Dann führte sie langsam die Hand vor die Augen und bedeckte diese. So saß sie kurze Zeit bewegungslos da.
Und plötzlich dünkte es Mathilde, als wenn sie hier vor einem furchtbaren Geheimnis stehe."
Sie, welche dieser Unterredung stumm und teilnahmsvoll gelauscht hatte, glaubte zu sehen, wie langsam eine Träne unter der Hand hervor über die faltige Wange rollte.
Es war so still in dem kleinen Zimmer, daß die Atemzüge der drei darin vereinigten Menschen hörbar waren.
Frau Lehmann ließ die Hand sinken, und man sah jetzt, daß die Augen feucht waren.
„Heinrich von Godsberg," sagte sie feierlich, in einem Tone, der die tiefbewegte Seele verriet, „wirb um Deine Liebe, denn Du bist reich, Schönseid ist Dein Eigentum."
Er und Mathilde starrte die alte Frau an, mit Schrecken fast, sie aber fuhr ruhig fort:
„Ich habe es für Dich gekauft. Den wilden Hochmut Deines Stammes hast Du besiegt, und in Dir, einem edlen Sproß des Hauses, soll das Geschlecht verjüngt aufleben."
„Gnädige Frau, stammelte er fast verwirrt.
Die alte Frau, wenn auch bewegt, sprach ruhig und klar, und doch stieg in ihm und Mathilden der Gedanke auf, sie sei geistesgestört, so märchenhaft klangen ihre Worte. Sie gewahrte wie den jungen Leuten unfaßlich schien, was sie sagte, sie blickte beide an und setzte langsam hinzu:
„Wundert Euch nicht länger — ich bin von Eurem Geschlecht — bin Helene von Godsberg, Eure Tante."
Wäre ein Toter aus dem Grabe erstanden, die Ueberraschung hätte nicht größer sein können.
„Mein Sarg steht in der Gruft meiner Ahnen. Helene von Godsberg starb vor fünfzig Jahren, aber aus dem Grabe kehrt sie zurück, um das Geschlecht vor dem Verderben zu retten."
Immer noch sahen beide stumm in wortlosem Staunen die alte Frau an.
„Nur einer hat mich auch nach dieser langen Zeit erkannt, der alte, treue Gottfried."
„Mein Gott," sagte der tieferschütterte Godsberg. „welch Geheimnis liegt hier zu Grunde?"
„Ich bin die Schwester deines Vaters, die einzige Tochter des Generals und seiner holden Lichterscheinung, deren verkörpertes Bild mich in Mathilden anlächelt. Meine teure Mutter, sie starb zu früh für mich, für uus alle. Als ich noch jung und freudig, neunzehnjährig durch dies Leben ging, verzogen und geliebt von allen, trat der Mann in meinen Lebenskreis, dem bald alles gehören sollte, was ich an Liebe in meinem Herzen trug. Während des Kriegs wurde ein verwundeter freiwilliger Jäger auf Schönfeld ausgenommen und gepflegt. Wir sahen uns, lernten uns kennen und liebten uns mit aller Kraft der jugendlichen Herzen. Mein Otto war der beste und der edelste der Männer, noch heute, wo ich dem Grabe zusinke, denke ich sein mit unveränderter Liebe; er war bürgerlich von Beruf Kausmann und führte den wenig romantischen Namen Lehmann, aber er war adelig an Gesinnung und Sitten, er trug, wie du sagst, ein adelig Wappenschild in Herz und Seele" Geheilt ging er nach Frankreich zur Armee zurück und focht die Schlachten des Preußenheeres mit. Nach dem Kriege und nachdem er eine kleine Fabrik für Holz-, Horn- und Metalllnöpfe gegründet hatte, kam er, trat vor meinen Vater und warb um meine Hand. Mit Hohn und Verachtung, wurde der bürgerliche „Knopfmacher" abgewiesen. Ich sagte Vater und Bruder, wie ich ihn liebe, welch ein edler Mensch er sei, ich bat, ich flehte, weinte, verzichtete im Einverständnis mit Otto aus jede Mitgift, versprach, nie zu erwähnen, daß ich eine Godsberg sei, umsonst. Wie eine Wahnsinnige behandelten sie mich, weil ich den Stamm durch eine Heirat mit einem Bürgerlichen entbehren wollte, und schwuren, den frechen Plebejer, der es wagte, sein Auge zu einer Godsberg zu erheben, mit der Hundepeitsche tot zu schlagen, wenn er es noch einmal wage, sich zu zeigen. In Vater und Bruder tobte die mittelalterliche Wildheit des Stammes. Als ich erklärte, daß ich
unerschütterlich dabei beharre, ihn zum Manne zu nehmen, und sie aus den Briefen, die sie auffingen, wahrnahmen, daß ich zu entfliehen beabsichtigte, wurde ich grauenhaft mißhandelt und eingesperrt. Der Welt sagte man, ich sei krank, geistesgestört. Nur zwei treue Seelen hatte ich in Schönfeld, meine Amme und den Reitknecht Gottfried. Mit ihrer Hülfe wurde verabredet, daß ich meiner Haft entfliehen und Otto mich an bezeichnter Stelle erwarten sollte, um mich zu seiner Mutter zu führen. Es war ein rauher stürmischer Frühlingstag und der Fluß, der hinter dem Park von Schönfeld fließt, war stark angeschwollen. Als die dunkle Nacht hereingebrochen und alles ringsum still war, entschlüpfte ich mit meiner Freunde Hülfe meinem Gefängnis schlich durch den Park und erreichte die kleine Pforte, welche nach dem Fluß führte. Todesschrecken erfaßte mich, als ich dort Vater und Bruder fand. Ob der Zufall sie hingeführt, ob meine Flucht verraten war, ich weiß es nicht. Wild schrien sie mich, rauh faßten sie mich an und wollten mich in mein Gefängnis zurückschleppen. Verzweiflung gab mir ungeahnte Kraft, ich riß mich los, eilte sinnlos vorwärts, und gleich darauf schlugen die eisigen Fluten des Flusses über mich zusammen. Der Strom trieb mich pfeilschnell ans jenseitige Ufer in eine Bucht, und noch ehe ich die Besinnung verloren hatte, faßte ich die Uferweiden und kam mit deren Hülfe ans Land. Da erhob ich die Hand zum nächtlichen Himmel und fluchte Verderben auf das Geschlecht herab, welches mich ousgestoßen hatte. Ich wankte Weiler in Nacht und Sturm, und der Himmel führte mich in die Arme meines angstvoll suchenden Otto. Im Schloß hielt man mich für tot, ertrunken, meinen Leib vom Hochwasser hinabgeschwemmt zum Meer; und in gotteslästerlicher Komödie begruben sie, um das Geheimnis zu wahren, das an mir verübte Verbrechen nicht zu Tage kommen zu lassen, feierlich einen leeren Sarg. Helene von Godsberg war tot, gestorben in Geistesnacht. Den Mund, der hätte reden können, wußten sie stumm zu machen. Lange lag ich krank nach jener furchtbaren Fahrt. Nach meiner Genesung reisten wir nach England, und dort wurden wir getraut. Als wir nach Deutschland zurückkehrten, galt ich hier allgemein als Engländerin. Nur wenige Jahre lebte Otto an meiner Seite, es waren Jahre des stillen, innigsten Glückes für mich. Dann entriß ihn mir der neidische Tod. Im Felde, für sein Vaterland kämpfend, hatte er sich den Keim seines Leidens geholt, welches in dahinraffte.
(Forts, folgt.)
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