WaderMjwni

Amtsblatt

für« die Kkaöt WiköSaö.

Erscheint Dienstags, Donnerstags und Samstags.

Bestellpreis vierteljährlich 1 Mk. 10 Pfg. Bei allen würt- lembergischen Postanstalten und Boten im Orts- und Nach- barvrtsverkehr vierteljährl. 1 Mk. iS Pfg.; außerhalb des­selben 1 Mk. 20 Pfg.; hiezu iS Pfg. Bestellgeld.

MM

Anzeiger

für Witöbaö u. Mmgevung.

Di« Einrücknngsgebühr

beträgt für die einsvaltiae Zeile oder deren Raum 8 Pfg auswärts 10 Pfg, Reklamezeile 20 Pfg. Anzeigen müssen den Tag zuvor aufgegeien werden. Bei Wiederholungen entsprechender Rabatt.

Hirxu: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche Fremdenlistq.

Nr. 128

Dienstag den 3. November 1908-

44- Jahrgang

Munöfctzau.

Stuttgart, 30. Okt. Neue städtische Sub­missionsbestimmungen hat der Gemeinderat aufgestellt, indem er die Arbeitgeber verpflichtet, zunächst Arbeiter einzustellen, die in und um Stuttgart ansässig sind, Ausländer aber nur dann anzunehmen, wenn brauchbare einheimische Arbeiter nicht vorhanden sind.

Stutgart, 30. Okt. Der Rodelsport findet auch in Württemberg immer mehr An­klang. Der Eßlinger Fremdenverkehrsverein zusammen mit dem Stuttgarter Rodelklub hat eine vom Eßlinger Jägerhaus in einer Länge von etwa 1 Kilometer gegen das Remstal füh­rende, allen sportlichen Anforderungen genügende Rodelbahn, die zu den schönsten des Landes zählen dürste, geschaffen. Die verschiedenen Kurven der Bahn sind an ihren Außenseiten durch Erhöhungen und Faschinen geschützt, wo­durch Unglücksfälle infolge Hinausschießens über die Kurven nicht mehr möglich sind. Das Ge­fälle der Bahn schwankt Zwischen 10 u. 25V-°/°. Durch künstlich geschaffene Hügel mit sanfter An­steigung u. steilem Abhang ist für Abwechslung wäh­rend der Fahrt gesorgt. Am Start, der durch einen besonderen Aufstiegweg in gerader Linie mit dem Fuße der Bahn verbunden ist, soll eine große Unterkunstshütte errichtet werden.

Stuttgart, 27. Okt. Der engere Aus­schuß des Schwäbischen Sängerbundes erläßt ein Preisausschreiben zur Vertonung des mit dem 1. Preis ausgezeichneten Süngerbunds- Wahlspruchs, Verfasser: Reallehrer August Reiff in Stuttgart:Das Herz voll Lieder, froh und frei, dem Staufenbanner ewig treu. So stehn wir ein in Lust und Leid, Allzeit für Deutschlands Herrlichkeit." Der Spruch ist in vierstimmigen Männerchor in leichter, auch von kleineren Vereinen verwendbarer Fassung zu vertonen. Die mit einem Kennwort ohne Namen des Verfassers versehenen Bewerbungen sind bis 1. Januar 1909 an den Präsidenten des Schwäbischen Sängerbunds, Rechtsanwalt List in Reutlingeu einzureichen. Der Name des Verfassers ist in besonderem, verschlossenen Um­schlag, der dasselbe Kennwort sichtbar zu tragen hat, beizufügen. Bewerbungen, die dieser Bedingung nicht entsprechen, werden nicht be­rücksichtigt. Für die besten Vertonungen werden drei Preise in der Höhe von Mark 100., Mark 60., Mark 40 ausgesetzt.

