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Amtsblatt

für die Stadt Wttdbaö.

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Hiezu: Illustriertes Sonntagsblatk und während der Saison: Amtliche Fremdenlisttz.

Nr- 145 1

Samstag den 12- Dezember 1908-

44- Jahrgang

MunöfcHau.

Für den gesteigerten Päckereiverkehr vor Weihnachten sind von der Postverwaltung be­sondere Maßnahmen durch Vermehrung der Beförderungseinrichtungen, der Arbeitskräfte usw. getroffen. Den Aufgebern von Weihnachts­sendungen wird aber dringend empfohlen, die Einlieferung zur Post nicht erst in den letzten Tagen vor dem Christfest, sondern möglichst frühzeitig zu bewirken, die Sendungen fest und dauerhaft zu verpacken und mit deutlicher, voll­ständiger und haltbar befestigter Aufschrift zu versehen. Die Einlieferung zur Post sollte nicht erst vor Schalterschluß erfolgen.

Stuttgart, 10. Dez. Die Zweite Kam­mer hat heute eine Eingabe des Veteranen­bundes Württemberg beraten betr. Gewährung einer Beihilfe an alle unterstützungsbedürftigen Kriegsteilnehmer des Unteroffiziers- und Mann­schaftsstandes auch ohne Voraussetzung ihrer Erwerbsunfähigkeit. Der Abg. Keil (Soz.) erstattete den Bericht der Finanzkommission die die Berücksichtigung der Eingabe beschlossen und zugleich die Regierung ersucht hat, im Bundesrat dafür einzutreten, daß gesetzliche Be­stimmungen getroffen werden, wonach als hilfs­bedürftig gelten sollen Kriegsteilnehmer, deren steuerbares Einkommen nicht mehr als 900 Mk. beträgt. In Bundesstaaten die keine allge­meine Einkommensteuer haben, soll die Bun­desregierung den entsprechenden Betrag des steuerbaren Einkommens oder Vermögens sest- setzen. Ferner soll die Regierung im Bundes­rat dafür eintreten, daß die Witwen der Bei- hilseempfänger nach dem Tode des Ehemanns die Beihilfe für drei Monate fortbeziehen. Der Berichterstatter gab auf Grund von Mitteilun­gen des Kriegsministers in der Kommission zu, daß in Württemberg bei der Gewährung von Beihilfen liberal verfahren werde. So seien i. Jahre 1907, in dem es 3705 Veteranen gab, nur 3,3°/« der Gesuche abgelehnt worden, immerhin gebe es noch vereinzelte berechtigte Beschwerden. Der Kriegsminister v. March­taler betonte, daß die Veteranenfürsorge in Deutschland sehr umfangreich sei, (im Etat für 1909 22,7 Millionen, 1908 21,3 Millionen, 1903 8 Millionen), umfangreicher als in allen anderen Staaten. Die im Etat vorgesehenen Mittel würden^ausreichen, 178 000 Veteranen zu unterstützen, d. i. mehr als aller noch lebenden Veteranen. Unterstützt könnten wer­den alle Veteranen mit weniger als 600 Mk. Einkommen. Der Kommissionsantrag ging dem Kriegsminister aus finanziellen Gründen es würde sich um einen Mehraufwand von 1012 Millionen handeln zu weit. Wäh­rend nun alle Abgeordneten darin einig waren, daß es eine Ehrenpflicht ist, für die bedürftigen Kriegsteilnehmer zu sorgen, erhob der Abg. Liesching gegen den Kommissionsantrag for­melle Bedenken und beantragte mit den Abg. Kraut und Dr. Hieber, die Regie­rung möge im Bundesrat für die Aus­arbeitung einer Vorlage eintreten, durch die die bestehenden Härten beseitigt werden und die Möglichkeit zur Gewährung von Beihilfen er­leichtert wird. Demgegenüber betonte der Abg. Rembold-Aalen die Notwendigkeit, eine feste

Grundlage für die Beurteilung der Unter­stützungsgesuche zu schaffen und als Grenze das Einkommen unter 900 Mk. festzusetzen. Durch eine solche feste Grenze, werde den Beschwerden über ungleiche Behandlung der Gesuche am besten abgeholfen. Rembold beantragte dem Antrag Liesching die entsprechende Ziffer des Kommisstonsantrags als weitere Ziffer hinzu zu fügen. Dieser Antrag wurde, mit 41 gegen 38 Stimmen der Volkspartei, des Bauern­bundes und der deutschen Partei angenommen, desgleichen der Antrag Liesching.

Stuttgart, 9. Dez. Hier findet vom 9. bis einschließlich 14. Dezember a. c. ein Schau­fensterwettbewerb statt. Es beteiligen sich hieran Firmen aller Branchen. Die zweckmäßige Her­vorhebung der verschiedensten Waren und die AusstellungderSchaufensterwird in interessantester Weise zur Geltung kommen. Diejenigen Ge­schäftsleute, die so wie so vor den Feiertagen nach Stuttgart kommen, seien besonders hierauf aufmerksam gemacht, da bekanntermaßen auf dem Gebiet der Schaufensterreklame jeder in seinem eigensten Interesse etwas lernen kann. Die an dem Wettbewerb beteiligten Firmen sind durch Plakate kenntlich gemacht, außerdem ab er auch bei der Geschäftsstelle des Rabattsparvereins Stuttgact zu erfahren.

Stuttgart, 9. Dez. Stuttgart zählt mit den eingemeindeten Vororten zurzeit 270,000 Einwohner, d. i. mehr als ein Zehntel der Bevölkerung des ganzen Landes. Die Grund­stäche Groß-Stuttgarts umfaßt 6520 Hektar.

