Aus Königsfchlöffern wie aus Taglöhnerhütten wurde zu dem Bau eines neuen Luftschiffes beigesteuert und die gewaltige Spende des deutschen Volkes zusammengebracht. Der Untergang des Luftschiffes an jenem Unglückstag von Echterdingen ist der Geburtslag eines neuen Luftschiffes und überhaupt des Luftschiffbaus geworden. In gemeinsamer Arbeit haben wir in den letzten Tagen die Wege hierzu geebnet und heute mittag ist sie durch die gegenseitige Unterschrift auf dem Vertrag hier in Friedrichshafen aufgestellt worden. Was dieses für die Zukunft Friedrichshafens zu bedeuten hat, kann jetzt nicht ausgesührt werden, ebenso würde die Zeit und meine Kr:ft nicht ausreichen, die Bedeutung des Grafen für das Unternehmen und für Friedrichshasen zu würdigen. Wir alle stehen unter dem gewaltigen Eindruck: von heute und von hier aus beginnt eine neue Epoche für dre Geschichte Friedrichshafens und für die Weltgeschichte überhaupt, und wir, wir find dabei gewesen bei den ersten Versuchen, wir sind dabei gewesen mit freudigem Stolz bei dem allmählichen Erfolg und wir find dabei gewesen mit betrübtem Herzen bei dem schrecklichen Unglück. Lassen Sie uns auch in Zukunft dabei sein bei der weiteren Entwicklung des Unternehmens! Wenn Ew. Exzellenz mit Recht der Vater des Luftschiffes genannt werden, so lassen Sie uns die Mutter desselben sein. Dieses Gefühl unserer Freude und Teilnahme haben wir durch die heutige kleine Ehrung uns aukzudrücken erlaubt. Auch mit Worten wollen wir unserer Freude Ausdruck geben, daß es von den Bergen jenseits widerhallt: Exzellenz Graf Zeppelin er lebe hoch!"
— Graf Zeppelin dankte in bewegten Worten für die ihm zu teil gewordene Ehrung. Tr teilte zum Schluß dem Stadtvorstand mit, daß er dem städt. Krankenhause durch Schenkung 10 000 Mk. überweisen lasse.
München, 7. Sepl. Eine Erbschaft von 29 Millionen Mark steht dem Zimmermeister Joseph Schmidt von Spielhof in Aussicht. Zwei Brüder des längst verstorbenen Zimmerers Schmidt wanderten in den fünfziger Jahren des (vorigen Jahrhunderts nach Rußland aus. Einer von ihnen machte den Feldzug in der Krim mit und zeichnete sich derart aus, daß er General wurde. Als solcher heiratete er eine sehr reiche Gräfin. Alle Verwandteu des verstorbenen Paares find auch ins Grab gesunken. Die Hinterlassenschaft beträgt nicht weniger als 13 Millionen Goldrubel, das find 29 Millionen Mark, und 13 wertvolle Güter in Rußland.
Bregenz, 6. Sept- Eine interessante Neuerung auf dem Gebiet der Stcaßenpflege wird morgen und an den darauffolgenden Tagen auf der Hälfte der Staatsstraße zwischen Bregenz und der bayrischen Landesgrenze vorgenommen werden, die falls sie sich bewähren wird, den Beifall namentlich des nicht automobilfahrenden Publikums sicher erringen wird. Die durch die wachsende Intensität des Verkehrs auf öffentlichen Straßen,insbesondere durch dieEinführung und rasche Verbreitung des Automobilverkehrs, entstandene Beanspruchung der Landstraßen legt dringend die Pflicht ob, Mittel zu ergreifen, um die Staubplage, wenn möglich, vollständig zu beseitigen. Derselben soll nun durch „Straßen- teerung" nach einem von dem Franzosen Lassailly erfundenen System wirksam gesteuert werden können. Der Teer wird in besonderen Apparaten auf 90—100" erhitzt und dünnflüssig gemacht, wodurch ein tiefes Eindringen desselben bis zu 9 em in die Straßendecke ermöglicht und der Slraße zugleich größere Haltbarkeit verliehen wird. Die einmal geteerte Straße unterscheidet sich von den nichkgeteerten gleichaltrigen noch nach Jahren vorteilhaft durch wesentlich geringere Staub- und Schlammbildung, durch schnelleres Trocknen und kürzeres Liegenbleiben des Schnees, durch eine glattere Oberfläche, die nahezu an eine Asphaltdecke erinnert, durch Aufhören der Gleisebildung und damit durch verminderte Inanspruchnahme des Wärterpersonals für Unterhaltung.
