Gestein gefunden, und es ist nicht ausgeschlossen, daß die Lüderitzer Diamanten einem anderen Gestein als Blaugrund entstammen. Das Vor­kommen ist ganz sonderbar, und man weiß noch nicht, wo der Sand und die Diamanten, die man buchstäblich mit Füßen tritt, auf denen man tatsächlich herumtrampelt, Herkommen. Sie können aus noch nicht gefundenen Blaugrund­stellen stammen; sie können Verwitterungs­produkt der Felsen sein, die sich an der Küste entlang ziehen; sie können aber auch von den mäcktigen, aus Südwest wehenden Sandstürmen, von denen man sich zu Hause kerne Vorstellung bilden kann, angeweht sein. Me ein Feuer­gebläse wirkt der Anprall des Sandsturms und frißt tiefe Löcher in die Felsen, bis sie zerblättern und zerbröckeln.

Im Anschlüsse an die Nachricht von der Zerstörung der Stadt Folsom in Neu-Mexiko durch einenWolkenbruch wird über das heldenhafte Verhalten einer Telephonistin berichtet, die unter Opferung ihres Lebens einer größeren Anzahl Personen das Leben rettete. MrS. Rooke, so hieß die Telephonistin, wurde von einem auswärtsgelegenen Amte vor dem WafserschwaU gewarnt, der alles mit sich reißend, die Richtung nach Folsom nahm. Sie würde ihr Leben haben retten können, hielt jedoch auf ihrem Posten aus und warnte, soweit dies möglich war, die Bewohner des Ortes, indem sie sie durch das Telephon anrief. Diesem Umstande ist es zu danken, daß etwa vierzig Familien sich zu retten vermochten, mährend die tapfere Frau schließlich be: ihrer Arbeit von den Wellen überwältigt wurde. Das Telephon­gebäude wurde vollständig zerstört und die Leiche der tapferen Telephonistin fand man in verstümmeltem Zustande 18 Kilometer von Folsom entfernt. In ihrer Hand hielt sie noch den Telephonhörer, durch den es allein möglich war, ihre Identität festzustellen und der den Beweis bildete, daß sie dis zum letzten Augenblick ausgehalren hatte.

Lokales.

Wildbad, den 5. September. Wie aus dem Inseratenteil ersichtlich ist, veranstaltet das bekannte Konzert-Ensemble Krügl am Sonntag den 6. im Kgl. Konoersationssaale ein Konzert. Dem Ensemble geht ein guter Ruf voraus. Ueber sein jüngstes Auftreten in einer unserer Nachbarstätte entnehmen wir einem uns vorliegenden Bericht: Das am Sonntag von dem Lonzert-Ensemble Krügl gegebene Konzert erfreute sich eines recht zahlreichen Besuchs und sollten die Besucher in ihren Erwartungen auch nicht getäuscht wer­den. Es läßt sich schwer sagen, welche die schönste Nummer gewesen ist, denn jede derselben hatte etwas Reizendes, Pikantes und in jeder lag Meisterschaft. Wie amüsant wirkten doch in allen ihren Nummern die beiden Damen durch ihr natürliches, freundliches Auftreten Fräulein Paula in ihrer feinen Sopran- und Fräulein Peppi in ihrer prächtigen (mächtigen) Altstimme und wie gerne lauschte man den Solos, die von Herrn Krügl mit seinem wunder­vollen, schmelzenden Tenor gesungen wurden und ebenso folgte man mit wahrem Entzücken dem virtuosen Zusammenspiel auf verschiedenen Instrumenten und wahre Lachsalven erregten die humorvollen Vorträge der kl. Paula, sowie die ländlichen Szenen und Liederspiele des Ensembles. Als dann endlich noch Herr Krügl als Kunstpfeifer auftrat, war man voller Verwunderung, und als man fragte, wie dies möglich sei, folgte die mit freundlichem Lachen begleitete Antwort:Gell'ns so pfiffig saus nit". Das Ensemble hat in diesem Konzert den ihm vorausgegangenen guten Ruf gewahrt und jeden Zuhörer für sich gewonnen.

HlnterhaLtenöes.

Schloß Schönfeld.

Erzählung von Franz Teller. (Forts.) (Nachdr, verboten.)

O Elsa, alle meine Gedanken gehören nur Dir, Dir allein. Sage mir, daß Du mich liebst."

»Ja, ja," flüsterte sie.