Stuttgart, 31. Aug. Das lebensgroße Standbild des Grafen Zeppelin in Silber, als der Preis eines seiner Luftschiffe diese Feststellung ist das Ergebnis einer launigen Wette, welche vergangenen Montag in einem Stuttgarter Weinlokal zum Austrag kam. Setzt man das Gewicht des stattlichen Grasen zu 92,5 Kilogramm, so würde das lebensgroße Standbild des Erfinders, in reinem Silber gearbeitet 971,25 Kilogramm wiegen (spezifisches Gewicht des gehämmerten Silbers 10,5.) Da nun der Preis des Feinsilbers sich auf rund 400 Mk. pro Kilogramm stellt, so würde der Preis des hiezu benötigten Metalls sich auf 388 500 Mk. belaufen, eine Summe, die in der Tat ziemlich genau den Preis des fertigen Rohbaus eines 2 (ohne Instrumente) bezeichnet. Da nun Gold auf dem Geldmarkt etwa 15

Mal höher bewertet wird als Silber, so ließe sich aus der Summe, welche das deutsche Volk dem großen Grafen anläßlich des Echterdinger Unglücks geschenkt hat, über 5'/s Millionen Mark, gerade das lebensgroße Standbild des Grafen in Gold gießen.

Bezirksnotar Buck in Neuenbürg wurde auf die Bezirksnotarstelle in Riedlingen seinem Ansuchen gemäß versetzt.

Calmbach. Durch die gegenwärtig ihrer Vollendung entgegengehende Hochdruck-Wasser­leitung ist eine Neuorganisation der hiesigen Feuerwehr notwendig geworden. An Stelle der Spritzen treten nunmehr die Hydranten, wodurch ca. 80 Mann übrig werden. Die Hydrantenwagen wurden von der Firma W. Barth in Cannstatt geliefert, sind sehr leicht und praktisch gebaut und wurden am Mittwoch von der Feuerwehr übernommen. Bei der aus diesem Anlaß abgehaltenen kleinen Uebung des Hydrantenzuges konnte man sich schon einen Begriff von der Leistungsfähigkeit der Leitung machen. Das, nur zur Herstellung eines Ge­gendrucks, an dem der Quelle entgegengesetzten Ende des Orts erbaute Reservoir faßt ca. 200 cbm, bei einem Wasserstand von 4 Meter Höhe war aber nur etwa zur Halste gefüllt worden. Es wurde nun gleichzeitig aus 5 Strahlrohren Wasser gegeben und erreichte der Strahl eilte Höhe von 3040 Meter je nach der Weite des Mundstücks. Die Probe wurde dann auch in der Viehgasse an dem hier höchstgelegenen Hause vorgenommen und dabei konstatiert, daß der Strahl, vom Boden aus abgegeben, das Dach noch um etwa 3 m überragte. Nach beendeter Uebung hatte der Wassersland im Re­servoir um nur 9 ein abgenommen und ist da­mit schon der Beweis erbracht, daß auch die Wassermenge vollkommen ausreicht, hauptsächlich wenn man in Rechnung zieht, wie lange es schon nicht mehr ausgiebig geregnet hat. An sämtlichen Feuerwehr-Schläuchen ist dann noch die Giersberg-Kuppelung (Bajonettverschluß) angebracht worden, die den seitherigen Gewinde- Kuppelungen entschieden vorzuziehen ist, weil die Verbindung zweier Schläuche durch eine kurze Handbewegung geschehen ist, hauptsächlich bei Kälte wird sich dieser Vorzug noch bedeu­tend erhöhen.

Bei Behandlung der Kehlkopftuber­kulose ist neuerdings mit gutem Erfolg die Sonnenlicht-Behandlung angewendet worden. Die Sonnenbestrahlung des Kehlkopfes wird in einer von Sorgo in der Wiener Klinischen Wochenschrift beschriebenenWeise von den Kranken selbst vorgenommeu, die die Technik in kurzer Zeit erlernen. Im Sanatorium Schömberg (württ. Schwarzwald) haben sich seit Oktober vor. Jahres dieser neuen Behandlungsmethode 21 Kranke, von denen ein großer Teil voll­kommen geheilt wurde, unterzogen. Die Aerzte fassen ihre Erfahrungen dahin zusammen, daß dieSonnenlichtbehandlungbeiKehlkopstuberkulose sich eignet für entzündliche Erscheinungen, welche im Gefolge eines tuberkulösen Herdes auf- treten, für flache Infiltrate und Tumoren und für oberflächliche Geschwüre. Sie kommt also in Betracht für leichte und mittelschwere Kehl­kopftuberkulosen und für die ergänzende Be.

