macht es dem Feinde schwer, di« Stellung der angreife'ndea Torpedobatterie aufzufinden. Bei der Küstenverteidigung könnte ein Lufttorpedo so abgeseuert werden, daß eS auf dem Verdeck feindlicher Schiffe niederfällt. Oberst Unge hat für den Marinegebrauch ein Lufttorpedo größeren Kalibers erfunden, und so können in Zukunft Kriegsschiffe mit Torpedos über und unter der Wasserlinie beschossen werden. Für den Ge- birgskrieg wird ein kleines Typ der Torpedos konstruiert, wo es noch in Gegenden Dienst tun kann, die für die jetzige Gebirgsartillerie unerreichbar find. Die militärische« Sachverständigen erklären das Lufttorpedo für eine epochemachende Erfindung, die der modernen Kriegführung einen neuen Schrecken hinzufügt.
Wien, 26. Aug, Der Schuster Voigt, der sogenannte „Hauptmann von Köpenick/ reiste von Wien nach Budapest ab, da er infolge zu hoher Ansprüche in keinem Varists in Wien ein Engagement erhielt. Der Bukmpester Polizeichef verbot ihm aber, in einem öffentlichen Etablissement aufzutreten und drohte ihm für den Fall Aufsehen erregenden Benehmens mit sofortiger Ausweisung. Voigt ist heute von Budapest über Wien nach Berlin abgereist. Sein Impresario hat den fünfmonatlichen Vertrag mit ihm aufgelöst.
Oe st re ich- Blätter hatten kürzlich mitae- teilt, daß David Schwarz bereits vor Zeppelin demselben Problem nachgegangen sei, fv daß dem Grafen eigentlich wenig zu tun übrig blieb. Gras Zeppelin hat"e bisher auf alle derartigen Mitteilungeli geschwiegen. Nun nimmt er aber im „N. W. T." das Wort. Er schreibt: „Sehr geehrte Redaktion! In der Nummer 220 Ihres geschätzten Blattes brachten Sie unter der Ueber- schrift „Die Eroberung der Luft" einen Artikel mit folgendem Anfangssatz: „Man darf es wohl als ziemlich bekannt voraussetzen, daß die Arbeiten des Grafen Zeppelin eine Fortsetzung jener Arbeiten sind, die schon seit der Mitte der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts der Wiener Kaufmann David Schwarz unternommen hat." Ferner: „Gras Zeppelin hat seither mit den bekannten Resultaten an der Ausgestaltung der Schwarzschen Erfindung weiter gearbeitet." Hierzu gestatte ich mir, Ihnen nachstehendes mitzuteüen: Nachdem ich schon im Jahre 1873 mein Luftschiff >n seinen Grundzügen ausgedacht hatte, begann ich im Jahre 1892 mit dessen Konstruktion und Bearbeitung und legte im Jahre 1894 meine 'fertigen Arbeiten einer aus den ersten Fachmännern gebildeten Kommission vor. Daß ich erst im Jahre 1899 den Bau meines Luftschiffes in Angriff nehmen und 1900 den ersten Ausstieg unternehmen konnte, hatte seinen Grund lediglich in der Unmöglichkeit, früher die Mittel zum Bau flüssig zu machen. Aus der Tatsache also, daß ich bereits 1892, also zu einer Zeit, in der ich von dem Schwarzschen Luftschiff noch gar nichts wissen konnte, mit der Konstruktion meines Luftschiffes anfing und dieses 1894 durch eine Kommission begutachten ließ, dürste zur Genüge hervvrgehen, daß meine Arbeiten nicht die Fortsetzung der Schwarzschen Arbeiten sein können, sondern vor diesen vorhanden waren. Außerdem ist der Grundgedanke bei dem Vau der beiden Luftschiffe durchaus verschieden, indem das Schwarzsche Luftschiff einen ungeteilten starren Gasraum aufwies, während meine Luftschiffe siebzehn einzelne unstarre Gaszellen haben. Damit verliert auch der im zweiten Absatz Ihres Artikels gebrauchte Ausdruck: „der Dchwarz- Zeppelinsche-Ballon" seine Berechtigung. Da die von Ihnen vertretene Ansicht über die Priorität des Schwarzschen Luftschiffes gegenüber dem weinigen besonder» in der östreichischen Presse sehr hävstg wiederkehrt, so ersuche ich Sie, meine vorstehend gegebene Erklärung ge- fälligst veröffentlichen zu wollen. Hochachtungsvoll Graf Zeppelin."
