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Nr- 100. I

Samstag den 29- August 1908-

44- Jahrgang

WunösHau.

Stuttgart, 28. Aug. Herzog Albrecht hat sich heute nach Straßburg begeben, um als Vertreter des Königs an den dortrgen Kaisermanövern teilzunehmen.

Feuerbach, 26. Aug. Am SamStag hatte sich der bei der Firma Hauff beschäftigte Photograph Ulmer mit seinen beiden Kindern, einem Knaben und einem Mädchen von 6 und 7 Jahren, von hier entfernt. Heute früh er­hielt seine Frau einen Brief aus Geuua, in dem er mitteilt, daß er die beiden Kinder er­schossen und ihre Leichen in einer Dohle in der Nähe von Böblingen verborgen habe. Der Mann soll seit einiger Zeit schwermütig sein. Nach den Kindern wird seit heule mittag geforscht.

Böblingen, 27. Aug. Die Leichen der beiden 6- und 7jährigen Kinder des Photo- graphen Ulmer aus Feuerbach sind in der Nähe in einer Dohle, wie er in dem Brief an seine Frau angegeben hatte, erschossen aufgefunden worden.

Geislingen, 17. Aug. Eine Frau, die kürzlich die Geburt ihres vierzigsten Urenkels erlebte, Frau Agathe Stahl in Kuchen, hat heute ihren 91. Geburtstag gefeiert. Sie ist die älteste Perfon im ganzen Oberamt.

Friedrichshofen, 26. Aug. In etwa 78 Wochen wird der beschädigte 2 I wieder soweit ausgebeffert sein, daß mit den Ausstiegen begonnen werden kann. In das neue Areal wird eine 150 m lange Ballonhalle gebaut die sich auch in die etwa vorherrschende Luftströmung einstellt; ferner werden einige Werkstätten nebst Nebengebäuden errichtet. Der Bau einer Wasser- stoffgaSfabrik ist erst für später beabsichtigt

Ans Friedrichshafen schreibt ein Korr.-Bureau: Die immer stärker anschwellende Flut von Bittgesuchen hat Zeppelin nun ge­nötigt, mit seiner bereits veröffentlichten Er­klärung dieFlucht in die Oeffentlichkeit" zu ergreifen. Es geschieht dies für die Gesuch­steller in der schonendsten Form; bei den meisten Bittstellern aber, die telegraphisch und brieflich ihre Gesuche an den Grafen richteten, kann wohl gesagt werden, daß ihr Vorgehen eine Geschmacklosigkeit war. Es ist sehr charakter­istisch, welcher Art teilweise diese Gesuche sind. Da telegraphiert ein Gesuchsteller aus Ham­burg, der sich Schriftsteller nennt, sein Leben hänge davon ab, daß er alsbald einen Betrag von 60 Mk. erhalte. Ein Handwerker möchte zur Gründung eines eigenen Geschäfts das nötige Kapital, ein anderer möchte gern Haus- besitzet werden und bittet deshalb um die Summe von 40,000 Mk. Eine Künstlerin möchte sich eine wertvolle alte Geige anschaffen, der Kaufpreis betrage 2000 Mk., Graf Zeppelin soll helfen. Das Großartigste leistete sich einjunger Mann aus guter Familie", der mitteilt, er habe zwar ein Einkommen von etwa 3000 Mk., das ihm aber zu einem standes- gemäßen Leben nicht ausreiche; sein Wunsch geht auf eine jährliche Rente, die ihm Graf Zeppelin auswerfen soll!

Ellwangen, 26. Aug. In der heutigen Verhandlung der Strafkammer fand die Ein­

bruchs- und Diedstahlsaffäre in der Goldwaren, und Juwelen-Firma Böhm in Gmünd ihre Sühne; der Tatbestand ist kurz folgender: Der Reisende und Kaufmann Friedrich Kaufmann aus Rohrbronn harte nach Verbüßung einer Gefängnisstrafe von 14 Monate in Hannover, weil »r in seiner Geldverlegenheit den Muster­koffer seiner Firma zu Geld gemacht hatte, in Berlin den Schlossergesellen Langfeld als Hel­fershelfer gedungen. Mit diesem begab er sich nach Gmünd. Beide führten nun in der Nacht vom 30. auf den 31. Dezember v. I. den Ein­bruch in die Geschäftsräume der Firma Böhm, für weiche Kaufmann früher gereist hatte, aus und entwendeten Juwelen und Goldwaren im Werte von 100 000 Mk. In Berlin benutzten sie den Schlossergesellen Murawsky, um ihre Beute an den Mann zu bringen. Letzterer und die beiden Berliner Schankwirte Albert und Wilhelm Guse mußten sich heute wegen Hehlerei verantworten- Kaufmann, Langseld und Mu­rawsky legten in der heutigen Verhandlung ein umfassendes Geständnis ab, dagegen bestritten die Brüder Guse jede Schuld. Das Gericht beschloß, die Verhandlung gegen diese bis zum 29. August auszusetzen und weitere Zeugen zu laden. Das Urteil gegen die übrigen 3 Angeklagten lautet: gegen Kaufmann wegen schweren Einbruchdiebstahls auf 5 Jahre Zucht- Haus, abzüglich 5 Monate, welche als durch die Untersuchungshaft verbüßt anzusehen sind, 6 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizei­aufsicht; gegen Langfeld wegen schweren Dieb­stahls im Rückfall unter Einrechnung einer von der Berliner Strafkammer erkannten Strafe auf eine Gesamtstrafe von 4 Jahren und 6 Monaten Zuchthaus, abzüglich 4 Monate Un­tersuchungshaft, 6 Jahre Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaufsicht; gegen Murawsky wegen Hehlerei unter Einrechnung einer von der Berliner Strafkammer erkannten Strafe auf eine Gesamtstrafe von l^/s Jahren Gefängnis und drei Jahren Ehrverlust. Außerdem werden die Angeklagten zum Tragen der Kosten vururteilt.

