Wader Mronik

Amtsblatt

für die Stadt Wilübaö.

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während der Saison: Amtliche Fremdenlisttz»

Nr. 99 I

Donnerstag den 27- August 1908-

44- Jahrgang

WunöfHau.

Bei den an den Oberrealschulen in Eßlingen, Stuttgart etc. im Juni und Juli d. I. gehaltenen Reifeprüfungen haben u. a. nachstehende Schüler das Zeugnis der Reise erlangt und sich die damit verbundenen Be­rechtigungen erworben: Hermann Schmid, Sohn des Friseurs Schmid in Wildbad, Wil­helm Wörner, Sohn des Musiklehrers Wör- ner in Wildbad.

F rie drichshafen , 24. Aug. Sobald die Grundstücksankäufe des Zeppelinschen Luft­schiff-Unternehmens vollends abgeschlossen sind, wird mit den äußerst umfangreichen Grabar- beiten begonnen werden. Dieselben werden mit ziemlichen Kosten verknüpft sein, da der 3 Morgen große Riedleweiher aufgefüllt und ein Sechstel des gesamten Geländes vermit- telst Drainage trocken gelegt werden muß, da der der Stadt am nächsten gelegene Teil außer­ordentlich sumpfig ist.

, Friedrichshafen, 25 Aug. Graf Zep- pelin ist heute abend in Begleitung seiner Tochter plötzlich abgereist. Die Aufregungen der letzten Wochen und der Andrang der sich täglich hausenden Geschäfte haben doch schließ­lich ein Bedürfnis nach Erholung hervorgerufen, dem selbst die elastische Natur des Grafen nicht mehr widerstehen konnte. Damit dem Grafen die wenigen Tage der Ruhe nicht mehr gestört werden, wird sein Aufenthalt geheim gehal­ten.

Eine Porträtradierung desGrafenZep. pelin ist soeben im Verlag von Ernst Fischin- ger in Stuttgart erschienen. Sie ist als ganz besonders gelungen zu bezeichnen. Das Bild ist ein Werk des Stuttgarter Radierers I. Kuttner, der auf dem Gebiete der Radierung schon wiederholt mit lebhaftem Erfolg hervor­getreten ist. Es war dem Künstler möglich, mit dem Grafen Zeppelin, trotz dessen vielseitiger Inanspruchnahme m letzter Zeit in persönlichen Verkehr zu kommen. Die Veröffentlichung des Bildes, das auf jedem Exemplar die faksimilierte eigenhändige Unterschrift des Grafen trägt, geschieht mit seiner ausdrücklichen Genehmigung. Es ist von Kennern und Freunden des Grafen als hervorragend getroffen bezeichnet worden und soll eine bleibende Erinnerung für das deutsche Volk werden. Die Bildgröße ist 49 :38, die Papiergröße 90:70. Der Preis stellt sich auf 12 Mk. Die Radierung ist durch alle Buch- und Kunsthandlungen zu beziehen.

Ludwigsburg, 21. August. Wie bei einer Reihe von deutschen Armeekorps so wird sich auch beim 13. württcmb. Armeekorps eine Umwandlung vollziehen, indem die bisher ver­wendeten Oekonomiehandwerker durch Zivil- Handwerker ersetzt und die Werkstaltbelriebe wesentlich erweitert werden. Beim hiesigen Bekleidungsamt ist diese Neuerung bereits zum Teil durchgeführt.

Schramberg, 24. Aug. Die Buchdrucke­rei derSchramberger Anzeiger" ging heute mit Druckereieinrichtung, Verlagsrecht und Wohngebäude v. Hrn. Hammel, der das Ge­schäft seit 31 Jahren innehatte um 90000 Mk. an den Schwarzwälder Volksfreund, G. m. b. H. übrr.

Heidelberg, 24 Aug. Der deutsche Botschafter in Washington, Freiherr Speck v. Sternbiirg, ist gestern »acht hier gestorben' Er war bereits seil etwa drei Wochen wegen einer Krebsleidens hier in Behandlung von Prof. Czerny. Frhr. Hermann Speck v. Stern­burg wurde am 21. Aug. 1855 geboren. Er kam am 7. Aug. 1903 als Botschafter nach Washington. Ec war bei Präsident Roosevelt außerordentlich beliebt und hat sich durch rüh­rige, persönliche Bemühungen um die Vertie­fung der zwischen Amerika und Deutschland traditionellen Freundschaft lebhafte Verdienste erworben.

Pforzheim, 24. Aug. Zur Zeit sind von Reichswegen wieder Erhebungen darüber im Gang, wieviel Geld in Deutschland zu Waren verarbeitet wird. Diese dürften u. a. auch wohl ergeben, daß in dem ca. 1000 Pferzheimer Bisouteriefabriken alljährlich für gegen 25 Millionen Mark Gold verarbeitet wtrd. Aehnliche Erhebungen vor zehn Jahren ergaben einen Goldverbrauch hier von jährlich

19 Millionen Mark. Es werden meisten- Reichsgoldmünzen (zwei Drittel) und Napoleons- dor eingeschmolzen.

Bühl, 22. August. Dem Frühobstmarkt wurden 1000 Ztr. Frühzwetschgen zugcführt; sie kosteten 910 Mk. Mirabellen stellten sich auf 1215 Mk., Reineklauden auf 11 Mark. Birnen wurden 25 Ztr. im Preise von 10 bis 25 Mk. pr. Ztr. abgesetzt. Schließlich kamen noch 40 Ztr. Aepfel um 912 Mk. zum Versand.