London, 26. August. Der Räuber im Jellowstone-Park hat, wie jetzt bekannt wird, im ganzen 19 Kutschen ungehalten und eine Beute im Werte von 80,000 Mk. gemacht Ein Herr aus Florida mußte den Sack halten, m dem die Passagiere von einer Kutsche nach der andern ihre Wertsachen werfen mußten. Ein Passagier lachte hierbn nervös auf; dies versetzte den Banditen in Wut, er ließ ihn aussteigen, schlug ihn mit dem Gewehr übers
den Kopf, feuerte über seinen Kopf weg und schrie, er verdiene, ermordet zu werden. Ein Bankier aus Oklahoma versteckte sein Taschenbuch mit 4000 Mk. in Banknoten unter seinem Sitz; der Räuber entdeckte jedoch das Manöver und nahm das Buch an sich. Fünf jungen Damen nahm der Räuber nur einige Süßigkeiten weg. Als die letzte der 19 Kutschen ausgeravbt war, ging der Bandit mit Seelen ruhe davon. Die berittenen Truppen erklärtem er könne unmöglich entkommen. Die Passagiere verlangen entrüstet Entschädigung von der Regierung, da sie das Verbot, Waffen mitzunehmen, der Möglichkeit der Verteidigung beraubte.
LokaLes.
Wildbad, 28. Aug. Für die Zeppelin- Spende sind bis heute bei den hiesigen Sammelstellen insgesamt 3293 Mk. 45 Pfg. einge- gangen.
Slcrndesbuch-Ghironik
vom 22. bis 29 Aug. 1908 Geburt en.
19. Aug. Seyfried, Johann Wilhelm, Fuhrmann in Nonnenmis, 1 Sohn.
Aufge bote:
26. „ Hansis, Jakob Postagent in Derendingen
und Konz Rosa Christiane in Simmoz- heim.
28. „ Kloß, Oskar, Küchenchef in Herrenalb und
Rösch, Anna Margarete hier. Gestorbene:
21. „ Haag, Anna Marie, Tochter des Taglöhner
Georg Friedrich Haag Hier, 2 Monate alt. 26. „ Wörner, Johannes Heinrich, Sohn des
Kaufmanns Johannes Wörner in Reütlin-
Unterhaltendes.
Schloß Schönfeld.
Erzählung von Franz Teller.
(Forts.) (Nachdr. verboten.
Ihre Stirn war gerunzelt, und ein gleicher Blick wie vorher traf Cuno. Sie nahm Elsas Arm und ging mit ihr hinaus. Die Herren blieben zurück, und die beiden Damen schritten einen der Pfade entlang. A
Nach einer Weile sagte Frau Lehmann in ihrem gewöhnlichen Tone: »Sie nehmen teil an der Familie die früher hier hauste, Fräu- lein?"
„Ja. gnädigste Frau, ich habe die innigste Teilnahme für die von so jähem Schicksalsschlage getroffenen Kinder des Freiherrn."
„Dieser Baron Godsberg scheint ein vollendeter Kavalier zu sein."
„Ach, ich dachte nicht an ihn, sondern —" sie stockte, und das Blut stieg verräterisch in ihre Wangen, Frau Lehmann bemerkte das recht wohl, „sondern au Fräulein von Godsberg."
In dem Gesicht der alten Dame zeigte sich ein Lächeln, und ein liebevoller Blick traf das junge Mädchen, aber sie sagte nichts, als: „Begreiflich."
In einiger Entfernung folgte ihnen Herr Mehlburger und Baron Cuno.
„Es ist notwendig, verehrter Freund", äußerte im Laufe des Gespräcks der Letztere, „daß ich direkt verhandle, drum muß ich am Nachmittag nach der Stadt fahren. Das mir zur Pacht angebotene Gut soll, wie mir ein Freund schreibt, vorteilhaft gelegen sein und bei geeigneter Bewirtschaftung reichen Ertrag versprechen."
„Aber kommen Sie nur recht rasch zurück, Herr Baron, Sie bringen doch etwas Leben in diese Oede. Kann Ihnen gestehen, ich langweile mich entsetzlich hier."
„Ist nach Ihrer bisherigen, umfassenden, geradezu bewundernswerten Tätigkeit begreiflich genug. Es ist richtig, der Mensch lebt nur in der Arbeit. Sie werden indessen sich bald an die neuen Verhältnisse gewöhnen und dann behaglich genug fühlen."
„Wollene hoffen", seufzte der Alte.
„Ihre Gastfreundschaft habe ich auch bereits schon zu lange in Anspruch genommen."
„Jagen Sie mit keinen Schrecken ein, Herr Baron, und denken Sie nicht etwa an Abreise, gar keine Rede davon."
