Uhr Abends wütete der Brand furchtbar weiter. Bisher sollen gegen tausend Häuser zerstört sein; alle» ist taghell erleuchtet. Eine derartige Katastrophe ist in Konstantinopel noch niemals dagewesen.
Gens, 22. Aug. Der Schneider von Jansen gestand heute nachmittag, den Raubmord am Glaswaldsee begangen zu haben.
Konstantinopel, 24. Aug. Der gestrige Brand in Stambul hat sehr groß« Dimensionen angenommen. Alle Hügel von Stambul waren in Rauch gehüllt. Das Feuer brach um 2 Uhr nachmittags aus und dauerte bis 3 Uhr früh. Etwa 30 türkische Stadtviertel sind gänzlich niedergebrannt. Die Zahl der eingeäscherten Häuser ist unbekannt. Die Blätter schätzen sie auf einige Tausend. Biele Bazare und mehrere Moscheen find vernichtet. Etwa 1000 Familien sind obdachlos.
Lokates.
Sitzung der bürgerlichen Kollegien
vom 21. August 1908.
Zu Beginn der Sitzung gedenkt der Vorsitzende des verstorbenen GemeinderatSmitgliedS Gipsermeister Karl Bott unter Anerkennung seiner langjährigen treuen Dienste als Gemeinde- rat, Waisenrichter und Mitglied der Feuerschau
Durch Erlaß vom 10. August ds. IS. hat da» Kgl. Ministerium de» Innern da« Gesuch der hiesigen Stadtverwaltung um Hirh ersendung eines zweiten Landjäger» während der Badesaison wiederholt abschlägig beschieden und darauf hingewiesen, daß eS allein Sache der Stadtgemeinde sti, eine den besonderen örtlichen Verhältnissen auf dem Gebiet der Kriminal» und Sicherheitspolizei durchaus entsprechende Ergänzung de» OrtS- polizeipersonals zu treffen. Ohne für heute bindende Beschlüsse zu fassen, sehen die Ge- meindekollegieneine solche Ergänzung des Polizeipersonais für nächstes Frühjahr vor.
Zur Ehrengabe für den Grafen Zeppeliu wird rin Beitrag von 300 Mk. und zur Sammlung für die Abgebrannten in Donaueschingen ein solcher von 200 Mk. durch einstimmigen Beschluß der Gemeindekollegien au- der Stadtkasse bewilligt.
Die Anfertigung des Inventars der Stadtpflege und des ÄmtsgrundbucheS wird dem Verwaltungsaktuar Schmid gegen das gesetzliche Taggeld übertragen.
Die Abgabe der Theerproduktion der Gasfabrik pro 1908/9 an die Firma W. Burk um 1 Mk. 80 Pfg. pro 100 Kg. frachtfrei verladen Station Wildbad wird genehmigt.
Die Vergebung des Erbbaurechts über den 60 Ar großen Bauplatz auf dem Sommerberg auf die Dauer von 90 Jahren an die Gast, wirte Wentz und Bätzncr hier um die einmalige Entschädigung von 100 Mk. und einen jährlichen Erbbauzins von 1200 Mk. wird von den Gemeindekollegien einstimmig genehmigt dorbe- hältlich noch einzuholender höherer Genehmigung.
E» folgen Dekretieren, Baujachen und sonstige kleinere Gegenstände.
WiIdbad, 23. Aug. Heute veranstaltete der Enzgau der evangelischen Arbeitervereine einen FamilienauSflug nach Wildbad, der in einer stattlichen Versammlung in der Turnhalle auslief. Hierbei hielt Arbeitrrsekretär Fischer- Reutlingen einen nahezu 2stündigen Vortrag über die staatliche Arbeiterversicherung. Von 8 Uhr ab kam außerdem noch eine Reihe prächtiger Lichtbilder von 1870/71 und ein lebendes Bild von Andreas Hofer zur Vorführung. Verschiedene musikalische Beigaben, sowie einige treffliche Chöre des Neuenbürger Arbeitervereins bildeten einen schönen Rahmen und brachten Stimmung und edle Geselligkeit. Der Vorstand des GauS, Gärtner Gentnei-Schwann, gab in launigen Worten seiner Freude über den stattlichen Besuch und dem Dank der Versammlung Ausdruck. Zum Schluß wies Arbeitersekreiär Fischer darauf hin, daß uns eine große Aufgabe darin erstehe, auf den Erfolgen 1870 fußend und zur äußeren Einigkeit die innere Einheit des Volkes zu erkämpfen und die starke vaterländische und freiheitliche Gesinnung eines Hofer hineinzutragen.
Wildbad, 25. Aug. Die Bergbahn hat bis einschließlich letzten Sonntag eine
Einnahme von insgesamt 46000 Mk. za verzeichnen^
MnterHaLterröes.
Schloß Schönfeld.
Erzählung von Franz Teller.
(Forts.) (Nachdr. verboten.
„Würden der Herr Baron nicht einmal versuchen. den Herrn Mehlburger anzuzapfen?"