Und wieder schloß er sie an sein Herz

So lang ich atme, schlägt dies Herz für Dich o Elsa!"

Plötzlich ließ er sie los und trat einen Schritt zurück. Sie sah ihn befremdet an. Nach einem Rausche unendlichen Glückes trat jäh die nackte Wirklichkeit vor seine Seele. Wer war er? Er, der Heimatlose, der Verarmte, der Kommis des Hauses Lehmann u. Lo. wagte es, die Tochter des Millionärs in stiller Nacht an sein Herz zu pressen! Er, der nichts zu bieten hatte, nichts.

In bitterer Qual stöhnte er auf und sagte dann mit seltsam vibrierendem Tone:Fräulein Mehlburger, verzeihen Sie einem armen Wahn­sinnigen, daß er zu Ihnen von Liebe zu reden wagte. Verzeihen Sie, verzeihen Sie! Ich kann, ich darf Ihnen nie etwas sein, nichts, nichts. Mein übervolles, leidenschaftliches Herz riß mich hin, ich vergaß, daß ich Mann sein mußte. O, verzeihen Sie mir."

Er sah im Mondschein, wie klare Tropfen über ihre Wangen rannen, und in wildem Schmerze stürzte er ihr zu Füßen, küßte ihr Gewand und brach in die Worte aus:

Nie wird eine andere an diesem Herzen ruhen, nie."

Dann sprang er empor, lief die Treppe hinab zum Parke und schlug erst auf der Landstraße einen gemesseneren Schritt an.

Schmerz und Wonne stritten sich in seinem Herzen, und leise sagte er: ,Ein Augenblick des Glücks, Gott segne sie."

Und Elsa? Unaufhörlich flössen ihre Tränen, und zagend fragte sich das kleine, pochende Herz:Warum geht ec? Jetzt?" Antwort ward ihr nicht.

11. Kapitel.

Heinrich von Godsberg brachte eine schlaflose Nacht zu und schlief dann lange in den Tag hinein.

Erst zum Mittagbrot ging er hinab. Er hatte kaum seine Schwester begrüßt, als Frau v. Meerheim, mit der sie zusammen das Mahl einnahmen, rasch eintrat, eine Zeitung in der Hand.Da, lesen Sie," sagte sie und reichte ihm das Blatt, indem sie auf eine Stelle hinwies' Mit sich steigerndem Entsetzen las er:Bestem Vernehmen nach findet in diesen Tagen die feierliche Verlobung des Barons Cuno von Godsberg mit der Tochter des jetzigen Eigen­tümers von Schönseld, Fräulein Mehlburger, statt. So bleibt das schöne große Gut im Besitz der Familie, die es Jahrhunderte hindurch ihr eigen nannte."

Er wurde so bleich, daß Frau Meerheim und Mathilde heftig erschraken. Die Schwester nahm das Blatt aus seiner Hand und las die Stelle mit tiefer Betrübnis, da sie wußte, wie es mit ihres Bruders Herz stand.

Frau von Meerheim, welche nichts davon wußte, war ebenso erstaunt wie erschreckt über die Wirkung, welche die Zeitungsnotiz hervor­gebracht halte.

Mein Gott, was ist denn so Entsetzliches dabei, wenn Cuno ein bürgerliches Mädchen heiratet, besonder- wenn dadurch Schönseld wieder zur Familie kommt."

Heinrich, der kaum eines Gedankens fähig war, stand auf, ging hinaus, suchte sein Zimmer auf und schloß sich ein. Sollte eS möglich sein? Nein I schrie sein Herz. Und doch, er hatte ihr ja bis gestern abend kern Zeichen der Liebe gegeben, warum hätte sie den Bewerbungen Cunos kein Gehör geben sollen? Aber sie hatte an ferner Brust geruht, Herz an Herz, sie hatte ihm gesagt, sie liebe ihn. Was war das? Ein Rausch der Sinne? Verlobt mit Cuno und doch an seiner Brust? Log die Zeitung? Hatte sie gelogen?

War diese Notiz die Antwort auf die Weise, wie er gestern abend Abschied genommen hatte? Nein, die Notiz mußte schon im Laufe des Tages aa die Zeitung gelangt sein. Und sagte sie die Wahrheit, was dann? Er konnte, er durfte ihr ja nichts sein, Stolz und Ehrgefühl verboten ihm, dem Bettler, um sie zu werben. In leidenschaftlichem Drang hatte er eS einen Augenblick vergessen. Gestern schlug ihr Herz an dem seinen und nein, ganz grundlos konnte die Zeitungsmitteilung doch nicht sein. Das Hirn wirbelte ihm.