Handlung und Nachbehandlung chirurgischer Eingriffe.

Friedrichshafen, 2. Nov. Das Luftschiff ist um '/-3 Uhr bei schönem Wetter mit der Herzogin Wera und dem Grasen Zeppelin aufgestiegen. Um 3'/« Uhr ist Graf Zeppelin mit der Herzogin Wera nach '/»ständiger präch­tiger Fahrt über dem See in Manzell wieder glatt gelandet. Die Herzogin kehrt noch heute Abend nach Stuttgart zurück.

Friedrichshafen, 2. Nov. Der nach Unterschlagung von 9000 Mk. flüchtig gewordene Stadtpflegeassistent I. Ott, ist in Belfort durch Selbstmord aus dem Leben geschieden.

Man erzählt aus Friedrichshafen folgenden Schulscherz: In der Religionsstunde wird die Geschichte von Christi Geburt behan­delt und der Lehrer fragt einen Knaben, welchen Beruf der Gatte Marias hatte. Der Knabe schweigt. Der Lehrer, dem bekannt ist, daß der Vater des Knaben Zimmermann ist, sagt zu diesem:Joseph war dasselbe, was dein Vater ist. Nun also?" Die Antwort lautete: Balloner!"

Heilbronn, 29. Okt. Am 14. Oktober 1908 haben die Heilbrunner Nahrungsmittel- Fabriken Otto und Kaiser durch Kauf die früher Burger'sche Eierteigwaren-, Paniermehl- und Zwieback-Fabrik in Friedrichsfeld bei Mannheim ihrem Unternehmen angegliedert. Der Mitbe­gründer der Firma Herr H. Otto ist am 25. Okt. aus Altersrücksichten von der aktiven Ge­schäftsleitung zurückgetreten. Herr Hans Tischer, Kaufmann, langjähriger Abteilungsvorstand der Deutschen Bank in München ist als weiterer Teilhaber in die aktive Geschäftsleitung ein­getreten.

Renchen, 28. Okt. In der Nacht vom Sonntag wurde im hiesigen Pfarrhaus ein schwerer Einbruch verübt. Die Spitzbuben waren anscheinend mit den Lokalitäten gut vertraut. Sie stiegen durch das Abortfenster ein und schlossen den Pfarrer sowie die übrigen Be­wohner des Pfarrhauses in ihren Zimmern ein, sodaß sie ungestört aus dem 2. Stockwerk die Kasse mit ca. 700 Mk. Inhalt und das Portemonnaie des Pfarrers herausholen konnten. Darauf ließen es sich die Diebe in der Küche gut schmecken und machten sich dann davon. Alle Schliffsel nahmen sie mit. Die eingeschlossenen Insassen des Hauses wurden durch fremde Hilfe morgens aus ihrem unfreiwilligen Ge­fängnis befreit.

Der frühere Stadtschultheiß Harrer von Schramberg wird bei Stadtpflege 1 in Stutt­gart als Hilfsarbeiter Verwendung finden.

Konstanz, 28. Okt. Infolge des plötzlichen Eintritts der Kälte macht sich hier ein starker Verkehr der Italiener nach der Heimat bemerkbar. Vorgestern passierten 700, gestern 200 Italiener auf der Heimreise unsere Stadt.

Köln, 30. Okt. Bei der Hiesigen Reichs­bank ist die erste größere Sendung (30 000 Mk.) Dreimarkstücke eingetroffen und von dieser in den Verkehr gebracht worden. Die Stücke tragen sämtlich den Kopf Kaiser Wilhelms II. und das Münzstätten-Merkzeichen Die vor­treffliche Prägung und die handliche Größe werden dem neuen Dreimarkstück bald dieselbe