WaderMonik

Amtsblatt

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Hirzu: Illustriertes Sonntagsblatt und während der Saison: Amtliche FremdenlistH.

Nr. 109

Samstag den 19- September 1908.

44. Jahrgang

WunöfcHnu.

Stuttgart, 17. Septbr. Oberbürger­meister v. Gauß besuchte dieser Tage mit Ge­meinderat Dr. Mattes das Jllertal, um die Quellwasserversorgung Stuttgarts aus dem Jllertal an Ort und Stelle zu studieren und eventl. vorläufige Verhandlungen anzuknüpfen.

Stuttgart, 18. Sept. Wie in der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien bekannt ge­geben wurde, hat der Verlagsbuchhändler Herm. Schönlein der Stadt Stuttgart 2000 000 Mk. für wohltätige Zwecke vermacht. Die Stiftung wird zum Andenken an die verstorbene erste Frau Schönleins den NamenAnna-Stiftung" erhalten.

Stuttgart, 19. Sept. Die Bauausstellung erfreut sich fortgesetzt eines guten Besuches. Bis jetzt wurde die Ausstellung von 322000 Personen besucht. Verkauft wurden 305 000 Karten zu 50 Pfg., 49000 zu 30 Pfg. und 58ft00 zu 25 Pfg. Dazu kommen noch 5000 Dauerkarten.

Man wird sich erinnern, daß kürzlich eine Nachricht durch die Presse ging, die sich auf den jüngsten Soldaten im deutsch-französischen Krieg bezog. Jetzt macht das Neue Tagbl. einige interessante Mitteilungen über den ältesten deutschen Soldaten, der mit nach Frankreich ge­zogen ist. Darnach wäre der älteste aller Sol­daten des großen Krieges der am 3. Febrnar 1809 in Höfen im Oberami Neuenbürg geb. Johannes Knöller. Knöller, seines Zeichens Büchsenmacher, war in seinem 21. Jahre zum württembergischen Militär ausgehoben worden, hatte seine normale Dienstzeit geleistet, war dann 4 Jahre von: Militär weggeblieben und hatte dann wieder im 6. württembergischen In­fanterie-Regiment 124 in Ulm ununterbrochen bis zu seinem Abschied 1881 also 38 Jahre gedient. Als Regimentsbüchsenmacher hat er die Feldzüge 1848 nach Schleswig-Holstein und Baden, 1866 gegen Preußen und 187071 gegen Frankreich mitgemacht. Während des Krieges feierte er in Coulommiers seinen 62. Geburtstag. Er starb 1883 in Ulm an den Folgen eines Schlaganfalls.

Der Postanwärter Huber, der eine Zeitlang die Postkasse in Enzklösterle führte und sich dabei Unterschlagungen beigehen ließ, wurde in Oberndorf verhaftet. Die defraudierten Gelder belaufen sich aus einige hundert Mark.

Neuenbürg. Der Bezirksrat hat mit Wirkung vom 1. Oktober ds. Js. an aus den Gemeinden Bernbach, Conweiler, Dennach, Dobel, Feld- rennach, Herrenalb, Loffenau, Neusatz und Rotensol einen neuen Kehrbezirk gebildet und die Kaminreinigung in diesem Bezirk dem Kamin­fegermeister Philipp Walliser in Wildbad, vom 1. Oktober ab wohnhaft in Herrenalb, über­tragen. In den übrigen Gemeinden des Oberamts kommt die Kaminreinigung dem Kaminfegermeister Herbster zu.

Bad Teinach, 14. Sept. Die im oberen Teinachtal auf Markung Ensberg gelegene, früher den Gebrüdern Widmaier gehörige Säg­mühle wurde heute im Zwangsweg endgültig um die Summe von 20,900 Mk. an Schreiner­meister Widmaier von Mannheim und Schmied­meister Groh von Hochstetten bei Karlsruhe

verkauft. Es wird nun in dem seit beinahe Jahresfrist stillstehenden Werk der Betrieb wieder ausgenommen.

Die ord. Schwurgerichtssitzungen des 4. Vierteljahrs sind zu eröffnen in Tübingen am 26. Oktober.

Rosenfeld, OA. Sulz, 16. Sept. Gestern vormittag halb acht Uhr brach in dem Gast­stalle des Gasthauses zumSchloß" Feuer aus, das bald wieder gelöscht war. Während nun gestern abend der Landjäger auf dem Rathause Vernehmungen über den Brand vornahm, brach das Feuer an der gleichen Stelle von neuem aus und erlangte alsbald eine solche Heftigkeit, daß der ganze Gasthof lichterloh brannte. Das Feuer sprang auf die Nachbarhäuser über und konnte in seiner Ausbreitung nicht eher aufgehalten werden, als bis ihm acht Wohnhäuser zum Opfer gefallen waren. Erst im Laufe der Nacht gelang es den Anstrengungen der zahlreich erschienenen Feuerwehren des Brandes Herr zu werden und den Ort zu retten. Der Schaden ist sehr groß. Die Abgebrannten sind nicht alle ausreichend versichert.