Dörzbach, O.-A. Künzelsau, 27. Aug. Großes Aufsehen erregt hier die Verhaftuug des Apothekers Richard Bayer. Dieser unter­hielt seit längerer Zeit, trotzdem er verheiratet ist, ein intimes Verhältnis mit einem hiesigen Fräulein. Nun wurde vor einigen Tagen eine sehr belastende Korrespondenz zwischen beiden gefunden, aus welcher hervorging, daß Bayer die Absicht hatte, seine Frau zu vergiften, um seine Geliebte heiraten zu können. Wie ver­lautet, soll auch das plötzlich verstorbene Kind des Bayer ausgegraben werden, um dessen Todesursache genau zu untersuchen.

Baden-Baden, 25. Aug. Gestern wur­den 4 internationale Gauner, welche auf dem Rennplatz in Iffezheim, am Bahnhof Oos-Baden, beim Feuerwerk und beim Ringspiel im Kon­versationshaus verschiedene Taschendiebstähle ausgeführt hatten, verhaftet. Bei denselben wurden bedeutende Barmittel, teilweise in frem­dem Geld, und wertvolle Preziosen vorgefnnden, welche jedenfalls von Diebstählen an anderen Badeorten, wo sie ihr sauberes Handwerk aus-! geübt hatten, herrühren. >

Lriberg, 25. Aug. Die Lektion Trl berg des bad. Schwarzwaldvereins hat auf einem der drei Berge, die den Kurort umschließen der 958 Meter hohen Kroneck einen 29 Meter hohen Anssichtsturm erbaut, der sehr bequem zu ersteigen ist. Prachtvolle Rundsicht lohnt den Aufstieg. Der Turm ist der hochherzigen Stiftung des den Haldenhof bei Triberg be­sitzenden Kommerzienrats Heinrich Vögele in Mannheim zu verdanken, der die Hauptbestand­teile, die Eiienkonstruklionen, lieferte und die Monteure zur Errichtung des Bauwerks stellte. Die Kosten der Fundament-, Zimmer- und anderer Arbeiten hat die Sektion Triberg be­stritten. Die Stadtgemeinde Triberg stellte durch den Kroneckewald einen prächtigen fahr­baren Weg bis zum Turme her, der dadurch nicht nur auf einstündiger bequemer Fußwande­rung, sondern auch mit dem Landauer erreicht werden kann. So ist durch gemeinsames Zu­sammenwirken ein Bauwerk entstanden, das 7 Wochen zur Aufstellung brauchte und einen Wert von über 12000 Mk. birgt. Die großar­tigen Schönheiten des Schwarzwaldes sind wiederum um einen entzückenden Rundblick vermehrt.

Berlin, 27. Aug. Nach einem Tele­gramm des Lok.-Anz. aus St. Gallen ist Graf Zeppelin dorr sogleich erkannt worden. Als in einem dortigen Magazin ein Mann eine Ansichtskarte von Zeppelin besichtigte, trat der Graf selbst in den Laden und mit dem Inkog­nito war es nun natürlich vorbei. Mit liebens­würdigem Lächeln bemerkte der Graf, er könne doch nirgends mehr hingehen, ohne sofort er­kannt zu werden. Das Hotel, in dem er ab­gestiegen war, wurde von Neugierigen förmlich umlagert. Da es mit der Ruhe in St. Gallen also nichts war, fuhr der Graf Zeppelin mit seiner Tochter nach dem Züricher See weiter.

Die Firma Krupp inE ss e n hat nun­mehr die Patente des von dem schwedischen Obersten Ungre erfundenen Lufttorpedos angckauft, unter der Bedingung, daß die schwe­dische Regierung das Recht haben soll, von dieser neuesten Waffe in jeder Weise Gebrauch zu machen. Oberst Unge hat, nachdem er so seinen patriotischen Gefühlen gerecht geworden ist, ein ausgezeichnetes Geschäft gemacht, denn die Firma Krupp hat für die Patente dieses Luft­torpedos, das als die furchtbarste Zerstörungs­waffe, die je erfunden wurde, bezeichnet wird, eine große Summe bezahlt. Oberst Unges Tor­pedo kann adgeschoffen werden, ohne daß ein Rückschlag erfolgt. Das Torpedo kann leicht und schnell von Ort zu Ort bewegt werden. DaS Lanzierrohr ist aus einem Automobil befestigt, kann leicht abgeprotzt und ohne besondere Vor­bereitungen abgefeuert und auch viel schneller in di» Feuerstellung gebracht werden als die Geschütze der Feldartillerie. Die Waffe kann zu jeder Art der Kriegsführung benutzt werden. Bei Belagerungen von Festungen muß sie an den stärksten Berteidigungswerken furchtbare Verheerungen anmchten. In offener Feldschlacht kann das Torpedo ebenso gegen Truppenver- bände wie gegen Truppen in gedeckter Stellung geschleudert werden. Die Tatsache, daß das Torpedo geräuschlos abgefeuert werden kann