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Amtsblatt
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Hi»xu: Illustriertes Sonntagsblatt und mährend der Saison: Amtliche FremdrnlistH.
Nr. 97. I Samstag den 22- August 1908- j 44. Jahrgang"
Wunöfchau.
— Bei der Allg. Rentenanstalt sind nunmehr 2 Millionen Mk. für Graf Zeppelin ein- gcgangen.
Neuenbürg, 19. Aug. Da» neue Be- zirkskrankenhaus auf der Höhe zwischen hier und Gräfenhausen, mit besten Bau erst in diesem Frühjahr begonnen wurde, steht nun in feiner ganzen Größe und Ausdehnung mit vier Front nach der Stadt da. Nachdem die Maurerarbeiten in verhältnismäßig kurzer Zeit gefördert waren, konnten in den letzten 14 Tagen die Zimmermeister den Dachstuhl errichten und es konnte nun da» Richtfest stattfindrn, wobei den Arbeitern seiten» der Verwaltung eine Gabe in Geld gespendet würde.
Heilbronn, 19. August. Heute früh kurz vor 8 Uhr brach in den am Südbahnhof von Heilbronn gelegenen NahrungSmittelsabriken von T. H. Knorr A.-G. au» bisher noch unaufgeklärter Ursache ein Feuer aus, das ein Ge- "bäüde, in dem hauptsächlich Futtermittel her. gestellt werden, zum größten Teil zerstörte. Den gemeinsamen Anstrengungen der städtischen und der Fabrikfeuerwehr gelang es nach mehr- ständiger Tätigkeit, da» Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Der Betrieb erleidet durch den Brand keine Stockung. Verbrannt sind außer dem einen Gebäude beträchtliche Vorräte an Haberprodukten, doch ist der Schaden durch Versicherung gedeckt.
Reutlingen, 10. August. Der Vorstand der Handwerkskammer Reutlingen hielt am 5. ds. Mt», eine Sitzung mit umfangreicher Tagesordnung ab, deren Verhandlungen wir u. a. folgendes entnehmen: Ein Antrag des Gewerbevereins Reutlingen auf Reform des Lehrplans der allgemeinen Fortbildungsschule und Ausdehnung der Schulpflicht von 2 auf 3 Jahre, wird nach eingehender Besprechung dahin entschieden, daß die Kammer vorläufig eine abwartende Stellung einnrhmen will. Einen Hauptgegenstand der Beratung bildete die Stellungnahme zu dem von uns bereits erwähnten Antrag der bayr. Regierung im BundeSrat auf Einführung des Be- dürsnisnachweiseS für das Hausiergewerbe. Die angestellten Erhebungen ergaben für den Kämmerbezirk eine außergewöhnlich hohe Anzahl von Hausierern. Demgegenüber wurde hervorgehoben, daß die neuzeitliche Entwicklung von Handel und Verkehr das Hausiergewerbe mehr und mehr entbehrlich mache, indem auch in den entlegenen Gegenden für Befriedigung aller Lebensbedürfnisse ausreichend Fürsorge getragen sei. Ebenso könne heute die Großindustrie für den Absatz ihrer Erzeugniss- den Hausierhandel völlig entbehren. Außerdem aber sei die Gefährdung der öffentliche» Sicherheit und Ordnung, die Belästigungen nnd Uebervorteilungcn des kaufenden Publikums durch die Hausierer in Betracht zu ziehen. Beschlossen wurde sodann, den Antrag Bayerns in dem Sinne zu unterstützen, daß der Bedürfnisnachweis für das Hausiergewerbe in ganz Deutschland einheitlich ein- gesührt werde. Weitere Gegenstände betrafen die Aendernng der Gesellenprüfungsordnung, die VorbereitnngSkurse der Handwerks
kammer ans die Meisterprüfung, den deutschen Handwerks- und Gewerbekammertag in Breslau und die Errichtung einer Zwangsinnung für das Friseurgewerbe für die Oberämter Nagold, Freudenstadt, Horb. Calw und Neuenbürg.
Ans Baden, 18. Aug. Der wegen bes Raubmords am Glaswaldsee verfolgte Schneidergeselle Alfred von Jahnson aus Riga, wie er sich nennt, war am 31. Juli nach Griesbach gekommen, nachdem er bis zum Tage vorher in Reichenbach bei Lahr gearbeitet hatte. Am Tage de» Raubmord», an dem als dem MariahimmelfahrtSlage nicht gearbeitet wurde, ging er morgen» auf die LiUstädter Höhe spazieren. und traf dort mit seinen Opfern zusammen. Er war mit einer Browningpistole und vielen Patronen ausgerüstet. Mit heuchelnder Begeisterung soll er die Fremden auf einige landschaftliche Glanzpunkte aufmerksam gemacht haben. Das Seenfer hatte er offenbar deshalb zur Tat au«ersehen, um die Opfer im Wasser verschwinden zu lassen. Nach der Tat begab er sich nach Griesbach zurück und gesellte sich ungeniert zu dem Publikum einer Musikkapelle. Abends sprach man bei seinem Meister über die Tat. Er meinte, in Rußland seien solche Dinge häufig, da rege man sich nicht mehr darüber auf. Dem Meister bot er seine Taschenuhr zum Kauf an. Bald darauf kleidete er sich um, vertauschte seinen Strohhut mit einem Filshut und fuhr von Oppenau nach Lahr, wo er am 20. v. MtS. in einer Druckerei Visitenkarten bestellt hatte. Diese holte er ab. Am Sonntag Abend reiste er alsdann nach Straßburg wo seine Spur verloren ging. Er spricht gebrochen deutsch mit fremdländischem Akzent. In Berlin will ec als Zuschneider gearbeitet haben. Bei seinen in Griesbach zurückgelassenen Effekten fand man zwei von seinem Bruder stammende Brief» in russischer Sprache. Der Mord erregt allenthalben großes Aufsehen und weckt auch die Befürchtung, daß der Schwarzwald, in dessen Bädern und Sommerfrischen so viele Gäste Gesundung und Erholung finden, schwer geschädigt werden könnte, wenn da» Leben der Fremden nicht mehr gesichert wäre. Beruhigend nach dieser Richtung wirkt die Tatsache, daß der Mörder kein Ein- heimischer, sondern ein von weither zugereister Strolch ist; gegen solche Gesellen kann sich kein Platz der Welt ausreichend genug schützen.