Lindau, 10. Aug. Ein großartiges Ver­mächtnis ist der Stadt und mehreren Vereinen hier zugefallen. Der kürzlich verstorbene Major Ritter v. Abel stiftete der Stadt zum Brücken­bau 100 000 Mk., der evangelischen und der katholischen Kirchenstiftung zusammen 20 000 Mk., der Garnison 100 000 Mk., dem Kampf- genossenverein und dem bayerischen Veteranen­bund je 5000 Mk., denRittern des Eisernen Kreuzes" 10 000 Mk., demVerein ehemaliger Kameraden des 3. bayerischen Infanterieregi­ments" 30 000 Mk., dem Offizierskasino 30 000 Mk., der Ofsizierswitwen - und Waisenkasse

20 000 Mk., ferner der Garnison des 10. bayer­ischen Regiments 10 000 Mk. Die Verwandten erhalten 846 000 Mk.. Freunde 50 000 Mk. die Dienerschaft 65 000 Mk.

Das Beileidstelegramm des Kaisers an die Baronin Speck v. Stcrnburg hat folgen­den Wortlaut: Schloß Wilhelmshöhe 24. Aug. Tief erschüttert von der unerwar­teten Nachricht über den Heimgang Ihres Mannes, spreche ich Ihnen in aufrichtiger Teilnahme mein herzliches Beileid aus. Ich verliere in dem Entschlafeneu einen bewährten Freund und ausgezeichneten Diplomaten, der mir und dem Vaterland wertvolle Dienste ge­leistet hat und schwer zu ersetzen sein wird. Der Herr spende Ihnen in Ihrer großen Trauer seinen himmlischen Trost. Wilhelm, I.R."

Frankfurt a. M. 24. Aug. Bei der Couponskasse der Mitteldeutschen Kreditbank, (Meininger Bank) in Frankfurt a. M. sind große Unterschlagungen festgestellt worden. Der Kassierer Goltermann ^hat sich nach Ab­legung eines Geständnisses erschossen. Der ^Verlust für die Bank beträgt etwa 500000 Mk.

Metz, 25. Aug. Herzog Karl Borwin von Mecklenburg-Strelitz, der jüngste Sohn de» Großherzogs, ist gestern 11 Ahr 45 Minuten in Ban St. Martin bei Metz an einem Herz­leiden gestorben. Der Vater des Verstorbenen, der zurzeit in Freudenstadt weilt, traf heute mittag hier ein. Herzog Karl Borwin, ge­boren zu Neustrelitz am 10. Oktober 1888, Kgl. preußischer Leutnant ä In »uits im holsteinschen Feldartillerirregiment Nr. 24, ist der zweite Sohn de< regierenden Großherzogs und seiner Gemahlin Elisabeth, Prinzessin von Anhalt.

Wörth, 24. Aug. (Neue Heilquelle.) Die Bohrungen, bei denen die bekannten Pechel- bronner Oelwerke vor Jahren so außerordentlich ergiebige Erdölquellen entdeckten, führten bald zur Bildung verschiedener Gesellschaften, die überall im Elsaß Bohrversuche machten. Den größten Erfolg hatte eine Gesellschaft etwa sieben Kilometer von hier in der Nähe von Dürrenbach und Biblisheim. In der Nähe von Morsbronn stieß man in einer Tiefe von 600 Fnß auf eine heiße Quelle, die eine Menge Wasser aus­warf, nnd die sich außerordentlich heilkräftig zeigt bei Rheumatismus und ähnlichen Krank­heiten. So ist aus Morsbronn ein Badeort geworden, dessen Besucher sich ständig mehren. Die Quelle befindet sich in den Feldern, über weiche am 6. August 1870 die französischen Kürassiere ihren berühmten Todesritt machten.

Straßburg, 19. Aug. Vor dem Kehler Tor ist eine militärische Station für drahtlose Telegraphie errichtet worden, die zum erste» Mal während der Aaisermanöver in Tätigkeit treten soll. Im diesjährigen Kaisermanöver werden auch mehrere neue Apparate zur Anwendung kommen, zunächst der elektrische Leuchtapparat, durch den die Artillerie die verschiedenen Trup­penteile wissen läßt, daß sie von ihr beschossen werden. Es kommt vor, daß Truppenkörper die Artillerie, die verdeckt ausgestellt wird, nicht sehen und gar nicht merken, daß sie sich in deren Feuerbercich befinden. Um diesem Miß- stande abzuhelfen, soll ein elektrisches Feuer­signal gegeben werden, das nur die Truppen sehen können, denen das Feuer gilt. Dort sollen fortschiebbare Deckungen erprobt werden, deren sich die Japaner in ihrem Kriege mit den Russen bedienten und die vor zwei Wochen schon die Pioniere bei ihren Belagerungsübun­gen bei Mainz benutzten. Außerdem will der kommandierende General des XVI. Armeekorps, General der Infanterie v. Prittwitz und Gaffron, dem Kaiser eine von Major Goslich vom Pio­nierbataillon Nr. 20 erfundene Leuchtpistole vorführen, die auch bei Mainz schon erprobt wurde- Mit dieser werden auf 150 bis 200 Meter Sprengkörper abgeschossen, die furchtbar verheerend wirken sollen und die im Festungs­kriege von großer Bedeutung sein könnten, da kleine Truppenmengen damit ganze feindliche Mafien außer Gefecht zu setzen vermöchten. Bei den Hebungen in Mainz ereignete sich mit dieser Pistole ein Unfall. Ein Sprengkörper platzte vor dem Verlassen des Pistolenlaufes, wodurch dieser auseinander gerissen wurde, so daß zwei Unteroffiziere und ein Mann verletzt wurden. Die Leuchspistole, wie die verschieb­baren Deckungen sind seitdem verbessert und neuerdings bei den Belagerung-Übungen bei