Rottweil, 15. Sept. In der Nacht vom 5. auf 6. Juli wurden der ledigen Haushälterin Sybille Jetter in Ostdorf Wertpapiere im Betrage von 10000 Mk., ein Depositenschein, lautend auf 14000 Mk. und ein kleiner Barbetrag aus dem ihr gehörigen, von ihr jedoch damals nicht bewohnten Hause gestohlen. Der offenbar mit den Räumen bekannt gewesene Dieb mußte zuerst zwei Türen erbrechen, bis er zu dem im Wohn­zimmer stehenden Kassenschrank gelangte, lieber die Täterschaft herrschte zunächst Dunkel, bis der Stationskommandant von Balingen am 14. Juli erfuhr, daß ein Fremder in einem dortigen Hotel sich durch großen Geldbesitz verdächtig gemacht habe. Es gelang ihm, den Mann, der die Wirtschaft bereis verlassen hatte, festzustellen. Dieser entpuppte sich als der Schreiner Jakob Kurz von Belsen, bei dessen Durchsuchung sämt­liche in Ostdorf gestohlenen, Obligationen bis auf eine im Werte von 1000 Mk. gefunden wurden, welch letztere, wie sich kurz darauf herausstellte, von dem Säger Karl Treiber aus Dobel, der in der letzten Zeit mit Kurz herum­gezogen war, in Tuttlingen verkauft worden war, wofür er von Kurz 600 Mk. Belohnung bar ausbezahlt erhielt. Während Treiber den Verkauf des Wertpapiers ohne weiteres zugestand, aber bestritt, daß er gewußt habe, daß es von Kurz aus unrechtmäßige Weise erworben sei, leugnete letzterer den Diebstahl und brachte die Ausrede vor, er habe die Wertpapiere am 29. Juni von einem Unbekannten zwischen Eßlingen und Obertürkheim gekauft und zwar um 500 Mk. Trotz seines Leugnens wurde er wegen schweren Diebstahls zu der Zuchthausstrafe von 5 Jahren und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 6 Jahr verurteilt. Treiber erhielt wegen Hehlerei 8 Monate Gefängnis neben 3jährigem Verlust der bürgerl. Ehrenrechte. (Schw. B.)

Friedrichshafen, 17. Septbr. Entgegen den Wünschen seiner Berater hat sich Graf Zeppelin entschlossen, auf jeden Gewinn aus der Zeppelinstiftung zu verzichten. In diesem Sinne ist auch jene Bestimmung abgeändert, die ihm einen Anteil an dem Betrag des angelegten

Kapitals sichern sollte. Weder der Graf, noch irgend jemand von seinen Angehörigen werden pekuniären Vorteil aus der Nationalspende ziehen. Dieser hochherzige Entschluß des Grafen verdient umsomehr Bewunderung, als ihm bei der Gründung seines Unternehmens durch rheinische Industrielle ganz bedeutende finanzielle Vorteile zugesagt worden waren.

Aus dem Allgäu, 15. Sept. Infolge des starken Schneefalls ist bereits sämtliches Vieh von den Alpen zu Tal getrieben worden. In den höheren Gebirgslagen liegt meterhoher Schnee.

Aus Baden, 19. Sept. Bankier Ordt hat gestern mit seiner Flugmaschine den Rastatter Exerzierplatz verlassen und ist nach dem großen, bekannten Rennplatz Iffezheim übergesiedelt, wo die Versuche fortgesetzt werden. Die in Rastatt befindliche Halle wurde abgeschlagen und nach Iffezheim transportiert, wo heute mit ihrer Aufstellung begonnen wird. Der große Rennplatz eignet sich bedeutend besser für Flug­versuche als der Rastatter Exerzierplatz. Er steht dem Luftschiff auch den vollen Tag zur Verfügung, während er in Rastatt meist nur nachmittags arbeiten konnte.

Baden-Baden, 16. Sept. Die Frage der Verpachtung des Konversationshauses ist nunmehr erledigt. Aus seiner letzten Sitzung gibt der Stadtrat folgendes bekannt: Dem Oberkellner Wilhelm Pittack hier wird der Betrieb der Kurhausrestauration zu seinem Angebot vor

19 000 Mk. für die Zeit vom 1. November 1908 bis 1911 verpachtet.

Berlin, 15. jSeptember. Major von Parseval führte, ehe sein Ballon aufstieg, dem Vorsitzenden der Motor-Lustschifffahrts-Gesell- schast, Staatssekretär a. D. von Hollmann, in der Ballonhalle das Modell von einer Flug­maschine vor, das durch die Halle flog.

Lemans, 16. September. Wilbur Wright unternahm heute vormittag einen Flug von 39 Min. 18^/s Sek. Dauer. Er hat damit seinen eigenen Rekord geschlagen und zugleich alle bisher auf dem europäischen Kontinent er­zielten Flugerfolge übertroffen. Die zurück­gelegte Distanz beträgt ungefähr 40 Kilometer. Die Landung erfolgte 1000 Meter von dem Landungspfeiler, infolge Erschöpfung des Benzin­vorrates. Wright gedenkt einen zweiten Benzin­behälter anzuordnen. Der heutige Flug war der längste, der in Europa ausgeführt wurde. Der Amerikaner erhält somit voraussichtlich den Michelin-Pokal, der nebst einem Geldpreis von

20 000 Franken am 31. Dezember 1908 jenem Aviatiker zusällt, der den offiziellen Distanz­rekord besitzt.

Washington, 18. Sept. Bei einem Aöroplan- Aufstieg, den Orville Wright mit dem Leutnant Selsridge vom Signalkorps der Bundesarmee unternahm und bei dem er die Flugschnelligkeit erhöhen wollte, brach bei der vierten Umkreisung des Exerzierplatzes von Fort Meyers der linke Schraubenflügel des Aöroplans, während der rechte weiter arbeitete. Infolgedessen kippte der Aöroplan um und beide Insassen wurden herausgeschleudert. Wright erlitt schwere Ver­letzungen am Arm und Hüfte, namentlich auch innere. Selfriedge wurde noch schwerer verletzt