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mährend der Saison: Amtliche Fremde nli st q.

Nr- 144 I

Donnerstag den 10- Dezember 1908-

44- Jahrgang

Wunölcöau.

Seine Maj. der König hat den Ge­richtsassessor Dr. Brauer in Neuenbürg zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht Stuttgart Stadt ernannt.

Stuttgart, 8. Dez. Heute nachmittag wurde in Anwesenheit des Königs, des Herzogs Robert, des Kultministers und des Kriegs­ministers das renovierte Stuttgarter Schwimm­bad wieder eröffnet. Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Geh. Hofrat Leo Werter, hielt die Festrede, an die sich ein Rundgang und ver­schiedene Schwimmvorführungen anschlossen.

Stuttgart, 8. Dez. DerStaatsanzeiger" schreibt: Das Kgl. Ministerium des Kirchen- und Schulwesens hat bereits im Sommer dieses Jahres die Oberschulbehörden beauftragt, der Verbreitung schlechter Unterhaltungsschriften unter der Schuljugend von Stuttgart fortgesetzt ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden und die ihnen unterstellten Aufsichtsbehörden und Lehrer an­zuweisen, hervortretenden Mißständen mit allen zulässigen Mitteln, vor allem durch Errichtung und Erweiterung von Schülerbibliotheken, durch Beratung der Schüler hinsichtlich ihrer Lektüre, sowie gegebenenfalls durch Warnungen an die Eltern und Lehrherrn und durch unmittelbares disziplinäres Einschreiten zu begegnen. Neuer­dings hat nun ^auch das Kgl. Ministerium des Innern, gestützt auf die Tatsache, daß die Ver­breitung jener Schriften namentlich der soge­nannten Detektivgeschichten unter den Schülern der Volks,- Fortbildungs- und höheren Schulen wesentlich durch die ausdringliche Weise veran­laßt ist, mit der die Schriften zur Ansicht und zum Kauf ausgestellt und angeboten werden, die Polizeibehörden angewiesen, gegen die Ver­breitung von Schriften der bezeichnten Art im Rahmen der bestehenden Gesetzgebung mit Strenge vorzugehen, sowie die kinematographischen Vorführungen, deren Einfluß auf die Schul­jugend gegebenenfalls nicht weniger bedenklich sind, einer scharfen Ueberwachung zu unter- zrehen und alle vom Standpunkt der öffentlichen Ordnung und Sittlichkeit aus anstößigen und ungeeigneten Darstellungen zu untersagen.

Stuttgart, 4. Dez. Im Militäretat für Württemberg werden gefordert rund 400 000 Mk. zweite Rate zum Nenbau einer Proviant- amtsanlage mit Bäckerei in Stuttgart, 43 700 Mk. Schlußrate zum Neubau eines Dienst­gebäudes nebst Kasernement für das Bezirks­kommando in Ellwangen, IN- Millionen zweite Rate zum Ersatzbau einer Kaserne für die Kavallerie in Stuttgart, 170 000 Mark erste Baurate für eine Kaserne für drei Eskadrons mit Regimentsstab in Ulm und für denselben Ort 175000 Mk. für den Neubau einer evange­lischen Garnisonskirche.

Stuttgart, 5. Dez. Die Stuttgarter Handelskammer hat sich für die unbedingte Ablehnung der Anzeigensteuer ausgesprochen.

DasStuttg. Neue Tagbl." schreibt u. 8. Dez.: Die Frage der Wasserversorgung von Groß-Stuttgart ist bekanntlich eine der bedeutsamsten Aufgaben, mit der sich die Stadt­verwaltung demnächst zu beschäftigen haben wird. Das Jllertalprojekt hat nach wie vor ge­

ringe Aussicht, verwirklicht zu werden; schon der außerordentliche Kostenaufwand, den die Ausführung dieses Projekts verursachen wird, nämlich 25 Millionen Mark, läßt es erklärlich erscheinen, daß die Stadtverwaltung an dieses Projekt erst dann herantreten wird, wenn sich der Ausführung der Schwarzwaldprojekte un­überwindliche Schwierigkeiten entgegenstellen sollten. Hinsichtlich des Enztal-Wasser- versorgungsprojektes, das etwa 12 Will. Mark Kostenaufwand erfordern würde, hat die Regierung bekanntlich den strikten Nachweis verlangt, daß bei Ausführung dieses Projektes die Quellen in Wildbad in keiner Weise be­rührt werden. Eine Einwirkung auf die dortigen Heilquellen wäre bei dem Projekt nach dem Urteil der Sachverständigen nicht wahr­scheinlich. Es soll aber nunmehr, wie man hört, ein anderes Schwarzwaldprojekt für die Stuttgarter Wasserversorgung ausgearbeitet werden, bei dem es möglich sein soll, den von der Regierung verlangten Nachweis bezüglich der Quellen in Wildbad in vollem Umfange zu erbringen. Der Annahme des Jllertalpro- jektes stehen namentlich auch Bedenken entgegen, die sich auf die Frage des Wasserzinses be­ziehen. Bei der Ausführung dieses außerordent­lich teuren Projektes wäre eine wesentliche Er­höhung des Wasserzinses in sichere Aussicht zu nehmen, zumal dieses Projekt auch einen weit größeren Betriebsaufwand notwendig machen würde als eine Wasserversorgung Stuttgarts vom Schwarzwald aus.