„Sie find in der Tat von seltener Liebenswürdigkeit gegen mich, Herr Mehlburger, ich,
erkenne es mit aufrichtigem Danke an, doch Sie begreifen, Geschäfte —„
„Natürlich, natürlich, Geschäft geht vor; na, einstweilen bleiben Sie doch noch ein wenig hier."
Aus einem Seitenwege kam Müller auf sic zu und machte Cuno ein Zeichen. „Ach, mein alter, guter Müller hat mir etwas zu sagen, wie es scheint. Sie entschuldigen mich einen Augenblick, lieber Herr Mehlburger."
„Gewiß, lieber Baron," und der dicke Herr ging weiter und überließ Euno dem Kammerdiener.
„Was gibt's?" fragte Godsberg. „Der Agent Seemann ist da und hat die Wechsel."
«Er ist doch nicht im Schlosse?" Der Ton der Frage und das Gesicht des Fragenden verrieten Schrecken.
„Nein, im Wirtshanse des Dorfes, dort hat er mich Hinrufen lassen. Aber was nun? Ich habe kein Geld, Herr Baron."
„Er muß vertröstet werden, Müller, Sie müssen das machen, Sie sind der geriebenste Teufel, den ich kenne, und jedem Wucherer gewachsen."
„Er ließ Drohungen von Staatsanwalt und dergleichen fallen und besteht daraus, daß die Wechsel jetzt eingelöst werden."
„Kanaille!" murmelte der Barongrimmig. „Wie Sie es machen, Müller, den Kerl zu beruhigen, weiß ich nicht, aber es muß geschehen. Er soll bezahlt werden, es werden sich schon Mittel bieten, verschaffen Sie mir nur Frist!"
„Ich will's versuchen und ihm von der bevorstehenden Verlobung hier erzählen."
„Ja, gut, meinetwegen, ich bin zu allem bereit — nur Frist. Verwünschte Wechselge- schichte. Präsentiert er die Papiere, bin ich verloren."
„Machen Sie nur, Baron Cuno, daß die Sache mit dem Fräulein in Ordnung kommt, dann ist der Kredit wieder da, und wir sind geborgen."
„Verwünscht! Ja, ja. Aber ich darf nichts übereilen. Hoffentlich gewinne ich diese Nacht, doch — Müller sehen Sie sich nach dem Schmucke um."
„Ich martere mein Hirn seinetwegen fortwährend. Der Turm wird von dem alten Halunken, dem Gottfried, wie ich bemerkt habe, überwacht, der muß eine Ahnung davon haben, daß wir etwas suchen."
„Gehen Sie mit Ihrem Turme. Haben Sie einen zuverlässigen Mann zur Verfügung, der Hammer und Meißel handhaben kann?"
„Ja, den Mathias, der ist verschwiegen; außerdem habe ich ihn in der Hand."
„Halten Sie mir den Burschen bereit, doch zunächst schaffen Sie mir den Seemann vom Halse."
„Ich werde gleich hinübergehen und hoffe, er wird Vernunft annehmen."
„Damit trennte sich der würdige Diener von seinem Herrn.
Cuno ging Mehlburger nach und sagte lachend: „Mein guter Müller ist die Aengstlich- keit selbst. Mein Schneider hat ihm im Vertrauen mitgeteilt, daß er ein paar bestellte Anzüge nicht rechtzeitig liefern könne, und das bringt ihn den getreuen Kammerdiener, außer sich; aber ich habe ihn beruhigt."
„Ein treuer Mensch, der Müller, wie?"
„Ein zuverlässiger, treuer Diener."
„Wann kommen Sie aus der Stadt zurück, Herr Baron?"
„Ich denke, morgen früh, ich will noch einige Freunde aussuchen, die ich lange nicht gesehen habe, wahrscheinlich trennen wir uns nicht sogleich, und in der Nacht will ich hier nicht ein- treffen, drum schlafe ich lieber in einem Hotel."
„Aber nicht zu spät morgen früh. Sie fehlen mir hier, sind ein Mann, der mir gefällt."
„Nun, ich hoffe, mich Ihrer Freundschaft stets würdig zu zeigen."
Er ging aus sein Zimmer, um Toilette zu machen.
Zu seiner Frau aber sagte Mehlburger: „Der Baron gefällt mir alle Tage mehr, Mutter; er ist ein feiner, vornehmer Herr und auch solid. Der Else scheint er auch zu gefallen — was meinst du? Hm?"
„Unserer Elsa? Ich will dir etwas sagen, Mehlburger, mir hat es gleich nicht gefallen,