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Amtsblatt

für die Stadt Wildbad.

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Nr. 131

Dienstag den 19 November 1908-

44. Jahrgang

Wunöschau.

Stuttgart. Bei der Allgem. Rentenanstalt sind vom Deutschen Reichskomitee für die Zeppelin­sammlung abermals 100 000 Mk. eingetroffen.

Stuttgart. Das Evangel. Arbeitersekre­tariat und Volksbureau, Stuttgart, Gerberstr. 2 L., welches an jedermann, auch nach aus­wärts, Rat und Auskunft in allen Rechts­und Versicherungsangelegenheiten erteilt, hat im Monat Oktober 1908, 345 Geschäftsnummern aufzuweisen. Davon sind schriftlich 215, münd­lich 130. Gesamtzahl der Besucher 229, da­runter 157 männliche, 72 weibliche. Die behandelten Fälle verteilen sich auf: Unfallver­sicherung 51, Invalidenversicherung 20, Kran­kenversicherung 16, Arbeits- und Dienstvertrag 16, Miete- und Wohnungswesen 11, Haftpflicht 3, Nachlaß- und Vormundschaftswesen 12, Familienrecht 7, Förderungsrecht 49, Straf­recht 7, Armenwesen 10, Sonstiges 18. Vor den Schiedsgerichten für Arbeiterversicherung, dem Reichs- und Landesversicherungsamt wur­den persönlich vertreten 5 Fälle.

^Stuttgart, 6. Nov. Verschiedene Spe­zereihändlerinnen von hier führten in ihrem Laden neben Maggi-Suppenwürze noch eine andere, von einer Konkurrenzfirma hergestellte Suppenwürze, die aber weit weniger oft ge­kauft wurde. Um nun diese Würze loszubringen, füllten die Spezereihändlerinnen sie in die von den Kunden mitgebrachten leeren, mit einer Schutzmarke versehenen Maggifläschchen nach. Die Maggi-Gesellschaft stellte nun gegen drei von diesen Spezereihändlerinnen Strafantrag, um ein Exempel zu statuieren. Vorher ließ sie die Frauen eine Art Schuldbekenntnis unter­schreiben. Die Strafkammer verurteilte heute die angeklagten Frauen wegen Vergehens gegen das Warenzeichengesetz zu je 150 Mk. Geldstrafe.

Nagold, 5. Nov. Der älteste Kurs des hiesigen Lehrerseminars, der 30 Zöglinge zählt, wird wegen des Lehrermangels schon Mitte Januar im Volksschuldienst Verwendung finden.

Horb, 7. Nov. Wie dasSchw. Volks­blatt" aus zuverlässiger Quelle erfährt, wurde Freiherr von Münch auf Hohenmühringen ent­mündigt.

Donaueschingen, 7. Nov. Mit dem Glockenschlag 2 Uhr fuhr der kaiserliche Son­derzug in den hiesigen Bahnhof ein. Das Zep- pelinsche Luftschiff manöverierte in diesem Au­genblick seitwärts vom Bahnhof in einer Höhe von 150200 Meter. Als der Kaiser ausstieg, wurde er vom Fürsten von Fürstenberg begrüßt. Das Luftschiff näherte sich dem Bahnhof. Aus den Gondeln wurden Grüße durch Tücherschwen- ken herabgesandt. Der Kaiser erwiderte sie. Um 2 Uhr 5 Minuten bestieg der Kaiser mit dem Fürsten zu Fürstenberg den Wagen und fuhr nach dem Schloß.

Donaueschingen, 7. Nov. Nachdem das Luftschiff den Hofzug gesichtet hatte, fuhr es ihm eine Strecke weit entgegen und begleitete den Zug bis zum Bahnhof, wo in der Luft so lange gewartet wurde, bis die Herrschaften den Bahnhof verlassen hatten. Das Luftschiff be­gleitete darauf oie fürstlichen Wagen nach dem Schloß, fortwährend Grüße tauschend. Die

Herrschaften begaben sich dann auf die Terasse des Schlosses. Der Kronprinz warf aus dem Luftschiff ein couvertiertes Handschreiben an seinen Vater, in dem er sich in begeisterten Worten über die wohlgelungene Fahrt aussprach.

Donaueschingen, 7. Nov. Der Kaiser sandte gestern nachmittag an den Grafen Zep­pelin folgendes Telegramm:Ueber die eigen­artige Begrüßung, die Ew. Exzellenz mir so­eben bei meiner Ankunft in Donaueschingen haben zuteil werden lassen, habe ich mich ganz besonders gefreut und spreche ich Ihnen dafür meinen aufrichtigen Dank aus. Ich bewundere den ruhigen und sicheren Flug Ihres eigeu- artigen Luftschiffes und beglückwünsche Sie zu der erstaunlichen Präzision, mit der Sie dasselbe hierher zu steuern vermocht haben. Indem ich mich darauf freue. Sie und Pro­fessor Hergesell morgen hier persönlich be­grüßen zu dürfen, und Ihnen meinen Beifall für Ihre vorzügliche Leistung mündlich wie­derholen zu können, wünsche ich Ihren Mit­reisenden eine glückliche Heimfahrt an den Bodensee."