Stuttgart, 5. Dez. Graf Zeppelin hat an die Ausgabestelle für die Zeppelin-Sammel- marke der Motorluftschiff-Studiengesellschast in Berlin ein Schreiben gerichtet, in dem er für die Absicht, den Verkauf der Marken nochmals zu beleben, dankt, nachdem die übrigen Samm­lungen bereits dem Abschluß nahe seien. Da­gegen würde es ihm eine Herzensfreude sein, wenn sich die großen, noch unverkauften Vorräte der Sammelmarken jeweils dazu verwenden ließen, vielen armen Kindern im deutschen Reiche eine kleine Weinachtsfreude zu bereiten.

Stuttgart, 5. Dez. Wie verlautet hat Graf Zeppelin am oberen Herdweg ein größe­res Areal zum Bau einer Villa erworben.

Kornwestheim, 7. Dez. Ein übermüti­ger Streich hat gestern abend dem 20 Jahre alten Kaufmann Otto Mergenthaler von hier das Leben gekostet. Auf der Heimkehr von Stammheim erkletterte er einen beim Bahn­hof befindlichen Gittermast der elektrischen Leitung, kam den Drähten zu nahe und wurde sofort getötet.

Freudenstadt, 5. Dez. In der letzten Sitzung des Gemeinderats kam es zu sehr er­regten Szenen. Dem Oberamtstierarzt war das Gehalt um 450 Mk. erhöht worden, was einigen Leuten nicht recht behagte und so erhob sich denn der Gemeinderat Zeeb, um die Er­klärung abzugeben, er wisse nicht, warum für den Oberamtstierarzt 450 Mk. mehr ausge­worfen worden seien. Die Einwohnerschaft wisse auch was notwendig sei. Darauf rief der Gemeinderat Lieb:Es gibt nicht lauter Privatiers, es gibt auch noch andere Leute, die etwas schaffen wollen, worauf Gemeinde­rat Zeeb erwiderte:Es geht Dich einen

Dr . . . an, was ich schaffe." Lieb:S^ ist mir noch keiner gekommen, nach mir darl man fragen, so gut wie nach Dir. Dich kennt man." Zeeb:Mir hat noch keiner das Wort Privatier" derart entgegengeworsen. Dich kennt man auch schon lange. Gemeinderat Nestlen will anscheinend vermitteln, doch un­terbricht ihn Zeeb:Sei nur Du zufrieden, von Dir will ich gar nichts mehr wissen." . . . . Ein Gemeinderat sprach von verlotterter Miß­wirtschaft. Endlich mahnt der Vorsitzende zur Ruhe. Gemeinderat Zeeb beklagt sich noch darüber, daß man kein Wort mehr auf dem Rathaus sprechen dürfe, johne daß es an die Oeffentlichkeit komme.

Schorndorf, 5. Dez. Das seltene Fest der diamantenen Hochzeit begingen dieser Tage in Winterbach Schullehrer a. D. Schweizer und seine Gattin. Beide Ehegatten sind je 86 Jahre alt. Der König hatte dem Jubel­paar eine Bibel mit eigerhändiger Textinschrist übermitteln lassen.

Ulm, 5. Dez. Auf dem Münsterplatz fand vor einigen Tagen ein Biberacher Friseur ein Buch, in dem 19 Einhundertmarkscheine, fünf Zwanzigmarkscheine, und ein Zehnmarkschein sich befanden. Wie sich später herausstellte, hatte eine Frau von Untermarchtal die Geld­scheine verloren. Der redlichchFinder gab das Geld zurück und erhielt einen Finderlohn von 120 Mk.

Aus Baden, 8. Dez. Bisher ist es noch nicht gelungen, eine Spur von dem Mörder der Elsa Bauer jin Pforzheim zu finden. Die drei inhaftierten Burschen, darunter der Zwangs­zögling Failer aus Jspringen, mußten aus der Haft entlassen werden, da sich keinerlei Ver­dachtsmomente gegen sie ergaben.

Berlin, 8. Dez. <Die Heeresverwaltung hat dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß die chinesische und japanische Sprache im Heer mehr gepflegt werden möchten. Es sollen des­halb eine Anzahl Offiziere zum Studium die­ser beiden Sprachen zum Orientalischen Se­minar kommandiert werden.

Al len st ein, 7. Dez. Wie dieMenst. Ztg." meldet, ist der am 31. Dezember 1907 gegen die Frau v. Schönebeck erlassene Haft­befehl nunmehr aufgehoben worden. Frau v. Schönebeck ist bereits aus der Hast entlassen.

Wien, 8. Dez. Fast alle Blätter besprechen die gestrige Rede des Fürsten Bülow im Reichs­tag. Die Neue Freie Presse sagt: Wer die Rede des Reichskanzlers, die eine seiner klarsten und besten ist, unbefangen auf sich wirken läßt, fühlt, daß hier der leitende Staatsmann einer wirklichen und redlichen Friedensmacht gesprochen hat, der Minister einer Macht, die dort, wo sie ihr Wort verpfändet und ein Versprechen ge­geben hat, ihre Zusicherung treu hält, nicht bloß nach dem Buchstaben des Vertrags, sondern nach dem großen Jnteressenzug, aus dem er entstanden ist. Die Rede des Fürsten Bülow hat ein Helles Licht auf den wahren Stand der Orientkrise geworfen. Die Rede, die eine starke Beruhigung für alle Freunde des Friedens ist, wird inOestreich-Ungarn mit dankbarer Sympathie ausgenommen werden und überall mit ihrer ganzen überzeugenden Kraft wirken.