Karlsruhe, 20. Aug. Der Mörder des Fabrikbesitzers Enzheimer, der Schneider Jan- son, wurde laut Meldung der Staatsanwaltschaft heute nachmittag in Gens verhaftet. Tr trug noch die Kette und die Uhr des Ermor- beten bei sich.
Donaueschingen, 18. Aug. ES hat große- Befremden erregt, daß der Fürst von Fürstenberg dem Fenerwehrkommandanten von Triberg, Eisele, auf dem Brandplatz in Do- naueschingen in der Erregung eine Ohrfeige gab, weil der Komandant sich weigerte, einen „Befehl* auszuführen. (Es handelte sich um Eindringen in ein vor dem Zusammenbruch stehende« Haus.) Der Fürst bot andern Tags eine große Geldsumme zur Sühne, die jedoch abgelehnt wurde. Jetzt hat die leidige Ange
legenheit nun doch ihre gütliche Erledigung gefunden. Der Fürst von Fürstenberg hat am 17. ds. dem Kommandanten der Triberger Feuerwehr und einer Abordnung des Feuer- wchrkorp» persönlich Abbitte geleistet.
— Der Gesamtschaden, der durch den Do- naueschinger Brand entstanden ist, beläuft sich nach amtlichen Feststellungen auf ca. 4 300000 Mk. Der Brandschaden von Gebäuden allein beträgt ca. 220 000 Mk; an Bargeld sind 622 000 Mk. verbrannt.
Aus Baden, 10. Aug. Bankier C. Ordt, ehemaliger Leutnant der Straßburger Husaren, begann gestern mittag in Rastatt mit den Flugversuchen, mit seiner nunmehr betriebsfertigen Flugmaschine, auf dem hiesigen Exerzierplatz. ES handelt sich vorerst um Schnelligkeitsproben auf festem Boden, welche nach Aussage Ordt's noch einige Tage ausgeführt werden, bevor din Aufstieg 'geplant ist. Die Maschine erreichte eine große Geschwindigkeit und ließ sich gut steuern. Uw 6 Uhr mußten die Versuche unterbrochen werden, da sich das Hintere Laufrud infolge Warmlaufen» festgesetzt hatte. Der Schaden war in einer Stunde behoben. Heute sollen die Versuche fortgeführt werden.
München, 18. August. Der Magistrat der Stadt München hat in Uebereinstimmung mit dem Kollegium der Gemeindebevollmächtig, ten heute den Betrag von 5000 Mk. für Donaueschingen genehmigt. Aus der Sammlung der „Münchenrr Neuesten Nachrichten" wurden ebenfalls 5000 Mk. nach Donaueschingen gesandt. Weiter hat der Magistrat zur Förderung von Zeppelins Lebenswerk zu seiner persönlichen Verfügung 5000 Mk. be- willigt. Die Sammlung in München ergab bis jetzt 82,640 Mk.
»Dresden, 19. Aug. Der nach Veruntreuung von 233000 Mk. flüchtig gewordene Kassierer Eckert von der Dresdener Bank wurde in einem Hotel in Schandau erhängt aufgefunden.
Br es la u, 18. August. Der Schles.Ztg. zufolge stiftete Fürst Christian Krast zu Hohen- lohe-Oehringen, Herzog von Ujest, 10,000 Mk. für den Zeppelinfonds.
Berlin, 19. Aug. Die Hochzeit des Prinzen August Wilhelm wird, wie nunmehr feststeht, am 22. Oktober ds. I. stattfinden und zwar wird die Braut, Prinzessin Alexandria Viktoria zu Schleswig-Holstein Sonderburg-Glücksburg bereit« am 20. Oktober in Berlin eintreffen und mit ihrer Mutter im Schloß Bellevue Wohnung nehmen. Von dort aus findet am gleichen Tag» und in derselben Weise wie s.jZt. bei der Kronprinzessin Cecilie der feierliche Einzug in Berlin statt.
— Der Kaiser hat, dem Berliner Tagebl. zufolge, an die Verwaltnng des Achilleion in Korfu den Auftrag ergehen lassen, für eine umfassende Erweiterung des Schlosses Sorge zu tragen. Go sehr der Kaiser von seinem letzten Aufenthalt auf Korfu befriedigt war, so wenig genügen ihm die WohnunSSverhält- nisse in Archilleion. Er hat daher für die Vermehrung, Erweiterung und Bcfferausstat- tung der Wohnräume die Summe von 500000 Mk. auswerfen lassen. Die Arbeiten sollen so rasch durchgeführt werden, daß ver Kaiser schon