Neuenbürg, 7. Dez. Der Gemeinderat Neuenbürg hat ein vom hies. Arbeiterwahl­verein re. an ihn eingereichtes Gesuch um Er­richtung eines Gewerbegerichts in Neuenbürg dem Bezirsrat zur Weiterbehandlung überge­ben, da die Errichtung eines solchen für den ganzen Oberamtsbezirk zweckmäßig erscheine.

Bern eck O.-A. Nagold, 9. Dez. Gestern fand in Anwesenheit von Oberbaurat v. Leib­brand, mehreren Technikern und Vertretern der Oberämter Nagold und Calw die Uebernahme der mit einem Aufwand von rund 200 000 Mk. gebaut»», 7 Kilometer langen Nachbarschafts­straße Berneck-Hornberg statt. Die neue Straße, die in allmählicher Steigung durch das Köll- bachtal auf die Hornberger Höhe führt, bedeutet für Hornberg eine bequeme Verbindung zur Bahn und erleichtert insbesondere die Holzab­fuhr aus dem Köllbachtal und dessen beiderseitigen Hängen.

Besenfeld, 8. Dez. Am Samstag, 5. Dez., wurde die neue Quellwasserleitung, die im Laufe des Jahres an Stelle der unge­nügenden alten mit erheblichem Kostenaufwand gebaut worden ist, dein Betrieb übergeben. Die Quellen liegen iu dem eine halbe Stunde ent­fernten Schorrental, das Sammelbecken befindet sich in dem 819 m hohen Urnagold, die neue Leitung liefert gesundes und genügendes Trink­wasser. So hat auch dieses höchstgelegene Pfarrdorf im württ. Schwarzwald, in welchem in früheren Jahren der Typhus ein häufiger Gast und der Wassermangel bis in die letzte Zeit ein oft recht unangenehmer war, dank der Fürsorge der staatlichen Behörden und der Opferwilligkeit seinerBewohner seine ausreichende Wasserversorgung erhalten.

Schramberg, 9. Dez. Wie hier ver­lautet, soll Regierungsassessor Hofmeister in Tuttlingen Regierungsschultheiß in Schram­berg werden.

Reutlingen, 8. Dez. In dem von Tou­risten viel besuchten Traifelberg ist bei der Ver­folgung eines Wildes durch einen Jäger der Eingang zu einer Höhle entdeckt worden. Die Höhle befindet sich unweit des Lochfelsens, ist 200 Meter lang, 3 bis 4 Meter hoch und hat ganz eigenartige Gebilde. Zur Nebelhöhle und zu der Honauhöhle kommt somit nunmehr noch eine dritte in derselben Gegend.

Pforzheim, 9. Dez. Der hier wohnhafte Bijouteriefabrikant Albert Schickte will sich ganz der Sängerlaufbahn widmen. Er wird nächsten Samstag den 12. Dezember in Karlsruhe am Großh. Hostheater zum ersten Male in einer größeren Rolle auftreten und zwar wird er den Ritter Adelhof aus Schwaben" in der Lortzing- schen OperDer Waffenschmied" spielen.

Forbach, 9. Dez. Am Bahnbau wird dank der günstigen Witterung munter fortge­arbeitet. Die Tunnels sind beinabe fertig; Güterzüge mit einer Reihe von Wagen fahren anstandslos durch sie hindurch. Am Bahn­hofplatz Forbach herrscht das regste Leben, da hier die Felssprengungs- und Auffüllungsar­beiten viele Hände in Anspruch nehmen. Wie allgemein verlautet, soll die Eröffnung der Bahn Weisenbach-Forbach anfangs Mai 1910 stattfinden; über den Weiterbau von Forbach nach Schönmünzach liegen bestimmte Verein­barungen noch nicht vor.

Der Schwetzinger Bürgerausschuß genehmigte einstimmig die Erbauung einer elek­trischen Bahn von Schwetzingen nach Ketsch durch die Rheinische Schuckertgesellschaft für- elektrische Industrie A.G. Mannheim und er­teilte die Konzession auf Licht, Kraft und elek­trischen Betrieb auf Schwetzinger Gemarkung für die Dauer von 30 Jahren. Die Gesell­schaft hat aus jeden Zuschuß verzichtet;; die Bahn ist innerhalb eines Jahres fertigzustellen. Sie errichtet auf einem der Gemeinde gehörigen Platze sofort ein Elektrizitätswerk und zahlt für das zum Bahnbau erforderliche Gelände 4°/o des Wertes als Pachtpreis. Die Erstel­lung des ganzen Werkes wird auf etwa 750000 Mk. zu stehen kommen.

Freiburg, 9. Dez. Mit weitausgreifenden Schwarzwälder Bergbahnplänen beschäftigt sich seit längerer Zeit der hiesige Stadtrat. Für die allernächste Zukunft ist eine Schloßberg­bahn in Aussicht genommen. Die städtische Behörde gibt aber zugleich bekannt, ihr scheine die Zeit gekommen, für die Erstellung einer soliden Bergbahn auf den Schauinsland und später auch auf den Feldberg Vorbereitungen einzuleiten. Da sich die Fertigstellung des elektrischen Rheinkraftwerks verzögern werde, wolle sich die Stadt auf andere Weise mit billigster Kraft versorgen, ohne den Gedanken der Bergbahn allzulange zu verschieben. Ob die Stadt selbst die Bahn bauen oder etwa eine Aktiengesellschaft für diesen Zweck zulassen werde, sei noch zu entscheiden.

Berlin, 10. Dez. Gestern abend hielt Maximilian Harden wieder einen seiner poli­tischen Vorträge, als er plötzlich von einer