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Amtsblatt

für die Stadt Witdbaü.

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Nr- 116

Dienstag den 6- Oktober 1908-

j 44- Jahrgang

WunöftHcrrr.

Gestorben: 4. Okt. zu Bissingen a. Enz Gustav Rommel, Teilhaber der Firma K. Rommel, Walzenmühle, 52 I. a.

Stuttgart, 2. Okt. Mit dem 1. Oktober hat Frau Präsident v. Weizsäcker ihren schon länger gefaßten Entschluß, den Vorsitz im Aus­schuß, des Schwäbische» Frauenvereins nieder­zulegen, zur Ausführung gebracht. Ihr Name ist nach 35 langen Jahren selbstloser und auf­opferndster Arbeit für die Sache des weiblichen Geschlechts weit über unserer Heimat Grenzen hinausgedrungen. Für den Verein selbst bedeutet ihr Ausscheiden einen besonders schmerzlichen Verlust. Sie ist die letzte Ueberlebende der Gründerinnen des Vereins und hat damit seit 1873 all die wechselreichen Schicksale der Jahre mit durchgekämpst. Ihre Bemühungen und Erfolge umfassen alle Zweige des Vereins. Die Frauenarbeitsschule, die Töchterhandelsschule und die Koch- und Haushaltungsschulen sind unter ihr von kleinen Anfängen zu großer Blüte gelangt. Ihre ureigensten Schöpfungen, der Kindergarten und die Wanderkochkurse, werden ihr stets ein besonderes dankbares Andenken bewahren. Der Verein wünscht seiner verehrten Ehren­präsidentin nach einemLeben der segensreichstenu. ersprießlichsten Arbeit eine köst^che Zeit der Ruhe und des stillen Genießens. Die seitherige stellv. Vorsitzende des Vereins, Frl. Eugenie Dörner, ist vorn Ausschuß einstimmig zur Vor­sitzenden gewählt worden und hat die Leitung der Geschäfte übernommen.

^ Der Stuttgarter Ratskeller, bei dem seine bisherigen Pächter Häußler und Glitz keine Seide gesponnen, ist seit 1. Oktober vorübergehend in städtische Regie übernommen worden. Die Räumlichkeiten werden jetzt einem umfassenden Umbau unterzogen, um ihnen ein behaglicheres Gepräge zu geben, das ihnen bisher fehlte. Bis zum 1. Juli 1909 sucht die Stadt dann wieder einen neuen Pächter.

Die Arbeiten zum Anschluß der Ge­meinden Engelsbrand, Salmbach und Schwar­zenberg OA. Neuenbürg, Oberreichenbach, Neuhengstett, Windhof und Calwerhof OA. Calw an die Schwarzwaldwasser-Versorgung sind nun zur Bewerbung ausgeschrieben (Melde­termin 15. Okt.); der Voranschlag beträgt für die Erdarbeiten 35 645 Mk., für die Betonie- rungs- und Maurerarbeiten 18 951 Mk.

In Besenfeld, 'OA. Freudenstadt, das Postwagenverbindung mit Wildbad-Enzklösterle hat, tritt eine Aenderung im Postagenturdienst ein. Postagent Friedr. Berger wurde auf An­suchen von dem Dienst enthoben und die Agentur dem Ernst Pfeifle, Besitzer des Gast­hofs zurSonne", der an der Hauptstraße Wildbad-Freudenstadt liegt, übertragen.

Unterreichenbach, 1. Okt. Ein schwerer Unglücksfall trug sich heute früh halb 11 Uhr auf dem hiesigen Güterbahnhof zu. Der 43 Jahre alte Milchhändler Friedr. Lutz vom nahen Engelsbrand brachte seine von ihm nach auswärts verkaufte Holzspalt- und Säg­maschine hierher zur Verladung. Als Lutz im Begriff war, mit Hilfe zweier Eisenbabnbe- diensteten die Maschine abznladen, zog das an den Wagen gespannte Pferd an, die Maschine

stürzte vom Wagen und fiel auf den Lutz derart daß Lutz sofort tot war. Lutz war schrecklich zugerichtet. Der Kopf war ihm fast platt gedrückt und der Oberkörper eingedrückt. Lutz hinterläßt eine Frau und 8 Kinder von '/r bis 16 Jahren.

Altensteig, 1. Okt. Heute besuchten mehrere auswärtige Händler die umliegenden Ortschaften, wo es noch Obstvorräte in größeren Mengen hat. Angebote wurden gemacht zu 2 Mark 20 Pfennig bis 2 Mark 30 Pfennig pro Zentner für Mostobst. Abschlüsse sind in hiesiger Umgebung wenig erfolgt bis heute.

Eßlingen, 1. Oktbr. Der Stand unserer Weinberge ist ein vortrefflicher u. im Reifegrad durchweg sehr vorangeschritten. Das Holz ist gesund und die Belaubung sehr schön, so daß der7Heurige" an Güte denVorjährigen" übertreffen wird. Das Ergebnis läßt auf einen starken halben und in verschiedenen Lagen auf einen Herbst hoffen. Die Weinlese dürste, wenn das gute Wetter anhält, Mitte Oktober beginnen. In Mundelsheim hat die Lese des Frühgewächses begonnen. Es wurde schon ziemlich viel verkauft zu 140150 Mk. pro 3 Hektoliter. Die allgemeine Lese wird am Mitt­woch oder Donnerstag beginnen. In Klein­aspach, OA. Marbach, wurde der erste neue Wein zu 100 Mk. pro 3 Hektoliter verkauft.

Tübingen, 2. Okt. (Schwurgericht.) Durch' das Los wurden zur Dienstleistung als Ge­schworene u. a. bestimmt: Gottlieb Rentschler, Holzhändler in Grunbach; Friedr. Gollmer, Seilermeister in Neuenbürg; Karl König, Holz­händler in Dobel; Theodor Müller, Gemeinde­pfleger in Birkenseld; Hermann Wagner, Fabrikant in Calw.