— Von Berlin kommt die Nachricht, daß es dem dortigen Ingenieur R. Fiedler gelungen ist, eine Flüssigkeit zu erfinden, die die Eigenschaft hat, sich bei Berührung mit Wasser zu Heller Flamme zu entzünden und
auf dem Wasser schwimmend weiter zu brennen, sich auch durch Wasser nicht löschen läßt. Der Kaiser ließ sich das Experiment vom Gründer fünfmal im Großen vorführen, meistens in den Wasserkünsten von Sansouci. Dabei brannten große Strecken der Seen und die Flammen schossen unter dichter Rauchentwicklung bis zu 40 Fuß in die Höhe. Keine Berliner Feuerwehr hat sich bisher die ausgesetzte Prämie von 1000 Mk. verdient, die derjenige erhallen soll, dem ,s gelingen würde, den Wasserbrand einer Seefläche zu löschen. Augenblicklich prüft das Kriegsministerium die Erfindung. Fiedler hat also das seit einem halben Jahrtausend verlorene Geheimnis des Griechischen Feuers wieder entdeckt. Mit ihm gelang es Konstantin VII. im Jahre 941 die aus 1000 Fahrzeugen bestehende Flotte der Russen vor Constantinopel zu vernichten obwohl er selbst nur 15 Schiffe besaß. Sie waren jedoch mit Druckpumpen ausgerüstet, um das selbstentzündliche Feuer zu schleudern. Bis in die Kreazzüge hinein galt es als eine gefährliche Waffe. Die Bereitung war stets Staatsgeheimnis. Auch die Zusammensetzung der Fiedlerschen Neuerfindung ist noch nicht bekannt geworden. Außer großen Flammen und dichtem Rauch entwickelt die Flüssigkeit eine so große Hitze, daß nicht nur Brücken in Brand geraten, sondern auch die gefürchteten Stacheldrahthindernisse glatt durchschmelzen würden.
Berlin, 4. Sept. Die Generaldirektion der Badischen Staatseisenbahnen hat beschlossen, die Strecken Basel - Schopfheim - Zell und Schopfheim-Säckingen für elektrischen Vollbetrieb einzurichten.
Berlin. Im vergangenen Sommersemester promovierten allein an der Universität Berlin 12 Damen, und, zwar 10 in der medizinischen und 2 in der philosophischen Fakultät.
Berlin, 8. Sept. Nach einem Pariser Telegramm der „Vossischen Zeitung" wird aus der Champagne gemeldet, daß die diesjährige Weinernte fast gänzlich vomMeltau zerstört wurde.
New-Uork, 8. September. Nach hier eingetroffenen Meldungen wüten die Wald- bcände in der Nordostecke von Minnesota fort und bedecken jetzt die ganze Nordhälfte Minne- sotas. Die Ortschaft Snowball soll zerstört sein.
Lokates.
Wildbad, 8. Sept. Dem „Schwab. Merk." wird von hier geschrieben: Unsere Kurliste weist heute 15 442 Fremde auf gegen 14 503 im Vorjahr. Die heurige Badezeit ist wohl die glänzendste, die Wildbad je gehabt hat. Täglich kommen auch jetzt noch recht viele Fremde an, so daß auch der letzte Monat der Badezeit belebter zu werden verspricht, als in sonstigen Jahr>n. Um so fühlbarer macht sich Heuer wieder das Fehlen eines Kurhauses; dieser Mangel droht nachgerade zu einem Hemmschuh für die fernere Entwicklung unseres Bades zu werden. Jetzt da die Tage kürzer werden und häufiger Regen eintriti, sind die Fremden oft ganze Tage und namentlich für die lange Abendzeit aus die Wirtschaften angewiesen, weil außer den Räumen im König-Karlsbad keine anderen Konversationsräume für sie vorhanden sind. Alle Bemühungen, die Wildbader Badezeit in die Frühjahrs- und Herbstmonate hinein zn verlängern, werden daher vergebliche sein, solange nicht ein Mittelpunkt des Badelebens in einem Kurhaus geschaffen ist. Während der Hauptbavezeit im Juli u. August fehltfür Konzerte u. Tanzunterhaltungen ein genügend großer Saal, da der Kurfaal im Badhotel, der ehemals für eine Fremdenzahl von einigen Hundert erbaut wurde, um das 3 oder 4fache unzulänglich ist. Selbst beim schlimmsten Unwetter müssen die Conzerte der Knrkapelle in der offenen und daher zugigen Trinkhalle gegeben werden, was für badende Kurgäste oft von recht bedenklichen Folgen ist. Das Gedränge bei den Tanzunterhaltungen im Juli und August im Kursaal gibt fortwährend zu den schärfsten Urteilen Anlaß. Hinweise auf Wiesbaden, Nauheim, Oeynhausen und andere Kurorte, wo der Staat vor kurzem prächtige Kurhäuser erstellte, sind oft zu hören. Nachdem Stadt und Bürgerschaft in den letzten Jahren für die
Bergbahn, Elektrizitätswerke, Wasserleitungen, Gasfabrik, Schlachthaus und Straßen eine Summe, die einer Million nahe kommt, aufgewendet und damit eine neue Epoche der Entwicklung Wildbads eingeleitet haben, hofft man hier allgemein, daß nun auch der Staat nicht länger zurückstehen und endlich seinem einzigen Bade von internationaler Bedeutung ein würdiges Kurhaus schaffen wird. Die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs für das Land wird ja mehr und mehr anerkannt und aus dem einmaligen Aufwand für ein Kurhaus werben auch dem Staat für die Zukunft sicher beträchtliche Vorteile erwachsen."