So saß er mehrere Stunden lang in bitterer Seelenqual da, als es an seiner Tür klopfte. Er stand auf und öffnete. Herein trat ein handfester Mann in dunklem Rock.

Sie sind Baron Heinrich von Godsberg?" fragte er kurz.

Der bin ich!"

Der Fremde maß ihn von oben bis unten mit dem Blicke und sagte dann mit verletzender Höflichkeit:

Ich bin Kriminalschutzmann Becker; hier mein Amtszeichen." Der Mann schlug den Rock auseinander und ließ den Schild sehen.

Und wgs verschafft mir die unverdiente Ehre?"

Der Herr Oberstaatsanwalt will Sie sofort sprechen!"

Mich?" und Heinrich zuckte die Achseln. Was habe ich mit dem Herrn Oberstaatsanwalt zu tun?"

Nun, er vielleicht mit Ihnen," erwiderte der Mann schroff.

Ich verstehe nicht ganz, lieber Mann."

Nun, also kurz, der Herr Oberstaatsanwalt will Sie sofort sprechen."

Warum?"

Weiß ich nicht. Ich bin beauftragt, entwever Ihr Ehrenwort zu nehmen, daß Sie sofort vor dem Oberstaatsanwalr im Justizgebäude erscheinen werden, oder Sie zu verhaften und oorzuführen."

Mich verhaften?" fragte Godsberg in maßlosem Erstaunen.

So ist es."

Was konnte des bedeuten? Verhaften? Aber sein Wort sollte doch als Pfand für sein Erscheinen genügen. Vielleicht war er für irgend etwas als Zeuge nötig, obgleich er keine Ahnung hatte, was das sein könnte.

Nun gut," sagte er dann,ich gebe Ihnen hiermit mein Wort als Edelmann und Offizier, so rasch ich kann, vor dem Oberstaatsanwalt zu erscheinen. Ich gehe sogleich hin."

Das genügt. Guten Morgen."

Der Beamte mochte Kehrt und ging hinaus. Godsberg nahm Hut und Handschuhe, ging hinunter zu Mathilde und erzählte ihr von der seltsamen Szene. Sie erschrak nicht wenig über die Vorladung in solcher Form.

Er beruhigte sie lächelnd, machte sich auf den Weg zum Justizgebäude, und stand bald vor dem Oberstaatsanwalt.

Ich bin genötigt, einige Auskünfte von Ihnen zu erbitten, Herr Baron," sagte der Beamte höflich und wies auf einen Stuhl. Nach Erledigung der üblichen Formalitäten, Namen, Stand, Alter usw. betreffend, fragte er:Sie waren gestern in der Nacht im Park zu Schönseld?"

In der Nacht nicht, am Abend; ich war um 10 Uhr wieder zu Hause!"

Sie waren verkleidet dort?"

Verkleidet? Rein!"

Jedenfalls in einem Anzug, der Sie unkenntlich machen sollte?"

»Ja," sagte Godsberg, über die Frage erstaunt,das ist richtig, ich wollte draußen nicht erkannt sein."

WaS führte Sie nach Schönfeld hinaus?"

Ich verlasse in kurzer Frist diese Stadt, um nach Berlin überzusiedeln, ich ging hinaus, um Abschied von der einstigen Heimat zu nehmen."

Der Beamt« war ein sehr erfahrener Kriminalist, und wußte, daß der Baron die Wahrheit sagte.

Auf dessen Frage nach der Ursache dieses Verhörs entgegnete er:Sie werden es gleich erfahren. Sie waren auch in der Nähe der Brgräbnisstätte Ihrer Familie?"

Jawohl."

Und Sie behaupten, um zehn Uhr hier in Ihrer Wohnung gewesen zu sein, und dieselb» in der Nacht nicht verlassen zu haben?" (Ff.)

Starrdeskuch-Gh^onik vom 29. Aug. bis 5. Sept. 1908 Geburten.

25- Aug. Seih, Wilhelm Friedrich, Fuhrmann in Sprollenhaus, 1 Tochter.

Gestorbene: . .

31. Aug» Treiber, Christian Friedrich, Schuhmacher hier, 65 Jahre alt.