Tübingen, 1. Okt. Wegen unerlaubtem Wirtschaftsbetrieb wurde der Metallgießer und Flaschenbierhändler Georg Köpf in Tübingen vom Schöffengericht zu 15 Mk. und den Kosten verurteilt. In der Wilhelmstraße gegenüber dem Universitätsgebäude hat der Angeklagte einen Verkaufsstand und betrieb dort ein Flaschenbiergeschäst. Wie er einräumt, hat er im Mai und Juni öfters Flaschenbier an Leute verkauft, von denen er wußte, daß sie es sofort in unmittelbarer Nähe seiner Verkaufs­bude trinken werden. Die Käufer tranken das Bier in der Regel auf einer hinter dem Ver­kaufsstand angebrachten Bank. Wiederholt brachte Köpf auch Fuhrleuten, die vor seinem Verkaufsstand hielten, Bier an den Wagen, wo diese es sofort tranken. Das Schöffengericht erblickte hierin den Betrieb 'einerSchankwirtschaft, wozu besondere Genehmigung erforderlich ist. Der Angeklagte meinte, das Bier dürste nur in seinem Verkaufsstand nicht getrunken werden. Die von ihm erhobene Berufung wurde mit Kostenfolge verworfen.

Friedrichshasen, 2. Okt. Dem Grafen Zeppelin gelang es, im Jahr 1893 eineAktien­gesellschaft zur Förderung der Lustschiffahrt" zustande zu bringen, die sich zu dem Zweck zusammensetzte, den Bau des ersten Luftschiffes nach Zeppelin'schen Entwürfen und die weitere Verwertung desselben in die Hände zu nehmen. Das erste Flugschiff wurde dann auch durch Ingenieur Kübler erbaut. Am Abend des 2. Juli 1900 unternahm es die erste Fahrt, am

17. und 20. Oktober erfolgten weitere Aufstiege- Die Fahrten ergaben in Bezug auf Steuerbar­keit sehr günstige Resultate, wenn auch die verlangte Schnelligkeit noch nicht erreicht werden konnte und sich der Schiffskörper noch nicht als ausreichend fest genug erwies, um unter allen Umständen gegen Verbiegungen in der Luft geschützt zu sein. Das Luftschiff wurde demon­tiert und das Material eingeschmolzen. Zur Ausführung der neuen Pläne fehlten die Geld­mittel. Die Aktiengesellschaft zur Förderung der Luftschiffahrt mußte im Jahr 1901 liquidieren. Wie wir nun hören, hat der jGraf den Entschluß gefaßt, sämtliche Teilnehmer jener Gesellschaft in der Höhe ihrer Anteile zu befriedigen, sobald die ihm vom Reichstag bewilligten Gelder ausbezahlt sind.

Friedrichshafen, 1. Oktober. Der Wiener Neuen Presse" ist von dem Bevoll­mächtigten des Grafen Zeppelin auf eine An­frage inwieweit das Zeppelin'sche Unternehmen mit dem System des verstorbenen Ingenieurs Schwarz in Beziehung stehe, folgender Brief zugegangen: Im Aufträge des Grafen Zeppelin teile ich Ihnen mit, daß die Presse da offenbar zwei Dinge miteinander verwechselt. Als Graf Zeppelin mit dem Bau seines Luftschiffes be­ginnen und Aluminium von der Firma Berg in Lüdenscheid beziehen wollte, befand sich diese Firma in einenr Vertrag mit der Witwe Schwarz, daß Berg für jedes Luftschiff, das nach dem Schwarz'schen System gebaut würde, Mk. 10000 an die Witwe Schwarz zu zahlen hatte. Aus diesem Vertrag kaufte Zeppelin, bezw. die Aktien­gesellschaft zur Förderung der Lustschiffahrt die Firma Berg los, während man offenbar glaubt es handle sich um den Ankauf des Schwarz'schen Luftschiffes. Es muß aus das Bestimmteste erklärt werden, daß Graf Zeppelin niemals daran gedacht habe, den für ihn gänzlich wert­losen Plan des Ingenieurs Schwarz zu erwerben." Weiter veröffentlicht das Blatt eine Antwort, die das preußische Ministerium ans eine Anfrage über den praktischen Wert des Schwarz'schen Luftschiffes gegeben hat. Aus diesem Bericht ergibt sich, daß das Schwarz'sche Luftschiff den Anforderungen des preuß. Kriegs-Ministeriums nicht genügte und schließlich nach einem miß­glückten Ausstiege total zertrümmert wurde.

Aus Baden, 1.. Zu dem Pforzheimer Automobilunglück an der Bleichstraße ist noch zu melden, daß der Besitzer des Automobils, Schlossermeister Bührer, und der Chauffeur Kellner in Haft genommen worden sind. Es steht noch nicht fest, ob Kellner oder Bührer bei der verhängnisvollen Nachtfahrt, die dem Kaufmann Langeneckert das Leben kostete, das Automobil lenkte. Da Bührer kein Führer­patent besitzt, könnte ihm der Unfall unter Umständen sehr teuer zu stehen kommen.

Baden-Baden, 1. Okt. Vom heutigen Tage an wird über die Wintermonate in sämt­lichen Geschäften der Achtuhr-Ladenschluß zur Einführung gelangen.

'München, 3. Okt. Die Versuche mit dem neuen Sprengstoff des Ingenieurs Gehre in München sind jetzt in Gegenwart von Vertretern des Kriegsministeriums, der kaiserlichen Marine, von Vertretern der preußischen Verkehrstruppen, der schweizerischen, italienischen uud russischen