach schärfere Kritik als bisher erfahren; solche Tage müssen dem deutschen Volke in Zukunft erspart stleiben, wenn nicht ein Schaden angerichtet werden solle, der nicht wieder gutzumachen sei. Jedenfalls sei zu wünschen, daß der 10., 11. und 17. November ds. Js. Früchte zeitigen mögen, über die sich noch Enkel und Urenkel freuen können. — Hinsichtlich der dem Reichstag vorliegenden Steuerpläne führte der Redner aus: Es könne heute schon als abgelehnt gelten: die Elektrizitäts- und Gassteuer und die Anzeigensteuer. Auch für die Weinsteuer dürfte sich eine Mehrheit kaum finden. Eine Erhöhung der Bier- und Tabaksteuer sei nicht zu umgehen; doch werde die nationalliberale Fraktion nicht für die Banderolesteuer, sondern für die Erhöhung der Tabakzölle und der Gewichtssteuer sich aussprechen. Die nationalliberale Fraktion des Reichstags stehe im übrigen ans dem Standpunkt, daß nur dann eine große weitere Belastung des Volks durch indirekte Steuern zulässig sei, wenn auch die vermöglichen Kreise in erheblichem Maße herangezogen werden, und das werde sich, wenn die Nachlaßsteuer nicht auf Annahme rechnen könne, namentlich durch eine Reichsvermögenssteuer erreichen lassen.
— Aus Bernkastel a. d. M. kommt die Nachricht, daß dortselbst der Vater des im Zuchthaus zu Bruchsal befindlichen Karl Hau, an Herzschwäche gestorben ist. Herr Hau sen. war in Bernkastel, wo er die Stelle eines Direktors der Vorschußbank bekleidete, ein geachteter Mann, dem seine Mitbürger auch nach dem schweren Schicksal, das ihn betroffen, ihr Vertrauen nicht entzogen. Er selbst hat bis zuletzt nicht an die Täterschaft seines Sohnes geglaubt. Aber er litt unter den furchtbaren Geschehnissen so sehr, daß er kurz vor der Prozeßverhandlung gegen seinen Sohn, als die Nachricht von dem Selbstmord seiner Schwiegertochter Lina Hau eingetroffen ivar, von einem Schlaganfall heimgesucht wurde und seitdem leidend war.
München, 11. Dez. Das Urteil in dem großen Bilderfälschungsprozeß ist heute vormittag gefällt worden. Der Hauptbeschuldigte Thiege erhielt 3 Jahre 6 Monate Zuchthaus die Angeklagten Wohlfahrt 10 Monate Gefängnis, Schäfer 6 Monate Gefängnis, de Mattia 1 Jahr 3 Monate Gefängnis, Windhager 9 Monate Gefängnis, Politzer 9 Monate Gefängnis.
— Die glückliche Gewinnerin des ersten
Haupttreffers der kürzlich gezogenen Quedlin- burger Pferdelotterie, der aus einer mit zwei prächtigen Rappen bespannten Equipage im Werte von 10000 Mk. besteht, ist ein in einem Gasthofe in Gernrode bedienstetes junges Mädchen, das das Los von seinem Bräutigam geschenkt erhalten hat. Durch den so unerwartet herbeigeführten Umschwung in ihren äußeren Lebensverhältnissen hat sich die Glücksmaid auf ihren „Wert" hin von neuem geprüft und dabei gefunden, daß sie jetzt eine gute Partie abgibt und höhere Ansprüche stellen kann. Sie hat daher das Verhältnis mit ihrem Bräutigam kurzerhand gelöst und sieht passenden Anträgen entgegen.
— Aus Frankfurt a. M. wird geschrieben: „Soeben hat sich mit dem Sitz in Frankfurt a. M., Berlin unv Kassel eine Gesellschaft gebildet, welche den Namen Deutsche Aerostations- Gesellschast führt und sich zur Aufgabe gestellt hat, in absehbarer Zeit 7 lenkbare Motorluftschiffe zu bauen und damit einen ständigen Verkehr zwischen 24 deutschen Städten einzurichten. Die Pläne dieser aus Sportsleuten und Großkapitalisten zusammmengesetzten Gesellschaft haben maßgebenden Lustschiffern und Ingenieuren Vorgelegen; sie haben in aller: Teilen die Billigung nnd Anerkennung dieser Persönlichkeiten gefunden. Die Strecken für die Ballonfahrten sind einstweilen wie folgt festgesetzt: Linie 1. Friedrichshafen, Nürnberg, Leipzig, Berlin, Hamburg, Bremen, Köln, Koblenz, Mainz, Frankfurt a. M., Mannheim, Straßburg i. E., Friedrichshafen. Linie 2. Friedrichshafen, München, Nürnberg, Plauen, Dresden, Berlin, Magdeburg, Hannover, Kassel, Frankfurt a. M., Mainz, Metz, Straßburg i. E., Stuttgart, Friedrichshafen. Linie 3. Friedrichshafen, Würzburg, Gotha, Braunschweig, Hamburg, Kiel, Flensburg, Fredericia, Kopenhagen. Die Gesellschaft hat sich bereits mit allen in Betracht kommenden Körperschaften in Verbindung gesetzt und wird demnächst auch mit den in Betracht kommenden Stadtverwaltungen Fühlung nehmen. Für die Anlage der Aerostationen hat die Gesellschaft ganz neue Gedanken zur Anwendung gebracht, welche es dem lenkbaren Luftschiff möglich machen sollen, zu jeder Tages- und Nachtstunde und bei jeder Witterung glatt und sicher zu landen. Besonders gerühmt werden die patentierten Verankerungsvorrichtungen der Gesellschaft. In allen Kulturländern sind diese Aerostationen zum Patent angemeldet, sie dürfen von Unberufenen in der gleichen vollendeten Form ohne Erlaubnis der Gesellschaft nicht nachgeahmt werden. Mit voller Absicht sind die Strecken so geplant, daß sowohl die Lenkballons des Grafen Zeppelin, wie die anderer Konstruktionen die Stationen benützen können. Es ist bekannt, daß auch der Militärfiskus die Anlage von Lustfchiffbahnhöfen plant, die Friedrichshafen mit Berlin verbinden und gute Zwischenstationen sein sollen.
— Reuß ä. L. ist der einzige Bundesstaat ohne Schulden; und nicht allein ohne Schulden. Renß verfügt außerdem noch über ein mehrere Millionen betragendes Kapital. Auch das Etatsjahr 1908 wird noch einen Ueber- schuß abwerfen.
— Vor dem Berliner Passagekaufhaus wurde am Sonntag einer Darne aus Dresden