Punkte Rede zu stehen und daß Sie eben so genau wie ich jene Gründe kennen würden," erwiderte der Freiherr herausfordernd,wünschen Sie dennoch nähere Erörterungen, so stehe ich später zu Diensten."

Nach dieser mit gemessener Kälte gegebenen Erklärung^ entfernte sich der Freiherr und we­der der Doktor noch einer der Festgäste machte einen Versuch, ihn zu längerem Bleiben zu bewegen.

Jetzt wissen wir nicht mehr wie gestern," sagte der Richter unmutig.

Still, er logiert noch nebenan," sagte Stern,er könnte uns belauschen."

Die Unterhaltung stockte eine geraume Weile, aber der vortreffliche Wein des Gast­wirts ließ eine Mißstimmung nicht aufkommen. Man wählte die Politik zum Thema und ver­brachte bei diesem durch scharfe Opposition gewürzten Gespräche noch einige heilere Stun­den. Kurz nach Mitternacht brach die Gesell­schaft aus.

Der Verwalter hatte bei seinem Eintritte Hnt und Stock auf das Bett gelegt; im Be­griffe, dieselben zu nehmen, entdeckte er, daß der Stock verschwunden war. Man suchte denselben in allen Ecken, aber vergeblich, und schon wollte Stern sich ohne denselben ent­fernen, als der Förster die Vermutung äußerte der Stock sei vielleicht hinter das Bett ge­fallen.

Das werden wir bald wissen," sagte der Wirt,wir rücken die Bettstelle von der Wand ab und der Verwalter wirst einen Blick da­hinter."

Der Stock fand sich in der Tat hinter der Bettstelle; als der junge Mann sich bückte, um ihn aufzuheben, bemerkte er neben ihm einen kleinen, lebhaft blitzenden Gegenstand den er rasch und ohne daß seine Umgebung es bemerkte einsteckte.

Kaum aber hatte er den Gasthof verlassen, als er seinen Begleitern mitteilte, daß er hin­ter dem Bett einen Fund gemacht hatte, der vielleicht von hoher Wichtigkeit sei. Er habe den gefundenen Gegenstand nicht näher be­sichtigt, um nicht die Aufmerksamkeit des Gast­wirtes auf sich zu lenken, denn der Verschwie­genheit des Mannes schenke er kein besonderes Vertrauen.

Der Arzt schlug nnn vor, die kleine Gesell­schaft möge iu seiner Wohnung noch ein Glas Punsch trinken, den er ganz vorzüglich zu be­reiten verstehe, man könnte bei dieser Gelegen­heit den Wert der gemachten Entdeckung prüfen.

Dieser Vorschlag wurde einstimmig ange­nommen und man entdeckte in dem gestandenen Gegenstände ein goldenes Hemdknöpfchen. Dieses war sehr fein gearbeitet und mit einem kleinen Diamant geschmückt; es schien aus der Werkstätte eines sehr geschickten Juweliers her- vorgegangeu zu sein. An einer Stelle dicht neben dem Edelsteine bemerkte man einen kleinen roten Fleck.

Das ist Blut sagte der Richter, als Stern ihn auf diesen Fleck aufmerksam machte; bevor wir aber diesen Knopf als Beweismit-

tel benutzen könne», müssen wir das Gegen­stück zu demselben gefunden haben."

Und wer kann behaupten, daß dieser Knopf das Eigentum des Mörders ist?" er­widerte der Bürgermeister.

Vielleicht hat der Baron von Reden der­artige Knöpfe getragen."

Dann müßte man das Gegenstück in sei­nem Nachlasse gefunden haben und darüber kann uns Komtesse von Strahlen Auskunft geben."

Komtesse von Strahlen nahm damals die Hinterlassenschaft ihres Verlobten in Empfang und hat, wenn ich nicht irre, im Beisein des Gastwirts und des Freiherrn von Braß ein Verzeichnis anfnehmen lassen," fuhr der Rich­ter fort.Da haben Sie abermals den Be­weis, daß wir derzeit die Sache zu leicht nahmen; damals hätten wir den Eigentümer des Knopfes s»hr leicht entdecken können, jetzt aber wird das ungemein schwer fallen".

Möglicherweise kann auch ein anderer Gast ihn verloren haben," warf der För­ster ein.

Das glaube ich nicht," sagte der Arzt der Knopf ist wertvoll; wer ihn getragen hat und ihn sogar verlieren konnte, ohne Re­cherchen anzustellen, muß für derartige Spie­lereien Geld übrig gehabt haben."

Vielleicht könnte eine Haussuchung in der Sonne"

Dazu bin ich jetzt nicht mehr berechtigt," unterbrach der Richter den Verwalter,auch hege ich die Ueberzeugung, daß wenn der Mör­der Iwirklich noch jin jenem Gasthofe weilt, er seinen Verlust bemerkt und der möglichen Entdeckung vorgebeugt haben wird."