Wildbad, 9. Sept. (Einges.) Zu den angenehmen Abwechslungen auf gesanglich-, musikalisch-humoristischem Gebiete gehörte das vergangenen Sonntag im Kgl. Konversationssaale hier gegebene Konzert des bekannten Krüge l'schen preisgekrönten hum. Alpinen- und Kotschatlieder- Ensembles. Der gute Ruf, den dasselbe hier genießt, hat ihn: auch diesmal wieder einen vollen Erfolg gebracht. Trotz des schönen Wetters war das Konzert sehr gut besucht und wurde jeder Nummer zahlreicher Applaus gespendet. Frisches, gesundes, naturgemäß behandeltes Stimmenmaterial (Sopran, Alt, Tenor, Contre-Alt) empfindungsvolle ernste und heitere Gesänge, einzeln und im Chor, sowie humoristische Szenen, Liederspiele, angenehme, meisterhaft vorgetragene Jnstrumentalvorträge (neues System: Luftresonanzzithern,) prächtige alpine Gebirgsweisen, sowie Kunst- und Koloraturpfeifen bilden die Bestandteile des abwechslungsreichen Programms, erfreuen den Zuhörer und gewähren ihm nur angenehme Eindrücke. Einzelne Nummern des Programms hervorzuheben wäre unstatthaft, da in jeder Nummer Meisterschaft und ein gewisser Reiz lag. — Ob nun das Krügel'sche Ensemble, welches von dem Kgl. Conservatorium in Stuttgart geprüft und schon an mehreren deutschen Fürstenhöfen mit bestem Erfolg aufgetreten ist, in den Konversations-Saal hineingehört oder nicht, darüber ist man sich an maßgebender Stelle schon längst klar, denn sonst dürfte dasselbe nicht schon länger als ein Jahrzehnt alljährlich in diesem Saale konzertieren.
Unterhaltendes.
Schloß Schönfeld.
Erzählung von Franz Teller.
(Forts) (Nachdr, verboten.)
„Nun, so rede doch etwas; sitze nicht so stumm da!"
„Ich wollte, Christian, wir wären in unserem alten Heim geblieben. Fühlst du dich etwa hier glücklich?"
Er warf ihr einen Blick zu, in dem deutlich zu lesen war: „Wie kannst du so kindlich fragen?" Laut aber sagte er:
„Nein, nein, dreimal nein."
„Aber was machen wir denn nur mit der Zeitungsgeschichte? Das rate, Male, mir steht der Verstand stille."
„Ist der Baron hier?"
„Nein, er war gestern in der Stadt und ist heute wieder hineingefahren."
„Würdest du ihm dein Kind geben, Mehlburger, wenn er um sie onhielte?"
„Hm, er ist ein gentiler, netter Kerl, und wenn ihn Elsa will —?"
„Ja, es bleibt doch jetzt gar nichts anderes übrig, nach dieser verwünschten Verlobungsanzeige. Male, wenn das Kind aber unglücklich wird, ich verzeihe es mir meiner Lebtag nicht."
„Während die Ehegatten dieses Thema weiter behandelleten, fuhr rasch ein Wagen in den Park von Schönfeld und direkt nach der Gcabkapelle. Gottfried ging ihm nach und half Frau Lehmann aussteigen.
Die Nachricht von dem Attenkat auf die Ruhestätte der Godsberg mußte eine besondere Wirkung auf die alte Dame gehabt haben, denn sie sah erregt aus und fragte den Gärtner sofort:
„Welche Särge sind verletzt?"
„Der der Frau Generalin —"
Frau Lehmann stieß einen Schreckensrus auS.
„Und der der Mutter von Baron Heinrich."