Von der oberen Donau, 4. Nov. Die Schneckenhaltung, die seit mehreren Jahren in unserer Gegend in größerem Maßstab betrieben wird, hat auch in diesem Jahr ein gutes Er­gebnis geliefert. In den feuchten höher gele­genen Waldblößeu des Donautals, sowie in den wasserreichen Seitentälern des Flusses fin­det sich nach warmem Regen die Weinberg­schnecke in großen Mengen vor. Namentlich in den Ortschaften Gutenstein und Nendingen werden die von Kindern und älteren Leuten mühelos gesammelten Mollusken aufgekauft und in sog. Schneckengärten bis zur Deckelung ge­hegt und gut gefüttert mit allerlei Gemüseab­fällen, Kleie, Rüben und dergl. Für das 1000 ungedeckelter Schnecken werden je nach Qualität 45 Mk. bezahlt. Im November, wenn die Schnecken ihr Haus gedeckelt haben, werden sie nach sorgfältiger Auslese in Fässer verpackt und gehen nun in Eisenbahnwagen verpackt haupt­sächlich nach Paris nnd Nancy, wo sie zur Fastenzeit in verschiedener Form als Salat oder im Häuschen geröstet als Delikatesse ver­zehrt werden. Der Preis der Deckelschnecke beträgt pro 1000 Stück 1617 Mk. Bei anhaltendem Regenwetter gehen für den Schneckenzüchter viele Tiere zugrund und man darf durchschnittlich auf 25 Prozent Verlust rechnen. Das Gesamterträgnis der Schnecken­zucht im Donautal wird dieses Jahr auf an­nähernd 6 Millionen Stück geschätzt. Da dieses Jahr die Nachfrage nach Schnecken besonders groß war, wurden von einem Gewerbetreiben­den mehrere Eisenbahnwagen Weinbergschnecken aus Oestreich bezogen. Diese Tiere, die aus den Karpathen stammen, sind wegem ihres Wohlgeschmacks besonders begehrt und werden von den französischen Händlern gern gekauft. Im ganzen bedeutet die Schneckenhaltung für die Landleute eine nicht unbedeutende und mit wenig Unkosten verknüpfte Einnahmequelle.

Friedrichshafen, 7. Nov. Auf der Rückfahrt von Singen über Jmmenstadt führte der Kronprinz selbst das Steuer und ließ das Luftschiff bald links, bald rechts schwenken. Daraus erklärt es sich, daß zur Rückfahrt bedeu­

tend längere Zeit gebraucht wurde als zur Hin­fahrt nach Donaueschingen. Einmal so wird erzählt war das Luftschiff im Nebel so tief herabgegangen, daß man plötzlich Bäume auf­tauchen sah und nur das prompte Arbeiten der Höhensteuer einen unangenehmen Zwischenfall vermeiden konnte.

Friedrichshafen, 7. Nov. Graf Zeppe­lin ist mit dem Kronprinzen 5 Uhr 50 Min. glatt gelandet.

Friedrichshafen, 7. Nov. Als der Kronprinz und Gras Zeppelin nach der Bergung des Luftschiffes vor dem Deutschen Haus ein­trafen, wurden sie von einer großen Menschen­menge, die geduldig der Rückkehr geharrt hatte, mit brausendem Jubel und nimmer enden wol­lenden Hochrufen empfangen. Entblößten Hauptes stand die Menge auf der Straße und sang:Deutschland, Deutschland über alles." Mehrmals erschien der Kronprinz am Fenster, um der Menge für ihre Huldigung zu danken. Stets von neuem erklangen Hochrufe in den stillen Abend hinaus. Wahrhaft enthusiastisch waren die Ovationen, die sich immer und immer wieder erneuerten.

Friedrichshafen, 7. Nov. Graf Zep­pelin reist morgen früh zur Audienz beim Kai­ser nach Donaueschingen.

Kaiser Wilhelm hat Graf Zep­pelin und Prof. Hergesell am Sonntag in Donaueschingen zum Frühstück geladen und sich nach einem eingehenden Vortrag über den Stand der Lustschiffahrt und Zeppelins Werk mit voller Bewunderung über dieses geäußert, sowie dem Grafen abermals seiner nachdrück­lichen Unterstützung versichert.

Friedrichshafen, 9. Nov. Nach einer bisher unerreichten Folge von 8 glänzend ver­laufenen Fahrten ist der2 I" heute auf Em­pfehlung des Reichskommissars vomKriegsminister abgenommen worden. Der Kaiser selbst be­nachrichtigte den Grafen Zeppelin durch folgendes aus Donaueschingen datiertes Telegramm: Kriegsminister v. Einem meldet soeben, daß er der Abnahme Ihres Luftschiffes auf Grund des Gutachtens des Sachverständigen-Kommissars zugestimmt habe. Gratulier,. Ew. Exzellenz von ganzem Herzen. Wilhelm I. L."

Adels heim, 4. Nov. Welche Folgen kleine Wunden, die man unbeachtet läßt, nach sich ziehen können, zeigt der Tod des Schreiner­meisters Kniehl hier. Derselbe hatte sich beim Oeffnen einer Bismarckheringsbüchse eine un­scheinbare Verletzung an der Hand zugezogen und nicht weiter beachtet, bis Hand, Arm und rechte Brustseite eine ganz bedenkliche Schwellung zeigten; es war Blutvergiftung eingetreten. Eine Operation, der sich Kniehl am Freitag unter­zog, brachte den erhofften Erfolg nicht mehr und so verschied er am Sonntag abend im Alter von rund 29 Jahren.

Ulm, 6. Nov. Das Schwurgericht verur­teilte den Taglöhner Karl Lipp von Kleineislingen wegen 22 Verbrechen der Brandstiftung und eines Vergehens des Hausfriedensbruchs zu 13 Jahren Zuchthaus, 10 Jahren Ehrverlust, wo­von 5 Monate für Untersuchungshaft abgehen.

Plauen, 6. Nov. In vergangener Nacht versetzte abermals ein heftiger Erdstoß, der