Der Bürgermeister zuckte die Achseln. Nachdem wir damals die Karten aus der Hand gegeben haben, müssen wir jetzt warten, bis ein glücklicher Zufall uns berechtigt, sie wieder auszunehmen," sagteer.Dieser Knopf würde damals ein vortreffliches Beweismittel gewesen sein, heute gilt er keinen Heller mehr."

Die Gläser waren inzwischen geleert und die Gesellschaft trennte sich, nachdem vorher jeder einzelne die Zusage gegeben hatte, dieser I Angelegenheit eine unausgesetzte Aufmerksam­keit zu widmen.

Am nächsten Morgen verfügte Stern sich in den Gasthof zum Freiherrn. Er hielt es für überflüssig, sich vorher anmelden zu lassen, obgleich er wußte, daß der Freiherr strenge Beachtung der Etikette verlangte.Sie wer­den wissen, weshalb ich hierher komme," sagte er, ohne die Ueberraschung und den auflodern­den Zorn des Edelmanns zn beachten, die deutlich genug in den Zügen desselben sich spiegelten.

Weshalb Sie kommen?" entgegnete der Freiherr, eine Ruhe heuchelnd, die seiner Seele fremd war,Ich erinnere mich nicht. Sie eingeladen zu haben, mir die Ehre Ihres Be­suches zn erweisen."

Sie haben, wie mir scheint, ein sehr kur­zes Gedächtnis, Herr Baron!"

Für Bagatellgeschichten, ja! Mich be­schäftigen stets so viele ernste und wichtige

Angelegenheiten, daß es in der Tat zu viel verlangt wäre, mir auch für Kleinigkeiten ein scharfes Gedächtnis"zuzumuten." (Forts, folgt.)

" Gemeinnütziges.

(Bierhefe bei Brandwunden.) Nachdem die?Bierhefe sich bereits einen"Platz im Heil­schatz errungen und innerlich bei Magendarmleiden sowie bei Furunkulose angewendet wird, ist sie neuerdings auch äußerlich bei Brandwunden von einem französischen Arzte warm empfohlen worden. Man verwendet frische oder getrock­nete Bier- oder auch Kornhefe, vermischt die­selbe mit lauwarmem, vorher gekochtem Wasser zu einem dünnen Brei und bestreicht damit sterilisierte Gazebinden, gerade wie man dies bei einem Gipsverband macht. Nachdem die Brandwunde gereinigt und desinfiziert ist, die eventuell"vorhandenen Brandblasen angestochen sind, wird dieser Verband auf die Brandwunde aufgelegt. Man hat darauf zu achten, diese Binde nicht in Rollenform aufzulegen, um den Gefäßkreislauf nicht zu schädigen, vielmehr legt man den Verband nur in einzelnen Stücken auf. Dieser Verband wirft in hohem Maße schmerzlindernd und zwar tritt diese Wirkung augenblicklich ein. Den Verband kann man mehrere Tage liegen lassen, man bat ihn aber zu erneuern, wenn er ausgetrocknet oder von seiner Stelle gerückt ist, oder wenn neue Schmer­zen oder Blasen austreten. Dr. Plantier hat bei dieser Behandlung seit sieben Jahren nie­mals Eiterung austreten sehen und es wurde immer eine rasche Heilung der Brandwunden ohne häßliche Narbenbildung erzielt.

(Hausschwamm). Man löse 5 Gramm Salizylsäure in 1 Liter Alkohol und bestreiche damit die betreffenden Stellen. Selbstverständ­lich sind die Wucherungen des Hausschwammes, wenn sie schon eine erhebliche Größe erreicht haben, zuvor mit einem Messer zu entfernen und dann erst die betreffenden Stellen zu be- sreichen. Meist reicht ein Anstrich, widrigenfalls wiederhole man denselben.

Umdas Einlaufen von wollenen Strümpfen, Hemden beim Waschen zu verhüten, wird empfohlen, das Wasser mit Salmiakgeist zu versetzen und nur lauwarm, also nicht heiß zu waschen. Auf 30 Liter Wasser genügen 20 g Salmiakgeist, welcher besonders in ungereinigtem Zustande billig ist. Man erspart die Ausgabe von Seife, da das mit Salmiakgeist versetzte Wasser auch ohne Seife den 'Schmutz leicht wegnimmt. Selbstverständlich muß der äußerst flüchtige Salmiakgeist bei der Anwendung voll- kommen^krÄtiH^undniHt^ett^

Telegramm der Wildbader Chronik.

Friedrichshafen, 10. Nov. Das Luft­schiff ist um 1 Uhr 50 Min. mit dem Kaiser und dem Grafen Zeppelin aufgestiegen.

Für Stotterer eröffnete die C. Den- hardt'sche Sprachheilanstalt in Stuttgart am 9. November ihre diesjährigen Freikurse, in welchen unbemittelte Sprachleidende unentgeltliche Heilung ihres Uebels finden. Ausnahmen können täglich bis zum 24. November er- folgen. Anmeldungen sind an dieAnstalt zu richten."

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