„Das kommt noch," lachte Cuno, augenblicklich wäre es eine Dummheit. Nein, Müller- chc», nur heraus mit den Goldfüchsen. Mich fängt die Geschichte hier an zu langweilen. Ich will heute abend nach der Stadt fahren, und mit alten Freunden ein kleines Jeuchen machen, hoffentlich trägt'S eia paar hundert Taler ein."
„Ach, denken Herr Baron doch an Ihre Zukunft," seufzte der Kammerdiener, „und enthalten sich einige Zeit lang aller Passionen. Das Mädchen ist die einzige Erbin Schönfelds und des ganzen Vermögens und der Alte wird stolz darauf sein, seine Tochter als Baronin zu sehen."
„Horrible Idee, das elegische Gänschen zu heiraten. Aber Recht hat er, Müller, können dann wieder auf Schönfeld residieren, he? Den alten Bierbrauer wollen wir dann bald rauS- graulen —"
Langsam schritten die Beiden weiter.
In der Nähe der Grabkapelle harkte Gottfried den Fußweg.
Mil leichtem Schritt kam Else daher und grüßte den Alten freundlich. Er zog die Mütze und dankte.
„So fleißig, Gottfried?"
„Muß wohl, Fräulein, wenn der Park sich präsentieren soll."
„Sie waren in der Stadt? Wie befindet sich Fräulein von Godsbcrg?"
„O, sie ist munter."
„Und -?"
Gottfried sah sie an und wartete auf die Fortsetzung dieses „und." Etwas zögernd kam es endlich heraus:
„Werden die Geschwister ihren Bruder nicht einmal hier besuchen?"
„Schwerlich, Fräulein.*
„So!"
Sie mochte den Alten nicht nach den Gründen fragen, schwieg und sah sinnend vor sich hin.
Endlich sagte sie: „Sie haben wohl Herrn und Fräulein von GodSberg sehr lieb Gottfried?"
„Das weiß ,Gott, Fräulein, ich ließe mich für sie totschlagen."
„Er ist wohl sehr stolz, der junge Herr Baron?"
„Er ist ein echter nnd rechter Edelmann, Fräulein, und so stolz, wie eS sich für einen solchen ziemt, das heißt, er wird nie einen Flecken auf seiner Ehre dulden."
„Da» ist schön," sagte sie langsam und fuhr dann fort: „Baron Cuno ist ein ungewöhnlich liebenswürdiger Kavalier."
Gottfried -warf einen scharfen Blick unter seinen buschigen .Augenbraue« hervor auf ihr Gesicht und sagre trockenen Tones: „O ja."
Der Alte war sehr wortkarg, und Zartgefühl hielt sie zurück, weiter zu forschen. Nach einer Weile sagte sie: „Sie find gewiß mit der Geschichte der GodSberg vertraut, Gottfried. Dort, in. deren Ruhestätte ist mir ein in einer Ecke stehender schmuckloser Sarg ausgefallen der keinen Namen, kein Wappen trägt. Können Sie mir sagen, wessen Ueberreste er birgt?"
Der Greis stemmte die Harke zu Boden und enlgegnete: „O ja, Fräulein, daS ist der Sarg Helenes von GodSberg."
„HeleneS von GodSberg?"
„Ja, der Schwester des verstorbenen Herrn."
„Dieser einsam stehende, gewissermaßen zur Seite gestellte Sarg flößte mir, als ich im Mausoleum umherwandelte, ein Gefühl von Mitleid ein. Ich fragte Baron Cuno danach, aber er schien wenig davon zu wissen, er meinte, eS wäre da irgend ein dunkler Punkt in der Familiengeschichte, von dem er nur zufällig Andeutungen erhalten, wohl nicht ,ganz ehrenvoll füi die Entschlafene."
Gottfried stieß die Harke zornig auf den Boden und sagte mit tiefem Ernst«: „Helene
von GodSberg war da» edelste und teste Wesen, welcher diese Erde je getragen hat. Di» Armen nannten sie nur den Engel von Schönfeld."
„Eie sprechen ja ganz begeistert, Gottfried."
»Ja, Fräulein, daS tue ich auch. Wenn ich je ein Menschenkind verehrt habe, so unser Fräulein. Fast fünfzig Jahre sind vergangen, seit jener Zeit, aber noch sehe ich fi« wie eine Lichterscheinung hier umherwandeln und die Bank, auf der sie so gerne einsam weilte, habe ich heilig gehalten, oll die lange Zeit über."
„Und sie starb in früher Jugend?"
»Ja»" sagte er nachdenklich, „sie starb in früher Jugend."
„Ich will Sie nicht veranlassen, Familien- gehrimaifse auSzuplauderii, auf welche Buron Cuno hindeutete, aber nach Ihren Worten wundert eS mich noch wehr, daß der Sarg jo wenig achtungsvoll zur Seite gestellt ist."
„ES liegt eine gar traurige Geschichte hier zugrunde, Fräulein, und ich kann sie nicht er- zählen, aber sie wird zutage kommen."
(Forts, folgt.)
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